Liebeswahn by Michi
Summary: Ein Mord, der anfangs nach einen Routinefall aussieht, verwandelt sich bald in einen hartnäckigen Fall, als bald darauf eine zweite Leiche auftaucht. Als wäre das nicht schon schlimm genug, muss das NCIS Team auch noch mit Detective Jack Edwards vom Morddezernat zusammenarbeiten, der noch immer nicht seine Augen von Tony lassen kann. Und in der Zwischenzeit kommt der Mörder seinem wahren Ziel immer näher: Tony!
Categories: Slash Characters: Abby Sciuto, Anthony DiNozzo, Donald Mallard, Jenny Shephard, Jimmy Palmer, Leroy Jethro Gibbs, Ron Sacks, T.C. Fornell, Timothy McGee, Ziva David
Genre: Action, Drama, Established relationship, Humor, Hurt/Comfort, Romance
Pairing: Gibbs/DiNozzo
Warnings: None
Challenges:
Series: None
Chapters: 15 Completed: No Word count: 54954 Read: 89293 Published: 09/25/2007 Updated: 02/10/2008
Story Notes:
Diese Story spielt fast ein Jahr nach "Ein harter Winter" und ich schreibe (mal wieder^^) aus der Sicht von Tony.

Da ich ab 1. Oktober mein Praktikum beginnen werde, werde ich nicht sooft zum Schreiben kommen. Von daher habt ein wenig Geduld, wenn es mit dem nächsten Teil ein wenig länger dauern sollte.

So, jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen

1. Chapter 1 by Michi

2. Chapter 2 by Michi

3. Chapter 3 by Michi

4. Chapter 4 by Michi

5. Chapter 5 by Michi

6. Chapter 6 by Michi

7. Chapter 7 by Michi

8. Chapter 8 by Michi

9. Chapter 9 by Michi

10. Chapter 10 by Michi

11. Chapter 11 by Michi

12. Chapter 12 by Michi

13. Chapter 13 by Michi

14. Chapter 14 by Michi

15. Chapter 15 by Michi

Chapter 1 by Michi
Washington D.C.
Mittwoch, 13. August
18:37 Uhr


Die Sonne bahnte sich zaghaft einen Weg durch die graue Wolkenschicht, durch die man Teile des blauen Sommerhimmels sehen konnte. Den ganzen Tag über hatte es stark geregnet, aber pünktlich zu Feierabend hatte sich das Wetter entschieden, etwas trockener zu werden und selbst der stürmische Wind hatte ein wenig nachgelassen. Die Blätter, die von den Bäumen geweht worden waren, wurden von der Straßenmeisterei eingesammelt, damit sie aus den Straßen keine Rutschbahnen machen konnten. Der Asphalt dampfte leicht, als das Wasser anfing zu verdunsten und hüllte alles in einen feinen Nebel. Allerdings würde es nicht lange dauern, bis die wenigen Sonnenstrahlen erneut von Wolken verdeckt werden würden – die nächste Regenfront war bereits im Anmarsch.
Jethro und ich gingen Hand in Hand durch das große Einkaufszentrum, das auf dem direkten Weg zu uns nach Hause lag. Wir mussten uns buchstäblich durch die Menschenmassen zwängen, da die meisten Leute untertags arbeiteten und nur den Abend zum Einkaufen zur Verfügung hatten. Hin und wieder konnte es lästig sein, wenn man ständig Gefahr lief, jemanden anzurempeln oder angerempelt zu werden.
Morgen würde es ein Jahr werden, dass wir verheiratet waren, was auch der Grund war, warum wir uns an diesem Ort befanden – um unseren Vorrat an Gleitgel aufzustocken. Mein Versprechen, jeden Abend Liebe mit Jethro zu machen, verursachte einen hohen Verbrauch an Gleitmittel und wir mussten mindestens einmal im Monat Nachschub besorgen. Die einzigen Male, wo wir nicht miteinander geschlafen hatten, waren, wenn wir einen wirklich schwierigen Fall gehabt hatten, der uns auch nachts im Büro festgehalten hatte. Und als ich mir im Winter kurz nach Weihnachten eine Grippe eingefangen hatte, die dazu geführt hatte, dass ich fast eine Woche lang mit Fieber, Schnupfen und Husten im Bett gelegen hatte.
Meinen Vorschlag von einem Blowjob hatte Gibbs abgelehnt und gemeint, ich solle meine Kräfte sparen und wenn ich schnell wieder gesund wurde, würde er mich anschließend so lange mit seinem Mund verwöhnen, dass ich Sterne sehen würde – vier Tage später war ich mit einem breiten Grinsen ins Büro gekommen, zwar mit noch immer einer leichten Erkältung, aber mit dem Gefühl, den besten Blowjob in meinem Leben erhalten zu haben.
Wir waren mittlerweile über zwei Jahre zusammen und es wurde nach wie vor nicht langweilig mit meinem Mann zu schlafen, unser Liebesleben war ziemlich abwechslungsreich, da wir genug herumexperimentierten. Ich war weiterhin manchmal überrascht, dass Gibbs im Bett so verspielt sein konnte und er sagte zu den Vorschlägen meinerseits nie nein, sondern meinte jedes Mal, dass wir es ausprobieren sollten und wir würden anschließend sehen, ob es uns gefiel oder nicht – und uns gefiel jede Menge.

Fast ein Jahr waren wir verheiratet und ich bereute es keine Sekunde lang, diesem Mann das Jawort gegeben zu haben. Mit unseren Flitterwochen hatte er mir die größte Freude in meinem Leben bereitet und dafür gesorgt, dass ich meinen 34. Geburtstag nie wieder vergessen würde. Die Drehorte von Magnum zu besichtigen war wie ein lang gehegter Traum gewesen, der endlich in Erfüllung gegangen war. Der rote Ferrari mit eigenen Augen zu sehen, war unbeschreiblich gewesen, geschweige denn die kurze Spritztour, die ich unter Aufsicht hatte machen dürfen. Das Foto, das Jethro kurz danach gemacht hatte und bei dem ich gegen den roten Flitzer gelehnt dastand, hatte einen Ehrenplatz auf dem Kamin im Wohnzimmer gefunden – gleich neben einem Bild von unserer Hochzeit.
An diesem Tag war ich wie ein kleines Kind gewesen und Gibbs hatte meine begeisterten Erzählungen von diversen Folgen bemerkenswert ruhig über sich ergehen lassen, hatte sich nicht beschwert, wenn ich ihm alles über die einzelnen Drehorte berichtet hatte, was ich wusste. Er hatte mich gewähren lassen und sich sichtlich darüber gefreut, dass er mir solch eine Freude bereiten hatte können. Und ich hatte ihm dafür gedankt – jeden Abend im letzten Jahr und besonders in der Nacht nach der Setbesichtigung. Wir waren nicht zum Schlafen gekommen und ich hatte meinen Ehemann dafür entschädigt, dass er sich mein ständiges Gequassel von Magnum über sich ergehen hatte lassen.
Eines der Sachen, die mir an dem luxuriösen Fünfsterne Hotel gefallen hatte, waren die dicken Wände gewesen, sodass wir nie aufpassen hatten müssen, ob wir nicht vielleicht zu laut waren und dabei unsere Zimmernachbarn störten.
Unser Hotel war überhaupt das Schönste gewesen, in dem ich je Urlaub gemacht hatte. Es war direkt an einem kilometerlangen weißen Sandstrand gelegen, an dem es Palmen, so weit das Auge reichte, gegeben hatte und ein so blaues Meer wie ich es noch nie gesehen hatte. An unserem dritten Tag auf Hawaii hatten wir nach einem halbstündigen Strandspaziergang eine kleine einsame Bucht entdeckt, wo wir uns schließlich leidenschaftlich geliebt hatten. Es war unglaublich gewesen, den feinen Sand unter meinem Rücken zu spüren, das Rauschen des Meeres zu hören, das sich mit unserem lustvollen Stöhnen vermischt hatte – es war kein Tag vergangen, an dem wir nicht diese Bucht aufgesucht hatten, um unsere Zweisamkeit fernab der anderen Urlauber zu genießen.
Zwei wundervolle Wochen hatten wir nicht an die Arbeit gedacht, hatten unsere Handys kein einziges Mal eingeschaltet, waren praktisch für alle unerreichbar gewesen. Nur für äußerste Notfälle hatten wir die Nummer des Hotels zurückgelassen, aber wir waren ungestört geblieben. In diesen 14 Tagen hatte es nur Jethro, mich und unsere Hochzeitsreise gegeben, die gleichzeitig auch unser erster richtiger gemeinsamer Urlaub gewesen war – beide hatten wir bis heute keinen einzigen Tag davon vergessen. Wir hatten massenhaft Fotos gemacht, ein paar davon gerahmt und in verschiedenen Räumen unseres Hauses aufgestellt oder aufgehängt – den Rest hatten wir in ein großes Album geklebt, das wir von Zeit zu Zeit hervorholten, um gemeinsam in den Erinnerungen zu schwelgen.

Nach unserer Hochzeitsreise hatten wir noch eine Woche frei gehabt, um uns wieder langsam an den Alltag zu gewöhnen und auch mit allen anderen meinen Geburtstag nachzufeiern. Abby hatte jedes noch so kleine Detail unserer Flitterwochen wissen wollen und einen träumerischen Ausdruck in ihren Augen bekommen, als ich die kleine Bucht erwähnt hatte. Als Dank, dass sie es ermöglicht hatte, dass ich die Drehorte von Magnum besuchen hatte können, hatte ich ihr einen riesigen Strauß schwarzer Rosen und einen dicken Kuss auf die Wange geschenkt, was sie mit einem freudigen Strahlen quittiert hatte.
Die freie Woche hatten Gibbs und ich genutzt, um alle Räume unseres Hauses gebührend einzuweihen und selbst der Swimmingpool war nicht verschont geblieben. Wir hatten das Glück, dass unser Garten von hohen Hecken von den Nachbarn abgeschirmt wurde und somit hatten wir nur aufpassen müssen, nicht allzu laut zu sein. Randy und Jacob hatten einmal gemeint, wir müssten uns nicht zurückhalten, was die Lautstärke betraf, aber da gab es noch die alte Mrs. Jenkins, die sicher nicht erfreut darüber wäre, würden unsere Schreie sie bei ihrer nachmittäglichen Routine auf ihrer Terrasse stören – Kreuzworträtsel lösen. Sie war zwar erfreut, dass zwei solche Augenweiden von Männern – wie sie es einmal ausgedrückt hatte – neben ihr wohnten, aber sie wäre sicher nicht davon begeistert, wenn ihre Nachbarn wilden Sex im Swimmingpool hatten, während sie ihre täglichen Kreuzworträtsel löste. Deswegen hatten wir uns gegenseitig zum Schweigen gebracht, indem wir uns in den Körper des jeweils anderen verbissen hatten – mit dem Ergebnis, dass wir im Nachhinein mit ein paar leichten Gebissabdrücken und Knutschflecke übersät gewesen waren.

Der Alltag hatte uns leider viel zu schnell wieder eingeholt und bereits an unserem ersten Tag nach unserem Urlaub hatten wir einen schwerwiegenden Fall bekommen, der uns gezeigt hatte, dass wir nicht immer Berufliches von Privatem trennen konnten. Es kam öfters vor, dass wir noch nach Feierabend weiterdiskutierten und uns Gedanken über die gefundenen Spuren machten, während wir gleichzeitig das Abendessen zubereiteten. Auch zog sich Jethro in seinen Bastelkeller zurück, wenn er nachdenken wollte und ich akzeptierte es, wenn er einmal alleine sein wollte. Aber umso mehr freute es mich, wenn er nach einer oder zwei Stunden wieder nach oben kam, um mit mir den restlichen Abend zu verbringen.
Allerdings war nicht einmal unsere Beziehung vor kleineren Streits gefeit und wir hatten hin und wieder unsere Meinungsverschiedenheiten, vor allem, wenn es darum ging, irgendwelche Dinge zu reparieren. So hatte ich einmal die ganze Waschküche unter Wasser gesetzt, als ich den Wasseranschluss herrichten hatte wollen, der verstopft gewesen war. Jethro war der Ansicht, dass ich manches nur noch kaputter machte, anstatt es zu reparieren und ließ mich nicht einmal mehr die Wäsche waschen, nachdem ich es geschafft hatte, sein Lieblingspoloshirt eingehen zu lassen.
Die kleinen Streits waren sogar ein wenig erfrischend und im Nachhinein hatten wir jedes Mal äußerst leidenschaftlichen Sex und dass meistens nicht einmal im Schlafzimmer, sondern gleich dort, wo wir uns versöhnt hatten. Zu meiner großen Erleichterung hatten wir noch nie einen richtig großen Ehekrach gehabt und ich hoffte, dass dieser auch nie kommen würde. Aber bei so großen Sturköpfen wie wir es waren, konnte es schon mal passieren, dass wir aneinandergeraten würden.
Etwas, das ich mir nicht abgewöhnt und das mir teilweise spöttische Bemerkungen von anderen Agenten eingebracht hatte, war, dass ich Gibbs weiterhin Boss nannte, wenn wir arbeiteten. Es war eine jahrelange Angewohnheit, die ich nicht einfach so ablegen konnte. Er war mein Vorgesetzter und ich wusste, nur weil wir jetzt verheiratet waren, hieß das nicht, dass ich ihm als Agent gleichgestellt war. Das hatte ich bereits vor über zwei Jahren akzeptiert, als wir ein Paar geworden waren, auch wenn seine Befehle an mich von liebevollen Blicken begleitet wurden, oder er meine Hand streichelte, wenn er sich an meinem Tisch zu mir herunterbeugte, um sich anzuhören, welche Informationen ich gefunden hatte. Regel Nummer 12: Gibbs und ich hatten bewiesen, dass Liebe zwischen Kollegen durchaus funktionieren konnte…

Jethro und ich verließen den stetigen Menschenstrom auf dem weitläufigen Flur des Einkaufszentrums und betraten den Sexshop. Es war einer der Größten, in dem ich in meinem gesamten Leben überhaupt gewesen war und man konnte hier fast alles kaufen, was das Herz begehrte. Es gab über ein Dutzend Regale mit den verschiedensten Artikeln und Pornofilmen und eine eigene Abteilung für Reizwäsche, die Männer verrückt machen sollten, wenn sie Frauen trugen.
Das gesamte Geschäft war geschmackvoll eingerichtet, mit purpurnen Wänden, an denen große Poster von nackten Frauen hingen und die Kunden stimulieren sollten. Dazwischen waren bunte Federschals angebracht, die man ebenfalls kaufen konnte. Im Hintergrund lief leise Musik, die man gut und gerne in einem Pornofilm einbauen hätte können.
Außer uns befanden sich noch sechs weitere Personen in dem Geschäft, die aber alle von den fast kopfhohen Regalen verdeckt wurden. Darlene, die Besitzerin des Ladens, die auch gleichzeitig Verkäuferin war und die sich in Halbtagesschichten mit einer anderen Frau abwechselte, lehnte an der Verkaufstheke und blätterte gelangweilt in einem Magazin. Bei unserem Eintreten hob sie allerdings ihren rotblonden Schopf von der Klatschzeitschrift und schenkte uns ein breites Lächeln, als sie uns erkannte. Darlene war eine Schönheit, hatte große Brüste, die mich noch vor Jahren mehr als angeturnt hätten und hatte ihren wohl geformten Körper in ein ledernes Oberteil und eine enge schwarze Jeans gezwängt. Sie flirtete mit allem, was zwei Beine hatte und halbwegs gut aussah – egal ob Männer oder Frauen.
Wie sie uns bei fast jedem Einkauf versicherte, gehörten wir zu dem kleinen Kreis ihrer Lieblingskunden und sie freute sich jedes Mal, wenn sie uns sah. Besonders Gibbs' blaue Augen hatten es ihr angetan - ein Blick von ihm genügte und ihre gepuderten Wangen überzogen sich mit einem Hauch von Rot. Aber so gerne sie auch flirtete, sie würde nie etwas mit einem ihrer Kunden anfangen, die vergeben waren.
Ich erwiderte automatisch ihr Lächeln und winkte ihr fröhlich zu, wurde aber gleich darauf von Jethro mitgezogen, der auf das Regal mit den Gleitgels zusteuerte, so als ob er keine Zeit verlieren wollte. Den ganzen Tag über hatte er mich bereits oft angeblickt, wenn er gedacht hatte, ich würde es nicht merken. Aber da Akten nicht einmal annähernd so interessant waren wie mein Ehemann, hatte ich ihn meinerseits immer wieder verstohlen gemustert. Dass seine Augen ständig an meinem Körper geklebt hatten, war wohl darauf zurückzuführen, dass ich heute ein schwarzes Hemd trug – gut, dass ich ihm nicht erzählt hatte, dass ich keine Boxershorts unter meiner Jeans trug, sonst hätte er mich wahrscheinlich gleich in den nächstbesten Konferenzraum gezerrt und wäre über mich hergefallen. Es kam nicht oft vor, dass ich keine Unterwäsche trug, aber heute Morgen war mir irgendwie danach gewesen und ich freute mich jetzt schon auf Jethros überraschtes Keuchen, wenn er mir die Hose ausziehen würde.

Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, das gleich darauf noch breiter wurde, als wir bei den verschiedenen Gleitmittel angekommen waren und ich bemerkte, dass Darlene wohl vor kurzem eine neue Lieferung bekommen hatte. Ich ließ meinen Blick über die verschiedenen Tuben huschen, bis meine Augen bei einer hängen blieben und ich unwillkürlich schluckte, als ich die Aufschrift las.
„Klasse", sagte ich begeistert, schnappte mir den Behälter und hielt ihn Jethro hin. „Kokos?" fragte er und hob seine Brauen. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir Gleitgel mit Geschmack kaufen würden, aber bisher hatte ich noch nie eines mit Kokos gefunden. „Das riecht und schmeckt sicher lecker", antwortete ich, öffnete den Verschluss und schnupperte daran, nur um es Gibbs gleich darauf unter die Nase zu halten. Er sog den Duft kurz ein und konnte sich ein zustimmendes Brummen nicht verkneifen. „Aber ich habe noch etwas viel Besseres", meinte er, schnappte sich seinerseits eine Tube und hielt sie mir hin – eine Sekunde später musste ich mir eine Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen.
„Wir müssen unbedingt etwas gegen deine Koffeinsucht machen", brachte ich ein wenig atemlos hervor und beobachtete amüsiert, wie Jethro die Tube öffnete und genüsslich den Duft einsog. „Da ist doch kein Koffein enthalten." „Nein, aber es schmeckt nach Kaffee. Ich fasse es nicht, dass es überhaupt so etwas gibt. Hast du Darlene gegenüber etwa erwähnt, dass du Kaffee liebst?" Er schloss den Verschluss wieder, stellte die Tube aber nicht zurück. „Nein, habe ich nicht. Aber es gibt etwas, das ich noch mehr liebe als Kaffee", fügte er eine Sekunde später hinzu und zog mich mit seiner freien Hand zu sich heran, um mir einen zärtlichen Kuss zu geben.
Auf meinen Lippen bildete sich ein liebevolles Lächeln und ich drückte ihm meinerseits einen kurzen Kuss auf die Wange, als er mich wieder losgelassen hatte. „Was hältst du von dem Vorschlag, wenn wir heute vorfeiern?" fragte ich, stellte die Tube mit dem Gleitgel, das nach Kokos schmeckte, zurück und nahm dafür eine Extragroße. „Du willst unseren Hochzeitstag vorfeiern?" Gibbs hob erneut seine Augenbrauen, schien aber von der Idee nicht abgeneigt zu sein. „Nun ja", meinte ich und schlang einen Arm um seine Taille. „Wenn ich es mir so recht überlege, feiern wir doch eigentlich jeden Abend, oder?" Meine Frage entlockte ihm ein leises Lachen und ein weiteres zustimmendes Brummen.
„Wir können ja Kokos und Kaffee nehmen", sagte Jethro, stellte die Tube, die er in der Hand hatte, wieder zurück und schnappte sich ebenfalls eine Extragroße. „Klasse, dann können wir auch gleich nachfeiern", erwiderte ich begeistert und erhielt erneut ein Lachen. Ich liebte es über alles, wenn ich es schaffte, die fröhliche Seite von ihm hervorzuholen und wenn das amüsierte Funkeln in seine Augen trat. Ein Jahr Ehe und kein Zeichen davon, dass es langweilig wurde oder dass meine Liebe abgekühlt wäre. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich jemals in einer derartigen Partnerschaft so aufblühen würde, dass ich glücklich war, nur an einen einzigen Menschen gebunden zu sein. Jethro war weiterhin mein Ein und Alles und ich würde ihn noch immer nicht gegen nichts in dieser Welt eintauschen.

„In Ordnung, wir nehmen beide", sagte ich schließlich und wollte bereits zur Kasse gehen, als etwas ein paar Meter weiter entfernt meine Aufmerksamkeit erregte. Unwillkürlich kam mir eine Idee in den Sinn, die meine Jeans prompt enger werden ließ. Ich zog Gibbs mit mir mit, bis ich das Regal mit den Seidenschals erreicht hatte, das ich kurz vorher bemerkt hatte. Ohne zu überlegen drückte ich ihm die Tube in die Hand und nahm zwei schwarze Schals, die sich einfach herrlich in meinen Fingern anfühlten. „Tony?" fragte er und runzelte seine Stirn. Mit einem verführerischen Lächeln drehte ich mich zu ihm um und trat nahe an ihn heran.
„Die würden sicher hervorragend um deine Handgelenke aussehen, Jethro", sagte ich mit tiefer Stimme und rollte absichtlich das r in seinem Namen. Ein deutlicher Schauer durchlief seinen Körper und er schluckte hart. „Du willst mich ans Bett fesseln?" wollte er ein wenig heiser wissen und ich grinste noch breiter. „Aha", war meine Antwort darauf und ich blickte ihn kokett an. Hatte er als Special Agent und als mein Boss immer über alles die Kontrolle, so gab er diese Zuhause und vor allem im Bett ohne lange darüber nachzudenken, ab. Bis jetzt hatte ich ihn drei Mal ans Kopfteil gebunden und jedes Mal hatte es ihm gefallen, hatte es genossen, mir vollkommen ausgeliefert zu sein und ich wusste, auch diesmal würde er nicht nein sagen.
Gibbs wechselte eine Tube in die linke Hand und nahm mit der rechten einen der Seidenschals. Ein begehrliches Funkeln trat in seine Augen und ließ mich ganz kribbelig werden. „Du darfst mich ans Bett fesseln, wenn du für mich strippst", sagte er und jetzt war es an mir, heftig zu schlucken. Wenn ich mich langsam im Rhythmus von Musik vor ihm auszog, wurde er jedes Mal unglaublich scharf auf mich, aber diesmal würde er nichts machen können, nicht einmal sich selbst streicheln, da er wehrlos ans Bett gefesselt wäre – und Gibbs wusste das ganz genau. An diesem Abend würde ich ihn leicht in die Verzweiflung treiben können.
Ein teuflisches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich nickte, bevor er es sich anders überlegen konnte. „Einverstanden. Du bekommst deinen Strip. Und danach wirst du wie Wachs in meinen Händen sein." „Das bin ich doch immer, Tony", erwiderte er und gab mir den Seidenschal zurück. Seine Worte ließen mein Herz schneller schlagen und eine Welle der Zärtlichkeit überrollte mich. In meiner Hast, meinen Plan, ihn in die Verzweiflung zu treiben, in die Tat umzusetzen, drehte ich mich um und stieß dabei mit einem Mann zusammen, dessen schwarze Haare zurückgegelt waren und dessen dunkle Augen mit einem Eyeliner betont wurden. Er war kleiner als ich, aber sein Körper war muskulös und seine Jeans war mehr als eng, offenbarte, was er zu bieten hatte.
Sein Blick huschte über meinen Körper und er leckte sich über seine vollen Lippen – das Gibbs hinter mir stand, schien er nicht zu bemerken. „Tut mir leid", entschuldigte ich mich, aber er schien das nicht wirklich wahrzunehmen. Stattdessen grinste er mich anzüglich an, was sich auch nicht änderte, als Jethro besitzergreifend einen Arm um meine Taille legte.
„Habt ihr Jungs euch schon einmal überlegt, einen Partnertausch zu machen? Ihr wisst schon, in einen Swingerclub zu gehen? Mein Freund und ich machen das oft und ich kann euch sagen, dass hält eine Beziehung richtig frisch. Wir könnten uns da ja einmal treffen und…" „Sehe ich vielleicht so aus, als ob ich teilen würde?" fragte Jethro und in seiner Stimme schwang unüberhörbar ein drohender Unterton mit. Es wunderte mich, dass der andere überhaupt noch lebte, wo er doch unverfroren zugegeben hatte, mit Gibbs tauschen zu wollen. Ein enttäuschter Ausdruck huschte über das Gesicht des jungen Mannes, aber trotzdem sah er weiterhin so aus, als ob er mich mit seinen Blicken ausziehen würde.
„Es war nur ein Vorschlag", meinte er und zuckte die Schultern. „Danke für das Angebot, aber wir haben kein Interesse", sagte ich in dem Bestreben, die Situation zu entspannen und Jethro davon abzuhalten, dem anderen den Hals umzudrehen. Er wusste, dass er mir vertrauen konnte, trotzdem kam es noch immer vor, dass er eifersüchtig wurde, wenn jemand anfing, offen mit mir zu flirten, vor allem bei Männern. Die pochende Ader an seiner Schläfe gefiel mir überhaupt nicht, weshalb ich ihn mit sanfter Gewalt Richtung Darlene zog, die uns neugierig entgegensah. Ein kurzer Blick über meine Schulter zeigte mir, dass der Jüngere anzüglich auf meine Kehrseite starrte und sich erneut über die Lippen leckte.
„Swingerclub, ich fass es nicht", sagte Gibbs, reichte Darlene die beiden Tuben und ich legte die Seidenschals auf den Tresen. „Eifersüchtig?" fragte sie mit ihrer rauchigen Stimme und schien sich nicht an dem gefährlichen Funkeln in seinen Augen zu stören – stattdessen überzogen sich ihre Wangen prompt mit einem leichten Rot. „Schätzchen, ich kann es dem Kerl nicht einmal übel nehmen. Sie haben einfach ein Prachtexemplar von einem Mann abbekommen." Es war nicht das erste Mal, dass sie Gibbs Schätzchen nannte, andererseits hatte sie für jeden ihrer Kunden diesen Spitznamen. Jethro hatte sich mittlerweile ein wenig daran gewöhnt, dennoch verleitete es ihn ständig zu einem Stirnrunzeln.
„Ein Prachtexemplar ist Tony auf alle Fälle", meinte er dazu und zog mich noch näher an sich heran. „Ich liebe dich auch", sagte ich und drückte ihm einen kurzen Kuss an seinen Hals, was ihm ein Lächeln entlockte. Darlene betrachtete uns versonnen und tippte anschließend die Preise in die Kasse ein. „Habt ihr einen besonderen Anlass, weil ihr heute gleich zwei extragroße Tuben kauft?" fragte sie und kaute auf ihrem Kaugummi herum. „Wir haben morgen unseren Hochzeitstag", antwortete ich und kramte in meiner Hosentasche nach dem Geld. „Ich verstehe. Ihr feiert als vor, morgen richtig und anschließend nach. Aber im Prinzip feiert ihr ja das ganze Jahr, bei der Menge, die ihr ständig einkauft. Ich habe selten ein Paar unter meinen Kunden, das so aktiv im Bett ist." Darlene verstaute die Sachen in einer weißen Papiertüte, die ihren Laden so beliebt machte – Diskretion wurde bei ihr hoch geschrieben. Es war ihr egal, wer ihre Kunden waren und was sie machten und sie fand es ziemlich aufregend, dass wir Bundesagenten waren. Das erste Mal, als wir hierher gekommen waren und sie unsere Waffen gesehen hatte, hatte sie prompt geglaubt, wir wollten sie überfallen - seitdem ließen wir unsere Pistolen im Handschuhfach des Wagens, wenn wir einkaufen gingen.
„Tja, wir können einfach nicht die Finger voneinander lassen", meinte ich gut gelaunt, nahm die Tüte und das Wechselgeld. „Von euch könnte ich meine Finger auch nicht lassen", erwiderte sie und brachte sogar Gibbs zum Lachen. „Kommt bald wieder", fügte sie hinzu und zwinkerte. „Aber sicher doch", meinte Jethro, nahm mich bei der Hand, führte mich aus dem Geschäft und hinein in das Gedränge, das in den letzten Minuten mehr geworden war. Aber das war mir egal, viel zu sehr freute ich mich auf den Abend, der vor uns lag - den jungen Mann und seinen Vorschlag von einem Swingerclub hatte ich bereits wieder vergessen.

Er stand bei dem Regal mit den farbigen Kondomen und hatte alle Mühe, sich nicht Richtung Ausgang umzudrehen und dem Paar hinterherzusehen, das soeben den Shop verlassen hatte. Sein Herz raste, seine Hände waren feucht vor Erregung und seine sonst so weite Hose war viel zu eng geworden. Anthony DiNozzo… es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit der diesen Mann zum letzten Mal gesehen hatte und ihn jetzt so unvermittelt vor sich gehabt zu haben, hatte ihn förmlich aus der Bahn geworfen.
Sie waren nur durch ein Regal getrennt gewesen und er hatte den braunen verwuschelten Haarschopf des Mannes erkennen können - und auch seinen Hintern, als er durch eine Lücke zwischen den Kondomschachteln gelugt hatte. Er hatte die beiden nicht mehr aus den Augen gelassen, hatte sie beobachtet, unfähig, seinen Blick von dem jungen Mann zu lassen, der ihn hin und wieder in seinen Träumen heimsuchte und ihn mit der verführerischen Stimme lockte, mit der er vorhin mit seinem grauhaarigen Freund gesprochen hatte.
Er hatte jedes Wort ihrer Unterhaltung mitbekommen, angefangen von der kleinen Diskussion, welches Gleitgel sie kaufen sollten, bis hin zu der Sache mit den Seidenschals. Bei der Vorstellung, dass er es wäre, der Anthony an ein Bett fesseln würde, hatte er innerhalb von Sekunden einen Steifen bekommen, der ihn zwang, hinter diesem Regal stehen zu bleiben, wollte er nicht, dass alle anderen mitbekamen, dass er mehr als erregt war. Deshalb hatte er auch nicht gehört, was die beiden noch mit dieser rotblonden Frau an der Kasse geredet hatten, er hatte nur das freudige Lachen gehört und sich gewünscht, er wäre es, der Tony so fröhlich machen würde oder dass er den kleinen Kuss auf den Hals bekommen hätte.
Seit wann musste er aufpassen, alleine von einer derartigen Fantasie nicht unmittelbar zu kommen? Aber es gab ein anderes Gefühl, das begann, seine Erregung zu überlagern, das dafür sorgte, dass er langsam aber sicher wieder in einen Normalzustand zurückkehrte – grenzenlose Eifersucht. Egal wie viele Affären oder Freunde er in der Zwischenzeit gehabt hatte, niemand war ihm so unter die Haut gegangen wie DiNozzo. Die grünen Augen, die braunen Haare, die einen geradezu einluden, die Finger durchgleiten zu lassen, der muskulöse Körper, der der Grund für seine feuchten Träume war, und dieser Hintern, der in jeder Hose unwiderstehlich aussah.
Er hatte versucht, ihn zu vergessen, indem er sich in seine Arbeit vergraben hatte und bis jetzt hatte das auch ganz gut geklappt, aber mit einem Schlag waren seine Bemühungen, sein Leben nicht von diesem Mann beeinflussen zu lassen, dahin. Er hatte gedacht, es halbwegs im Griff zu haben, aber das war ein Irrtum gewesen – ein gewaltiger Irrtum. Es war schon schlimm genug gewesen zu sehen, wie dieser grauhaarige Kerl Anthony ständig angefasst und angeblickt hatte, so als ob er ihm alleine gehören würde und dann kam auch noch dieser aufgeblasene Jüngling daher, der angefangen hatte, von einem Swingerclub zu reden. Noch so jemand, der am liebsten DiNozzo für sich beansprucht hätte. Er hatte ihn gesehen, diesen anzüglichen Gesichtausdruck, der mehr als tausend Worte gesagt hatte. Er wettete, dass dieser Bursche Tony ebenfalls an ein Bett hatte fesseln wollen, um ihn nur für sich zu haben. Die Tatsache, dass der braunhaarige Mann anscheinend auf Fesselspiele stand, machte ihn ganz kribbelig und er konzentrierte sich vollkommen auf die Wut, die ihn überrollte, als er bemerkte, wie der junge Kerl zu dem Regal mit den Gleitgels ging und sich dasselbe herausnahm, für das sich Anthony vorhin so brennend interessiert hatte – Kokos.
Ein gefährliches Knurren bildete sich in seiner Kehle und nur die Tatsache, dass sich in diesem Moment ein Pärchen den Kondomen näherte, hinderte ihn daran, dieses auch auszustoßen. Stattdessen schnappte er sich eine Schachtel mit roten Gummis und ging zu der Verkäuferin, die an ihrem Kaugummi herumkaute und in irgendeinem Magazin blätterte. Eigentlich brauchte er kein Verhütungsmittel, aber er wollte nicht verdächtig erscheinen, dass er so lange bei den Kondomen gewesen war.
Während er bezahlte, trat der Jüngling an die Kasse, in der Hand eine Tube Gleitgel mit Kokosgeschmack. Er musste sich alle Mühe geben, dem anderen nicht seine Faust ins Gesicht zu schlagen, stattdessen lächelte er ihn freundlich an, nahm die weiße Tüte entgegen und verabschiedete sich. Er ging nach draußen und drängte sich neben dem Eingang gegen die Mauer, wartete auf den anderen Mann, der so erfreut vom Partnertausch war. Er würde es noch bereuen, dass er es gewagt hatte, Anthony mit seinen Blicken auszuziehen. Dass dieser auf einmal wieder in sein Leben getreten war, war für ihn Fügung des Schicksals, das ihm damit zeigte, dass sie füreinander bestimmt waren.
Und jedem, der es wagte, mit DiNozzo zu flirten, würde das bald leid tun. Dieser gehörte ihm, ihm ganz alleine…

Fortsetzung folgt...
Chapter 2 by Michi
Mit einem leichten Ruck zog ich den Knoten des zweiten Seidenschals zu – fest genug, damit sich Gibbs nicht befreien konnte, aber locker genug, um ihm nicht die Blutzufuhr abzuschneiden. Ich fuhr mit meinen Händen sanft seine Arme entlang und stützte mich schließlich neben seinem Oberkörper auf, musterte ihn mit einem leichten Lächeln auf meinen Lippen. Er war – im Gegensatz zu mir – vollkommen nackt, sein Atem ging etwas schneller als normal und er blickte mich mit einem Verlangen an, das mich intensiv prickeln ließ. Seine Wangen waren mit einem leichten Rot überzogen und er zerrte ein wenig an den Seidenschals, so als ob er mich zu sich heranziehen wollte, um mich zu küssen.
Mein Lächeln wurde breiter und ich bewegte ein wenig mein Becken, rieb damit meinen Schritt an seiner Erektion und ein leises Stöhnen entschlüpfte ihm. Er war mir hilflos ausgeliefert und ich genoss es in vollen Zügen, genoss es, dass ich alles mit ihm machen konnte, ohne dass er sich wehren konnte. Jethro hatte mir von Anfang an die Führung überlassen, hatte nicht dagegen protestiert, dass ich ihn gleich ins Schlafzimmer gezerrt hatte und unser Abendessen somit ausgefallen war. Das leise Plätschern der Regentropfen, die vom Himmel fielen, seit wir nach Hause gekommen waren, hatte eine romantische Atmosphäre geschaffen, während ich ihn langsam ausgezogen hatte. Wir hatten uns dabei gegenseitig mit heißen Küssen stimuliert und am liebsten hätte ich mir selbst die Klamotten vom Körper gerissen, hätte mich nackt an ihn pressen wollen, aber ich hatte Gibbs versprochen, dass er einen Strip bekommen würde, weswegen ich mich schweren Herzens nicht meines Hemdes und meiner Jeans entledigt hatte.
Ich hatte Jethro auf das große Bett geschubst, hatte ihn überall gestreichelt und mit meinem Mund seinen Oberkörper verwöhnt, hatte dafür gesorgt, dass er bereits nach nur einer halben Minute steinhart gewesen war und sich auffordernd an mir gerieben hatte. Aber statt ihm das Vergnügen zu gönnen, sich an meinem Oberschenkel zum Höhepunkt zu bringen, hatte ich mich aufgesetzt, die Seidenschals vom Nachttisch genommen und angefangen, ihn ans Kopfteil zu binden, hatte auf jedes Handgelenk vorher einen zärtlichen Kuss gedrückt, bevor ich es mit dem Schal ans Bett gefesselt hatte. Ich hatte genau gespürt, dass Gibbs dadurch noch härter geworden war, sein Atem angefangen hatte, schneller zu gehen und er sich einfach fallen ließ, sich mir vollkommen auslieferte.
Und jetzt blickte ich auf ihn hinunter, genoss es, ihn auf diese Weise beobachten zu können, das lustvolle Glitzern in seinen Augen, das Begehren, das in ihnen lag und dessen Intensität mich noch immer hin und wieder überraschte. Langsam hob ich eine Hand, legte sie auf seine Brust und spürte seinen rasenden Herzschlag, spürte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Ich blickte ihn weiter an, als ich meine Finger nach links wandern ließ und spielerisch seine Brustwarze berührte. Jethros Hüften hoben sich unwillkürlich, er stöhnte auf und biss sich gleich darauf auf seine Unterlippe. Ich beugte mich erneut nach unten und flüsterte „ du bist bezaubernd", bevor ich ihm einen zärtlichen Kuss gab, der in starkem Kontrast zu der Erregung stand, die mich im Griff hatte und die nur alleine durch Gibbs' Ekstase entstanden war. Er hatte mich noch kein einziges Mal berührt, sah man von unseren vorherigen Küssen und seinem Verlangen, sich an meinem Oberschenkel zu reiben, einmal ab. Trotzdem war mir heiß und es fiel mir schwer, an meinem Vorhaben, es langsam angehen zu lassen, festzuhalten.
„Bezaubernd?" fragte Jethro mit leicht heiserer Stimme, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte und erneut seine Arme streichelte. „Oh ja", murmelte ich und lächelte ihn liebevoll an. „Hast du das nicht gewusst? Dafür steht das zweite ‚b' in Gibbs. Bezaubernd." Ich küsste ihn sachte auf den rechten Mundwinkel und setzte mich schließlich komplett auf, beobachtete mit Freuden, wie sich seine Wangen noch mehr röteten und ich war mir sicher, dass es nichts mit der Leidenschaft zu tun hatte, die ihn erfasst hatte und die in seinen Augen leuchtete. Ich hatte ihn sichtlich aus dem Konzept gebracht, da er mich nur überrascht anblickte und anscheinend nicht wusste, was er sagen sollte.

„Und jetzt", meinte ich uns setzte mein verführerisches Lächeln auf, „wird es Zeit, dass ich meine Klamotten los werde, nicht wahr?" Es war eine rhetorische Frage und Jethro war noch immer ein wenig damit beschäftigt zu verarbeiten, dass ich ihn bezaubernd genannt hatte, sodass er nicht einmal über eine Antwort nachdachte. Ich erhob mich von seinen Oberschenkeln, berührte dabei mit voller Absicht mit einem Knie seine Erektion, was ihn scharf einatmen ließ, schwang meine Beine über das Bett und stand auf. So als ob ich alle Zeit der Welt hätte, ging ich zur Balkontür und schloss die Vorhänge, sperrte damit die Dämmerung aus, bevor ich mich dem Lichtschalter zuwandte, damit nur mehr die Nachttischlampe für Beleuchtung sorgte und gleichzeitig die richtige Stimmung schuf.
Obwohl es mich immens viel Kraft kostete, alles langsam angehen zu lassen und mir nicht einfach die Klamotten vom Körper zu reißen, schaffte ich es, gemächlich zu dem CD Player zu schlendern, der auf einer Kommode stand, und war mir vollauf des Blickes bewusst, den Gibbs nicht von meinem Hinterteil lassen konnte. Ich grinste und konnte mir einen kurzen Hüftschwung nicht verkneifen, während ich die CD aus ihrer Hülle holte, sie in den Player schob und auf Start drückte, die Lautstärke aufdrehte. Es war das erste Mal, dass ich zu diesem Lied einen Striptease machte und kaum dass die ersten Klänge ertönten, hörte ich Gibbs laut keuchen. Selbst er kannte den Song und hatte einmal zu mir gesagt, dass der Titel zu 100 Prozent auf mich zutraf. „Sex bomb" von Tom Jones würde dafür sorgen, dass er es bereuen würde, dass er sich von mir ans Bett hatte fesseln lassen, dass er nichts weiter tun konnte, als zu beobachten.
Ich blieb mit dem Rücken zu Jethro stehen, begann, mein Becken zu kreisen, achtete darauf, im Takt des Liedes zu bleiben. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf die Melodie, schaltete komplett die Umgebung aus und ließ mich vom Rhythmus überrollen. Mit meinen Händen griff ich nach hinten, umfasste meinen Hintern, der nach wie vor Gibbs' vollste Aufmerksamkeit hatte und bewegte mich schneller, fuhr mit meinen Fingern über den Stoff meiner Hose, liebkoste mein Hinterteil. Ich bückte mich langsam, sorgte dafür, dass sich meine Jeans über meine Kehrseite spannte und dadurch noch besser betont wurde. Während meine linke Hand weiterhin an meinem Gesäß ruhte, entledigte ich mich mit Hilfe der rechten von meinen Schuhen.
Zeitgleich mit dem ersten „Sex bomb" richtete ich mich wieder auf, drehte mich um und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich bemerkte, wie Jethro seinen Kopf gehoben hatte, um ja nichts zu verpassen. Ich setzte einen unschuldigen Blick auf, bewegte erneut meine Hüften zum Rhythmus des Liedes und schob meinen linken Zeigefinger zwischen die Zähne, während meine rechte Hand aufreizend über meinen Oberkörper wanderte – immer tiefer, bis ich bei meinem Schritt angelangt war und mich selbst streichelte, dafür sorgte, dass ich härter wurde und der Platz in meiner Hose schnell schrumpfte.
Ich spielte mit meiner Zunge mit dem Finger, liebkoste mich weiter und bewegte mich auf Gibbs zu, dessen Brustkorb sich mittlerweile schnell hob und senkte und versuchte, sich noch weiter aufzurichten, aber von den Schals daran gehindert wurde. Seine Erektion lag flach auf seinem Bauch und die ersten Lusttropfen hatten sich an der Spitze gebildet, sorgten dafür, dass ein nasser Film auf seiner Haut zurückblieb. Er war unübersehbar angeturnt, obwohl ich noch immer alles anhatte.
Ich nahm meinen Finger aus dem Mund, leckte mir genießerisch über die Lippen und löste meine Hand von meinem Glied, um den ersten Knopf meines Hemdes zu öffnen, immer darauf bedacht im Takt des Liedes zu tanzen. Ich ließ Gibbs keine Sekunde aus den Augen, blickte ihn direkt an, grinste, als ich das lüsterne Funkeln in dem tiefen Blau erkannte. Der zweite und dritte Knopf folgten dem ersten und ich zog mein Hemd absichtlich auseinander, entblößte meine Brust, streichelte sachte darüber und verursachte mir damit selbst einen Schauer heißer Lust, der noch intensiver wurde, als Jethro an den Seidenschals zerrte und ein unmissverständliches Knurren ausstieß, das ich trotz der lauten Musik hören konnte.
Meine Finger widmeten sich den restlichen Knöpfen meines Hemdes, öffneten sie einen nach dem anderen, aber ich zog es mir nicht aus, sondern schob es nur ein Stückchen auseinander, setzte damit meinen Oberkörper Gibbs' gierigen Blicken aus. Ich blieb vor dem Bett stehen, ließ meine Hüften erneut kreisen und versetzte ihm einen harten Stoß, als er es schaffte, sich trotz der Fesseln noch ein Stück aufzurichten. Jethro fiel auf die Matratze zurück und sein Atem wurde um eine Spur schneller, als ich langsam mit einer Hand über meine Brust und Bauch fuhr, weiter hinunter, bis ich meine Erektion durch die Jeans umfasste und das Becken vor und zurück bewegte, somit immer wieder in meine Hand stieß. Mein Griff wurde fester und in meiner Kehle bildete sich ein lustvolles Stöhnen. Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, schloss meine Augen und streichelte mich selbst, während ich mit meiner anderen Hand anfing, meine rechte Brustwarze zu liebkosen.
Mein Atem wurde unregelmäßiger und ich musste aufpassen, nicht aus dem Takt des Liedes zu kommen. Welle um Welle heißer Lust durchströmte meinen Körper und jetzt war Gibbs nicht mehr der Einzige, der keuchte. Nach ein paar Sekunden ließ ich von mir ab, streckte beide Arme über meinen Kopf und drehte mich langsam um eine eigene Achse, führte dabei Bewegungen wie eine Bauchtänzerin durch und als ich Jethro schließlich wieder meinen Rücken zugekehrt hatte, entledigte ich mich in einer fließenden Bewegung meines Hemdes, das ich einfach auf den Boden fallen ließ.
Meine Hände wanderten weiter zu meinem Gürtel, öffneten ihn ohne zu zögern und während ich ihn aus den Laschen zog, drehte ich mich wieder um, nur um festzustellen, dass Gibbs erneut versuchte, sich aufzurichten. Ich schüttelte den Kopf, der Gürtel landete neben meinem Hemd und ich versetzte meinem Mann erneut einen Stoß, der sichtlich frustriert auf die Matratze zurückfiel und seine Hände zu Fäusten ballte. Ich lächelte ihn verführerisch an, machte mir am Knopf meiner Hose zu schaffen, zog den Reißverschluss nach unten und schob meine Finger in den Bund der Jeans, zerrte sie an der linken Seite ein wenig abwärts, um ein Stück von meiner Hüfte zu entblößen. Eine Sekunde später überlegte ich es mir wieder anders, nahm meine Hände aus meiner Hose, ließ sie über meinen Oberkörper nach oben wandern, befeuchtete meinen Zeigefinger und liebkoste anschließend erneut meine rechte Brustwarze.
Gibbs' Muskeln spannten sich sichtlich an und er begann auf der Matratze hin und her zu rücken, wurde immer ungeduldiger. Meine Hüftbewegungen wurden ebenso schneller und ich drehte mich ein weiteres Mal um, gewährte ihm einen hervorragenden Blick auf meinen Hintern. Tom Jones setzte in diesem Moment zum Finale an, genauso wie ich. Diesmal umfasste ich den Bund meiner Jeans und schob sie im Rhythmus des Songs nach unten, entblößte immer mehr Haut und ließ Gibbs erkennen, dass meine Jeans das letzte Kleidungsstück sein würde, dessen ich mich entledigen musste. Jeden frei gewordenen Zentimeter liebkoste ich mit meinen Fingern und erregte mich damit selbst mehr und mehr. Exakt beim letzten Ton des Liedes rutschte die Hose an meinen Beinen entlang, landete auf dem Boden und ich entledigte mich ihrer vollends – zeigte mich Gibbs somit in meiner vollen Pracht.

Jethro atmete keuchend hinter mir – was mir in der plötzlichen Stille überlaut vorkam - und ich konnte nicht anders als breit zu grinsen, als ich mich zu ihm umdrehte. Feine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und noch mehr Lusttropfen waren entstanden, sorgten dafür, dass die Eichel seines Gliedes feucht glänzte. Er musterte mich von oben bis unten und leckte sich über seine Lippen, als er beinahe gierig meine Erektion betrachtete. „Wo ist deine Boxershorts?" fragte er ziemlich heiser und ich fing leise zu lachen an.
„Nun ja", begann ich, krabbelte auf das Bett, stützte meine Hände seitlich seines Körpers ab und setzte mich erneut auf seine Oberschenkel. Ich streichelte sachte seine Haut, fuhr mit einem Daumen die gesamte Länge seines Gliedes entlang und wischte schließlich über die Lusttropfen, sorgte dafür, dass ich ein Stöhnen als Belohnung erhielt. Ich beugte mit über Jethro und schob ihm den Daumen zwischen die Lippen, ließ ihn sich selbst schmecken. Er schluckte hart, gefolgt von einem leisen Stöhnen und saugte gleich darauf sachte an dem Finger. Ich kniff meine Augen zusammen und musste für eine Sekunde überlegen, was ich überhaupt hatte sagen wollen.
„Ich hatte heute Morgen irgendwie das Bedürfnis, keine Boxershorts anzuziehen. Ich schätze, wenn du das gewusst hättest, hättest du mich sicher in einen Konferenzraum oder in den Fahrstuhl gezerrt und mich mehrere Stunden nicht mehr rausgelassen." Ich nahm meinen Daumen aus Gibbs' Mund und er grinste mich schief an. „Darauf kannst du deinen hübschen Hintern verwetten, Tony", erwiderte er noch immer heiser und seine Worte ließen mich erschauern. „Du bist wirklich den ganzen Tag ohne Unterwäsche herumgelaufen?" fragte er, konnte weiterhin nicht glauben, dass ihm das entgangen war. „Oh ja, das bin ich."
Ich beugte mich nach unten und legte meine Lippen auf seine, küsste ihn voller Leidenschaft und Begehren, während ich unsere Finger miteinander verschränkte. Seine Erektion presste sich hart gegen meine und als er sein Becken ein wenig bewegte, stöhnte ich lustvoll in seinen Mund. Er passte sich dem Rhythmus unserer Zungen an und wir waren beide so scharf, dass es wohl nicht lange gedauert hätte, bis wir einen Höhepunkt erreicht hätten. Aber so leicht würde ich ihn nicht davonkommen lassen, immerhin hatte ich vor, ihn in die Verzweiflung zu treiben.
Jethro umfasste meine Finger fester, hob mir seine Hüften entgegen, weshalb ich mich schließlich von ihm löste und mich aufrecht hinsetzte, bevor er die Möglichkeit hatte, zu kommen. „Tony", sagte er enttäuscht und ich lachte erneut leise. Er zerrte an den Seidenschals, als wollte er mich ergreifen und zu sich nach unten ziehen. „Du scheinst heute ein wenig ungeduldig zu sein, mein Brummbär", erwiderte ich, beugte mich nach rechts und nahm die beiden Tuben Gleitgel vom Nachttisch, legte sie links und rechts von Gibbs' Oberkörper auf die Matratze. „Verzweiflung steht dir einfach hervorragend. Ich glaube, das muss ich noch ein wenig länger aufrecht erhalten." Ich erhielt ein Knurren als Antwort und grinste breit, als er seinen Kopf in das Kissen sinken ließ.
Entschlossen nahm ich das Kokosgleitmittel, öffnete den Verschluss und verteilte etwas davon auf meinem rechten Zeigefinger. Um Gibbs ein wenig zu reizen, schnupperte ich daran und leckte schließlich langsam an dem Finger entlang, von unten bis oben. Die ganze Zeit über blickte ich Jethro an und sein verlangender Blick machte es mir schwer, das bedächtige Tempo beizubehalten. Mit meiner Zunge schleckte ich das Gel auf, bevor ich den Finger in meinen Mund schob und daran lutschte, wobei ich absichtlich leise Schmatzgeräusche machte. Herrlicher Kokosgeschmack überflutete meine Sinne und ich seufzte behaglich.
„Willst du auch einmal kosten?" fragte ich nach ein paar Sekunden und verleitete Gibbs zu heftigem Schlucken. Der Ausdruck in seinen Augen war Antwort genug, aber diesmal verteilte ich es nicht auf meinem Finger, sondern drückte eine ordentliche Portion auf meine Zunge, beugte mich nach unten heiße Lust ließ meine Nerven in Flammen aufgehen, als er das Gel mit seiner eigenen Zunge von meiner leckte und ich ihn anschließend voller Inbrunst küsste. Sein eigener Geschmack vermischte sich mit dem von Kokos und ließ mich leicht schwindelig werden. Unser Stöhnen wurde eins und jetzt musste ich aufpassen, um mich nicht sofort zum Höhepunkt zu bringen, indem ich mich an ihm rieb.

Ich löste mich erst von Jethro, als ich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen und ließ meine Lippen weiter zu seinem Hals wandern, wo ich sachte an der Haut knabberte und ihn dazu veranlasste, sich leicht unter mir zu winden. Ich zog mit der Zunge eine feuchte Spur von einem Ohrläppchen zum anderen und quälte ihn ein wenig, als ich unter seinem linken meine Zähne einsetzte – wusste ich doch, dass es eine seiner sensibelsten Stellen war.
„Tony", keuchte er lustvoll, als ich kleine Küsse auf seiner Brust verteilte und ich tastete blind nach der Tube mit dem Gleitgel. Die beste Methode, um Gibbs in die Verzweiflung zu treiben waren seine Brustwarzen und ich würde das ausnutzen. Ich verteilte etwas von dem Gel auf seiner linken, und leckte gleich darauf mit meiner Zunge darüber. Diesmal erhielt ich einen leisen Schrei als Belohnung der in ein lautes Stöhne überging, als ich meine Zähne einsetzte und sachte an der Brustwarze knabberte. Mit meiner freien Hand streichelte ich seine Seite, fuhr nach unten, über seinen Bauch und umfasste schließlich mit den Fingern unsere Erektionen, sorgte dafür, dass sie sich fest aneinanderpressten.
Langsam bewegte ich meine Hand, mein Stöhnen wurde durch Gibbs' Haut gedämpft und reinste Ekstase überrollte mich, ließ mich noch härter werden, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hatte. Ich verteilte ein wenig Gleitgel auf seiner anderen Brustwarze und liebkoste diese genauso wie die andere, während ich uns weiterhin mit meinen Fingern um den Verstand brachte. Jethro atmete mittlerweile schwer und er hatte seinen Kopf in das Kissen gedrückt, überließ sich vollkommen meiner Fähigkeit, ihn verrückt zu machen.
Seine Muskeln spannten sich an, sein Keuchen wurde lauter und er hob mir sein Becken entgegen. Schiere Lust überrollte ihn, aber bevor ich ihm Erfüllung gewährte, setzte ich mich abrupt auf, ließ sein Glied los und umfasste stattdessen nur meines. Seine Augen, die er geschlossen hatte, öffneten sich jäh und ein frustriertes Stöhnen kam über seine Lippen. „Tony", sagte er und in seiner Stimme schwang Verzweiflung mit. „Ja?" fragte ich unschuldig und begann mich selbst zu streicheln. Gibbs hob ein wenig seinen Kopf und beobachtete mich mit Augen, die vor Lust dunkel waren und mittlerweile hatte sich auch auf seiner Brust Schweiß gebildet.
„Willst du mir sagen, dass du es gerne magst, wenn ich mich selbst zum Höhepunkt bringe und du zusehen kannst?" wollte ich teuflisch grinsend wissen, als er nicht weitersprach. „Oder willst du mir sagen, dass ich das ganze Vorspiel lassen und dich einfach nehmen soll? Aber was ist, wenn ich dich stattdessen reiten oder noch ein wenig mit dem Gleitgel spielen will?" Meine Stimme war heiser vor Lust und es fiel mir schwer, überhaupt Worte zu formen. Mit meinem Daumen fuhr ich über meine Eichel, verteilte damit die Lusttropfen auf meiner Haut, jedoch schob ich diesmal nicht Jethro den Finger in den Mund, sondern mir selbst, kostete meinen eigenen Geschmack, in dem Wissen, dass ihn das geradezu verrückt machte.
Gibbs stöhnte begierig auf, bog sich mir entgegen und zog erneut an den Seidenschalen - es war ihm anscheinend egal, dass rote Abdrücke zurückbleiben würden. Ich legte die Tube mit dem Kokosgleitgel zur Seite und nahm stattdessen diejenige, deren Inhalt nach Kaffee schmeckte. Gekonnt öffnete ich sie mit einer Hand, während ich weiterhin an meinem Daumen saugte und drückte etwas von dem Gleitmittel auf meine rechte Brustwarze, wobei ein Teil des Gels der Schwerkraft folgend ein Stückchen nach unten lief.
Ich legte die Tube wieder zur Seite, nahm meinen Finger aus dem Mund, erhob mich von Jethros Oberschenkeln und setzte mich stattdessen auf seinen Bauch, richtete mit meiner Hand seine Erektion so, dass sie sich an meinen Hintern drängte. Ich beugte mich nach vorne, so weit, dass mein Oberkörper beinahe sein Gesicht berührte und er leicht das Gel von meiner Haut lecken konnte. Genießerisch schloss ich meine Augen, als ich seine heiße Zunge spürte, die die Spur aufnahm, die das Gleitmittel hinterlassen hatte und als er schließlich meine Brustwarze mit seinem Mund umschloss, stöhnte ich leise auf, überließ mich vollkommen seiner Liebkosung.
Er knabberte mit seinen Zähnen daran herum, so wie ich es zuerst bei ihm gemacht hatte und als er mich zart biss, konnte ich einen kurzen Schrei nicht unterdrücken. Mein gesamter Körper wurde von Lust überschwemmt und spürte, wie Gibbs an meiner Haut lachte. Er biss erneut zu, diesmal ein wenig fester, nur um gleich darauf die leicht schmerzende Stelle mit seiner Zunge zu liebkosen.
Jethro hob ein wenig seinen Kopf, sodass er federleichte Küsse auf meiner Brust verteilen konnte, bevor er sich meiner anderen Brustwarze widmete. Nach einer schieren Ewigkeit – jedenfalls kam es mir so vor – rutschte ich wieder nach unten und verschloss seine Lippen mit meinen, schmeckte jetzt Kokos, Kaffee und einfach nur Gibbs. „Das ist viel besser als Kokos", sagte er leicht keuchend an meinem Mund, als ich mich wieder von ihm gelöst hatte. „Aber du schmeckst noch viel besser als Kaffee", fügte er hinzu und ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und setzte mich wieder auf seine Oberschenkel.

„Gleitgel, das nach mir schmeckt, müssten sie erfinden. Du würdest dir sicher einen Jahresvorrat zulegen", meinte ich und brachte ihn damit zum Lachen. Er ließ seinen Kopf in das Kissen zurücksinken und blickte mich amüsiert an. „Wo waren wir?" fragte ich, als ich merkte, dass seine Verzweiflung ein wenig schwand. „Ah ja, genau", antwortete ich mir selbst, schnappte mir die Tube – diesmal wieder Kokos – verteilte mehr als vorhin auf meinem rechten Zeigefinger, fasste nach hinten und musste grinsen, als sich Gibbs Augen weiteten.
„Wie gesagt, ich habe heute Lust, dich zu reiten", sagte ich und gleich darauf stieß ich keuchend den Atem aus, als ich meinen Finger in mich hineingleiten ließ. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich selbst vorbereitete, aber es war noch immer ein wenig seltsam meine eigene Enge und Hitze zu spüren. Nachdem ich mittlerweile über zwei Jahre mit Gibbs schlafe, würde ich es auch so schaffen, ihn in mir aufzunehmen, aber ich wollte ihn erneut reizen und ihn dazu bringen, ein Wort zu sagen, das normalerweise nicht über seine Lippen kam, wollte ihn dazu bringen, auch die restliche Kontrolle über Bord zu werfen.
Ich legte die Tube zur Seite, wanderte mit meiner freien Hand über meinen Oberkörper und umfasste ein weiteres Mal meine Erektion, um mich selbst im Rhythmus zu streicheln, in dem ich meinen Finger aus mir heraus- und wieder hineingleiten ließ. Ich widerstand dem Drang, meine Augen zu schließen, biss mir auf die Unterlippe und blickte Gibbs direkt an. Befriedigung erfüllte mich, als er frustriert knurrte. „Ich will dich endlich spüren", brachte er heraus und ich schüttelte den Kopf, ließ einen zweiten Finger in mich hineingleiten. Mein Becken ruckte unwillkürlich nach vorne und ich schrie leise auf, als ich den sensiblen Punkt in meinem Inneren gefunden hatte.
„Ich habe mich geirrt, Tony", meinte er schließlich mit unglaublich heiserer Stimme, „du bist kein Engel, sondern ein Teufel." Ich hielt unwillkürlich inne, meine Finger verharrten genauso wie meine Hand und ich starrte Jethro an, bevor ich zu lachen anfing. Dass er mich auf einmal als Teufel bezeichnete, war ein sicheres Zeichen, dass er mehr als verzweifelt war, dass er endlich seine Erfüllung erlangen wollte. Ich blickte auf seine Erektion, die mir noch größer vorkam als noch vor wenigen Minuten und die Lusttropfen, die ich entfernt hatte, waren bereits durch Neue ersetzt worden.
„Wenn du mich schon Teufel nennst", sagte ich amüsiert und fing erneut an, mich zu streicheln, „dann muss ich dem wohl gerecht werden." „Ich…" begann er, brach aber ab, als ich meine Finger aus mir herausgleiten ließ, meine Hand von meinem Glied nahm und stattdessen seines umfasste. „Ich weiß, du willst mich spüren, wie ich dich heiß und eng umschließe. Und es geht auch ganz leicht. Du musst nur bitte sagen." „Was?" rief er beinahe, stöhnte gleich darauf laut auf, als ich anfing, ihn zu massieren, seinen harten Schaft dabei fest umfasste. „Tony…" „Sag brav bitte, Jethro." Ich beugte mich nach vorne und küsste ihn, reizte seine Lippen mit meiner Zunge, bis er mich einließ und ich ihn weiterstreichelte, aber aufpasste, ihn nicht zum Höhepunkt zu bringen.
„Sag brav bitte, Jethro", wiederholte ich nahe an seinem Mund und blickte direkt in seine Augen, die mich voller Begehren, Lust, Leidenschaft und Liebe anfunkelten. Er presste seine Kiefer fest zusammen, hinter seiner Stirn konnte ich förmlich die Räder sehen, die sich drehten. „Ein kleines Wort", fuhr ich fort und umfasste seine Erektion fester, liebkoste die empfindliche Spitze. Gibbs drückte verzweifelt seinen Kopf in das Kissen und atmete schwer, rang sichtlich mit sich, ob er sich mir auf diese Art und Weise unterwerfen sollte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er stieß ein gegrolltes „Verdammt" hervor, als ich ihn schneller streichelte. „Bitte, Tony", sagte er schließlich und blickte mich flehentlich an. „Bitte, ich will dich endlich spüren." Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln und ich küsste ich liebevoll, bevor ich mich aufrichtete, das Gleitgel mit Kaffeegeschmack zur Hand nahm und etwas davon auf seiner Erektion verteilte.
Ich erhob mich, umfasste sein Glied und hielt mit Jethro Blickkontakt, als ich mich langsam auf ihn niederließ, ihn Zentimeter für Zentimeter in mir aufnahm. Er stieß keuchend seinen Atem aus und hob seinen Rücken von der Matratze, bog sich mir entgegen. Mir entschlüpfte ein Stöhnen, als ich ihn komplett in mir aufgenommen hatte und er mich vollkommen ausfüllte. Ich liebte dieses Gefühl der intimen Verbundenheit, den Moment, in dem er endlich in mich hineinglitt oder ich in ihn.
Ich ließ mich auf ihn sinken, sodass ich mit meinem Oberkörper auf ihm lag und erneut teilten wir einen leidenschaftlichen Kuss. Gibbs hob ungeduldig sein Becken, drängte sich mir entgegen, aber ich blieb still sitzen, genoss es, seine Lippen zu spüren. „Wenn du dich nicht gleich bewegst, werde ich noch sterben", sagte er, als ich mich nach Atem ringend von ihm gelöst hatte. „Aber du wirst wenigstens glücklich sterben", erwiderte ich, grinste und hob meine Augenbrauen, als Zeichen, das er sofort verstand. Ein Brummen löste sich aus seiner Kehle. „Bitte", brachte Jethro heiser hervor und ich grinste noch breiter. „Du lernst schnell", meinte ich, gab ihm einen kurzen Kuss und setzte mich schließlich auf.
Ich biss mir ein weiteres Mal auf meine Unterlippe, als ich schließlich anfing, mich zu bewegen, mein Becken vor und zurück bewegte und mich gleichzeitig absichtlich eng um Gibbs zusammenzog. Dieser legte unwillkürlich seinen Kopf in den Nacken und stieß ein lautes Stöhnen aus, das sich mit meinem vermischte, als ich das Tempo erhöhte und uns beiden die Möglichkeit raubte, noch irgendetwas zu sagen. Hin und wieder redete ich gerne, sagte ihm, wie gut es sich anfühlte, aber diesmal brachte ich kein Wort hervor.
Ich ließ mich ein wenig nach hinten, stützte mich mit meiner linken Hand auf seinem Unterschenkel ab, während ich erneut mit der rechten meine Erektion umfasste, um mich selbst zu streicheln – schnell und fest. Jethro passte sich meinen Bewegungen an, bog sich mir immer wieder entgegen, um sich tiefer in mir zu vergraben und wir ließen uns beide einfach fallen, überließen uns ganz der Lust, die wir uns gegenseitig verschafften.
Gibbs änderte ein wenig den Winkel und ich stieß einen lauten Schrei aus, als er den sensiblen Punkt in meinem Inneren berührte, meine Nerven damit noch mehr in Flammen aufgehen ließ. Ich richtete mich wieder gerade auf, da ich Angst hatte, mein Arm würde mein Gewicht nicht länger tragen können und blickte Jethro an, der mich seinerseits beobachtete. Seine Finger hatten sich um die Seidenschals gekrampft, die Knöchel traten weiß hervor und sein Körper war mittlerweile schweißnass – genauso wie meiner.
Ich umfasste seine Hüfte mit einer Hand, während ich mich weiter selbst massierte und das Tempo erneut erhöhte. Statt mein Becken die ganze Zeit vor und zurück zu schieben, bewegte ich mich jetzt auf und ab, ließ sein Glied aus mir heraus- und wieder hineingleiten, sorgte somit dafür, dass Gibbs jedes Mal meinen empfindlichen Punkt traf, der mich hilflos vor Lust werden ließ. Mein Stöhnen wurde lauter und ich spürte den Höhepunkt, der rasend schnell näher kam.
„Verdammt!" rief ich, als ich die schiere Spannung fühlte, die sich tief in meinem Inneren aufbaute und mich noch ungestümer bewegen ließ. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal nach so kurzer Zeit das Bedürfnis verspürt hatte, zu explodieren. „Tony, komm schon", stieß Gibbs hervor und als ob es seine Worte bedurft hatte, warf ich meinen Kopf in den Nacken, meinem Mund entschlüpfte ein lauter Schrei, als sich meine Muskeln verkrampften, ich mich eng um Jethro zusammenzog und schließlich mit Wucht kam.
Meine Finger gruben sich in seine Hüfte, ich sah buchstäblich weiße Sternchen vor meinen Augen aufblitzen, das Blut rauschte in meinem Ohren und ein Teil meines Samens landete auf meiner Hand, während ich diese trotz des Höhepunktes weiterbewegte, genauso wie mein Becken. Ich hörte nicht auf, sorgte dafür, dass sich mein Schrei mit Gibbs' Stöhnen vermischte, als ich immer enger wurde.
Träge öffnete ich wieder meine Augen, ließ mich auf seinen Oberkörper fallen, der stellenweise feucht von meinem Samen war und vergrub mein Gesicht an seinem Hals, ließ es zu, dass er immer wieder in mich stieß, schnell und heftig. Mein Atem ging mindestens genauso heftig wie seiner und ich küsste schließlich seinen Hals, wanderte hinauf und legte meine Lippen auf seine, dämpfte damit sein Stöhnen, das lauter wurde, bis es in einen Schrei überging, als er sich ein letztes Mal in mir vergrub, seine Hüften anhob und sich heiß in mir ergoss. Nur langsam entspannte er sich unter mir und unser Kuss wurde nach und nach zärtlicher, als die Wellen des Höhepunktes abklangen und ein wohliges Gefühl in uns zurückließen.

„Wow, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal nach nur wenigen Minuten gekommen bin", sagte ich nach einer kleinen Weile und bettete meinen Kopf auf Gibbs' Brust. „Und ich fass es nicht, dass du mich dazu gebracht hast, bitte zu sagen." Ich lachte leise und drückte einen zärtlichen Kuss auf die Stelle, wo sein Herz schlug. „Ich glaube, du hättest alles gesagt, nur damit ich dich erlöse, Jethro", meinte ich dazu, blickte ihn von unten hinauf an und grinste schief. Er brummte zustimmend und schob sich noch ein Stückchen in mich hinein, als ich anfing, ihn von den Schals zu befreien. Kaum war sein linker Arm frei, nahm ich ihn und küsste sanft die feine rote Linie, die der Stoff hinterlassen hatte.
„Gut, dass du immer ein Jackett trägst, selbst im Sommer", sagte ich und machte mir an dem anderen Gelenk zu schaffen, das gleich darauf die gleiche Behandlung bekam wie das erste. Gibbs seufzte glücklich und kaum war er komplett frei, nahm er meine rechte Hand und ich beobachtete mit großen Augen, wie er meinen Samen von der Haut leckte, mich schließlich zu sich nach unten zog und mich leidenschaftlich küsste. Mein eigener Geschmack breitete sich erneut in meinen Mund aus und ließ mich ein wenig schwummrig werden.
Jethro umschlang mit seinen Armen meinen Oberköper und ohne dass er aus mir herausglitt, drehten wir uns, sodass ich jetzt auf dem Rücken lag und er mich mit seinem Gewicht in die Matratze presste. Ich streichelte zärtlich seinen Rücken und genoss den Kuss, den er mir schenkte. Wenn es nach mir ginge, könnte er ewig mit mir verbunden sein und mir war es auch egal, dass wir beide in Schweiß gebadet waren.
Nur am Rande bekam ich mit, wie Gibbs mit seiner rechten Hand umhertastete. Ich hörte, wie er die Lade des Nachttischs öffnete, aber mein Gehirn, das noch nicht zu vollständigem Denken fähig war, kümmerte sich nicht darum. Wichtig war nur Jethros Zunge, die zärtlich mit meiner spielte. Erst als er meine Arme von seinem Rücken nahm und sie über meinen Kopf streckte, wurde ich aus dem wohligen Zustand gerissen – aber es war zu spät. Etwas flauschiges aber auch Hartes schloss sich um meine Handgelenke. Ich drehte meinen Kopf, sodass Gibbs' Lippen von meinen rutschten, blickte nach oben und erkannte die roten Plüschhandschellen, die ich kurz bevor er mir den Heiratsantrag gemacht hatte, gekauft hatte.
Ich starrte sie fassungslos an, zerrte daran, aber sie saßen bombensicher – jetzt war ich es auf einmal, der hilflos dalag und sich nicht wehren konnte. „Jethro!" rief ich und sah zu meinem Ehemann, der mich mit einem gemeinen Funkeln in seinen Augen bedachte und mich schief angrinste. „Ja, Tony?" fragte er mit beinahe unschuldiger Stimme und zog sich schließlich vorsichtig aus mir zurück.
„Das…das…" „…ist nicht fair?" vollendete er die Frage und beugte sich zu mir herunter. „Rache ist süß", fügte er hinzu und küsste mich auf meinen linken Mundwinkel. „Mindestens so süß wie Schokosoße." Er küsste meinen rechten Mundwinkel und grinste noch breiter, als mich die Erkenntnis überrollte. „Schokosoße?" stieß ich atemlos hervor und zog ein weiteres Mal an den Handschellen. „Ich habe vor kurzem eine neue Flasche gekauft. Extragroß. Und ich denke, es wird Zeit, sie zu öffnen. Du hast mich in die Verzweiflung getrieben, Tony, jetzt bin ich an der Reihe." Er gab mir noch einen letzten kurzen Kuss, bevor er sich erhob, seine Beine über das Bett schwang und aufstand – mir damit einen fabelhaften Blick auf seine Kehrseite gewährte.
Aber anstatt die Aussicht zu genießen, ließ ich meinen Kopf frustriert in das Kissen sinken und starrte die Decke an, während ich hörte, wie er das Schlafzimmer verließ. Schokosoße… was bedeutete, Jethro war dabei, seine ganz gemeine Ader auszugraben. Ich brauchte jedes Mal stundenlang, um zu einem Höhepunkt zu kommen, wenn er Schokosoße von meinem Körper leckte – das würde wohl eine sehr lange Nacht werden.

Fortsetzung folgt...
Chapter 3 by Michi
Washington D.C.
Mittwoch, 13. August
22:25 Uhr


Er saß in seinem Wagen, hielt einen Kaffeebecher in der Hand, von dem er hin und wieder einen Schluck trank und beobachtete durch die nasse Windschutzscheibe das schäbige Apartmentgebäude, in dem Nigel Wilder seine Wohnung im Erdgeschoss hatte. Es war nicht schwer herauszufinden gewesen, wo der junge Mann wohnte, nachdem er sich das Kennzeichen des klapprigen Autos notiert hatte, das dieser fuhr. Der Wagen stand auf einem mit Müll übersäten Parkplatz und es wunderte ihn, dass der Schrotthaufen nicht durch die Wucht der Regentropfen, die mit aller Macht aus den dunklen Wolken fielen, in seine Einzelteile auseinanderbrach. Für ihn war es ein Rätsel, wie es überhaupt jemanden geben konnte, der so ein altes, von Rostflecken überzogenes Auto fuhr, ohne sich zu schämen – oder wie jemand in einer so heruntergekommenen Gegend wohnen konnte.
Auf den schmalen Bürgersteigen stapelte sich der Müll, den die Eimer nicht mehr aufnehmen konnten, die den Eindruck erweckten, seit einer Ewigkeit nicht mehr entleert worden zu sein. Die Wände der Häuser waren mit Graffitis überzogen und die teilweise schweinischen Wörter hätten einem sittsamen Erdenbürger die Röte ins Gesicht getrieben. Die meisten der Laternen waren kaputt, wahrscheinlich durch Jugendliche, denen es Spaß machte, die Lampen mit Steinen einzuwerfen und dank des ungemütlichen Wetters herrschte eine tiefe Dunkelheit, die nur hin und wieder von den Lichtern aus den Wohnungen durchbrochen wurde. Die Finsternis bot ihm Schutz davor, entdeckt zu werden, falls sich doch jemand außer Haus wagen sollte oder sich in diese trostlose Gegend verirrte. Zusätzlich stieg Dampf von den Kanaldeckeln auf und hüllte alles in einen feinen, kalten Nebel.
Normalerweise war er ein Mensch, der die Sonne bevorzugte, der es liebte, wenn es warm war, aber heute kam ihm der Regen zu Gute und ein fernes Donnergrollen kündigte ein Gewitter an – perfekt. Es würde die Geräusche überdecken, die er eventuell machen würde. Nicht, dass sich hier irgendjemand um die Angelegenheiten des anderen kümmern würde. Es gab genug Kleinkriminelle, die nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ungestört ihren Geschäften nachgehen wollten. Und so ein Abschaum, der an der untersten Stelle der Nahrungskette der Menschheit angesiedelt war, hatte es gewagt, mit seinen Augen Tony förmlich auszuziehen und ihn unverhohlen zu fragen, mit ihm in einen Swingerclub zu gehen.
Wenn er an den lüsternen Ausdruck in den Augen Wilders dachte, wurde er rasend vor Wut, was ihn nur in seinem Vorhaben bestärkte. Jemand, der nicht treu sein konnte und der es liebte, ständig mit anderen Leuten die Partner zu tauschen, war nicht richtig im Kopf und musste bestraft werden. Umso mehr, weil er DiNozzo angebaggert hatte – den Mann, für den sein Herz schlug und immer schlagen würde. Wie hatte er auch nur in der Vergangenheit daran denken können, ohne ihn zu leben, zu versuchen, ihn aus seinem Leben zu verbannen?
Bereits als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er gewusst, dass sie füreinander bestimmt waren, dass das Schicksal sie zusammengeführt hatte und diesmal würde er sich die Möglichkeit nicht nehmen lassen, das Beste aus der ganzen Sache herauszuholen. Ein weiteres Mal würde er sich nicht zwingen, Tony zu vergessen. Dass er heute auf ihn getroffen war, war ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen.
Von jeher war er besitzergreifend gewesen, war rasend schnell eifersüchtig und wütend geworden, wenn jemand es gewagt hatte, mit dem Mann, mit dem er gerade zusammen gewesen war, zu flirten, aber nie war es so schlimm wie an diesem Abend gewesen. Vielleicht lag es auch daran, dass ihm bis jetzt niemand so wichtig wie Anthony gewesen war. Er hatte es noch nie erlebt, dass er von einem einzigen Menschen so fasziniert sein, dass er alleine durch einen Blick auf ein Hinterteil so scharf werden konnte. Alleine die Vorstellung, seine Hände auf diesen Hintern zu legen, ließ seine Hose unglaublich eng werden und er verwünschte die Tatsache, dass er nicht am richtigen Ort war, um sich selbst ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Zwar würde es sicher niemanden stören, wenn er hier und jetzt Hand an sich legte, aber für ihn war es einfach nicht die perfekte Umgebung. Er wollte in seinem Bett liegen, wenn es so weit war und daran denken, wie es wäre, wenn Tony bei ihm wäre, wie er für ihn strippte und nicht für diesen grauhaarigen Kerl, mit dem er in dem Sexshop gewesen war.

Unwillkürlich bildete sich in seiner Kehle ein lautes Knurren und er drückte den Kaffeebecher fest zusammen, der zu seinem Glück fast leer war und er sich somit nicht seine Hand mit der heißen Flüssigkeit verbrühte. In seinem Inneren stieg eine kochende Wut auf, die noch stärker war als die, die er beim Anblick von Wilder empfunden hatte. Gibbs… wenn er bereits an ihn dachte, sah er buchstäblich rot. Er wusste nicht, was Tony an diesem Typen fand und das Schlimmste war, dass sie nicht nur ein normales Pärchen, sondern auch noch verheiratet waren.
Als er das vor wenigen Stunden herausgefunden hatte, hatte er seine Lieblingskaffeetasse mit Wucht an die Wand geworfen. Er hatte minutenlang die Informationen auf seinem Computerbildschirm angestarrt, während sich in seinem Arbeitszimmer der Geruch nach Kaffee und auf der Tapete ein unschöner brauner Fleck ausgebreitet hatte. Im Prinzip hatte er sich nur erkundigen wollen, wo DiNozzo wohnte, um ihm vielleicht einmal einen Besuch abzustatten, wenn die Sehnsucht zu groß wurde, aber die Idee war schnell aus seinem Kopf verschwunden, als er gesehen hatte, dass noch jemand im selben Haus wohnte – Leroy Jethro Gibbs. Und als er schließlich entdeckt hatte, dass bei beiden bei Familienstatus verheiratet gestanden hatte, war der Groschen gefallen.
Die beiden hatten sich das Jawort gegeben, hatten sich ewige Liebe vor Gott geschworen und es hatte ihn grenzenlose Anstrengung gekostet, nicht den Computerbildschirm vom Tisch zu fegen – stattdessen hatte er sich mit der Kaffeetasse begnügt. Die Wut in seinem Inneren hatte ihm beinahe Angst gemacht und er hatte erkannt, dass er sich anstrengen musste, um Tony für sich zu gewinnen. Nur zu gerne hätte er seinen Ehemann einfach umgebracht, hätte ihm eine Kugel zwischen die Augen gejagt, um ihn dafür zu bestrafen, dass er es gewagt hatte, Anthony zu heiraten. Aber gleich darauf war ihm bewusst geworden, dass er auf diese Weise DiNozzos Herz nie gewinnen würde. Würde er Gibbs einfach töten, wäre Tony untröstlich und sicher eine Ewigkeit nicht bereit für eine neue Beziehung. Nein, er musste sich etwas anderes einfallen lassen und bis ihm eine Idee gekommen war, beschränkte er sich darauf, seine Wut an den Leuten abzureagieren, die es wagten, mit seinem Traummann zu flirten.

Er atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen und nicht an Gibbs zu denken und vor allem nicht daran, wen er wahrscheinlich gerade in seinen Armen hielt, aber es fiel ihm so unendlich schwer. Die Vorstellung, dass Tony strippte, ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf und überzog seinen Körper mit einem intensiven Prickeln. Er war sich sicher, dass DiNozzo wusste, wie man sich zu einem Lied bewegte und sich dabei langsam von der Kleidung befreite. Wie sehnte er sich danach, diesen Körper vor sich zu sehen, die straffen Muskeln, die sich heute deutlich unter dem schwarzen Hemd abgezeichnet hatten.
Unwillkürlich wurde er noch härter und er schleuderte frustriert den zerquetschten Kaffeebecher in den Fußraum des Beifahrersitzes. Innerlich wünschte er sich, er hätte nie erfahren, dass Tony anscheinend auf Fesselspiele stand. Er selbst hatte das oft genug praktiziert und es gefiel ihm jedes Mal, wenn er seinen Partner unterwerfen konnte. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und stellte sich die schwarzen Seidenschals um die Gelenke des Halbitalieners vor und nicht um die von Gibbs, dem es anscheinend nichts ausmachte, Zuhause einfach so die Kontrolle aufzugeben.
Ein nackter, mit schwarzen Seidenschals ans Bett gefesselter Tony… er leckte sich über seine Lippen, hätte beinahe lüstern aufgestöhnt und zog ein wenig an seiner Hose, die viel zu unbequem im Schritt war. Er war scharf wie ein pubertierender Teenager und er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal alleine bei der Vorstellung eines unbekleideten Männerkörpers das Bedürfnis verspürt hatte, auf der Stelle zu kommen.
Andererseits war es nicht irgendein Mann, über den er sich Gedanken machte und vielleicht wäre es besser gewesen, er wäre heute nicht in den Laden gegangen, um sich nach neuen Erwachsenenfilmen umzusehen. Er war mit seinem Leben perfekt zurecht gekommen und mit einem Schlag war das nun vorbei. Er hatte keine Ahnung, wie er in Zukunft konzentriert arbeiten sollte, wenn ihm Tony ständig durch den Kopf ging und ihn nicht mehr losließ. Und er hasste das Wissen, dass dieser verheiratet war, jemanden hatte, den er unbeschreiblich liebte und noch mehr hasste er es, nicht derjenige zu sein. Aber Anthony würde sicher irgendwann einsehen, dass Gibbs nicht der Richtige für ihn war. Was fand er überhaupt an diesem Kerl? Er war sicher um mindestens fünf Jahre älter, hatte silbergraue Haare und lief mit einer griesgrämigen Miene herum.
Zu DiNozzo passte doch eher ein sportlicher Typ, so wie er es war und er trainierte seinen Körper regelmäßig in einem Fitnessstudio, um sich fit zu halten. Es war die reinste Verschwendung, dass er sich an diesen alten Kerl gebunden hatte, aber er würde sicher zur Besinnung kommen, wenn er verstand, dass er es viel besser haben würde, würde er Gibbs in den Wind schießen und stattdessen zu dem Mann kommen, der ihm die Welt zu Füßen legen würde – und das würde er definitiv machen. Er würde für Anthony alles machen, damit er glücklich war und gleichzeitig würde er es sicher schaffen, seinen Ehemann leiden zu lassen. Ihn zu töten wäre viel zu einfach.

Bevor ihm aber eine Idee kommen konnte, um Gibbs das Leben zur Hölle zu machen, erregte eine Bewegung im rechten Außenspiegel seine Aufmerksamkeit. Den Gang der Person erkannte er sofort und er ließ sich etwas tiefer in den Fahrersitz sinken. Endlich, Wilder war auf dem Weg in seine schäbige Wohnung, nachdem er seinen Wagen stehen gelassen hatte, um zu Fuß irgendwo hinzugehen. Vor etwa einer halben Stunde hatte er vorsichtig an die Tür geklopft, in der Hoffnung, diesem Jüngling sofort ein Messer in den Bauch rammen zu können, aber es hatte niemand aufgemacht. Aber da der Schrotthaufen von einem Auto, das Nigel gehörte, auf einem Parkplatz stand, hatte er sich damit abgefunden, dass er wohl eine Wartezeit vor sich hatte – nicht, dass es ihm etwas ausmachen würde. Er war es gewohnt, stundenlang zu warten und wenn er wollte, konnte er sehr geduldig sein. Trotzdem war er erleichtert, dass er nicht die ganze Nacht ausharren musste, während der Regen auf das Dach seines Wagens trommelte und langsam die Kälte in das Innere vordrang.
Dass Wilder jetzt wieder zu seinem Apartment ging, war ein Zeichen dafür, dass er nicht in dem Swingerclub gewesen war, in dem er sich anscheinend so gerne aufhielt. Vielleicht hatte er heute keine Lust auf einen Partnertausch gehabt und war nur für eine schnelle Nummer zu seinem Freund gegangen. An seiner Stelle hätte er allerdings das Auto genommen, immerhin goss es wie aus Eimern und Wilder war klitschnass, als er an dem Wagen des Beobachters vorbeieilte, den Kopf zwischen den Schultern eingezogen und seiner Umgebung keinen Blick würdigte.
Noch immer trug er dieselben Sachen wie in dem Sexshop, nur war jetzt eine Lederjacke dazugekommen, in deren Taschen er seine Hände vergraben hatte. Er machte den Anschein, nur schnell ins Trockene kommen zu wollen und übersah dabei den Wagen, der so gar nicht in diese heruntergekommene Gegend passte.
Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete er, wie Nigel zu dem dreistöckigen Apartmentgebäude ging, die Tür aufmachte, die kein Schloss besaß und schließlich im Inneren verschwand. Seine Wut wurde durch Aufregung ersetzt und zum ersten Mal verspürte er den Rausch, gleich über Leben und Tod entscheiden zu können. Er öffnete das Handschuhfach, holte ein Paar Lederhandschuhe heraus, die er sich überstreifte, nahm die kurze mit Computer geschriebene Nachricht, steckte sie in seine Hosentasche und schnappte sich anschließend die langstielige rote Rose, die auf dem Beifahrersitz lag und darauf wartete, neben einer Leiche platziert zu werden. Das Schnappmesser, das er verwenden würde, befand sich in seiner Jackentasche – alles war bereit.
Ohne zu zögern öffnete er die Wagentür und schloss sie sofort wieder, nachdem er ausgestiegen war. Der Regen durchnässte innerhalb von wenigen Sekunden seine Haare und das Donnergrollen in der Ferne wurde lauter. Blitze zuckten über den Himmel und erhellten für kurze Zeit die Nacht. Er freute sich jetzt schon auf sein warmes Bett, wo er sich seinen Gedanken über einen nackten Tony hingeben konnte und um dies so schnell wie möglich zu erreichen, würde er die Tat rasch über die Bühne bringen.
Das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter, als er auf das Haus zueilte und aufpasste, dass sich die Dornen nicht durch den Lederhandschuh an seiner rechten Hand bohrten. Das letzte, was er wollte, war, seine DNA zu hinterlassen. Mit einem Ruck öffnete er die Tür und betrat das düstere Stiegenhaus, von dem rechts eine ausgetretene Treppe in die oberen Stockwerke und links ein Gang zu den Wohnungen im Erdgeschoss führte. Es roch durchdringend nach Hunden, Urin und anderen Körperausdünstungen, die ihn bereits vor einer halben Stunde beinahe würgen hatten lassen.
Die giftgrünen Tapeten waren feucht und lösten sich an den Ecken bereits von den Wänden, entblößten einen schmutziggrauen Beton. Die Postkästen hingen schief an der Mauer und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wohl herunterfallen würden. Es gab nichts, was die Atmosphäre des trostlosen Stiegenhauses aufgeheitert hätte, nicht einmal irgendwelche billigen Pflanzen – nur eine Glühbirne, die für diese miserable Beleuchtung sorgte.
Mit großen Schritten näherte er sich der Wohnung mit der Nummer 3 und blieb vor der Tür mit dem zerkratzten Holz stehen - dahinter konnte man einen Fernseher hören. Aus dem linken Apartment erklangen eindeutige Geräusche, die Bewohner hatten ihren lautstarken Spaß und schienen sich nicht daran zu stören, dass jeder ihre lustvollen Schreie mitbekam. Aber auch das war perfekt – noch etwas, das eventuelle Schmerzenslaute Wilders übertönen würde.
Er fuhr sich durch seine nassen Haare, zerzauste sie lässig und setzte sein schönstes Grinsen auf, das bei jedem Mann wirkte - auch Nigel würde keine Ausnahme sein. Noch dazu hatte er eine rote Rose in der Hand – er musste glauben, dass er ihm den Hof machen wollte. Er klopfte an die Tür, die leicht in den Angeln bebte, hörte gleich darauf schlurfende Schritte, spürte, wie er durch den Spion gemustert wurde und zwinkerte verschwörerisch.
Ein Schlüssel wurde umgedreht und eine Sekunde später die Tür geöffnet, die den Blick auf eine Wohnküche freigab, die schon lange aus der Mode war. Es roch nach Bier und einem billigen Aftershave. Wilder stand nur in Boxershorts vor ihm, musterte ihn eingehend und auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln. „Hey, Süßer", sagte er mit leicht heiserer Stimme und ein begehrlicher Blick trat in seine dunklen Augen, die er mit einem Eyeliner betont hatte. „Ist die Rose für mich?" „Allerdings", antwortete er und ohne lange zu überlegen, versetzte er dem anderen einen Stoß, sodass er zurücktaumelte, schmiss die Tür ins Schloss, zog das Messer aus der Jackentasche und ließ es aufschnappen. Die scharfe Klinge blitzte in dem Licht der Lampe an der Decke auf und ließ den anderen sichtlich hart schlucken.
„Was soll das? Auf Gewalt stehe ich nicht." „Nicht mein Problem", erwiderte er gelassen und noch bevor sich Nigel wehren konnte, verpasste er ihm einen harten Schlag ins Gesicht, der ihn auf den Boden schleuderte. Genau im selben Moment krachte ein lauter Donner, der alle Geräusche überdeckte. Wilder keuchte und hielt sich seine linke Wange, die wie Feuer brannte.
Der Angreifer legte die Rose auf den Couchtisch, beugte sich zu dem Mann hinunter und umklammerte mit der nun freien Hand den Hals des sichtlich Benommenen. „Das ist dafür, dass du deine Augen nicht von Tony lassen konntest", zischte er und rammte dem anderen das Messer in die Seite, erfreute sich an dem Schmerzensschrei, der erneut von einem Donner übertönt wurde. „Das ist dafür, dass du sein Hinterteil angestarrt hast, als ob es dir gehören würde." Er zog das Messer hervor und stach wieder zu, diesmal in die Magengegend. „Das ist dafür, dass du ihn mit deinen Blicken ausgezogen hast und am liebsten über ihn hergefallen wärst. Er gehört mir, mir alleine, hast du das verstanden?" Immer wieder stach er zu, bis Wilder bewegungslos unter ihm lag und nur mehr flach atmete. Aus den zahlreichen Wunden im Bauchbereich strömte Blut, durchtränkte den billigen Teppich und er sah zu, wie das Leben aus dem jungen Mann wich, dessen Augen vor Schmerzen zusammengekniffen waren.

Nicht einmal eine halbe Minute später ebbte der keuchende Atem ab und es waren nur mehr das Donnern, der Fernseher und das Stöhnen von nebenan zu vernehmen. Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete er den Toten und er fühlte sich befreit, fühlte sich wie in einem Rausch. Am liebsten hätte er laut gelacht, hätte seine Freude hinausgeschrien, stattdessen riss er sich zusammen, warf das Messer achtlos neben die Leiche, holte den Zettel aus seiner Hosentasche und steckte ihn in Nigels Boxershorts.
Anschließend stand er auf, nahm die Rose und betrachtete sie selig. Sie war nicht für Wilder bestimmt, sondern für Tony. Aber noch war es nicht so weit, dass er das wissen sollte. Den wahren Grund für den Mord wollte er den Ermittlern nicht preisgeben – jedenfalls noch nicht. Er würde sie in eine andere Richtung lenken, während er sich an sein eigentliches Ziel heranmachen würde.
Mit einem Lächeln im Gesicht legte er die Rose auf die Brust des Toten, betrachtete diesen noch einmal, bevor er sich umwandte, die Tür aufmachte und vorsichtig auf den Gang spähte – es war niemand zu sehen. Das Pärchen von nebenan war verstummt und nur mehr der Fernseher in Wilders Apartment lief. Zufrieden schloss er die Tür, schlenderte den Flur entlang und nach draußen in den Regen. Er fühlte sich richtig gut, ein Teil seiner Wut war verebbt und er war bereit dafür, sich einen entspannten Abend zu machen – mit einem Glas Wein und seine Gedanken bei Tony. In dieser Nacht würde er sicher tief schlafen, würde von dem Mann träumen, der bald ihm gehören würde.

Fortsetzung folgt...
Chapter 4 by Michi
Washington D.C.
Donnerstag, 14. August
05:40 Uhr


Eine sanfte Berührung am Rücken riss mich aus meinem tiefen und traumlosen Schlaf. Etwas fuhr zärtlich meine Haut hinauf und hinunter und überzog meinen gesamten Körper mit einem Prickeln. Ich gab ein wohliges Schnurren von mir und ließ meinen Kopf noch tiefer in das Kissen sinken, das einfach herrlich weich war. Meine Lider waren viel zu schwer, als dass ich sie heben könnte und ich war so müde, dass ich ohne Mühe wieder eingeschlafen wäre, wäre da nicht das beständige Streicheln auf meinem Rücken, das mich in der Wirklichkeit hielt. Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln und ich begann, mich langsam zu räkeln.
Während ich gemächlich in die Realität zurückfand, tauchten in meinem Gehirn die Erinnerungen an die letzte Nacht auf und mein Lächeln verwandelte sich unwillkürlich in ein Grinsen. Gibbs hatte es doch tatsächlich geschafft, mich über drei Stunden von einem Höhepunkt abzuhalten, hatte ständig rechtzeitig aufgehört, als er gespürt hatte, dass ich auf die Erfüllung zugesteuert war. Und jedes Mal war ich verzweifelter geworden, hatte aber immer nur ein leises Lachen als Antwort erhalten, wenn ich ihn gebeten hatte, sich ein wenig zu beeilen.
Das Sprichwort ‚Rache ist süß’ hatte in diesem Fall vollkommen zugetroffen, wobei ich es eher auf ‚Rache treibt einen in die Verzweiflung’ umgetauft hätte. Jede einzelne von Jethros Berührungen hatte sich nach einer gewissen Zeit unglaublich intensiv angefühlt und ich war zu einem Bündel der Lust zusammengeschrumpft, hatte nichts tun können, als dazuliegen und über mich ergehen zu lassen, was er mit seiner Zunge und der Schokosoße angestellt hatte. Fast kein Körperteil war verschont geblieben und ich hätte schwören können, die klebrige Flüssigkeit noch immer auf meiner Haut zu spüren, obwohl wir danach eine ausgiebige Dusche genommen hatten.
Um kurz vor Mitternacht hatte ich schließlich erfahren, warum mich Gibbs wirklich so lange hatte zappeln lassen. Er hatte mich um Punkt 24 Uhr nehmen wollen, um unseren ersten Hochzeitstag gebührend einzuleiten â€" und das hatte er schließlich getan. Als die Ziffern des Weckers auf Mitternacht umgeschaltet hatten, war er langsam in mich hineingeglitten, hatte mich aus meiner Verzweiflung befreit und mich mit einer Zärtlichkeit geliebt, die im starken Kontrast zu unserer beider Erregung gestanden hatte. Dank der Handschellen hatte ich nichts weiter machen können, als dazuliegen und zu genießen. Allerdings hätte ich Jethro gerne gestreichelt, hätte seinen Rücken mit meinen Fingern liebkost, hätte ihm die gleichen Freuden schenken wollen, die mir zuteil geworden waren.
Aber ich hatte mich schließlich einfach fallen lassen, hatte nur mehr gefühlt und war zu einem Höhepunkt gekommen, der noch atemberaubender gewesen war, als derjenige, den ich Stunden zuvor gehabt hatte. Danach hatten wir beide auf der Matratze gelegen, unfähig uns zu rühren. Mir war es wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis sich Jethro bewegt und mich schlussendlich von den Handschellen befreit hatte â€" amüsiert hatte er festgestellt, dass er nicht der einzige sein würde, der in den nächsten Tagen wohl etwas Langärmeliges tragen musste.
Er hatte zärtlich die roten Male geküsst, hatte keinen Millimeter ausgelassen und mich mit den Liebkosungen dafür entschädigt, dass er mich so lange hatte zappeln lassen. Ich liebte es über alles, nach leidenschaftlichem Sex mit Gibbs zu kuscheln, liebte es, wenn wir uns gegenseitig sanft streichelten, bis auch die restlichen Spuren von Lust aus unseren Körpern gewichen waren. Und letzte Nacht war es nicht anders gewesen und wir hatten bei der Vorstellung von Abbys Miene, wenn sie die roten Spuren eventuell an unseren Handgelenken sehen würde, breit gegrinst.
Wir hatten unseren ersten Hochzeitstag wirklich anständig eingeleitet und ich war mir sicher, wir würden ihn später auch gebührend ausklingen lassen. Egal ob wir heute einen anstrengenden Fall bekommen würden, dieser Tag würde etwas Besonderes sein und Jethro hatte mir gestern fest versprochen, pünktlich Feierabend zu machen, auch wenn wir viel Arbeit haben würden. Und ich wusste, dass er Wort halten würde, dass wir, egal was kommen mochte, aus dem Büro verschwinden würden, um an diesem Abend unsere Zweisamkeit zu genießen. Ich war jetzt schon gespannt, was er zu dem Geschenk sagen würde, das er von mir bekam. Dafür hatte ich einen alten Kontakt wieder aufleben lassen, auch wenn ich mir deswegen ein paar Witze anhören hatte müssen, da ich jetzt mit einem Mann verheiratet war.

„So könntest du mich jeden Morgen aufwecken“, murmelte ich verschlafen und mein Herz vollführte einen kurzen Hüpfer, als Gibbs leise lachte und sein Atem warm über mein Gesicht strich. Normalerweise war es der Wecker, der mich aus dem Schlaf riss und nicht Jethro, der meistens gute 20 Minuten vor mir aufstand und sich in Ruhe einen Kaffee genehmigte, während er die Zeitung durchblätterte. Ich hingegen war der reinste Morgenmuffel und fiel eher aus dem Bett, als dass ich es verließ, indem ich meine Beine über den Rand schwang.
Es kam oft vor, dass ich bei den lautesten Geräuschen hervorragend schlafen konnte, dass mich nicht einmal der Knall eines Schusses aufwecken hätte können und doch schaffte es mein Ehemann mit dieser sanften Berührung. Obwohl die Nacht relativ kurz gewesen war, wollte ich gar nicht mehr in die Untiefen des Schlafes verschwinden, nicht, wenn Jethro neben mir lag und mich mit etwas zärtlich streichelte. Dass es nicht seine Finger waren, hatte ich sofort erkannt, diese fühlten sich anders auf meiner Haut an.
Ich war buchstäblich gerührt, dass er sich an diesem Tag die Zeit nahm, mich persönlich aufzuwecken und das nicht dem Wecker zu überlassen wie sonst auch. Aber ich wusste, dass der heutige Tag für Gibbs genauso besonders war wie für mich, hatte doch genau vor einem Jahr unser Leben eine Wende genommen. 365 Tage voller Liebe, Zärtlichkeiten und Leidenschaft, Tage, die ich nicht missen wollte, in denen ich unglaublich glücklich gewesen war und die voller Erinnerungen waren, die für immer in meinem Gedächtnis verankert sein würden. Das letzte Jahr war einfach perfekt gewesen, genauso perfekt wie der Mann, der neben mir lag und der der Grund war, weshalb ich jeden Morgen aufstand.

Blinzelnd öffnete ich schließlich meine Augen und lächelte liebevoll, als ich Jethros Gesicht vor mir erkannte. Er lag mir gegenüber, auf seinem rechten Ellenbogen aufgestützt, während er mit der Hilfe seiner linken Hand etwas über meinen Rücken streichen ließ. Er war bereits komplett angezogen â€" ein sicheres Zeichen dafür, dass er bereits länger als nur ein paar Minuten wach war.
Draußen begann es erst zu dämmern, graue Wolken waren durch das große Fenster sichtbar, aber im Laufe des Tages würden sich diese verziehen, um einem blauen Himmel Platz zu machen â€" jedenfalls laut Wetterbericht. Es sollte auch wieder ein wenig wärmer werden, es war, als ob die Sonne mit uns mitfeiern, an unserem Glück teilhaben wollte.
Die Nachttischlampe sorgte für genug Licht, ließ Gibbs’ Haare ein wenig schimmern und verlieh seinen Augen ein dunkleres Blau, in dem ich jedes Mal versinken konnte. Er blickte mich an, seine Lippen zierte ein leichtes Lächeln und hätte ich es mir aussuchen können, würde ich den ganzen Tag über hier liegen und die federleichte Berührung genießen, die er mir schenkte. Es gab öfters Momente, wo wir einfach nur nebeneinander lagen, ohne dass Worte fielen und wir damit zufrieden waren, einander nahe zu sein.
Aber anstatt zu schweigen, beugte sich Jethro ein wenig nach vorne und flüsterte: „Guten Morgen, mein Engel.“ Mein Lächeln wurde breiter â€" ich liebte es über alles, wenn er mich als Engel bezeichnete - und ich hatte das Gefühl dahinzuschmelzen, als die Streicheleinheiten auf meinem Rücken aufhörten und ich eine Sekunde später eine langstielige rote Rose erblickte, die voll erblüht war.
Vergessen war die Müdigkeit und das weiche Kissen, stattdessen setzte ich mich auf und nahm die Blume, die er mir hinhielt. „Jethro, die ist wunderschön“, sagte ich ergriffen und schnupperte an den Blütenblättern, sog den zarten Duft förmlich in mich hinein. Er richtete sich auf, sodass wir auf Augenhöhe waren, hob eine Hand und fuhr sachte durch meine vom Schlaf zerzausten Haare. „Aber nicht so schön wie du“, erwiderte er leise und ich spürte, wie meine Wangen unwillkürlich warm wurden. „Charmeur“, meinte ich, roch noch einmal an der Rose und blickte dabei die ganze Zeit über Gibbs an, der mich seinerseits musterte.
„Schon seltsam, welche Seiten du in mir zum Vorschein bringst, Tony“, sagte er schließlich und beugte sich nach vorne. „Herzlichen Glückwunsch zum ersten Hochzeitstag“, fügte er hinzu, presste seine Lippen auf meine und küsste mich voller Liebe und Zärtlichkeit. Vorsichtig, um Gibbs oder mich nicht mit den Dornen zu stechen, schlang ich meine Arme um seinen Nacken, zog ihn noch näher an mich heran und vertiefte den Kuss, zeigte ihm, dass er auch nach einem Jahr Ehe noch das Wertvollste in meinem Leben war. Seine Hände streichelten über meinen bloßen Rücken und ich schmiegte mich buchstäblich an ihn, wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Vergessen war die Tatsache, dass ich so bald aufgeweckt worden war und dass ein neuer Arbeitstag rief. In diesem Moment zählten nur Jethro und ich.
Ich war weiterhin gerührt, dass er mir eine rote Rose geschenkt hatte. Diese Geste fand ich noch liebevoller, als wenn er mir einen ganzen Strauß überreicht hätte. Normalerweise war Gibbs nicht der Blumentyp und heute war es das erste Mal, dass er mir eine gegeben hatte â€" es war für mich ein Zeichen, dass ich sein Ein und Alles war. Er grub nicht oft seine romantische Ader aus, aber wenn er es tat, dann immer auf eine Art und Weise, dass ich jedes Mal überwältigt war.

„Was hältst du davon, wenn wir den Morgen im Bett verbringen?“ fragte ich hoffnungsvoll, als wir uns nach einer kleinen Ewigkeit wieder voneinander gelöst hatten. Jethro nahm meine freie Hand in seine und drückte einen kurzen Kuss auf die rote Linie, die die Handschellen hinterlassen hatten. „Das könnten wir durchaus“, antwortete er schließlich und lächelte leicht. „Aber dann muss das Frühstück mit deinen Lieblingsbrötchen, deiner Lieblingsmarmelade und einer Tasse Kaffee, so wie du sie gerne magst, ausfallen. Ich habe sogar Haselnusssirup besorgt“, fügte er hinzu und bei seinen Worten meldete sich mein Magen unwillkürlich mit einem lauten Knurren.
Normalerweise nahmen wir uns nur an freien Tagen und Sonntagen Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, unter der Woche vertilgte ich meistens einfach nur eine Schüssel meiner Lieblingscornflakes, gefolgt von einem Schokodonut, den ich mir kaufte, wenn sich Gibbs bei seinem Coffeeshop einen Becher seines heißgeliebten Getränkes besorgte.
Er sah mich wissend mit erhobenen Augenbrauen an und ich verzog leicht verlegen meine Lippen, als mein Magen ein zweites Knurren verlauten ließ. „Ich schätze, da ist jemand gar nicht glücklich bei der Aussicht, den Morgen im Bett zu verbringen“, meinte ich kleinlaut und erhielt ein amüsiertes Lachen als Antwort. „Ich frage mich ständig, wie du nur so viel essen kannst und dabei nichts zunimmst“, sagte Gibbs, was mich dazu veranlasste, meinen Kopf ein wenig schief zu legen und breit zu grinsen. „Nun ja“, begann ich, hob die Rose an meine Nase und schnupperte erneut daran, „das liegt wohl an gewissen abendlichen Aktivitäten. Die verbrennen eine Menge Kalorien und ich habe dabei auch noch richtig viel Spaß.“ „Na, das will ich auch hoffen“, erwiderte Jethro und seine Augen funkelten liebevoll. „Und ich kann dir versichern, dass ich mindestens genauso viel Spaß habe wie du.“ „Und du bliebst hervorragend in Form“, fügte ich hinzu und erhielt erneut ein Lachen als Antwort.
Ich roch noch einmal an der Rose, bevor ich sie vorsichtig auf den Nachttisch legte und meinen Ehemann anschließend schelmisch angrinste. Obwohl es wahrscheinlich besser wäre, den Mund zu halten und zu genießen, dass er extra für mich viel früher als sonst aufgestanden war und meine Lieblingsbrötchen besorgt hatte â€" ganz zu schweigen von Haselnusssirup für meinen Kaffee und der wunderschönen Rose â€" kamen die Worte schneller über meine Lippen, als ich nachdenken konnte.
„Das ist das erste Mal, seit ich dich kenne, dass du an einem Hochzeitstag so gut gelaunt bist. Dass ich das noch erleben darf.“ Ich konnte mich nicht in Sicherheit bringen oder einen Zentimeter zurückweichen, so schnell bewegte sich Gibbs’ rechte Hand und landete zielsicher auf meinem Hinterkopf. Ich stieß einen leisen Schrei aus, der mich eher an ein Quietschen erinnerte und noch bevor ich mir über die schmerzende Stelle reiben konnte, versetzte er mir einen Stoß gegen die Schulter, sodass ich rücklings auf die Matratze fiel. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde presste er mich mit seinem Gewicht auf das Bett und blickte von oben auf mich herab.
„Du bist ein unverbesserlicher Kindskopf, Tony“, sagte Jethro brummend, aber in seinen Augen blitzte es amüsiert auf. Das Grinsen kehrte auf meine Lippen zurück und ich räkelte mich unter ihm, rieb meinen Schritt an seinem, was ihm ein leises Keuchen entlockte. „Meinst du, mein Boss wird mir den Kopf abreißen, wenn ich heute nicht pünktlich zur Arbeit komme?“ fragte ich und erhöhte den Druck ein wenig, spürte, wie ich langsam hart wurde. „Normalerweise kann er das überhaupt nicht ausstehen.“ Jethro sah mich an und lächelte belustigt.
„Ich denke, dein Boss wird heute einmal eine Ausnahme machen und dich am Leben lassen, wenn du ein paar Minuten zu spät kommen wirst.“ Ich atmete gespielt erleichtert aus. „Gut zu wissen. Also ist er anscheinend doch kein so großer Mistkerl, wie er allen anderen immer weismacht.“ Das Lachen, das gleich darauf die Stille des Morgens durchbrach, jagte mir einen heißen Schauer über den Rücken. Ich hob meine Arme und schlang diese um Gibbs’ Nacken, damit ich ihn zu mir herunterziehen konnte. Er legte mir eine Hand an meine rechte Wange und streichelte diese sachte. „Alles Gute zum Hochzeitstag“, flüsterte ich, bevor ich seinen Mund mit meinem verschloss und ihn leidenschaftlich küsste â€" das Frühstück war für den Moment vergessen.

Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte ich auf der Beifahrerseite von Gibbs’ Wagen und beobachtete die Tür des Coffeeshops, in dem er vor einer Minute verschwunden war. Wie jeden Morgen hatten wir hier angehalten, damit er sich mit seinem Lieblingsgetränk versorgen konnte. Innerlich schüttelte ich den Kopf, als ich daran dachte, dass er vorhin bereits zwei Tassen getrunken hatte, während wir das Frühstück genossen hatten, das er für mich besorgt hatte. Er hatte wirklich an alles gedacht und ich hatte genüsslich von dem Haselnusssirup gekostet, bevor ich ein paar Spritzer davon in meinen Kaffee getan hatte.
Es war eine kleine Ewigkeit her, seit wir uns an einem Morgen unter der Woche so viel Zeit gelassen oder uns kurz nach dem Aufwachen geliebt hatten. Normalerweise achtete Jethro immer darauf, dass wir nicht zu spät zum Dienst erschienen und scheuchte mich â€" wenn es notwendig war â€" mit einer kräftigen Kopfnuss aus dem Bett. Seit wir zusammen waren, war ich nicht mehr unpünktlich gewesen, aber heute würden wir es garantiert nicht mehr rechtzeitig schaffen, alleine deswegen, weil es bereits zehn nach sieben war.
Nachdem wir uns geliebt hatten, hatten wir anschließend noch ausgiebig geduscht, gefolgt von dem großartigen Frühstück, das ich mehr denn je genossen hatte. Gibbs hatte sich wirklich alle Mühe gegeben und ich hatte innerhalb kürzester Zeit drei Brötchen verdrückt, was mir ein Kopfschütteln seitens meines Mannes eingebracht hatte. Obwohl der Stundenzeiger schnell auf die Zahl sieben vorgerückt war, hatten wir nichts überstürzt und Jethro hatte kein einziges Mal ungeduldig auf die Uhr geblickt. Er hatte sogar noch das benutzte Geschirr weggeräumt, während ich die Rose mit Wasser versorgt und sie schließlich in einer Vase auf den Kamin im Wohnzimmer gestellt hatte, gleich neben dem Bild unserer Hochzeit.
Ich liebte dieses Foto über alles, das zeigte, wie glücklich wir an diesem Tag gewesen waren â€" und noch immer waren. Jethro und ich standen nebeneinander, beide in einem schwarzen Anzug und lächelten voller Freude in die Kamera. Ich hatte meinen rechten Arm um seine Taille gelegt und ihn so nahe wie möglich zu mir herangezogen. Wenn ich das Bild ansah, versank ich meistens in Erinnerungen, so auch heute, bis mir Gibbs seine Arme von hinten um die Schultern gelegt, sich an mich geschmiegt und mich somit aus meinen Gedanken gerissen hatte. Eine kleine Weile waren wir so stehen geblieben, bis wir uns schweren Herzens voneinander gelöst hatten, um endlich ins Hauptquartier zu fahren.
Mich hatte es nicht gewundert, als Jethro vor dem Coffeeshop angehalten hatte, um sich einen Becher Kaffee zu besorgen. Es war für mich allerdings verwunderlich, wie er so viel Koffein zu sich nehmen konnte, ohne einen Herzanfall zu erleiden. Allerdings hoffte ich, dass er mir einen Schokodonut kaufen würde, wie er es so oft machte. Zwar hatte ich bereits eine Menge beim Frühstück gegessen, aber etwas Süßes konnte nie schaden.

Ich ließ meine Arme sinken und trommelte in einem unbestimmten Rhythmus mit den Fingern auf der Beifahrertür des Wagens herum, während ich die Leute beobachtete, die den Coffeeshop betraten oder verließen. Die meisten schienen ziemlich in Eile zu sein und hatten gestresste Gesichtsausdrücke. Ich hätte auch vom Inneren des Autos aus alles mitverfolgen können, aber ich wollte es ausnutzen, dass es endlich wieder ein wenig wärmer geworden war.
Der Regen vom vorherigen Abend hatte gänzlich aufgehört und die grauen Wolken waren nicht mehr ganz so dicht. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie aufreißen würden, um die Sonne durchzulassen. Trotzdem war es nicht ratsam, mit einem kurzärmligen Shirt herumzulaufen, da der leichte Wind doch noch ein wenig frisch war. Somit sah es auch nicht verdächtig aus, dass ich heute ein langes Hemd trug â€" ein grünes, von dem Jethro immer behauptete, es würde meine Augenfarbe betonen. Es verdeckte hervorragend die roten Male an meinen Handgelenken, die wohl erst in ein paar Tagen verschwinden würden. Die Handschellen waren ein wenig fest gewesen, aber ich hatte mich nicht beschwert. Viel zu sehr hatte ich es genossen, was Gibbs mit seiner Zunge und der Schokosoße angestellt hatte, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich erkannt hatte, dass er mich wirklich in die Verzweiflung hatte treiben wollen und dies auch erfolgreich geschafft hatte.
Bei der Erinnerung musste ich ein Grinsen unterdrücken und ließ meinen Blick umherschweifen, musterte genervte Autofahrer, die im Morgenverkehr feststeckten und die Passanten, die eilig an mir vorbeiströmten. Schließlich entdeckte ich ganz in der Nähe eine junge Frau, die gerade eine Zeitung aus einer Box hervorholte und mich unverhohlen anstarrte. Ihre Augen wanderten über meinen Körper und sie verzog ihre vollen Lippen zu einem breiten Lächeln, das weiße Zähne enthüllte. Sie trug einen teuren Hosenanzug, der ihre Figur vorteilhaft betonte und ihre Beine noch länger wirken ließ. Die schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden und ein Pony fiel ihr keck in die Stirn.
Sie klemmte sich die Zeitung unter den Arm und kam direkt auf mich zu, ließ keinen Zweifel, dass ihr gefiel, was sie vor sich sah. Durch ihre hochhackigen Schuhe war sie nur einen halben Kopf kleiner als ich und braune Augen funkelten mich herausfordernd an. Das Trommeln meiner Finger hörte auf und ich richtete mich ein wenig auf, sodass ich nicht mehr den Eindruck erweckte, herumzulümmeln.
„Hey“, sagte sie mit einer leicht rauchigen Stimme und mich auf meine guten Manieren besinnend, lächelte ich sie freundlich an, was allerdings ein Fehler gewesen war, da sie noch näher an mich herankam, sodass mir ihr Parfüm in die Nase stieg. Früher hätte mich das ziemlich angeturnt, ich hätte sie meinerseits angestarrt, aber seit ich Jethro hatte, hatte jede Frau auf mich ihren Reiz verloren.
„Hey“, erwiderte ich ebenfalls und blickte über ihre Schulter, um zu sehen, ob Gibbs endlich aus dem Coffeeshop kam, aber er war nirgends zu sehen. „Warten Sie auf jemanden?“ fragte sie und legte ihren Kopf ein wenig schief, sodass ihr ein paar Strähnen ihres Ponys in die Augen fielen. „Ja“, antwortete ich knapp, ließ aber in meiner Stimme einen sanften Ton mitschwingen, damit das eine Wort nicht so hart klang.
„Wenn das so ist“, begann sie und leckte sich über ihre Lippen, „hätten Sie nicht Lust, die Wartezeit ein wenig zu verkürzen und mit mir eine Tasse Kaffee zu trinken? Wir können uns einen Platz am Fenster suchen, damit Sie die Straße nicht aus den Augen lassen müssen.“ Sie sah mich hoffnungsvoll an, weswegen ich nicht anders konnte, als zu lächeln. Wäre Jethro jetzt hier, hätte er die junge Frau sicher mit einem mörderischen Blick bedacht, weil sie so offen mit mir flirtete, ich hingegen fand es ein wenig amüsant.
„Tut mir leid“, sagte ich schließlich, „aber ich bin schon spät dran und ich kann Ihnen versichern, dass es mein Boss überhaupt nicht mag, wenn ich unpünktlich bin. Außerdem“, ich hob meine linke Hand und zeigte ihr den goldenen Ring an meinem Finger, „bin ich verheiratet.“
Das freudige Lächeln verschwand von ihren Lippen und Enttäuschung machte sich auf ihrem Gesicht breit. Sie schien es nicht gewohnt zu sein, eine Abfuhr zu bekommen. „Wirklich schade“, meinte sie eine Spur niedergeschlagen und seufzte. „Die attraktivsten Männer sind entweder verheiratet oder schwul.“ Ich lachte leise und entspannte mich. „Ja, das ist wohl wahr. Aber ich kann Ihnen versichern, es geht auch beides.“ „Beides?“ „Verheiratet und schwul“, antwortete ich und sie zuckte auf meine Aussage hin nur ihre Schultern.
„Ihre Frau kann sich glücklich schätzen, einen Mann wie Sie abbekommen zu haben“, sagte sie und trat einen Schritt zurück. „Man findet nicht oft Menschen, die absolut treu sind. Es gibt genug Leute, die ihre Partner betrügen.“ „Nicht, wenn man den Richtigen gefunden hat“, erwiderte ich und mein Gesicht hellte sich auf, als ich Jethro entdeckte, der den Coffeeshop verließ, in der einen Hand einen großen Becher hielt und in der anderen eine Tüte, von der ich sofort wusste, was sie enthielt.
Von meinem Stimmungsumschwung leicht verunsichert, drehte sich die Schwarzhaarige um und beobachtete Gibbs, der auf uns zukam und meine Gesprächspartnerin misstrauisch musterte. „Habe ich etwas verpasst?“ fragte er brummend und reichte mir die Tüte, die ich sofort öffnete. „Nein, die Dame hat mir nur ein wenig Gesellschaft geleistet, während du dir deinen Kaffee besorgt hast. Und… oh“, entfuhr es mir unwillkürlich, als ich den extragroßen Schokodonut entdeckte, der einfach verführerisch duftete. „Jethro, du bist der beste“, sagte ich und gab ihm einen kurzen zärtlichen Kuss, als Dankeschön dafür, dass er an mich gedacht hatte.

Die junge Frau starrte mich mit großen Augen an und sie schien ihre Zeitung vollkommen vergessen zu haben, die unter ihrem Arm hervorrutschte und auf dem Boden landete. „Wie gesagt, es geht auch beides“, meinte ich, bückte mich, hob die Zeitschrift auf und gab sie ihr. Ihr Mund hatte sich zu einem O geformt und ihre Wangen waren mit einem Hauch Rot überzogen. Gibbs blickte uns mit erhobenen Augenbrauen an und ich setzte ein unschuldiges Grinsen auf.
„Lass uns endlich fahren, sonst überlege ich mir das mit dem Kopfabreißen noch einmal“, grummelte er, umrundete den Wagen, öffnete die Tür und ließ sich hinter das Lenkrad fallen. „Ich war nicht derjenige, der noch unbedingt die Zeitung lesen wollte“, verteidigte ich mich, öffnete die Beifahrertür und zwinkerte er schwarzhaarigen Frau zu, die noch immer überrascht war, dass ich mit einem Mann verheiratet war. „Wir wären sicher nicht so spät dran, wenn du nicht angefangen hättest, dich unter mir zu räkeln.“ Ich lachte leise, setzte mich in den Wagen und schloss die Tür. „Du hättest auf meinen Verführungsversuch nicht eingehen müssen“, meinte ich, drehte mich und begegnete einem funkelenden Blick aus blauen Augen. „Bist du eifersüchtig, Jethro?“ Er blieb stumm, aber seine Körpersprache verriet ihn.
Lächelnd nahm ich seine linke Hand und drückte einen zärtlichen Kuss auf den goldenen Ring. „Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein, mein Brummbär. Du bist der Einzige für mich, das weißt du. Außerdem hat sie mich angesprochen und versucht, mich zu überreden, sie auf eine Tasse Kaffee einzuladen.“ Sein Gesichtsausdruck wurde weicher und er seufzte. „Ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn jemand mit dir flirtet. Wobei“, er musterte mich von oben bis unten und erleichtert registrierte ich das liebevolle Lächeln auf seinen Lippen, „verstehen kann ich sie ja. Immerhin hat sie Augen im Kopf und sie müsste schon blind sein, um nicht zu erkennen, dass du wunderschön bist, Tony.“ Er verstärkte den Griff um meine Hand und zog mich zu sich. Ich spürte, wie bei dem Kompliment meine Ohren rot wurden und mein Herz fing unwillkürlich schneller zu schlagen an.
„Heißt das, du reißt mir nicht den Kopf ab?“ fragte ich und ehe ich es realisierte, ließ er meine Hand los und verpasste mir einen Klaps. „Das heißt wohl nein“, meinte ich murrend und rieb mir über die leicht schmerzende Stelle. „Wirklich gut kombiniert“, sagte Jethro trocken, stellte den Becher in den dafür vorgesehen Halter und startete den Wagen. Ich schnallte mich an und blickte zu der jungen Frau, die bereits einen anderen Mann in ein Gespräch verwickelt hatte.
Ich schüttelte den Kopf und stieß gleich darauf einen leisen Schrei aus, als Gibbs heftig aufs Gaspedal trat und den Wagen mit quietschenden Reifen auf die Straße lenkte. Mit einer Hand umklammerte ich die Tüte mit dem Donut und mit der anderen den Griff an der Tür. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mir keine blauen Flecken einzufangen, sodass ich die junge Frau aus meinem Gehirn verbannte. Aber es sollte nicht das letzte Mal sein, dass ich sie sehen würde, allerdings auf eine Weise, mit der ich nie gerechnet hätte.

Fortsetzung folgt...
End Notes:
So, nachdem das Archive wieder on ist, kann ich ja endlich weiterposten^^
Chapter 5 by Michi
Er blickte die Frau mit den schwarzen Haaren mit zusammengekniffenen Augen an und beobachtete, wie sie sich einen Zettel in die Hosentasche steckte, auf dem ohne Zweifel die Telefonnummer des Mannes stand, mit dem sie in den letzten Minuten gesprochen hatte. Die war doch wirklich unverschämt. Flirtete zuerst mit seinem Tony und als sie abgeblitzt war, schmiss sie sich gleich an den nächsten Kerl. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie ihre Partner mehrmals die Woche wechseln würde. Normalerweise beurteilte er Menschen nicht nach ihrem Äußeren, da er aus Erfahrung wusste, dass selbst die Hässlichsten einen netten Charakter haben konnten, aber diesmal verstieß er gegen seine Prinzipien. Ihn interessierte es nicht, warum diese Frau offensichtlich auf Männerfang war, obwohl sie wahrscheinlich jeden haben konnte, wichtig war nur, dass sie es gewagt hatte, sich an Anthony heranzuschmeißen.
Die Wut von gestern, von der er gedacht hatte, sie nach dem Mord an Nigel Wilder unter Kontrolle zu haben, kehrte mit aller Macht zurück und er hatte große Mühe, nicht aus seinem Wagen zu springen und dem Miststück eine Lektion zu erteilen. Stattdessen begnügte er sich damit, das Lenkrad so fest zu umfassen, dass seine Knöchel hervortraten und zwang sich, tief durchzuatmen, um wieder normal denken zu können. Aber mit der Eifersucht, die in ihm tobte, war das unglaublich schwer.
Noch immer konnte er es nicht fassen, dass er zu so einem starken Gefühl im Stande war, ja, dass er deswegen sogar gemordet hatte. Er hatte gedacht, im Nachhinein würde es ihm deshalb schlecht gehen, aber zu seiner eigenen Ãœberraschung hatte er es keine Sekunde lang bereut. Es war richtig befreiend gewesen, ein Ventil für die Wut gefunden zu haben und er hatte das ständige Bedürfnis verspürt, laut zu lachen, weil er so erfreut gewesen war, dass es einen Menschen weniger gab, der schmutzige Gedanken über Tony hatte. Der Einzige, der solche Gedanken haben durfte, war er selbst â€" und letzte Nacht hatte er jede Menge davon gehabt.
Noch nie war er so lange wach gelegen, hatte die Decke über sich angestarrt und sich vorgestellt, er wäre nicht alleine in dem Schlafzimmer, dass es nicht seine Hand wäre, mit der er sich gestreichelt hatte. Und die ganze Zeit hatte er Anthony vor seinen Augen gehabt, wie er sich für ihn ausgezogen und sich dabei langsam im Rhythmus eines Liedes bewegt hatte. Und dann diese vollen Lippen, von denen er sich wünschte, sie auf seinem Körper zu spüren. Er hätte schwören können, noch nie so hart gewesen zu sein oder bei dem Gedanken an Lippen explodieren zu müssen.

Tony vor ein paar Minuten gesehen zu haben hatte ihm auch nicht wirklich geholfen, sondern hatte seine Sehnsucht nur noch verstärkt â€" gepaart mit der Rage, die ihn überkam, wenn er Gibbs beobachtete. Die Vertrautheit der beiden hatte ihm die Galle die Speiseröhre hochgetrieben und seinen Vorsatz, den grauhaarigen Agenten nicht zu töten, hatte für eine Sekunde geschwankt. Aber die Aussicht, dass Anthony untröstlich wäre, hatte ihn wieder zur Besinnung gebracht. Außerdem wäre es nicht klug einen Bundesagenten zu ermorden, da das nur Staub aufwirbeln und der ganze NCIS wahrscheinlich nach seinem Mörder suchen würde.
Sein Leben war auf einmal so schrecklich kompliziert geworden, seit er gestern Tony wieder gesehen hatte. Und diese Begegnung hatte etwas in ihm zum Erwachen gebracht, das ihm ein wenig Angst machte, etwas Dunkles, Bedrohliches. Es war, als ob eine Seite in ihm zum Vorschein gekommen war, die ewig da gewesen war, aber bis jetzt hatte er sich gut genug unter Kontrolle gehabt, um sie nicht an die Oberfläche kommen zu lassen. Seit jeher war er vom Tod fasziniert gewesen, hatte sich manchmal vorgestellt, wie es wohl wäre, jemandem ein Messer in den Körper zu rammen â€" jetzt wusste er es. Es war ein berauschendes Gefühl gewesen zu spüren, wie die Klinge in das Fleisch eingedrungen war, dabei Muskeln und Sehnen durchtrennt hatte.
Es war ein Mord aus Liebe gewesen und er war sich sicher, Tony würde es irgendwann zu schätzen wissen, dass es jemanden gab, der für ihn über Leichen ging. Er würde noch erkennen, dass Gibbs nicht der Richtige für ihn war und das wahre Glück wo anders auf ihn wartete. Heute würde er sich gleich auf die Suche nach einem hübschen Haus machen, in dem sie in Zukunft gemeinsam leben konnten. Seinem Traummann sollte es an nichts fehlen und ein großes Haus half sicher dabei, dass er seinen Gatten bald vergessen würde.

Ein erwartungsvolles Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und er musste sich zusammenreißen, um nicht in die Vorstellung abzudriften, wie es wäre, jeden einzelnen Raum gebührend einzuweihen. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf die junge Frau, die jetzt alleine war und dem blonden Mann nachblickte, der in dem Coffeeshop verschwand. Ihre Körperhaltung war entspannt und ein zufriedener Ausdruck war auf ihrem Gesicht erschienen.
Wahrscheinlich malte sie sich jetzt schon den heutigen Abend aus, aber nur er wusste, dass dieser nicht so verlaufen würde, wie sie es sich erträumte. Würde sie wissen, dass er der letzte Mann sein würde, den sie in ihrem Leben sehen würde, würde sie nicht mehr so entspannt hier stehen, die Zeitung unter dem Arm geklemmt und die Zufriedenheit in Person. Er würde ihr eine Lektion erteilen, würde ihr einbläuen, dass es nicht gesund war, ständig zu flirten und Tony alleine durch Blicke auszuziehen. Das war ihm vorbehalten, ihm alleine.
Er beobachtete, wie sie zu einem dunkelblauen BMW eilte und die Schlüssel aus ihrer Hosentasche hervorkramte, um den Wagen aufzusperren. Automatisch prägte er sich das Kennzeichen ein, um später ihren Namen herauszufinden. Vorerst wollte er sich damit begnügen, ihr zu folgen und zu erfahren, was sie untertags machte, womit sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente oder ob sie sich nur diesen schicken Hosenanzug angezogen hatte, um auf Männerfang zu gehen.
Er wollte bereits den Motor starten, als sein Handy zu klingeln anfing und ihn unwillkürlich zusammenzucken ließ. Mit einem wüsten Fluch schlug er auf das Lenkrad ein, wusste er doch, was dieser Anruf zu bedeuten hatte â€" er musste nicht einmal auf das kleine Display blicken. „Wieso gerade jetzt?“ fragte er sich selbst und nahm das kleine Telefon vom Beifahrersitz, wo er es ständig hinlegte, wenn er mit dem Auto unterwegs war. Am liebsten würde er das Geklingel ignorieren, aber er wusste, er würde nur Schwierigkeiten bekommen, würde er nicht rangehen.
Mit Mühe unterdrückte er die Wut auf die Frau, da es der Anrufer mitbekommen würde, wenn er ins Handy knurren würde, anstatt normal zu sprechen. Der Gewohnheit halber warf er einen kurzen Blick auf den Namen und schüttelte frustriert den Kopf â€" die Arbeit rief.

Hand in Hand standen Gibbs uns ich im Fahrstuhl und warteten darauf, dass er uns in die dritte Etage brachte. In meinen Fingern hielt ich noch immer die Tüte mit dem Donut, den ich im Wagen nicht angerührt hatte, aus Angst, ich würde mich bei dem rasanten Fahrstil verschlucken, mich bekleckern oder ein Stück auf den Boden fallen lassen. Aber das Gebäck würde nicht mehr lange ganz bleiben, ich würde genüsslich hineinbeißen, kaum dass ich an meinem Platz sitzen würde.
Wahrscheinlich musste ich mir dabei allerlei Sprüche von Ziva anhören, die es sich nicht entgehen lassen würde, mich damit aufzuziehen, dass wir um fast eine halbe Stunde zu spät zum Dienst erschienen. Sie würde sicher bereits ihre eigenen Theorien entwickelt haben, während sie alle fünf Minuten auf die Uhr geblickt hatte. Verübeln konnte ich es ihr nicht, wenn sie sich ihre Gedanken machte, überlegte ich doch auch immer, was los war, wenn meine Kollegin einmal nicht um sieben an ihrem Schreibtisch saß. Aber ihre Erklärungen, warum sie sich verspätet hatte, waren nie sonderlich spannend gewesen, meistens erzählte sie etwas von dichtem Morgenverkehr oder einen Unfall, der sich ereignet hatte. Nichts Interessantes, mit dem ich sie aufziehen hätte können, außer sie war diejenige, die den Unfall verursacht hatte, weil sie wieder einmal wie verrückt gerast war.

Jethro trank einen Schluck von seinem Kaffee und fing an, mit seinen Fingern an meinem Verlobungsring herumzuspielen, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte, das aber ganz schnell in ein lautstarkes Gähnen überging. Meine Kiefer knackten unangenehm und meine Augen tränten unwillkürlich. „Müde?“ fragte Gibbs überflüssigerweise und blickte mich mit erhobenen Brauen an. Er hörte auf, meinen Ring hin- und herzudrehen, umfasste meine Hand fester und zog mich ein wenig näher zu sich heran.
„Ist wohl nicht zu übersehen“, murmelte ich und rieb mir über die Augen, wobei ich aufpassen musste, die Tüte mit dem Donut nicht fallen zu lassen. Die kurze Nacht machte sich auf einmal stark bemerkbar und ich hätte mich wahrscheinlich in der kleinen Kabine auf den Boden legen können und wäre sofort eingeschlafen. „Das kommt davon, wenn man um ein Uhr in der Früh noch unbedingt eine Tiefkühlpizza essen will“, erwiderte er trocken und ich quittierte seine Aussage mit einem weiteren Gähnen. „Ich hatte Hunger“, verteidigte ich mich, „immerhin ist unser Abendessen ausgefallen und du hast nicht gerade viel von der Schokosoße mit mir geteilt.“ „Das nächste Mal, wenn wir nicht zum Essen kommen, darfst du Pizza von meinem Körper verzehren, Tony. Dann kannst du dein zweitliebstes Hobby mit Spaß verbinden.“ „Mein zweitliebstes Hobby?“ fragte ich und jetzt war es an mir, die Brauen zu heben. „Du bezeichnest essen als mein zweitliebstes Hobby?“ „Nun, bei der Menge, die du ständig zu dir nimmst, ist das ja auch kein Wunder.“ „Und was ist mein liebstes Hobby?“ wollte ich wissen und grinste anzüglich.
Gibbs beugte sich zu mir herüber, sodass er in mein Ohr flüstern konnte. „Mich in den Wahnsinn zu treiben.“ Ein Schauer durchlief meinen Körper, als er kurz mit seiner Zunge an meinem Ohrring herumspielte und schließlich wieder von mir abließ, als ein leises Pling andeutete, dass wir in der dritten Etage angekommen waren. Seine Worte ließen mich breit grinsen, wusste ich doch, dass er damit nicht meinte, dass ich es mit Leichtigkeit schaffte, ihn mit meinen Sprüchen auf die Palme zu bringen.
„Ich kann dich heute Abend gerne wieder in den Wahnsinn treiben wenn du willst“, erwiderte ich und ließ mich widerstandslos aus der kleinen Kabine zerren, die gleich darauf von drei anderen Agenten in Beschlag genommen wurde, die uns grüßend zunickten, aber ansonsten keine Notiz von unseren miteinander verschränkten Fingern nahmen. Es war schon lange nichts Neues mehr, dass wir Hand in Hand den Fahrstuhl verließen. Das letzte Mal, als wir erstaunte Gesichter gesehen hatten, war, als sich herumgesprochen hatte, dass wir heiraten würden. Abby hatte es jedem, der ihr lange genug zugehört hatte, freudestrahlend erzählt, hatte gewollt, dass jeder an unserem Glück teilhaben sollte. Mittlerweile hatten sich genug andere Gesprächsthemen gefunden, die bei weitem interessanter waren als Jethros und meine Beziehung.
Er blickte mich von der Seite her an, blieb mit mir bei meinem Schreibtisch stehen und beugte sich so weit nach vorne, dass sein Körper meinen berührte. Ich schluckte unwillkürlich, als sein Atem warm über meinen Hals strich. „Ich denke, heute Abend werde ich nicht der Einzige sein, der in den Wahnsinn getrieben wird“, flüsterte er, sodass nur ich es verstehen konnte, tätschelte leicht meinen Hintern und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er einen Schritt zurücktrat. Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, aber mir fiel nicht ein sinnvolles Wort ein, das ich von mir geben hätte können. Anstatt sich darüber zu amüsieren, ruckte Gibbs mit dem Kopf zu meinem Platz, wo auf dem Tisch noch jede Menge Akten lagen.
Ein wenig enttäuscht ließ ich meine Schultern hängen, sah aber ein, dass uns der Alltag wieder eingeholt hatte. Ich wusste aus Erfahrung, dass es nichts bringen würde, mich gegen die Schreibarbeit aufzulehnen â€" ich würde so oder so den Kürzeren ziehen. Im Büro ließ Jethro keinen Zweifel, wer der Boss war, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als mich in mein Schicksal zu fügen. Aber ich erkannte in seinen Augen, dass die kleine Diskussion, wer wen in den Wahnsinn trieb, noch nicht vorüber war â€" spätestens nach Feierabend würden wir das Thema erneut aufgreifen, und das nicht nur theoretisch.

Ich grinste als Zeichen, dass ich verstanden hatte, ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen, umrundete meinen Tisch und setzte mich auf den Stuhl. „Ich nehme dich beim Wort“, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen, weshalb Gibbs seine Augen zusammenkniff, gleich darauf leicht den Kopf schüttelte und zu seinem Platz strebte. Jetzt, wo ich mehr als meinen Ehemann sah, bemerkte ich Ziva und McGee, die uns neugierig beobachteten und die Akten vor ihren Nasen komplett vergessen hatten.
„Was?“ fragte ich, verstaute meine Waffe in der obersten Schublade und fuhr den Computer hoch. Jethro machte wieder einmal den Eindruck, als ob es ihn nicht interessieren würde, was um ihn herum vorging, aber ich kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass er mit gespitzten Ohren lauschte, um uns im Notfall zurechtzuweisen. Mit gerunzelter Stirn las er die Notizen, die ihm jemand hingelegt hatte und überließ es mir, mit meinen Kollegen fertig zu werden.
„Nichts“, meinte Ziva, drehte einen Bleistift zwischen ihren Fingern und grinste mich wissend an. „McGee und ich haben uns nur gefragt, wo ihr beide heute bleibt. Es ist doch ziemlich ungewöhnlich, dass ihr zu spät kommt, vor allem Gibbs.“ „Also, eigentlich hast nur du dich das gefragt und…“ Tim erhielt einen scharfen Blick von der Israelin und verstummte prompt.
„An so einem besonderen Tag wie heute dürfen Jethro und ich ruhig unpünktlich sein“, sagte ich schließlich und lehnte mich zurück, während ich Ziva fixierte. Diese runzelte die Stirn und wusste anscheinend nicht, wovon ich redete. „Besonderer Tag?“ fragte sie verwirrt und ich konnte nur den Kopf schütteln. „Jetzt bin ich aber enttäuscht“, erwiderte ich gespielt verletzt und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich McGee in einer Akte vergrub, um sein Grinsen zu verbergen. „Hast du nicht mitbekommen, welches Datum wir heute haben?“ wollte ich wissen und hob meine linke Hand, damit sie einen hervorragenden Blick auf meinen Ehering werfen konnte.
„Oh“, machte sie, ihr Gesicht hellte sich auf, bevor sie gleich darauf in lautes Lachen ausbrach. Der Bleistift fiel ihr aus der Hand, als sie sich diese vor den Mund schlug, um ein Prusten im Keim zu ersticken. „So ein Mist“, kam es von McGee und jetzt war es an mir, überhaupt nichts mehr zu kapieren. Ein Blick zu Gibbs verriet mir, dass er genauso ratlos war, aber im Gegensatz zu mir zeigte er das nicht so offensichtlich.
„Habe ich etwas verpasst?“ fragte ich und sah von einem zum anderen. „Nun, McGee und ich haben gewettet, dass du es mir abkaufst, wenn ich so tue, als ob ich deinen und Gibbs’ Hochzeitstag vergessen hätte. Du hättest deine Miene sehen sollen, Tony. Schade, dass ich keine Kamera dabei hatte.“ Ziva kicherte erneut und streckte ihr Hand auffordernd in Tims Richtung, der aufstand und grummelnd einen 20 Dollar Schein hervorkramte, den er ihr reichte.
„Wirklich witzig“, brummte ich und blickte hilfesuchend zu Jethro, der aber nur seinen Kopf schüttelte, eine Augenbraue hob und sich wieder den Notizen vor sich widmete. Normalerweise griff er doch auch ein, wenn wir uns wie im Kindergarten verhielten, warum diesmal nicht?
„Also?“ wandte sich die Israelin wieder an mich, als sie das Geld rasch in ihrer Hosentasche hatte verschwinden lassen. „Also was?“ fragte ich ein wenig genervt und schnappte mir eine Akte von dem Stoß vor meiner Nase. „Warum seid Gibbs und du heute wirklich so spät erschienen?“ Ich seufzte wegen ihrer Neugierde, blickte sie an und grinste. „Wir hatten ein überaus nettes Frühstück.“ „Frühstück? So nennt ihr das also? Das muss ich mir merken.“ Ziva fing erneut an, leise zu lachen und ich verdrehte genervt meine Augen.
„So weit ich mich erinnere, hast du noch genug Akten zu bearbeiten, Officer David“, kam es auf einmal von Jethro, der die Notizen endlich links liegen ließ und meine Kollegin mit einem funkelnden Blick bedachte, den ich an ihm so unheimlich sexy fand. „Aber ich kann noch viel mehr auftreiben, da du den Anschein erweckst, nicht genug zu tun zu haben“, fügte er grollend hinzu und ich musste mir ein hämisches Grinsen verkneifen, als Ziva es vorzog, sich wieder ihrer Arbeit zu widmen. „Schon gut“, grummelte sie und nahm ihren Bleistift, der ihr vorher aus den Fingern gefallen war.
„Hast du auch nichts zu tun, McGee?“ fragte Gibbs gleich darauf den Jüngeren, der noch immer am selben Fleck stand und dem kleinen Spektakel zusah. Als er seinen Namen hörte, zog er ein wenig den Kopf ein und eilte ganz schnell zu seinem Platz. Dabei murmelte er etwas von Abby und einem neuen Computerprogramm, das er noch ausprobieren musste. „Soll ich dir ebenfalls noch mehr Arbeit besorgen, Tony?“ wandte er sich gleich darauf an mich und beugte sich ein wenig nach vorne. „Nein, du musst mir momentan nichts besorgen“, erwiderte ich und grinste, als ihm die Doppeldeutigkeit meiner Worte bewusst wurde. Er schluckte sichtlich, allerdings zuckte es verräterisch um seine Mundwinkel. Kurz leckte ich mir mit der Zunge über die Lippen, ehe ich mich etwas widerwillig der Akte widmete, die ich mir vorhin genommen hatte.
Allerdings schaffte ich nicht einmal die erste Seite und wollte mir zur Motivation den Donut zu Gemüte führen, aber kaum hatte ich nach der Tüte gegriffen, klingelte Gibbs’ Telefon. Ich wusste instinktiv, dass das kein Freundschaftsanruf war, sondern dass ein neuer Fall vor der Tür stand. Traurig blickte ich auf die Süßigkeit, die nur darauf wartete, von mir verspeist zu werden. Vielleicht sollte ich es doch riskieren und den Donut im Truck essen.

„Wir haben einen neuen Fall“, sagte Gibbs, als er aufgelegt hatte und sich gleich darauf seine Waffe nahm. Ziva nuschelte etwas, das wie „Herr sei Dank“ klang und selbst McGee schien froh zu sein, dem Büro entfliehen zu können. Aber bevor ich den Versprecher meiner Kollegin korrigieren konnte, blieb Jethro vor mir stehen und sah mich funkelnd an. „Den Donut lässt du hier, Tony“, meinte er ruhig. „Aber…“ begann ich und setzte eine treuherzige Miene auf, von der ich hoffte, dass sie ihn erweichen würde. „Du bröselst nur wieder den ganzen Truck voll. Du kannst ihn auch nachher noch essen.“
„Aber…“ versuchte ich es erneut, doch statt einer Antwort reichte er mir jedoch die Schlüssel, schnappte sich die Tüte aus meiner Hand und platzierte sie auf meinem Tisch. „Nachher“, wiederholte er bestimmt und signalisierte mir mit einem Rucken seines Kopfes, dass ich endlich den Truck auftanken sollte. Ich wusste, dass eine Diskussion sinnlos war, weshalb ich mich widerwillig in mein Schicksal fügte, meine Waffe aus der Schublade holte und mir den Rucksack schnappte. „Dann eben nachher“, sagte ich, wobei es nicht annähernd so beleidigt klang wie ich wollte, was wahrscheinlich daran lag, dass Jethros Blick sanfter geworden war und seine Augen mich liebevoll anfunkelten.
Ziva konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen, so wie Tim, der so tat, als ob er etwas Wichtiges auf seinem Schreibtisch suchen würde. „McGee, sag Ducky Bescheid. Wir treffen uns in fünf Minuten unten“, sagte Gibbs und der Jüngere nahm ohne zu zögern den Telefonhörer, um den Pathologen anzurufen. Mit einem letzten sehnsuchtsvollen Blick auf den Donut eilte ich schließlich zum Fahrstuhl, um den Truck aufzutanken, nicht wissend, dass eine nicht gerade nette Überraschung am Tatort auf uns warten würde.

Die Fahrt war relativ ruhig, soweit man das sagen konnte, wenn Gibbs am Steuer saß und es bevorzugte, bei Rot über Kreuzungen zu rasen oder andere Verkehrsteilnehmer waghalsig zu überholen. Die Gegend, in der der ermordete Marine wohnte, gefiel mir überhaupt nicht und meine Nackenhärchen stellten sich unwillkürlich auf, als ich eine Ratte zwischen den Müllbergen auf dem Bürgersteig entdeckte, die bei unserer Ankunft das Weite suchte.
Dampf stieg aus den Kanaldeckeln und hüllte die Umgebung in einen feinen Nebel, machte es schwierig, die teilweise schweinischen Graffitis zu lesen, von denen sogar Abby noch etwas lernen könnte. Die Autos, die herumstanden, waren von Rost zerfressen und ein Beweis dafür, dass hier Armut herrschte und Gewalt an der Tagesordnung stand, wovon die eingeworfenen Laternen zeugten.
Das Gebäude, in dem der Mord geschehen war, war mit einem gelben Flatterband abgesperrt worden und obwohl es eine Gegend war, wo sich normalerweise jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte, gab es ein paar Schaulustige, die neugierig ihre Hälse reckten oder die uniformierten Polizisten fragten, was denn passiert war.
Insgesamt besaß das Haus drei Stockwerke und war aus roten Backsteinen aufgebaut, die verwittert aussahen und vom Regen letzter Nacht feucht glänzten. Hinter sämtlichen Fenstern brannte Licht und hin und wieder lugte jemand hinter einem Vorhang auf die Straße, um zu überprüfen, ob es etwas Neues gab.
„Wirklich nette Gegend“, sagte Ziva und verließ nach mir den Truck, um ihren Rucksack vom hinteren Teil des Fahrzeuges zu holen. „Hier würde ich nicht einmal unfreiwillig wohnen wollen“, fügte sie hinzu und öffnete die Türen, die den Blick auf McGee freigaben, der sich einen schweren Ausrüstungskoffer vom Körper wuchtete. Dieser war auf ihn gefallen, als Gibbs hart abgebremst hatte, um den Truck zum Stillstand zu bringen.
„Die Umgebung erinnert mich an eine düstere Gasse in Baltimore. Dort hat sich ebenfalls der Müll gestapelt und der Geruch, ekelhaft“, meinte ich und ein verträumter Ausdruck trat auf mein Gesicht. „Und warum hast du dann ein versonnenes Lächeln auf den Lippen, wenn es so grausig gewesen ist?“ wollte Tim wissen, der sich zwei Koffer unter die Arme klemmte. Ich blickte zu Gibbs, der einem Polizisten seine Marke unter die Nase hielt, der daraufhin sofort das Flatterband hochhob, um ihn durchzulassen.
„Weil ich in dieser Gasse Jethro zum ersten Mal begegnet bin, deswegen“, antwortete ich schließlich und folgte meinem Ehemann, der im Stiegenhaus ungeduldig auf uns wartete. Dieses stank vorwiegend nach Urin und anderen Sachen, an die ich lieber nicht denken wollte.
„Weißt du, woran mich das erinnert?“ fragte ich ihn lächelnd und ging neben ihm den schäbigen Flur entlang, der uns zu der Wohnung führte, in der Nigel Wilder wohnte â€" oder besser gewohnt hatte. Hinter mir erklang McGees Keuchen, der sich mit der Ausrüstung abschleppte und Zivas Stimme, die über den Gestank schimpfte.
„Du wirst es mir sicher gleich verraten“, erwiderte er und schenkte mir einen kurzen Blick. Der Ausdruck in seinen Augen verriet mir, dass er genau wusste, woran ich dachte. Trotzdem hielt ich nicht meinen Mund. „Es ist wie damals in Baltimore, als wir uns zum ersten Ma…“ Der Rest des Satzes blieb mir buchstäblich im Hals stecken, als wir das Apartment mit der Nummer drei erreicht hatten und ich die Leiche des Marines erkennen konnte. Aber nicht deren Zustand schockierte mich, sondern der Mann, der daneben stand, seine Hände in den Taschen seiner engen Jeans vergraben hatte und auf den Toten hinunterblickte, als wäre er das Interessanteste auf der Welt.
Wie vor eine Mauer geprallt, blieb ich stehen und starrte Detective Jack Edwards mit großen Augen an, den Mann, von dem ich gehofft hatte, ihn nie wieder zu sehen.

Fortsetzung folgt...
Chapter 6 by Michi
In diesem Moment blieb die Zeit buchstäblich stehen und wären da nicht die Leiche und der penetrante Gestank nach schalem Bier und einem billigem Aftershave, hätte ich wahrscheinlich sogar vergessen, dass ich mich an einem Tatort befand. Dieser war trostlos, ein schäbiges Ein-Zimmer-Apartment, das dringend einer Renovierung bedurfte. Die schleimig grüne Tapete war von Wasserflecken übersät und löste sich an den Ecken von der Wand. Der Teppich war ausgetreten, schmutzig und anscheinend nie gereinigt worden. Die Möbel waren allesamt zerkratzt und bunt zusammengewürfelt â€" kein Einrichtungsgegenstand passte zu dem anderen. Das einzig Moderne schienen der Kühlschrank, dessen Tür mit Bildern von nackten Frauen zugeklebt war, und der Fernseher zu sein, der eingeschaltet war.
Das Fenster war verdreckt und ließ fast kein Tageslicht in die Wohnung. Ansonsten gab es noch eine Tür, die einen Spalt offen stand und in ein Bad führte, von dem ich nur einen braunen Fliesenboden erkennen konnte. Wie Ziva vorhin so treffend gesagt hatte, würde man hier nicht freiwillig wohnen wollen.
Ich blickte weiterhin etwas geschockt zu Edwards, dem unsere Ankunft nicht entgangen war. Für meinen Geschmack hob er viel zu schnell seinen Kopf und seine hellblauen Augen leuchteten prompt auf, als er mich erkannte â€" meine Hoffnung, mich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können, war dahin.
Wie bei einem Kleinkind an Weihnachten verzogen sich seine Lippen zu einem strahlenden Lächeln und ein freudiger Ausdruck trat auf sein Gesicht. Seine Haut war noch braun gebrannter als zu dem Zeitpunkt, als ich ihn vor über zwei Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Die blonden Haare waren ein wenig länger und streiften den Kragen seiner schwarzen Lederjacke, unter der ein weißes Hemd sichtbar war, das wie angegossen saß und deutlich die gut entwickelten Muskeln betonte. In den Ohren trug er noch immer die Diamantstecker, die an ihm alles andere als lächerlich wirkten. Er hatte sich kein bisschen verändert und ich erkannte sofort, dass die zwei Jahre nicht ausgereicht hatten, damit er nicht mehr scharf auf mich war â€" der beinahe lüsterne Ausdruck in seinen Augen verriet ihn.

„Tony“, sagte Jack erfreut und wollte bereits auf mich zugehen, hielt aber plötzlich inne, sein Lächeln gefror ihm auf den Lippen, während sein Blick links an mir vorbeiging. Ich musste nicht einmal neben mich sehen, um zu erkennen, woher der plötzliche Sinneswandel kam â€" ich spürte Gibbs’ Anspannung als wäre es meine eigene. Aus den Augenwinkeln erkannte ich den harten Gesichtsausdruck und er hatte seine Kiefer so fest aufeinander gepresst, dass es mich wunderte, dass man das Knirschen seiner Zähne nicht hörte. Jethros Hände waren zu Fäusten geballt und ich war froh, dass er den Kaffee schon ausgetrunken hatte â€" den Becher hätte er unweigerlich zerquetscht.
Er fixierte Edwards mit funkelnden Augen und wenn Blicke töten könnten, würde es zwei Leichen in diesem Raum geben und nicht nur eine. Von jeher hatte Gibbs den Detective nicht ausstehen können, was wohl daran lag, dass dieser mich anscheinend ständig in Gedanken auszog. Die Drohung vor Jahren, dass er sein Testament verfassen könnte, würde er mich nicht in Ruhe lassen, schien er nicht mehr ernst zu nehmen â€" oder er hatte sie schlichtweg vergessen. Trotzdem schien er zu merken, dass er den Bogen wohl nicht zu sehr überspannen sollte, nicht, wenn Jethro in so einem Gemütszustand war. Ich konnte seine Eifersucht fühlen und irgendwie war ich von seiner Reaktion geschmeichelt, war es doch ein weiterer Beweis, dass ich sein Ein und Alles war.
Trotzdem wünschte ich mir, er würde es mir auf eine andere Art und Weise zeigen, aber noch mehr wünschte ich mir, Jack wäre nicht hier â€" oder noch besser, ich wäre ihm nie begegnet. Anscheinend gehörte er zu der Kategorie Mann, der ein Nein nicht akzeptierte. Aber er würde schon noch merken, dass er bei mir nicht den Hauch einer Chance hatte.
Ich umfasste mit einer Hand Gibbs’ Unterarm und signalisierte ihm damit, dass alles in Ordnung war und er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Das kurze Knurren, das gleich darauf seinen Mund verließ, wertete ich als Zeichen, dass er verstanden hatte. Widerwillig löste er seine aufeinander gepressten Kiefer und betrat schließlich das Apartment.
„Agent Gibbs“, sagte Jack ein wenig unsicher und versuchte mit einem leichten Lächeln, ihn versöhnlicher zu stimmen. „Detective Edwards“, erwiderte er mürrisch und bedeutete uns mit einem Schlenker seiner Hand, dass wir ihm gefälligst folgen sollten. Ziva und McGee quetschten sich mit einem wissenden Grinsen an mir vorbei, während ich nach wie vor unter der Tür stehen blieb, da ich dem Polizisten nicht allzu nahe kommen wollte â€" seine Augen klebten ohnehin schon wieder auf mir.
Er holte seine Hände aus den Taschen seiner engen Jeans und steckte sie stattdessen in seine Lederjacke. „Welcher Zufall, dass wir uns hier treffen, oder? Sie sehen gut aus, Tony“, sagte er und das Lächeln kam mir auf einmal schleimig vor. Ich konnte Zivas leises Kichern hören, bemerkte McGees Versuche, ein Grinsen zu unterdrücken und erkannte, dass sich Jethro ziemlich bemühte, dem Detective nicht auf der Stelle den Hals umzudrehen. „Agent DiNozzo“, erwiderte ich patzig und signalisierte ihm damit, dass ich es nicht mochte, wenn er mich bei meinem Vornamen nannte, „und ich glaube nicht an Zufälle. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muss meine Arbeit erledigen.“
Der lüsterne Ausdruck in seinen Augen verschwand ein wenig und er verzog mürrisch seine Lippen. „Schlechter Tag?“ fragte er und sah mir zu, wie ich den Raum betrat, den Rucksack auf den Boden fallen ließ und mich so stellte, dass er keinen Blick auf mein Hinterteil werfen konnte, als ich mich bückte und den Skizzenblock hervorholte. „Der Tag hat prima angefangen“, antwortete Gibbs an meiner Stelle und kniff seine Augen zusammen. „Bis wir bemerkt haben, welche Gestalten in dieser Gegend herumlaufen.“ Wenn Edwards erkannte, dass diese Aussage auf ihn zutraf, so ließ er es sich nicht anmerken â€" sein Lächeln blieb freundlich.

„McGee, sichere eventuelle Spuren, Ziva, Fotos und Tony, mach endlich die Skizze, anstatt den Block anzustarren“, befahl Jethro und funkelte uns einen nach dem anderen an. „Verstanden“, kam es von der Israelin. „Schon dabei“, meinte Tim und ich warf noch ein „wird gemacht, Boss“ hinterher. Aber gleich darauf hätte ich mir auf die Zunge beißen können, als es in Jacks Augen hoffnungsvoll aufblitzte. Die Tatsache, dass ich Gibbs gerade Boss genannt hatte, ließ ihn anscheinend glauben, wir wären nicht mehr zusammen. Ich schluckte, als sein Grinsen wieder anzüglich wurde und er mich von oben bis unten musterte.
„Hätten Sie nicht Lust, heute Abend etwas mit mir trinken zu gehen? Immerhin haben wir uns lange nicht mehr gesehen“, sagte Edwards und machte einen kleinen Schritt auf mich zu. Ich widerstand knapp dem Drang, ihm meinen Bleistift in die Eingeweide zu rammen und versuchte, so freundlich wie möglich zu bleiben. „Nein, danke. Ich habe heute schon etwas anderes vor“, erwiderte ich und sah zu Gibbs, der seine Arme vor der Brust verschränkt hatte und finster vor sich hinblickte.
„Gibt es etwas Wichtigeres als etwas mit mir trinken zu gehen?“ „Wie wäre es mit einem Hochzeitstag?“ mischte sich Jethro ein, kam an meine Seite und schlang besitzergreifend einen Arm um meine Taille. Mit einem Mal war es mucksmäuschenstill, nur das Klicken der Kamera war zu hören und ich hatte den Verdacht, dass Ziva den verdatterten Gesichtsausdruck Edwards soeben geknipst hatte, um ihn für die Nachwelt festzuhalten. Sein Unterkiefer klappte nach unten und er sah zwischen Gibbs und mir hin und her, versuchte dabei anscheinend zu begreifen, was er gehört hatte.
„Hochzeitstag?“ brachte er schließlich hervor und ich konnte nicht widerstehen, mich kurz mit der linken Hand an der Wange zu kratzen, sodass er den Ehering sehen konnte. „Aber, Sie haben doch… Sie haben ihn Boss genannt.“ „Alte Angewohnheiten lassen sich schlecht ablegen“, meinte ich grinsend und hätte ich meine andere Hand freigehabt, hätte ich meinerseits Gibbs einen Arm um die Taille geschlungen. „Solange du ihn nicht im Bett Boss nennst, ist das doch in Ordnung, Tony“, kam es von McGee, der die Spurensicherung komplett vergessen hatte und sich köstlich amüsierte. „Wenn ich es mir recht überlege, würde das sicher Spaß machen.“ Ich ließ den Satz im Raum stehen. „Bitte, verschon uns mit den Details aus eurem Liebesleben. Das interessiert keinen“, sagte Ziva und schüttelte den Kopf. „Außer Abby“, erwiderte Jethro, drückte mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich schlussendlich wieder los.
Jacks Enttäuschung, dass er doch keine Chancen hatte, war greifbar und er fühlte sich sichtlich unwohl. Ich spürte, wie sich Jethro endlich entspannte, weil er merkte, dass der Detective deutlich auf verlorenem Posten stand. Außerdem war das jetzt unser Fall, was bedeutete, Edwards würde sicher gleich das Feld räumen, immerhin hatte er hier nichts mehr zu suchen. Und ich hoffte, dass ich ihn diesmal mehr als nur zwei Jahre nicht sehen würde â€" am besten nie wieder.

„Haben Sie nicht anderweitig etwas zu tun?“ fragte Gibbs brummend und stellte sich bedrohlich dicht vor den Detective hin. Edwards holte seine Hände aus den Taschen seiner Jacke, wobei er in seiner rechten einen Kaugummi hielt, den er auspackte und ihn sich in den Mund schob, um energisch darauf herumzukauen. „Sie haben hier nichts mehr zu suchen“, fuhr er fort und machte noch einen kleinen Schritt vorwärts. „Das ist ab sofort unser Tatort, zu dem nur Berechtigte Zutritt haben und Sie gehören definitiv nicht dazu.“ Ein Klicken ertönte, als Ziva erneut ein Foto schoss, zweifelsohne um es nachher Abby zu zeigen.
„Sie können mich nicht hinausschmeißen, immerhin war ich als Erster hier“, erwiderte Jack und reckte sein Kinn. „Der Tote ist jedoch ein Marine und fällt somit in unseren Zuständigkeitsbereich, falls Ihnen dieses Wort etwas sagt.“ Interessiert beobachtete ich die beiden Männer, wobei ich mir sicher war, dass es bei der Meinungsverschiedenheit nicht nur um den Fall ging. „Und da heißt es immer, du fühlst dich wie in einem Kindergarten, wenn ich mich mit Ziva streite. Jetzt ist es einmal umgekehrt“, sagte ich grinsend und war froh, weit genug von Gibbs entfernt zu stehen, sodass er mir keine Kopfnuss verpassen konnte.
„Gut gebrüllt, Tiger“, meinte die Israelin und schoss noch ein Foto. „Es heißt Löwe“, korrigierte ich sie automatisch, was sie mit einem Naserümpfen quittierte. „Und ich schicke euch gleich persönlich in den Kindergarten, wenn ihr nicht sofort…“ Aber Gibbs kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden, als Duckys Stimme vom Flur erklang und ihn unterbrach.
„Du meine Güte, hier stinkt es ja noch schlimmer als in der öffentlichen Toilette, in der ich vor kurzem war.“ „Sie waren auf einer öffentlichen Toilette, Doktor?“ fragte Jimmy neugierig, während ihre Schritte immer näher kamen. „Nun, es war ein Fehler den Kartoffelauflauf von Mutter zu essen. Der hat besser als jedes Abführmittel gewirkt. Falls Sie also jemals an Verstopfung leiden sollten, Mister Palmer, dann kommen Sie zum Essen vorbei.“ Ein „ähm ja“ war alles, was Ducky als Antwort erhielt, der sich daran aber nicht zu stören schien. „Wissen Sie, das erinnert mich an meinen Großonkel Troy, er hatte eine richtige Phobie gegen öffentliche Toiletten und… oh“, unterbrach er sich auf einmal, als er die Wohnung erreicht hatte und die Szene erblickte, die sich vor ihm bot.
„Was gibt es denn, Doktor? Ach, du grüne Neune“, fügte Palmer hinzu, als er erkannte, warum Ducky aufgehört hatte, von seinem Großonkel zu erzählen. Selbst der Autopsiegremlin hatte vor Jahren mitbekommen, dass Gibbs nicht sonderlich gut auf Edwards zu sprechen gewesen war und wie sich die beiden Männer gegenüberstanden, ließ keinen Zweifel offen, dass es diesmal nicht anders war.

„Wie ich sehe, sind wir noch zur rechten Zeit gekommen“, sagte der Pathologe und betrat das schäbige Apartment, dicht gefolgt von Jimmy, dessen Kopf ein wenig rot war, da er die gesamte Ausrüstung mit sich schleppte.
Mittlerweile kam ich mir ein wenig wie eine Sardine in der Büchse vor. Mit jeder Person, die dieses Apartment betrat, wurde der Platz immer knapper und ich war richtiggehend froh, nicht an Klaustrophobie zu leiden. „Detective Edwards“, fügte er mit einem höflichen Nicken hinzu, der erleichtert aufatmete, als Gibbs einen Schritt zurücktrat. „Der Detective wollte gerade gehen“, erwiderte er und wirkte auf einmal noch grummeliger. In diesem Moment war er so sexy, dass ich den Drang unterdrücken musste, mir die Hose zurecht zu ziehen, die ein wenig eng wurde.
Stattdessen beobachtete ich mit einer gewissen Befriedigung, dass sich Jack in sein Schicksal fügte, als er erkannte, dass er nicht länger hier bleiben konnte. Erleichterung machte sich in mir breit, als er seine Schultern straffte, mit lässigen Schritten zur Tür ging und dabei Palmer beinahe anrempelte, der gerade noch schnell genug Platz machte. Gleich darauf schrie er schmerzhaft auf, als ihm ein Koffer auf den rechten Fuß fiel.
„Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder“, sagte Edwards und zwinkerte mir zu. Das Grinsen war auf seine Lippen zurückgekehrt, jetzt, wo genügend Abstand zwischen ihm und Gibbs war. ‚Nur in deinen Träumen’, dachte ich und schenkte ihm als Antwort einen Blick aus zusammengekniffenen Augen. Mein Schweigen quittierte er mit einem Schulterzucken, tippte sich an die Stirn, so als ob er einen Hut aufhätte und verließ schließlich das Apartment. „Wurde aber auch Zeit“, meinte ich erleichtert und entspannte mich ein wenig. „Au!“ rief ich gleich darauf, als mir Jethro unerwartet eine kräftige Kopfnuss verpasste. „Wofür war denn das?“ „Für deine Bemerkung über den Kindergarten. Und das nächste Mal zieh gefälligst nicht so eine enge Jeans an.“ „Aber ich dachte, du magst diese Jeans“, erwiderte ich leicht schmollend. „Ja, aber nicht, wenn dich deswegen jeder anstarrt. Vor allem nicht dieser Detective.“
„Ich wusste gar nicht, dass du so eifersüchtig sein kannst“, mischte sich Ducky ein, richtete sich seinen Hut und bedeutete seinem Assistenten, dass er die Koffer niederstellen konnte, was dieser mit einem befreiten Schnaufen tat. „Bin ich normalerweise auch nicht“, erwiderte sein langjähriger Freund und fuhr sich durch die Haare. „Aber es gibt Ausnahmen“, sagte ich und rieb mir über die noch immer schmerzende Stelle an meinem Kopf. „Du konntest Edwards noch nie ausstehen, Jethro.“ „Ich werde ihn auch nie ausstehen können. Und jetzt macht euch endlich an die Arbeit. Wir sind hier an einem Tatort und nicht in irgendeiner billigen Seifenopfer. Tony, ich will die Skizze in 20 Minuten haben und keine Sekunde später“, fügte er an mich gewandt hinzu und ich schluckte unwillkürlich.
„Verstanden“, nuschelte ich und trat näher an die Leiche heran, um sie endlich genauer ansehen zu können. Aber bevor ich den Bleistift auf das Papier aufsetzen konnte, hielt ich inne. Meine Augen weiteten sich unwillkürlich und ich ließ den Block sinken, starrte stattdessen den toten Mann an, von dem ich gedacht hatte, ihn nie wiederzusehen. Die schwarzen Haare waren zerzaust, der Eyeliner, der noch gestern seine dunklen Augen betont hatte, war verschmiert und hatte schmutzige Spuren auf seinen blassen Wangen hinterlassen. Zahlreiche Stichwunden zierten den Oberkörper des Toten, unter dem sich eine große Blutlache gebildet hatte, die bereits eine hässliche braune Farbe angenommen hatte und von dem Teppich aufgesogen worden war. Auf seinem Gesicht zeichneten sich die Schmerzen ab, die er im Augenblick des Todes verspürt haben musste und die sich für alle Ewigkeit in seine Züge eingegraben hatten. Eine langstielige rote Rose lag auf der nackten Brust und bildete einen starken Kontrast zu der blassen Haut des Mannes.
Aber es war nicht das, was mich schockierte, sondern die Tatsache, dass dieser Mann noch gestern versucht hatte, Gibbs und mich in einen Swingerclub zu schleppen. Und jetzt befand er sich tot zu meinen Füßen, buchstäblich abgeschlachtet. „Alles in Ordnung?“ fragte Ziva neben mir, die damit begonnen hatte, alles zu fotografieren, während McGee gelbe Plastiknummern neben jedem Gegenstand aufstellte. „Ich kenne diesen Mann. Das heißt, ich kenne ihn nicht wirklich, ich habe ihn nur einmal gesehen. Gestern“, fügte ich hinzu und blickte zu Gibbs, der dabei war, sich Latexhandschuhe überzuziehen.
„Und du hast ihn auch gesehen“, sagte ich zu ihm, als er bei meinen Worten seinen Kopf hob. Er runzelte seine Stirn und trat neben mich, um den Toten genauer zu mustern. „Das gibt es doch nicht“, erwiderte er und hob seine Augenbrauen. „Wollt ihr uns nicht einweihen?“ wollte Ducky wissen, der mit dem Leberthermometer in der Hand zu uns kam. Ich blickte zu Jethro und spürte, wie meine Wangen warm wurden, als mir klar wurde, dass wir wohl oder übel erzählen mussten, wo wir gestern gewesen waren.
„Also, es ist so, dass… wir waren…“ Hilfesuchend sah ich zu Gibbs, der über meine leichte Verlegenheit nur den Kopf schüttelte und leicht lächelte. „So peinlich berührt kenne ich dich gar nicht, Tony“, meinte er und mir wurde prompt noch heißer. „Wo seid ihr also gewesen?“ fragte McGee neugierig. „Wir waren in einem Sexshop, um unseren Vorrat an Gleitgel aufzustocken“, nuschelte ich schnell und erhielt auf meine Worte einen offenen Mund von Palmer, ein Kichern von Ziva und zwei Paar erhobene Brauen von Tim und Ducky.
„Ihr ward in einem Sexshop?“ Überrascht sah McGee von einem zum anderen und konnte anscheinend nicht glauben, was er soeben gehört hatte. „Hast du ein Problem damit?“ kam es mürrisch von Gibbs und durch den funkelnden Blick aus seinen Augen schüttelte der Jüngere vehement seinen Kopf. „Nein, Boss. Es ist nur, dass… ihr ward wirklich in einem Sexshop?“ „Tja, Bambino, jetzt kennst du unser kleines schmutziges Geheimnis“, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen und die Belustigung siegte über meine anfängliche Verlegenheit.

„Ich finde, das ist etwas ganz normales“, meinte Ducky, kniete sich neben der Leiche nieder und steckte ohne zu zögern das Thermometer in die Leber des Toten. „Ein Freund von mir geht jetzt noch in Sexshops und das, obwohl er schon über sechzig ist. Ich muss schon sagen, er hat eine wirklich ausgesprochen gute Auswahl an Filmen für Erwachsene, ganz zu schweigen von seiner Kondomsammlung. Ich denke, mittlerweile hat er fast alle Farben und Geschmacksrichtungen beisammen.“ „Du kennst jemanden, der Kondome sammelt?“ fragte Ziva ungläubig. „Nun, meine Liebe, das ist genauso ein Hobby wie Briefmarken sammeln. Erst letztens hat Harry…“ Das Piepsen des Thermometers unterbrach den Pathologen in seiner Ausführung und mit einem widerlichen Geräusch zog er das Instrument aus der Leber.
„Hmmm… ich schätze, der Tod ist zwischen 22 und 23 Uhr gestern Abend eingetreten. Die Messerstiche müssen ziemlich schmerzhaft gewesen sein. Es würde mich wirklich wundern, wenn das niemand mitbekommen hätte.“ „Ziva, du kümmerst dich nachher um die Nachbarn“, befahl Gibbs und sein Blick ließ keine Widerrede zu, weshalb es die Israelin auch gar nicht versuchte.
„Vielleicht hat es ja etwas mit dem Swingerclub zutun. Es könnte sein, dass Wilders Freund doch nicht so glücklich darüber ist, dass er ständig die Partner tauschen wollte“, sagte ich stirnrunzelnd. Jethro blickte nachdenklich auf den Toten hinunter, der von Ducky eingehend untersucht wurde. „Wie kommst du jetzt auf einen Swingerclub?“ fragte McGee, der vorsichtig ein blutverschmiertes Messer vom Boden aufhob â€" offensichtlich die Mordwaffe. Es war ein Schnappmesser, das man ohne Probleme über das Internet kaufen konnte.
„Nigel Wilder hat uns gestern gefragt, ob wir nicht Lust hätten, mit ihm einmal in einen Swingerclub zu gehen“, antwortete Gibbs an meiner Stelle und der Ton in seiner Stimme ließ deutlich erkennen, was er noch immer von diesem Vorschlag hielt. „Und ihr habt abgelehnt?“ wollte Ziva wissen und schoss weitere Fotos. „Natürlich haben wir abgelehnt“, erwiderte ich empört und fing endlich mit der Tatortskizze an.
„Ein Freund, der es nicht mehr vertragen hat, dass sein Partner ständig in einen Swingerclub geht. Eifersucht ist ein starkes Mordmotiv“, fuhr die Israelin fort, so als ob sie meinen Einwurf nicht bemerkt hätte. „Oder Zurückweisung“, meinte Ducky und hob einen Zettel empor, der in der Mitte gefaltet gewesen war. „Den hier habe ich in der Boxershorts des jungen Mannes gefunden. Und es scheint, als ob jemand nicht das bekommen hat, was er gewollt hat.“ Gibbs nahm das Blatt Papier entgegen und runzelte die Stirn.
„Es gibt nichts, das mehr schmerzt als Zurückweisung. Die Blüte einer Rose ist vergänglich wie das Leben, nichts hält ewig â€" außer meine Liebe zu dir“, las er vor und reichte den Zettel schließlich McGee, der ihn sofort eintütete. „Deswegen auch die Rose“, sagte Ducky und erhob sich. „Ein Mord aus Liebe. Jemand wollte den Petty Officer, aber da er ihn nicht bekommen hat, hat er ihn umgebracht.“ „Wenn ich dich nicht haben kann, dann soll es keiner“, murmelte Ziva und ließ ihre Kamera sinken. „Vielleicht hat es wirklich etwas mit dem Swingerclub zu tun“, sagte McGee und verstaute den Beweismittelbeutel in seinem Rucksack. „Wilder hat zu jemandem nein gesagt und dieser hat das nicht sonderlich gut aufgenommen.“
„Gut, dass ihr gestern in diesem Sexshop gewesen seid, sonst hätten wir überhaupt keinen Ansatzpunkt“, meinte die Israelin und zwinkerte mir verschwörerisch zu. „Wie oft geht ihr da überhaupt hin?“ fragte sie gleich darauf und grinste. „Und ich dachte, dich interessiert unser Liebesleben nicht“, antwortete ich, ohne vom Block aufzusehen. „Tut es auch nicht, aber ich finde es faszinierend, dass ihr…“ „Soweit ich es mitbekommen habe, hast du noch nicht alles fotografiert, Officer David“, unterbrach sie Gibbs ruppig. „Und jemand muss das Bad noch auf Spuren untersuchen.“ „Das Bad?“ kam es angeekelt von Ziva, die einen flüchtigen Blick zu der angelehnten Tür warf. „Kann das nicht McGee…“ „Nein, kann er nicht. McGee wird sich statt dir um die Nachbarn kümmern.“
Ich beugte mich tiefer über den Block, um mein Grinsen zu verbergen. Ziva lernte es wohl nie, wann es besser war, den Mund zu halten. So unerfreulich die Ankunft am Tatort auch verlaufen war, ging es nun eindeutig wieder bergauf. Edwards war weg, meine Kollegin musste ein ekliges Bad untersuchen und ich konnte bald meinen Donut essen. Außerdem schien es sich um einen Routinefall zu handeln â€" falls man je von Routine sprechen konnte, wenn jemand mit einem Messer buchstäblich abgeschlachtet worden war. Mord wegen Zurückweisung â€" keiner von uns ahnte, was wirklich dahinter steckte…

Fortsetzung folgt...
Chapter 7 by Michi
Die weitere Durchsuchung der kleinen Wohnung hatte nichts zu Tage ans Tageslicht befördert, das uns geholfen hätte, einen Hinweis auf den Mörder zu finden. Es gab nicht einmal ein Anzeichen dafür, dass Wilder in festen Händen gewesen war. Keine Bilder, keine Telefonnummer, keine Liebesbriefe oder sonstige Nachrichten, die darauf hingedeutet hätten, wer sein Freund gewesen war. Genauso wenig fanden wir einen Anhaltspunkt auf den Swingerclub, in den er anscheinend so gerne gegangen war. Die einzigen Dinge, das es in dieser Wohnung gab, waren Schmutz, Unordnung und Schimmel in den Ecken.
Und als ich einen kurzen Blick in das Bad geworfen hatte, war ich froh gewesen, dass nicht ich die Aufgabe erhalten hatte, dort drinnen nach Spuren zu suchen. Der braune Fliesenboden war noch das Netteste von dem winzigen Raum, in den ein Waschbecken, eine Dusche und eine Toilette gezwängt worden waren. Keine der Armaturen hatte so ausgesehen, als ob sie je mit einem Putzmittel in Kontakt gekommen wäre. Ziva hatte die ganze Zeit über einen vor Ekel verzogenen Mund zur Schau gestellt, aber ich hatte mich gehütet, zu grinsen oder eine Bemerkung von mir zu geben, da ich nicht gerade scharf auf eine Kopfnuss gewesen war. Außerdem schien Gibbs noch immer ein wenig sauer darüber gewesen zu sein, dass wir auf Edwards getroffen waren, sodass ich ihn nicht noch mehr hatte reizen wollen. Außerdem wollte ich nicht riskieren, dass er mir nicht erlaubte, den Donut zu essen, auf den ich mich schon freute - es ging doch nichts über Schokolade, um die Gehirnzellen anzuregen.
Ducky hatte, während er gemeinsam mit Palmer den Toten in dem Leichensack verstaut hatte, die Geschichte von seinem Kondom sammelnden Freund weitererzählt und dabei nicht wirklich mitbekommen, dass ihm niemand so richtig zugehört hatte. Ich hatte die Tatortskizze gezeichnet und versucht, mich nicht von der roten Rose ablenken zu lassen, die mich viel zu sehr an diejenige erinnerte, die mir Jethro an diesem Morgen geschenkt hatte. Dieser hatte sich in der Zwischenzeit gemeinsam mit McGee mit den Nachbarn unterhalten und wie nicht anders zu erwarten gewesen, hatte niemand etwas gesehen oder gehört. Das Pärchen, das links neben Wilders Apartment wohnte, hatte sich lautstark miteinander beschäftigt und nichts anderes wahrgenommen außer einander. Und sein rechter Nachbar war erst irgendwann in der Nacht stockbetrunken nach Hause gekommen â€" er hatte sich nicht einmal mehr daran erinnert, wie er es in sein Bett geschafft hatte.
Wir hatten schließlich sämtlichen Müll eingesammelt, in der Hoffnung, darin eine Spur zu entdecken, die uns zu dem Mörder des Petty Officers führen würde â€" Abby würde sich nachher sicher freuen, wenn sie erfahren würde, wie viel sie untersuchen musste. Mord aus Liebe… konnte man wirklich einen Menschen töten, den man über alles liebte? Sicher, Zurückweisung tat weh, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, Jethro umzubringen, hätte er mich vor über zwei Jahren abgewiesen, als ich ihm meine Liebe gestanden hatte. Was war nur in dem Täter vorgegangen, dass er es bevorzugt hatte, Wilder das Leben zu nehmen, anstatt um ihn zu kämpfen? Und noch dazu hatte er ihn buchstäblich abgeschlachtet, so als ob eine große Wut dahinter gesteckt hätte. Wut wegen der Zurückweisung? Oder war der Grund womöglich doch ein ganz anderer? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Fall doch nicht so einfach werden würde, wie wir zuerst angenommen hatten. Warum hatte der Mörder überhaupt eine Rose und diese kurze Nachricht zurückgelassen?

Mit einem lauten Seufzer ließ ich mich auf meinen Stuhl im Großraumbüro fallen, verstaute meine Waffe in der obersten Schublade des Schreibtisches und schnappte mir sofort die Tüte mit dem Donut, die mir Jethro vorhin beinahe aus der Hand gerissen hatte. Dieser war momentan nicht hier, da er sich einen frischen Kaffee besorgte, weswegen ich ohne zu zögern die Zeit nutzte, um meinen Zuckerlevel im Blut ein wenig anzuheben. Wer wusste schon, ob nicht doch wieder etwas dazwischen kommen würde und ich den Donut deshalb nicht essen konnte. Zwar hatte Jethro befohlen, dass wir uns sofort an die Arbeit machen und so viel wie möglich über den Toten herausfinden sollten, aber die paar Minuten, die es mich kostete, die Süßigkeit zu verspeisen, würde ich mir nehmen.
Ich öffnete die Tüte und sog genüsslich den Duft ein, der mir entgegenströmte und meinen Magen unwillkürlich knurren ließ. „Ich dachte, du hattest vorhin ein überaus nettes Frühstück?“ fragte McGee neben mir, der sich ebenfalls auf seinen Sessel fallen ließ und die Beine von sich streckte. Im Gegensatz zu Ziva und mir hatte er die gesamten Beweismittel zu Abby geschleppt, während wir gemütlich die Ausrüstung in das Lager zurückgebracht hatten. Und der Gesichtsausdruck, den er zur Schau getragen hatte, als er aus dem Aufzug gekommen war, hatte mehr als tausend Worte gesagt â€" die junge Goth war nicht erfreut gewesen, jede Menge Müll untersuchen zu müssen.
„Wir hatten auch ein überaus nettes Frühstück“, antwortete ich schließlich, biss genüsslich in den Donut und seufzte zufrieden, als sich herrlicher Schokoladengeschmack in meinem Mund ausbreitete. „Mit jeder Menge Gebäck, Marmelade und Kaffee.“ „Und trotzdem verdrückst du jetzt so einen riesigen Donut?“ fragte Ziva kopfschüttelnd. Ich kaute grinsend und nickte dabei bekräftigend. „Was soll ich sagen? In manchen Dingen bin ich einfach unersättlich“, meinte ich, als ich hinuntergeschluckt hatte. Gleich darauf verschwand ein weiteres Stück der Süßigkeit in meinem Mund.
„Aber wundere dich bloß nicht, wenn du eines Morgens mit einem runden Bauch aufwachst“, kam es von Tim, der mich mit erhobenen Augenbrauchen anblickte. „Das wird nicht passieren, Bambino. Dafür verbrenne ich viel zu viele Kalorien.“ „Ah ja“, kam es synchron von meinen beiden Kollegen, die schon wieder grinsten. „Und diese Kalorienverbrennung“, begann Ziva und beugte sich weit nach vorne, „muss ja sehr spaßig sein. Stehst du neuerdings auf SM, Tony?“ Die Frage traf mich vollkommen unvorbereitet und ich verschluckte mich beinahe an dem Bissen, den ich gerade im Mund hatte.
„Wie kommst du darauf?“ stieß ich ein wenig keuchend aus und versuchte nicht an dem Stück Donut zu ersticken, das sich gerade meine Speiseröhre hinunterzwängte. Selbst McGee war von dem plötzlichen Themenwechsel überrascht und vergaß, auf der Tastatur herumzutippen und blickte neugierig zu uns herüber. „Nun ja“, erwiderte sie hämisch und beugte sich noch mehr nach vorne, sodass sie mit ihrem Oberkörper auf ihrem Tisch lag. Ihre Augen schweiften zu der Hand, in der ich den Donut hielt und unwillkürlich folgte ich ihrem Blick â€" und hatte auf einmal das Gefühl, meine Wangen würden in Flammen aufgehen.
Ich setzte mich kerzengerade auf, ließ das Gebäck auf die Tüte fallen und zerrte blitzschnell den Hemdsärmel nach unten, der kurz zuvor nach oben gerutscht war und das rote Mal enthüllt hatte, von dem ich gehofft hatte, dass es niemand sah. „Das ist nichts“, sagte ich eine Spur heiser und räusperte mich. „Also, das hätte ich von dir nie gedacht, Tony“, kam es von McGee, dessen Mundwinkel verräterisch zuckten. Ich schenkte ihm meinen gefährlichsten Blick, der ihn schnell hinter seinen Bildschirm verbannte â€" nichtsdestotrotz verfolgte er neugierig, was neben ihm vorging.
„Ich stehe nicht auf SM“, verteidigte ich mich und versuchte meine Gesichtsfarbe unter Kontrolle zu bringen. „Das ist eine allergische Reaktion.“ „Worauf? Auf Handschellen?“ fragte Ziva und kicherte gleich darauf. „Du hattest auch schon einmal bessere Ausreden“, fügte sie hinzu. „Ich bitte dich Tony, ich erkenne die Male von Handschellen, wenn ich sie sehe und diese rote Linie auf deinem Handgelenk sieht verdächtig danach aus.“ Ich zerrte erneut an dem Ärmel und versuchte dem Drang zu widerstehen, meine Arme unter dem Schreibtisch zu verstecken. „Warst du gestern unartig, weil dich Gibbs ans Bett gefesselt hat?“ „Wie kommst du darauf, dass es das Bett war, an das…“ Ich brach ab und biss mir auf die Unterlippe, als ich erkannte, dass ich bereits zu viel verraten hatte.
„Also doch“, sagte sie gut gelaunt, „ich wusste, dass ich Recht habe.“ „Ähm, Ziva“, meinte McGee auf einmal zögernd, weshalb ich aufblickte und Gibbs entdeckte, der neben dem Platz der Israelin stand, die noch immer mich fixierte. In seiner rechten Hand hielt er den obligatorischen Kaffeebecher, schien aber nicht daran interessiert zu sein, einen Schluck zu trinken. Aus den Augenwinkeln warf er mir einen vielsagenden Blick zu und ich zog unwillkürlich den Kopf zwischen den Schultern ein.
„Mach nur so weiter und ich werde dich gleich an den Tisch ketten und dafür sorgen, dass du vor Morgen hier nicht mehr wegkommst, Officer David“, grollte Jethro neben ihr und ich hatte das seltene Vergnügen mitzubekommen, wie Ziva zusammenzuckte und ihr das Grinsen gefror. „Das wäre sicher lustig“, sagte ich viel besser gelaunt. „Tschuldigung, Boss“, murmelte ich gleich darauf, als ich in den Genuss eines seiner gefährlich funkelnden Blicke kam. Ich schnappte mir schnell den Donut und biss ein großes Stück ab, das verhinderte, dass ich noch etwas von mir geben konnte.
Ziva hob in einer abwehrenden Geste ihre Hände und zog es schließlich vor, ihre Aufmerksamkeit dem Computer zuzuwenden. Sichtlich zufrieden mit ihrer Reaktion, trank Gibbs einen Schluck, löste sich von seinem derzeitigen Platz und kam auf mich zu, um vor mir stehen zu bleiben. Der Ausdruck in seinen blauen Augen war so durchdringend, dass der Donut auf dem Weg zu meinem Mund in der Luft verharrte und ich nichts anderes tun konnte, als meinen Ehemann anzusehen. Er beugte sich zu mir herunter und ehe ich reagieren konnte, schnappte er sich meine rechte Hand, mit der ich die Süßigkeit hielt â€" unwillkürlich glaubte ich, er wollte sie mir wegnehmen, aber nichts dergleichen geschah.
Der Griff war fest, aber nicht fest genug, dass er mir wehtat und ich hätte mich mit einem Ruck befreien können, aber irgendwie wollte ich das gar nicht. „Das nächste Mal“, flüsterte er so leise, sodass nur ich es verstehen konnte, „ziehe ich ein Hemd an, bei dem die Ärmel nicht hoch rutschen“, vollendete ich seinen Satz, weswegen er eine Augenbraue hob. „Nein, Tony, ich meinte damit, dass wir das nächste Mal etwas verwenden, das keine so offensichtlichen Spuren hinterlässt.“ Bei den Worten strich sein Atem warm über meine Wange und die Aussicht, dass er vorhatte, mich irgendwann erneut ans Bett zu fesseln, brachte mein Blut in Wallung.
Ich vergaß vollkommen den Donut in meinen Fingern und verlor mich in dem Blau seiner Augen, in dem es begehrlich funkelte. In meinem Hals bildete sich ein großer Kloß und würden wir uns nicht im Großraumbüro befinden, würde ich ihn sofort zu mir herunterziehen und ihn so lange küssen, bis uns beiden die Luft wegblieb. Aber Direktor Shepard hatte überall Augen und Ohren und sie würde davon erfahren, was hieß, sie würde uns innerhalb von wenigen Minuten die Hölle heiß machen.
Ich schluckte hart und räusperte mich, um meinen Hals freizubekommen und schenkte Jethro ein Lächeln, von dem ich wusste, dass es ihn butterweich werden ließ. „Das heißt wohl, wir werden Darlene demnächst erneut einen Besuch abstatten“, flüsterte ich genauso leise. „Sieht so aus“, erwiderte er, verstärkte kurz den Druck um mein Handgelenk, ehe er mich losließ und sich aufrichtete. Sowohl Ziva als auch McGee hatten uns die ganze Zeit über neugierig beobachtet, hatten aber von unserem kurzen Gespräch nichts mitbekommen. „Und jetzt iss endlich deinen Donut, Tony und mach dich an die Arbeit“, grollte Gibbs gleich darauf â€" verschwunden war der liebevolle Ehemann, den er mir gegenüber so oft an den Tag legte. „Ich will alles über den Petty Officer wissen, selbst wenn er nur jemanden falsch angesehen hat. Und das ganze bis gestern.“
Grinsend beobachtete ich, wie er Kaffee trinkend zu seinem Platz ging und sich auf dem Stuhl niederließ. „Was für ein Stimmungsumschwung“, murmelte McGee und begann, auf seiner Tastatur herumzuklopfen. Ziva murrte etwas, das wie „hätte auch nicht gedacht, dass er an einem Hochzeitstag durchgehend gut gelaunt wäre“ klang und verzog sich hinter ihrem Bildschirm. „Ich finde schon, dass Jethro gut gelaunt ist“, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen und erhielt einen mörderischen Blick ihrerseits. „Wie hältst du es nur die ganze Zeit mit ihm aus?“ fragte sie leise und ich zuckte lediglich mit den Schultern. „Tja“, meinte ich und stopfte mir ein großes Stück des Donuts in den Mund. „Das liegt wohl daran, dass es ohne ihn noch viel schlimmer ist“, fuhr ich kauend fort und wandte mich endlich meinem Computer zu. „Glaub mir, Ziva, wenn du einmal den Menschen fürs Leben gefunden hast, wirst du das verstehen.“
Mit diesen Worten vertilgte ich den Rest des Gebäcks und rief die Akte des toten Petty Officers auf. Es wurde wirklich Zeit, sich mit dem Fall zu beschäftigen. Immerhin galt es einen Mörder zu finden, der es bevorzugte, jemanden umzubringen, anstatt um ihn zu kämpfen. Mord aus Liebe… es gab schon verrückte Menschen auf dieser Welt.

Fortsetzung folgt...
Chapter 8 by Michi
Gibbs stand in der kleinen Kabine des Fahrstuhls und wartete darauf, dass ihn dieser in die Pathologie brachte. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf seinem Oberschenkel herum und wünschte sich, dass er einen Becher Kaffee hätte, der ihm half, die wenigen Sekunden zu überbrücken, die der Aufzug in den Keller brauchte. Es war beinahe Mittag und wie er Tony kannte, würde sich dieser sicher bald etwas zu essen besorgen und ihm gewiss sein Lieblingsgetränk mitnehmen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er an seinen Ehemann dachte, der ein wenig gelangweilt an seinem Platz saß und das anscheinend nicht gerade interessante Leben des Toten durchforstete.
Die relative kurze Nacht hatte sich erneut bemerkbar gemacht und Jethro musste zugeben, dass er einem kurzen Nickerchen ebenfalls nicht abgeneigt wäre. Aber dass er nicht so viel Schlaf abbekommen hatte, war es allemal wert gewesen. Obwohl ihn Anthony letzten Abend buchstäblich in die Verzweiflung getrieben hatte, konnte er nicht leugnen, dass er es überaus genossen hatte. Alleine was er mit seiner Zunge und dem Gleitgel angestellt hatte, brachte ihn noch jetzt dazu, sich auf die Unterlippe zu beißen, um einen wohligen Kehllaut zu unterdrücken. Es überraschte ihn noch immer, dass er sich hin und wieder derart fallen lassen konnte, die Gedanken komplett ausschaltete und nur noch fühlte. Vor allem vertraute er Tony und er wusste, dass dieser nie etwas machen würde, das er nicht wollte und jederzeit aufhören würde, sollte er ihn darum bitten â€" was allerdings noch nie vorgekommen war.
Und er hatte seine Rache bekommen. Eigentlich hatte Gibbs nicht vorgehabt, Anthony ans Bett zu ketten, aber er hatte auf einmal große Lust auf Schokosoße verspürt â€" außerdem liebte er den Anblick der roten Plüschhandschellen an den Gelenken seines Lebensgefährten, obwohl diese verräterische Male hinterließen. Es war offensichtlich, dass sie ein wenig zu fest gewesen waren, aber es war kein Protest von Tonys Seite gekommen.
Mit keiner seiner Exfrauen hatte sich Jethro auf Fesselspiele eingelassen, er war nicht einmal besonders experimentierfreudig gewesen, aber das hatte sich nun grundlegend geändert. Der Halbitaliener brachte Seiten in ihm zum Vorschein, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass er sie besaß. Und es war selbst für ihn ein wenig seltsam, dass er an einem Hochzeitstag so gut gelaunt war. Aber diese Ehe war auch ganz anders als alle anderen, die er hinter sich hatte â€" sogar die mit Shannon. An sie und Kelly zu denken, schmerzte auch nicht mehr so sehr wie früher und er wusste, es lag daran, dass er sich damals Tony anvertraut, ihm seine Vergangenheit offenbart und dieser ihn verstanden hatte. Jethro hatte endlich loslassen können, um in eine glückliche Zukunft zu blicken, mit dem Menschen, den er weiterhin über alles liebte.
Er hatte es bis jetzt kein einziges Mal bereut, Anthony geheiratet zu haben, obwohl ihn dieser noch immer hin und wieder auf die Palme bringen konnte und er ihm an diesen Tagen am liebsten eine Kopfnuss nach der anderen verpassen wollte. Aber ein Blick in diese grünen Augen reichte, um ihn zu besänftigen. Er konnte seinem Ehemann einfach nicht lange böse sein, auch vor Monaten nicht, als er versucht hatte, eine verstopfte Wasserleitung herzurichten und stattdessen die ganze Waschküche unter Wasser gesetzt hatte. Anfangs war er verärgert gewesen, aber der entschuldigende Ausdruck in den Augen gepaart mit dem Dackelblick, der ihn ohne Ausnahme butterweich werden ließ, hatte diesen Ärger verpuffen lassen. Trotzdem hatte er ihn dazu verdonnert, die Schweinerei aufzuwischen und hatte die Reparatur schließlich selbst in Angriff genommen.

Das Trommeln der Finger hörte auf, als Gibbs unwillkürlich an Edwards dachte, von dem er geglaubt hatte, ihn nie wieder zu sehen. Etwas mehr als zwei Jahre war es her, dass dieser Detective zum ersten Mal auf der Bildfläche erschienen war und er hatte gehofft, auch zum letzten Mal. Bereits damals hätte er ihm am liebsten den Hals umgedreht, als er Tony förmlich mit den Augen ausgezogen hatte und heute war diese altbekannte Wut zurückgekommen.
Der Tag hatte so schön angefangen, er hatte sich gefreut, dass Anthony von der roten Rose, die er erhalten hatte, derart gerührt gewesen war, das Frühstück war perfekt gewesen und es hatte ihm nichts ausgemacht, dass er seit langem wieder einmal zu spät zur Arbeit erschienen war. Nicht einmal der Anruf, dass sie einen neuen Fall hatten, hatte seine gute Laune trüben können â€" bis sie am Tatort angekommen waren und bemerkt hatten, wer vom Morddezernat dort gewesen war. Edwards so plötzlich wieder zu sehen hätte ihn beinahe dazu veranlasst, sich vor Tony zu stellen, damit der andere keinen Blick auf diesen hätte werfen können.
Aber Gibbs wusste, dass dieses Verhalten mehr als kindisch gewesen wäre, weshalb er sich kurzerhand entschlossen hatte, sich wie der professionelle Bundesagent zu benehmen, der er war. Allerdings hatte er es nicht verhindern können, dass die Eifersucht durchgeschienen war. Zwar vertraute er Tony vorbehaltlos, aber Edwards war für ihn wie ein rotes Tuch. Dieser hatte etwas an sich, das er einfach nicht mochte und dass er ständig mit Anthony flirtete, war das berühmte Tüpfelchen auf dem i.
Wüsste er nicht, dass er sich jede Menge Ärger einhandeln würde, hätte Jethro Jack das überhebliche Grinsen einfach aus dem Gesicht gewischt. Allerdings war es ihm nicht entgangen, dass sich der andere nicht sonderlich wohl gefühlt hatte, als er bemerkt hatte, dass Gibbs ebenfalls anwesend war. Und der fassungslose Ausdruck, als der Detective erfahren hatte, dass Tony mit seinem Boss verheiratet war, war zu köstlich gewesen. Edwards hatte schnell erkannt, dass er keine Chance und verloren hatte. Zwar hatte er es nicht lassen können, Anthony weiterhin begehrliche Blicke zuzuwerfen, aber wenigstens hatte er sich rasch verzogen.
Obwohl der Tatort die reinste Müllhalde und nicht viel Tageslicht in die Wohnung gelangt war, war er ihm gleich viel freundlicher vorgekommen, kaum dass der Detective verschwunden war. Selbst der wenige Platz schien auf einmal mehr geworden zu sein. Seine Laune hatte sich ebenfalls verbessert und er hatte mit einem viertel Ohr sogar Duckys Geschichte von seinem alten Freund gelauscht. Dennoch… ein Gefühl in seiner Magengegend sagte ihm, dass es nicht das letzte Mal gewesen war, dass sie auf Edwards gestoßen waren. Allerdings würde er diesem überheblichen Kerl dann ein für alle Mal klar machen, dass er seine schmutzige Gedanken auf eine andere Person richten sollte.

Als sich die Türen endlich mit einem leisen Pling öffneten, beschloss Gibbs die Gedanken über Jack erst einmal ruhen zu lassen. Immerhin gab es einen Fall zu lösen und seinen Hochzeitstag würde er sich sicher nicht von diesem Detective vermiesen lassen, dafür war ihm der heutige Tag viel zu wichtig. Am Morgen hatte er sich Sorgen gemacht, dass die Wolken bis zum Abend bleiben und somit seine Pläne zunichte machen würden, aber zu seinem Glück wurden sie immer dünner und vorhin hatte sogar die Sonne bereits hervorgeblinzelt. Ein Sternenhimmel würde also garantiert sein â€" der wichtigste Teil seines Planes, ohne diesen würde sein Geschenk für Tony nur halb so schön werden.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen verließ Jethro schließlich den Aufzug und betrat kurz danach die Pathologie, wo Palmer eifrig dabei war, die Leiche des jungen Mannes zusammenzunähen. Die vielen Stichwunden hoben sich stark von der blassen Haut ab und auf seiner linken Wange war eine große Prellung zu sehen â€" ein eindeutiges Zeichen, dass er vor seinem Tod geschlagen worden war.
Ducky saß an seinem Schreibtisch und schrieb den Bericht, hob aber den Kopf, als er das Zischen der Tür hörte. „Ah, Jethro. Ich wollte dich in ein paar Minuten anrufen“, sagte er und erhob sich noch im selben Moment. Den Kugelschreiber legte er achtlos auf den Tisch und ging auf seinen Freund zu, der bei dem Toten stand und anscheinend interessiert Jimmy bei der Arbeit zusah â€" die plötzliche Aufmerksamkeit machte diesen ein wenig nervös.
„Was hast du für mich, Duck?“ fragte Gibbs und blickte endlich auf. „Außer einen Assistenten, der ohne ein Navigationssystem sich hoffnungslos verirren würde, nicht viel“, antwortete er und veranlasste Palmer seinen Kopf schnell zu heben und ihn mit großen Augen anzustarren. „Was ich bereits vermutet habe, hat sich bestätigt“, fuhr der Pathologe weiter, ohne auf die Reaktion des Jüngeren zu achten, „der Petty Officer ist an den zahlreichen Stichwunden gestorben. Der Darm wurde viele Male getroffen, genauso wie der Magen und ein Stich in die Milz hat massive innere Blutungen verursacht. Allerdings hatte er kurz vor seinem Tod noch Geschlechtsverkehr. Ich habe Reste von Gleitgel gefunden, mit Kokosgeschmack, wie Abby festgestellt hat“, fügte er hinzu und schüttelte den Kopf. „Was die Leute heutzutage alles kaufen“, meinte Jimmy und versenkte die Nadel wieder im Fleisch des Toten.
„Kokosgleitgel?“ fragte Gibbs überrascht und hob seine Augenbrauen. „Anscheinend ist Tony nicht der einzige, der das mag.“ „Agent DiNozzo steht auf…?“ begann Palmer sichtlich perplex, brach aber sofort ab, als er in den Genuss eines scharfen Blicks des Chefermittlers kam. „Nicht so wichtig“, murmelte er sofort und machte sich mit rosa angehauchten Wangen wieder an die Arbeit.
„Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich nicht zu viel von eurem Liebesleben wissen will?“ fragte Ducky, konnte sich aber ein Lächeln nur schwer verkneifen. Es hätte ihn stark verwundert, würden die beiden nur normales Gleitgel verwenden, vor allem weil er sich vorstellen konnte, dass insbesondere Anthony ziemlich experimentierfreudig war. Und wie er den Ausdruck in Jethros Augen deutete, schien er dem Kokosgeschmack nicht abgeneigt zu sein.
„Du hast irgendwann einmal etwas in diese Richtung erwähnt“, erwiderte Gibbs schließlich und versuchte nicht in Gedanken an letzte Nacht abzudriften, in der er reichlich in Berührung mit Kokosgleitgel gekommen war. „Sonst noch etwas, das uns weiterhelfen könnte?“ brachte er die Sprache wieder auf den Fall zurück. „Nun, wer auch immer mit Nigel Wilder geschlafen hat, ist nicht sonderlich sanft mit ihm umgegangen. Ich habe Anzeichen von kleinen Blutungen gefunden, aber eine Vergewaltigung schließe ich aus, da es ansonsten keine Abwehrverletzungen gibt. Meinst du, er hat mit seinem Mörder geschlafen?“ „Wäre eine Möglichkeit, aber warum hat er dann die Nachricht mit dem Hinweis auf Zurückweisung hinterlassen?“ meinte Gibbs und runzelte die Stirn. „Ich denke eher, Wilder war noch bei seinem Freund, den er gestern Tony und mir gegenüber erwähnt hat.“ „Vielleicht findet Abby heraus, wer er ist. Ich habe Sperma gefunden und es ihr zur Analyse geschickt.“

Ducky verschränkte seine Arme vor der Brust und lehnte sich gegen einen der freien Stahltische. „Ich habe heute übrigens von Abby gehört, dass du und Anthony um eine halbe Stunde zu spät gekommen seid.“ „Woher weiß sie…?“ fragte Gibbs, etwas überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel. „McGee“, beantwortete er gleich darauf seine eigene Frage und konnte innerlich nur den Kopf schütteln. Der junge Agent war anscheinend ein schlimmeres Tratschweib als seine ganzen Exfrauen zusammen.
„Es freut mich, dass du wenigstens am heutigen Tag nicht so streng bist, was den Dienstbeginn anbelangt“, fuhr Ducky fort und blickte seinen Freund wissend an. „Wir hatten ein überaus nettes Frühstück“, erwiderte Jethro, denselben Wortlaut wie Tony vor ein paar Stunden verwendend. Jimmy stieß ein vernehmliches Keuchen aus, das schnell in einen Husten überging, mit dem er kaschieren wollte, dass er nicht zu interessiert der Unterhaltung der beiden gelauscht hatte und kein Problem damit hatte, dass der Ermittler gerade aus seinem Privatleben plauderte. Palmer wusste, würde er auch nur ein Wort gegenüber jemand anderem darüber verlieren, würde er in nächster Zeit keine Leichen mehr zusammennähen können.
„Frühstück? Jethro, wir sind hier erwachsene Menschen. Du kannst es ruhig beim Namen nennen, dass ihr…“ „Hast du vorhin nicht gesagt, du willst nichts aus unserem Liebesleben wissen, Ducky?“ „Richtig, das überlasse ich lieber Abigail. Ihr hattet nicht zufällig etwas mit Kokosgeschmack zum Frühstück?“ Gibbs konnte nicht anders als zu lachen und schüttelte leicht seinen Kopf.
„Ich will den Bericht der Autopsie so bald wie möglich auf meinem Tisch haben“, sagte er schließlich und eilte auf die Tür der Pathologie zu. „Und ich erwarte einen ausführlichen Bericht darüber, wie Anthony auf dein Geschenk reagiert, Jethro!“ rief Ducky ihm hinterher. „Immerhin habe ich dich darauf gebracht!“ „Ja, aber auch nur, weil du erzählt hast, wie deine Mutter vor kurzem geglaubt hat, die Sterne wären Glühwürmchen!“ erwiderte Gibbs, bevor er im Fahrstuhl verschwand und auf den Knopf für die Forensik drückte. So verrückt Mrs. Mallard hin und wieder auch war, sie war eine liebenswerte Frau und sie konnte einen auf die besten Ideen bringen. Er war sich sicher, Tony würde das Hochzeitstagsgeschenk wundervoll finden und er freute sich jetzt schon auf den verblüfften Gesichtsausdruck seines Ehemannes. Es war das perfekte Geschenk, etwas, das jeder Engel haben sollte…

Kaum hatten sich die Türen des Fahrstuhls geöffnet, dröhnte Gibbs laute Musik entgegen, von der er sich wunderte, dass sie sein Trommelfell noch nicht zum Platzen gebracht hatte â€" oder besser gesagt, dass Abby keinen Gehörschaden davon getragen hatte. Diese war dem Gekreische jeden Tag ausgesetzt und zeigte kein Anzeichen von Taubheit. Wenn sie wenigstens Lieder spielen würde, die in seiner Jugend modern gewesen waren, würde er die Lautstärke nicht so schlimm finden. Er verstand nicht, wie man sich Songs zu Gemüte führen konnte, bei denen man nur mit viel Geduld den Text heraushören konnte. Allerdings wusste er, dass diese Art von Musik einfach zu Abby gehörte und wenn es ihr half, ihre Arbeit schneller zu erledigen, sollte es ihm recht sein.
Als Jethro das Labor betrat, stand die Forensikerin bei einem ihrer Babys und betrachtete es stirnrunzelnd, während sie energisch am Strohhalm saugte, um möglichst viel CafPow auf einmal zu sich zu nehmen. Dabei schaffte sie es irgendwie noch, mit einem Fuß im Takt des Liedes mitzuwippen. Obwohl sie beschäftigt wirkte, merkte sie sofort, dass sie nicht mehr alleine war. Kaum hatte Gibbs einen Fuß über die Schwelle gesetzt, wirbelte sie herum und auf ihren dunkel geschminkten Lippen erschien ein breites Lächeln.
Abbs stellte den Becher auf einen Tisch, der von dem Müll übersät war, den sie in Wilders Wohnung gesammelt hatten, eilte in den angrenzenden Raum und gleich darauf wurde die Musik auf eine erträgliche Lautstärke heruntergedreht, wobei es ihm lieber gewesen wäre, sie hätte die Anlage komplett zum Verstummen gebracht.
„Ich habe mich schon gefragt, wann du zu mir kommst, oh erhabener Meister“, sagte sie gut gelaunt und schnappte sich wieder den Becher, um einen großen Schluck von ihrem Lieblingsgetränk zu nehmen. „Was hast du für mich, Abbs?“ fragte Jethro direkt, ohne auf die Hibbeligkeit der jungen Goth zu achten. Es war ein deutliches Zeichen, dass sie an diesem Vormittag bereits mehrere CafPows intus hatte und dass sich das viele Koffein nun bemerkbar machte. „Eine Phobie gegen Müll“, antwortete sie ohne zu zögern und deutete auf den Haufen auf dem Tisch. „Wie kann ein einzelner Mensch nur so unordentlich sein? Hat er noch nie etwas von putzen gehört?“ Sie schüttelte den Kopf und beantwortete damit bereits ihre eigene Frage.
„Hast du etwas gefunden?“ wollte Gibbs wissen und nahm ihr den CafPow aus den Händen, von dem sie erneut einen riesigen Schluck trank. „Ich habe herausgefunden, dass euer toter Marine auf Bananen, Kartoffelchips mit Pfeffergeschmack und Bier steht. Laut den Rechnungen, die im Müll gewesen sind, geht er einmal im Monat zur Pediküre. Und ich habe eine Creme gegen Fußpilz gefunden. Außerdem scheint er auf Kokosgleitgel zu stehen, das Ducky an ihm entdeckt hat.“ „Ich weiß, ich war vorhin bei ihm“, erwiderte Gibbs, hütete sich aber auch nur ein Wort zu sagen, dass er letzte Nacht in den Genuss von Gleitmittel mit Kokosgeschmack gekommen war. Abby wartete immer nur darauf, dass entweder Tony oder er etwas von ihren Nächten erzählte und es war meistens ein Kampf, wieder aus ihrem Labor verschwinden zu können.
„Ansonsten gibt es nichts, das auf den Mörder hinweisen könnte“, fuhr sie fort und lehnte sich gegen den Tisch. „Auch keine Spur von einem Swingerclub. Laut McGee hat unser Petty Officer dich und Tony gestern gefragt, ob ihr nicht mit ihm dorthin gehen wollt. Stimmt das? Wart ihr wirklich in einem Sexshop? Ich bin beeindruckt, Gibbsman. Ich hätte nicht gedacht, dass du…“ „Abbs!“ unterbrach er sie ein wenig schroff und schüttelte warnend den Kopf. „Ich schweife wohl wieder etwas ab, oder?“ fragte sie rein rhetorisch, seufzte, ging zu ihrem Computer und tippte ein paar Befehle in die Tastatur ein. Auf dem Bildschirm erschien ein blutbeflecktes Klappmesser â€" die Tatwaffe.
Obwohl sie lieber ihren Boss ausgehorcht hätte, was er und Tony alles in einem Sexshop einkauften, erkannte sie an seinem Gesichtsausdruck, dass es besser wäre, zu schweigen. Sie wusste nicht, woran es lag, dass sie so neugierig war, was ihre beiden Kollegen anging, aber sie fand es noch immer aufregend, dass sie verheiratet waren und das seit einem Jahr. Und die zwei schienen weiterhin glücklich miteinander zu sein und zeigten keinerlei Anzeichen, dass sie genug von einander hatten. Abby bewunderte das, vor allem, weil die beiden Tag und Nacht zusammen waren. Sie wusste nicht, ob sie das schaffen würde, wenn sie einen Freund hätte, mit dem sie gemeinsam arbeitete und diesen auch noch am Feierabend um sich hatte. ‚Wahre Liebe’, dachte sie verträumt und drehte sich wieder zu Gibbs um, der sich vor den großen Bildschirm gestellt hatte und das Messer musterte.

„Die Tatwaffe ist eine Sackgasse“, sagte sie schließlich, „man kann so ein Klappmesser überall kaufen. Das Blut darauf stammt nur von Nigel Wilder. Der Mörder war wirklich vorsichtig. Er hat keine Spuren hinterlassen. „Und was ist mit der Nachricht?“ fragte Gibbs und drehte sich um. Abby verzog ihren Mund und schüttelte den Kopf. „Keine Fingerabdrücke und die Tinte des Druckers, der verwendet wurde, ist ein handelübliches Produkt und wird täglich hunderte Male verkauft. Wer auch immer der Täter ist, er ist wirklich clever. Er muss etwas von Spurensicherung verstehen.“ „Oder er hat nur verdammt viel Glück“, meinte Gibbs und fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht. Gleich darauf wünschte er sich, er hätte das unterlassen, als Abby ihre Augen zusammenkniff und auf sein Handgelenk blickte, das kurz entblößt worden war. Ein wissendes Grinsen umspielte auf einmal ihre Lippen und sie sah so aus, als ob Weihnachten, Ostern und ihr Geburtstag auf den heutigen Tag vor verschoben worden wären.
„Also wirklich, Gibbsman“, sagte sie zuckersüß und kam auf ihn zu. „Und da habe ich immer gedacht, dass es gegen deine Natur geht, unterwürfig zu sein.“ „Ich bin nicht unterwürfig“, erwiderte er brummend, verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und funkelte die junge Goth mit seinem gefährlichsten Blick an. Diese nahm das allerdings als Bestätigung, dass ihre Gedanken in die richtige Richtung gegangen waren. „Hat Tony die roten Plüschhandschellen verwendet, von denen er mir einmal erzählt hat? Ich wette, die haben heiß an dir ausgesehen, wobei ich schwören könnte, dass die Linie auf deinem Gelenk zu dünn für Handschellen ist. Ich würde eher auf einen Seidenschal tippen. Du kannst es mir ruhig sagen, mein silberhaariger Fuchs. Du hast hier die Meisterin der Fesselspiele vor dir.“ Abby reckte ihr Kinn und straffte ihre Schultern.
Gibbs schüttelte nur seinen Kopf und obwohl er versuchte, sauer zu sein, schaffte er es nicht einmal annähernd. Trotzdem behielt der den bösen Blick bei und ließ sich von dem beigeisterten Funkeln in Abbys Augen nicht erweichen. „Behalt die Details für dich“, sagte er schließlich und ließ seine Arme wieder sinken. „Hauptsache ihr hattet euren Spaß“, meinte die junge Goth ohne auf Jethros Einwand zu achten und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Wenn ihr irgendwann einmal ein paar Tipps braucht, müsst ihr nur fragen. Ich helfe euch gerne weiter.“ „Ich würde es bevorzugen, wenn du mir verraten würdest, wie weit du mit der DNA Analyse bist“, erwiderte Gibbs mit Nachdruck in seiner Stimme und signalisierte damit Abby, dass es klüger wäre, nicht weiterzubohren.
Sie ließ ihre Schultern ein wenig hängen, erkannte aber, dass sie nichts weiter erfahren würde. Vielleicht war ja Tony gesprächiger, überlegte sie und lehnte sich wieder gegen ihren Tisch. „Das Ergebnis müsste ich morgen haben“, sagte sie schließlich und hob eine Hand, als Jethro den Mund aufmachte. „Nein, es geht nicht schneller. Die Wissenschaft braucht ihre Zeit und man kann sie nicht hetzen. Du musst schon ein wenig Geduld haben, Bossman.“
„Vielleicht findest du noch etwas in dem Müllhaufen hier“, sagte Gibbs und deutete auf den Berg voller Abfälle, die teilweise nicht angenehm rochen. „Dafür will ich aber eine Gehaltserhöhung haben.“ „Du kannst einen Assistenten beantragen, Abbs.“ „Bloß nicht. Muss ich dich erinnern, was das letzte Mal passiert ist? Da wühle ich mich lieber alleine durch den Müll.“ Gibbs konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und eilte auf die Tür zu, hielt aber inne, als ihm die Forensikerin etwas nachrief. „Was schenkst du eigentlich Tony zu eurem Hochzeitstag?“ Jethro drehte sich um und hob eine Augenbraue. „Etwas, das auch noch in mehreren hundert Jahren Bestand haben wird und zeigt, dass ich für ihn die Sterne vom Himmel holen würde.“ Mit diesen Worten verließ er endgültig das Labor und ließ eine stirnrunzelnde Abby zurück, die schließlich nach einer Minute einen Freudenschrei ausstieß, als ihr bewusst wurde, was Gibbs mit dem einen Satz gemeint hatte.

Fortsetzung folgt...
Chapter 9 by Michi
Entschlossen stopfte er sich das letzte Stück Peperonipizza in den Mund, kaute geräuschvoll, während er versuchte, die Pappschachtel in den viel zu kleinen Mülleimer neben seinem Schreibtisch zu entsorgen. Es hasste diesen Raum, in den ein dutzend Schreibtische gezwängt worden waren und der den Namen Großraumbüro eigentlich nicht verdiente. Zwischen den einzelnen Tischen war gerade genug Platz, um hindurchgehen zu können â€" die handvoll Kollegen, die dicklich waren, hatten damit allerdings ihre Probleme.
Tageslicht kam nur spärlich durch die kleinen Fenster hoch oben an der Wand und die einzige Aussicht, die er hatte, waren Poster von Pinup Girls und Aufnahmen von einsamen Wäldern, die auf die sonst grauen Betonmauern geklebt worden waren. Die Atmosphäre war düster, ja beinahe bedrohlich, eine der Deckenlampen flackerte in regelmäßigen Abständen und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie endgültig den Geist aufgab. Es roch durchdringend nach zu vielen Menschen in einem zu kleinen Raum, wobei die Körperausdünstungen noch der angenehmste Geruch waren. Der graugrüne Linoleumboden sah so aus, als ob er das letzte Mal geputzt worden wäre, als dieses Büro eingerichtet worden war und wies zahlreiche Flecke auf, deren Herkunft größtenteils unbekannt war. Ein Deckenventilator wirbelte die schlechte und verbrauchte Luft von einer Ecke in die nächste, anstatt eine kühlende Wirkung zu haben.
Es gab vereinzelte Pflanzen auf den Tischen seiner Kollegen, allerdings ließen diese traurig ihre Blätter hängen, die wegen dem fehlenden Sonnenlicht bereits teilweise braun geworden waren. Das Netteste in diesem Raum waren die Bilder der halbnackten Frauen, wobei er sich ein wenig vernachlässigt fühlte, dass niemand an ihn dachte und Poster von durchtrainierten Männern anbrachte. Es war kein Geheimnis, dass er schwul war, wobei sich die anderen hin und wieder darüber lustig machten. Aber die Witze prallten schon lange an ihm ab und er erwiderte sämtliche Hänseleien mit einem müden Lächeln.
Sein Vorgesetzter, ein Anzugträger mit steifer Krawatte, war ein homophober Mistkerl, der ihn am liebsten schon lange gefeuert hätte, aber er war klug genug, das nicht zu tun, würde dies doch unter Diskriminierung fallen und sein Mitarbeiter könnte ihn deswegen verklagen. Und dieser versuchte sich nichts zu schulden kommen zu lassen, um keinen Grund zu liefern, hinausgeworfen zu werden. Er sah sich keine Pornos während der Arbeitszeit an, so wie manche seiner Kollegen, er kam nie zu spät und erledigte seine Aufgaben gewissenhaft. Glücklicherweise musste er seinen Boss nur noch ein Jahr ertragen, bis dieser endlich in Pension ging und hoffentlich einen toleranteren Nachfolger hatte. Und wenn nicht… er konnte sich immer noch um einen anderen Arbeitsplatz umsehen. Es gab genug, die ihn haben wollten und die nichts gegen seine sexuelle Orientierung hatten.

Mit einem letzten entschlossenen Stoß stopfte er die Schachtel vollends in den Mülleimer, schluckte das Pizzastück hinunter und richtete sich wieder auf, nur um dem Blick von Ernest Houser zu begegnen, der ihm gegenüber saß. Er war der einzige Mann in diesem Büro dem er vertraute und mit dem ihn so etwas wie Freundschaft verband. Der Braunhaarige war älter als er, knapp über 40, verheiratet und hatte zwei halbwüchsige Töchter. Er war der reinste Familienmensch und die Empfangsdamen fanden es mehr als schade, dass er nicht mehr zu haben war, gehörte er doch zu den bestaussehendsten Männern in diesem Gebäude. Mit seinen tiefblauen Augen, den hohen Wangenknochen und den gleichmäßigen Gesichtszügen hätte er Model werden können.
Auch er hatte vor Jahren einmal ein Auge auf Ernest geworfen, aber schnell erkannt, dass er keine Chance hatte â€" zu seiner eigenen Ãœberraschung hatte er das akzeptiert. Vielleicht war das der Grund, warum er sich ihm mehr anvertraute als allen anderen. Allerdings würde er sich hüten seinem Kollegen zu erzählen, was er gestern gemacht hatte â€" gewisse Sachen sollte man lieber für sich behalten und Mord gehörte definitiv dazu. Houser war ein Mann mit einem großen Sinn für Gerechtigkeit, er würde nicht zögern ihn anzuzeigen und wenn er auf etwas verzichten konnte, dann war es das Gefängnis.
„Was?“ fragte er, schnappte sich eine Papierserviette aus einer Schublade und wischte sich den Mund ab. „Nichts“, erwiderte Ernest, aber das Grinsen strafte ihn Lügen. „Ich habe mich nur gewundert, woher das Funkeln in deinen Augen kommt, Bobby. Du wirkst richtig glücklich.“ Er verzog unwillkürlich den Mund, als er mit der Kurzform seines zweiten Vornamens angeredet wurde. Den Namen Robert mochte er überhaupt nicht, aber Ernest fand ihn passend, weshalb er ihn seit dem ersten Tag ihrer Zusammenarbeit so nannte.
„Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich glücklich bin“, erwiderte er schließlich und ein verträumtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als Tonys Gesicht vor seinem inneren Auge entstand. „Ich habe meinen Traummann getroffen“, fügte er hinzu und blickte kurz auf den Bildschirm, wo die Meldung aufblinkte, dass seine Suche nach dem Namen der Frau, die er am Morgen beobachtet hatte, erfolgreich gewesen war. Noch immer überkam ihn Wut, wenn er daran dachte, wie sie sich am liebsten Anthony an den Hals geworfen hätte. Aber spätestens am Abend konnte er seinen Gefühlen endlich freien Lauf lassen und ihr zeigen, dass es nicht förderlich für die Gesundheit war, sich den Menschen, den er über alles begehrte, unter den Nagel reißen zu wollen.

Die Meldung ignorierend â€" dafür hatte er auch noch nachher Zeit â€" sah er zu seinem Freund, der ihn interessiert musterte und ehrliche Freude zeigte. „Das ist doch großartig“, sagte er und beugte sich nach vorne - dass er beinahe seine Kaffeetasse umgeworfen hätte und wichtige Dokumente in Gefahr geraten wären, schien ihn nicht zu stören. „Wie heißt er? Wie sieht er aus? Wann wirst du ihn wiedersehen?“ sprudelten die Fragen nur so hervor und für einen kurzen Moment erweckte Ernest den Eindruck, noch begieriger auf Informationen zu sein als die beiden Tratschtanten von Empfangsdamen.
„Sein Name ist Anthony und er hat die schönsten grünen Augen die ich je gesehen habe“, antwortete er träumerisch, schnappte sich einen Bleistift und begann diesen zwischen seinen Fingern hin- und herzudrehen. „Er ist größer als ich, fast 1,90 Meter würde ich sagen und dieser Hintern ist einfach geschaffen, um von mir angefasst zu werden. Und die braunen Haare sind so lässig verwuschelt, dass man nicht widerstehen kann, die Finger durchgleiten zu lassen. Wann wir uns wiedersehen werden? Ich hoffe bald und bis es so weit ist, werde ich von ihm träumen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ein richtiges Paar sind“, fügte er hinzu und seufzte glücklich.
Er wünschte sich es würde auch so einfach sein, wie es sich anhörte. Aber er war sich sicher, Tonys Herz zu erobern. Sein Ehemann konnte bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Er war ein viel geilerer Hengst und konnte dem Halbitaliener viel mehr bieten als dieser Gibbs. Dieser würde leiden, das schwor er sich. Er würde dafür sorgen, dass der andere mit dem Wissen weiterlebte, Anthony für immer verloren zu haben. Aber noch war es nicht so weit, vorher musste er noch ein geeignetes Haus finden, am besten mit einem Keller, der komplett eingerichtet war. So wie er Tony kannte, würde er anfangs ganz schön widerspenstig sein, mit der Zeit jedoch erkennen, dass es dafür keinen Grund gab, dass ein glückliches Leben vor ihm lag.
„Dich hat es ja wirklich heftig erwischt“, riss ihn Ernest aus seinen Gedanken und er seufzte noch einmal. „Das wurde aber auch langsam Zeit, Bobby. Ich schätze, die Tage, wo du abends durch die Clubs gezogen bist, um ein Abenteuer zu finden, sind jetzt vorbei.“ Houser beugte sich noch weiter nach vorne und versetzte seinem Kollegen einen Klaps gegen die Schulter. „Ich freue mich für dich, ehrlich. Du musst mir nachher unbedingt erzählen, wo ihr euch kennen gelernt habt. Aber vorher muss ich noch zum Boss und ihm endlich Bericht erstatten. Das schiebe ich schon seit dem frühen Morgen vor mir her. Er hat heute ganz schlechte Laune, anscheinend hat er wieder Sodbrennen.“ Ernest verzog sein Gesicht, stand auf, nahm sich den Bericht, der vorhin beinahe dem Kaffee zum Opfer gefallen wäre, schlängelte sich elegant zwischen den Tischen hindurch und strebte auf eine Tür mit Milchglasscheibe zu, die sich neben der Treppe befand, die ins Erdgeschoss führte.
Kaum war sein Freund in dem Büro verschwunden, ließ er den Bleistift fallen und wandte sich dem Bildschirm zu, wo das Foto der schwarzhaarigen Frau erschienen war, gefolgt von all jenen Informationen, die er wissen musste. Der Name Christine Summers brannte sich unauslöschlich in sein Gehirn ein, genauso wie die Adresse unter der sie wohnte. Sie schien nicht arm zu sein, lebte sie immerhin in einem der besseren Viertel von Washington. Ihre dunklen Augen schienen ihn zu verhöhnen und in seiner Kehle bildete sich ein Knurren, das er mühevoll hinunterschluckte. Er würde ihr heute definitiv einen Besuch abstatten und er nahm sich vor, sie ein wenig länger leiden zu lassen als Nigel Wilder. Dieser war sowieso viel zu leicht davongekommen und im Nachhinein bereute er es, dass er sich nicht mehr Zeit gelassen hatte, um ihm noch eine abschließende Lektion zu erteilen.
Bevor erneut die Wut an die Oberfläche kam, schloss er das Fenster und ließ seinen Blick durch das Büro schweifen, in das nach und nach seine anderen Kollegen von der Mittagspause zurückkehrten. Ernest hatte vorhin recht gehabt: die Tage, wo er durch die Clubs gezogen war, waren nun vorbei. Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, dass er an jenen Abenden sich unbewusst einen Ersatz für Tony gesucht hatte. Sämtliche One-Night-Stands hatten braune Haare und einen ähnlichen Körperbau wie Anthony gehabt. Aber niemand konnte diesem das Wasser reichen.
„Mein Geliebter“, murmelte er so leise, dass ihn sein Tischnachbar nicht hören konnte, der gerade vom Mittagessen zurück gekommen war und sich jetzt einen großen Donut in den Mund stopfte, wobei sein Doppelkinn wackelte. „Ich werde dir die Welt zu Füßen legen. Du bist mein und bald wirst du das auch erkennen. Mein Tony“, fügte er beinahe lautlos hinzu und zwang sich, sich wieder der Arbeit zu widmen. Aber er wusste, dass es nichts nutzen würde, der Mann seiner Träume würde so lange sein Denken beherrschen, bis er endlich an seiner Seite war, um mit ihm sein restliches Leben zur verbringen.

Mit einer entschlossenen Bewegung knüllte ich das Papier des Hamburgers zusammen, warf es zielsicher in den Mülleimer und leckte mir die Finger ab, die ein wenig fettig waren. Ich hätte auch ein Taschentuch oder eine Serviette verwenden können, aber das hätte nur halb so viel Spaß gemacht, da ich Gibbs’ Blick förmlich auf mir spüren konnte, obwohl er den Eindruck machte, sich auf eine Akte zu konzentrieren, wenn ich aufsah.
So als ob mein Magen einen Wecker eingebaut hätte, hatte er sich pünktlich zu Mittag mit einem lauten Knurren gemeldet und mich aus der Lektüre gerissen, die ungefähr so spannend war wie die vereinzelten Kratzer auf meinem Tisch. Jethro hatte mir ohne lange Diskussion erlaubt, mir etwas zu essen zu holen, wobei ich gleich darauf erfahren hatte, warum er diesmal so großzügig mit einer Pause war, wo wir doch mitten in einem Fall steckten â€" das Wort Kaffee hatte ausgereicht, um mir mitzuteilen, dass ich ihm einen großen Becher seines Lieblingsgetränkes mitnehmen sollte.
Zur Feier des Tages hatte ich meine spendable Seite ausgegraben und sowohl Ziva als auch McGee einen Burger mitgebracht, den sie noch schneller verschlungen hatten als ich â€" und da sollte es noch einmal heißen, ich hätte keine Tischmanieren.
Mittlerweile war es kurz nach 13 Uhr und wir waren die ganze Zeit damit beschäftigt, das Leben von Nigel Wilder zu durchforsten, das nicht sonderlich aufregend war, sah man davon ab, dass er die Marines dem Gefängnis vorgezogen hatte, als er bei einem Einbruch in ein Juweliergeschäft erwischt worden war. Die Autopsie hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht, außer dass Nigels Freund nicht gerade der sanfte Typ war und die beiden Kokosgleitgel mochten. Als Gibbs das erwähnt hatte, hatte ich mir ein wissendes Grinsen nicht verkneifen können und sofort erkannt, dass er für eine Sekunde genauso an unsere letzte Nacht hatte denken müssen wie ich.
Für ein paar Minuten hatte ich Probleme gehabt, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, hatte mich dann aber förmlich dazu gezwungen, wusste ich doch wie unausstehlich Jethro werden konnte, wenn seine Agenten Tagträumen nachhingen. Deshalb hatte ich auch Seite für Seite von Wilders Dienstakte gelesen und in seiner Vergangenheit gegraben, während Ziva und McGee mit seinem Vorgesetzten und Kollegen geredet hatten. Allerdings hatten sie es tunlichst vermieden zu erwähnen, dass Nigel homosexuell war, da dieses Thema bei den Marines mehr als heikel war. Selbst Gibbs’ und meine Beziehung wurde weiterhin mit kritischen Augen betrachtet, da wir für eine Quasi Militäreinrichtung arbeiteten. Aber wir ignorierten die Menschen, die ein Problem deswegen hatten und auch Jen hielt uns den Rücken frei.

„Was habt ihr?“ fragte Jethro schließlich, stand auf und riss mich aus meinen Gedanken. Ich wischte meine Finger an der Hose trocken und setzte mich aufrechter hin. McGee schnappte sich die Fernbedienung, drückte einen Knopf und auf dem großen Plasmabildschirm erschien das Bild von Nigel Wilder in der Uniform der Marines. Die Mütze verdeckte teilweise seine schwarzen Haare und er blickte eine Spur kalt in die Kamera, wollte damit allen anscheinend zeigen, dass er nicht wirklich einverstanden war, dass er in Zukunft seinem Vaterland dienen musste.
Da sich Ziva und Tim mit den Kollegen des Toten beschäftigt hatten und ich mit seinem Leben, machte ich den Anfang. Ich schnappte mir die Akte von meinem Tisch, überflog noch einmal die wichtigsten Informationen und sah schließlich zu Gibbs, der ein wenig ungeduldig zwischen McGees und meinem Platz stand.
„Nigel Wilder, 29 Jahre alt. Er wäre nächste Woche 30 geworden, hätte sich nicht ein eifersüchtiger Kerl dazu entschlossen, ihn umzubringen“, begann ich und erhielt prompt einen scharfen Blick aus funkelnden blauen Augen seitens Gibbs. „Tschuldigung. Also, wo war ich? Ah ja. Wilder wurde in Kansas City geboren, zog aber mit seinen Eltern nach Washington, als er nicht einmal ein Jahr alt war. Sein Vater war bei den Marines, starb aber bei einem Training in den Bergen. Bis zu seiner Verhaftung wegen Einbruchs gibt es nichts Interessantes, Nigel war durchschnittlicher Schüler, hat kein College besucht und sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Seit er bei den Marines war, hat er in diesem schäbigen Apartment gewohnt, wo seine Leiche vom Hausmeister gefunden worden ist. Seine Mutter lebt noch und verdient sich mit Putzen ein wenig zu ihrer Pension dazu. Ob Nigel Wilder jemanden falsch angesehen hat, kann ich dir aber nicht sagen, Boss“, fügte ich hinzu, setzte ein Grinsen auf und legte die Akte auf den Tisch zurück.
Mir entging nicht, dass Jethros Mundwinkel amüsiert zuckten und er mit einem Rucken seines Kopfes andeutete, dass ich fortfahren sollte. Ich verschränkte die Hände vor meinem Bauch und lehnte mich gemütlich in dem Stuhl zurück. „Wilder hat sich zum Petty Officer hochgearbeitet und großes Talent in der Lagerverwaltung gezeigt. Er hat zwar die Grundausbildung absolviert, wurde aber nie für einen Kampfeinsatz vorgesehen. Seit zwei Jahren arbeitete er in Quantico, hat es aber vorgezogen, nicht auf dem Stützpunkt zu wohnen und ich denke, wir wissen alle warum. Wäre herausgekommen, dass Wilder homosexuell war, wäre seine Karriere bei den Marines vorbei gewesen.“ „Vielleicht hat es ja jemand herausgefunden, nur unser Toter wollte sich nicht mit ihm einlassen“, warf McGee ein und gab Ziva ein Zeichen, dass sie übernehmen sollte.
Diese stand auf und ging zu Tim hinüber, an dessen Schreibtisch sie sich leicht anlehnte. „Wir haben mit den Kollegen und seinem Vorgesetzten geredet“, sagte die junge Israelin und verzog unwillkürlich ihren Mund. „Ein wirklich ungemütlicher Zeitkamerad, denkt er ist der Beste und kann mich einfach so zum Abendessen einladen.“ Ich konnte mir ein Grinsen nur schwer verkneifen und selbst Gibbs hob seine Augenbrauen. „Es heißt Zeitgenosse“, korrigierte ich sie automatisch. „Wo ist da der Unterschied?“ fragte sie und schüttelte ihren Kopf. „Und ich werde gleich beweisen, dass ich ebenfalls kein angenehmer Zeitgenosse bin, wenn ihr nicht sofort aufs Thema zurückkommt“, mischte sich Jethro mit knurriger Stimme ein, die mich unwillkürlich aufrechter hinsetzen ließ. McGee rückte prompt mit seinem Stuhl ein paar Zentimeter aus seiner Reichweite und Ziva verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust.
„Es war das Übliche“, fuhr Tim eilig fort, um seinem Boss keine weitere Gelegenheit zu geben, sauer zu sein. „Nigel Wilder kam mit jedem gut aus, war aber eher zurückhaltend. Er ging nur selten mit seinen Kameraden am Abend einen trinken und wenn er sich doch einmal entschieden hatte, etwas zu feiern, dann im Übermaß. Meistens litt er am darauffolgenden Tag stundenlang an einem Kater. Sein Vorgesetzter war sehr zufrieden mit ihm und wollte ihn für eine Beförderung vorschlagen. Wilder kam pünktlich zur Arbeit und ging pünktlich wieder nach Hause. Er machte nur selten Überstunden, meistens wenn er seine Mutter mit dem zusätzlichen Geld unterstützen wollte.“
„Wenn jemand gewusst oder einen Verdacht gehabt hat, dass er homosexuell ist, hat er es nicht erwähnt“, sagte Ziva und runzelte leicht ihre Stirn. „Aber wir wissen ja, dass dieses Thema nicht gerade Gesprächsstoff Nummer eins bei den Marines ist“, fügte sie hinzu und blickte bedeutungsschwer zwischen Gibbs und mir hin und her. „Also gibt es keinen Hinweis darauf, wer sein Freund sein könnte“, sagte Jethro und fuhr sich durch seine Haare. „Außer Abby findet noch etwas in dem Müllberg, den wir gesammelt haben“, erwiderte ich und lehnte mich ein weiteres Mal gemütlich zurück. „Oder Darlene weiß vielleicht etwas.“ „Wer ist Darlene?“ fragte Ziva sofort.
„Die Besitzerin des Sexshops, in dem wir gestern waren“, antwortete ich und sah hoffnungsvoll zu Gibbs. „Wir könnten ihr einen Besuch abstatten.“ Das Grinsen, das meine Lippen umspielte, ließ ihn sofort erkennen, dass ich bei meinem Vorschlag einen Hintergedanken hatte. Ich hatte Jethros Bemerkung von Fesseln, die keine Spuren hinterließen, nicht vergessen. Er schluckte sichtlich und überlegte ein paar Sekunden lang, bis er seinen Kopf schüttelte. „Nein, Tony, dass werden Ziva und McGee übernehmen“, erwiderte er schließlich und das Grinsen verschwand aus meinem Gesicht. Die Augen der jungen Israelin leuchteten hingegen auf, während Tim ein wenig auf seinem Stuhl herumrutschte.
„Aber warum…?“ begann ich, wurde jedoch sofort unterbrochen. „Du weißt genau, wie Darlene jedes Mal reagiert, wenn sie uns sieht, Tony“, erklärte Jethro und kam zu mir herüber, so als wollte er mit seiner körperlichen Nähe meine Enttäuschung wieder gut machen. „Sie wird sich eher auf uns konzentrieren als auf die Fragen. Und was die andere Sache angeht“, fügte er hinzu und beugte sich ein wenig nach unten, „das werden wir garantiert bald nachholen.“ Mich überlief ein Schauder und jetzt war ich es, der schlucken musste. „In Ordnung. Ich nehme dich beim Wort“, sagte ich eine Spur heiser. „Das kannst du auch.“ Gibbs richtete sich wieder auf und ging zu seinem Platz zurück.
„Wir fahren zu Wilders Mutter. Vielleicht weiß sie, mit wem ihr Sohn seine Freizeit verbracht hat.“ „Ich bitte dich, Jethro, niemand würde so etwas freiwillig seiner Mutter anvertrauen“, meinte ich, öffnete aber trotzdem die Schreibtischschublade, um meine Waffe herauszuholen. „Eltern bekommen aber oft mit, was ihre Sprösslinge so treiben“, mischte sich McGee ein. „Jedenfalls war das bei mir so. Sie wussten sofort wenn ich eine neue Freundin hatte, noch bevor ich es ihnen erzählt habe.“
„Wie viele Freundinnen hattest du denn?“ fragte Ziva, während sie zu ihrem Tisch ging, um ihre Sachen zu holen. Die Aussicht, offiziell in einen Sexshop gehen zu können, gefiel ihr anscheinend. Und da sie derart gelassen wirkte, schien es nicht das erste Mal zu sein, dass sie einen solchen Laden besuchte.
„Ein paar“, antwortete er ausweichend, nahm seine Waffe und befestigte sie an seinem Gürtel. „Nur ein paar?“ wollte ich grinsend wissen und schnappte mir meinen Rucksack. „Ich war eben nicht so ein Casanova wie du, Tony.“ „Wohl wahr. Aber jetzt bin ich schon lange kein Casanova mehr.“ „Das will ich auch hoffen“, brummte Gibbs und wartete darauf, dass ich endlich meine Sachen beisammen hatte.
„Ich liebe es, wenn du eifersüchtig wirst“, meinte ich und mein Grinsen wurde breiter. „Du bekommst dann jedes Mal diesen entschlossenen Zug um deinen Mund, was ich einfach unwiderstehlich finde.“ Ich nahm seine rechte Hand in meine und zerrte ihn richtiggehend zum Fahrstuhl, während Ziva und McGee uns kopfschüttelnd nachsahen. Mir war es nur recht, dass sich meine Kollegen ein wenig Zeit ließen, so konnte ich mit Jethro alleine mit dem Aufzug fahren und mir hoffentlich einen heißen Kuss stehlen. Jens Regel, nicht mitten im Büro herumzuknutschen, konnte echt nervig sein und so blieb nur die kleine Kabine oder die Toilette. Wobei ich den Fahrstuhl eindeutig bevorzugte…

Fortsetzung folgt...
Chapter 10 by Michi
Das Einkaufszentrum war, obwohl es Nachmittag war und viele Menschen arbeiten mussten, dicht bevölkert. Überwiegend waren Teenager unterwegs, die keine Schule mehr hatten oder lieber schwänzten als dem Unterricht beizuwohnen und Mütter, die ihre Sprösslinge in Kinderwägen vor sich herschoben oder sie an der Hand mitzerrten. Die zahlreichen Stimmen übertönten größtenteils die Musik, die aus versteckten Lautsprechern rieselte und die hin und wieder von Werbungen unterbrochen wurde, um die Kunden zu noch mehr Besorgungen anzuregen.
Ziva und McGee bahnten sich einen Weg durch die kaufwütige Meute und strebten auf den Sexshop zu, der diskret am Ende eines langen Ganges lag. Der Eingang war durch eine verspiegelte Tür, die sich automatisch öffnete, geschützt und verhinderte, dass Minderjährige einen Blick in das Geschäft werfen konnten. Das Schaufenster daneben war mit schwarzen Dessous, die bereits auf den Kleiderpuppen ziemlich freizügig wirkten, roten Federschals und einer Lichterkette mit roten Lampen geschmückt.
„Wie nett“, sagte Ziva und blieb vor der Auslage stehen, um sich anscheinend interessiert die Unterwäsche anzusehen. „Meinst du, das würde mir stehen?“ wandte sie sich an McGee, der sich ein wenig unwohl zu fühlen schien. Sein Blick irrte von links nach rechts, so als wollte er sicherstellen, dass ihn niemand beobachtete, der ihn kannte. Obwohl er in offizieller Mission hier war, war es ihm doch ein wenig peinlich und am liebsten hätte er mit Tony oder Gibbs getauscht, um zur Mutter von Nigel Wilder zu fahren. Eine heulende Frau, die um ihren Sohn trauerte, war ihm allemal lieber als in einen Sexshop zu gehen. Nicht, dass er etwas gegen Menschen hatte, die so ein Etablissement aufsuchten, aber ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihn jeder beim Betreten des Geschäftes sehen konnte und sich wahrscheinlich fragte, was er sich kaufte.
Tim bewunderte Anthony und seinen Boss dafür, dass sie bereits mehrere Male hier gewesen waren und dies auch noch mit einer Lässigkeit machten, als wäre es etwas Alltägliches. Auch wenn es ein wenig amüsant gewesen war, dass selbst DiNozzo peinlich berührt sein konnte, wenn es um das Liebesleben der beiden ging. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was sich seine Kollegen hier alles kauften â€" außer Gleitgel.
Es trieb ihm noch immer eine leichte Röte ins Gesicht, wenn er daran dachte, wie Ziva das verräterische rote Mal an Tonys Handgelenk entdeckt hatte und er wettete, dass man in diesem Laden auch Handschellen erstehen konnte. Oder aber Gibbs bevorzugte es, seine eigenen zu nehmen, die er tagtäglich mit sich herumtrug. Bevor jedoch das Bild eines ans Bett gefesselten nackten Anthony vor seinem inneren Auge entstehen konnte, wandte er lieber seine Aufmerksamkeit Ziva zu, die sich wirklich für die Dessous zu interessieren schien.
„Sie würden dir sicher stehen“, antwortete McGee schließlich und war selbst von seinen Worten überrascht. Seine Kollegin hob ihre Augenbrauen und ein wissendes Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. „Heißt das, du willst mich darin sehen?“ fragte sie amüsiert und Tim konnte fühlen, wie seine Wangen warm wurden. „Das habe ich nicht gesagt. Ich meine… also, ich finde, du könntest so etwas durchaus anziehen. Was nicht heißt, dass ich… könnten wir endlich hineingehen und es hinter uns bringen?“ wechselte er rasch das Thema. „Nervös, McGee?“ wollte Ziva wissen und versetzte ihm einen kurzen Klaps mit dem Handrücken gegen seine Brust.
„Ich bin nicht nervös“, widersprach er vehement und um es ihr zu beweisen, trat er entschlossen vor die verspiegelte Tür, die sich sogleich vor ihm in der Mitte auseinander schob und ihn in einen überraschend großen Raum einließ. Beinahe wäre ihm der Unterkiefer nach unten gefallen, als er bereits beim Eingang Sachen entdeckte, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab.
Das Geschäft war mit zahlreichen Regalen voll gestellt, die trotzdem genug Platz ließen, um sich nicht eingeengt vorzukommen. Zu McGees Ãœberraschung befanden sich mindestens ein Dutzend Personen in dem Laden â€" überwiegend Pärchen, die miteinander diskutierten, was sie kaufen sollten. Ihre Stimmen wurden von Musik begleitet, die aus Lautsprechern erklang, die strategisch an der Decke angebracht worden waren. Hinter der Theke, gleich neben der Kasse, stand eine attraktive rotblonde Frau, die ein enges schwarzes Ledertop und eine schwarze Hose trug, die sich an den richtigen Stellen an ihre Beine schmiegte. Ihr gewagtes Dekolleté regte zu Fantasien an, was sich unter der dünnen Schicht Kleidung wohl verbergen mochte. Sie kaute angestrengt an einem Kaugummi, während sie ein wenig gelangweilt in irgendeinem Magazin blätterte.

„Cooler Laden“, sagte Ziva und drängte sich an McGee vorbei, der noch immer unter der Tür stand und alles etwas ungläubig musterte. Es überraschte sie doch ein wenig, dass ihr Kollege den Eindruck erweckte, noch nie in einem Sexshop gewesen zu sein. Sicher, er war nicht der Mann, der sich Pornos kaufte und Männermagazine las, so wie Tony, bevor er sich in Gibbs verliebt hatte, trotzdem verwunderte sie es. Immerhin dachte sie, dass jedes männliche Wesen einmal in seinem Leben in einem derartigen Geschäft gewesen sein musste, sei es, um sich mit Sachen einzudecken oder Freunden zu beweisen, dass sie den Mut aufbrachten, einen Sexshop zu betreten.
„Sag jetzt nicht, dass es das erste Mal ist, dass du…“ begann Ziva und drehte sich zu Tim um, der sie mit einem vehementen Kopfschütteln unterbrach. „Nein, ist es nicht, nur damals… also, es sind keine guten Erinnerungen, okay? Und mir wäre es lieber, wenn wir dieses Thema nicht mehr anschneiden würden.“ „Was ist denn passiert?“ fragte die junge Israelin trotzdem und versperrte ihm den Weg, sodass er nicht an ihr vorbeikonnte. „Komm schon, McGee, wir sind hier unter uns. Mir kannst du es doch verraten.“ Er seufzte und musste feststellen, dass sie zeitweise sturer als Gibbs sein konnte. „Na schön, wenn wir uns danach wieder dem Fall widmen können.“ Noch bevor Ziva nicken konnte, zog er sie hinter eines der Regale und versuchte die bunten Vibratoren zu ignorieren, die in einer Linie auf den Brettern standen.
„Ein Highschoolfreund fand es damals sehr witzig, mir einen… also du weißt schon…“ „Nein, weiß ich nicht“, erwiderte die junge Frau und versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. „Nun, es war Winter und er fand es jedenfalls sehr spaßig, mir in meine Manteltasche unbemerkt einen“, McGee schloss kurz seine Augen und schaffte es endlich, das Wort auszusprechen, „einen Dildo zu stecken. Natürlich ist beim Hinausgehen der Alarm losgegangen und es hat so ausgesehen, als hätte ich ihn stehlen wollen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie peinlich das war, als der Besitzer des Ladens meine Eltern verständigt hat. Niemand hat mir glauben wollen, dass ich unschuldig war, bis Calvin endlich beschlossen hat, zuzugeben, dass alles auf seinen Mist gewachsen war, als der Besitzer gedroht hat, die Polizei zu rufen.“
Ziva versuchte eine neutrale Miene aufzusetzen und sich nicht vorzustellen, wie ein jugendlicher McGee seinen Eltern zu erklären versuchte, dass er nicht wusste, wie ein Dildo in seine Manteltasche gekommen war. „Obwohl es nur ein dummer Jungenstreich war, hat mich die Sache doch geprägt“, fügte Tim hinzu und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ihm die Sache nach wie vor ein wenig peinlich war. Zumal seine Eltern nicht begeistert davon gewesen waren, dass er seine Freizeit in einem Sexshop verbrachte, anstatt für eine Prüfung zu lernen.
„Und was ist anschließend passiert?“ fragte Ziva neugierig und beschloss, dass es an der Zeit war, sich mit Darlene zu unterhalten, die sie interessiert musterte. „Nichts“, antwortete McGee, der seiner Kollegin zur Theke folgte, „der Besitzer hat beschlossen keine Anzeige zu erstatten und war schlussendlich mehr amüsiert als verärgert gewesen. Er wollte mir sogar den Dildo schenken, aber da haben mich meine Eltern buchstäblich aus dem Laden gezogen. Seitdem habe ich mich von Sexshops ferngehalten und bin auch nie wieder mit Calvin irgendwohin einkaufen gegangen. Wer weiß schon, was er mir sonst als nächstes in die Tasche gesteckt hätte.“
Kurz vor der Kasse packte McGee Ziva am Arm und stoppte sie somit. „Und wenn du die Geschichte auch nur mit einem Wort gegenüber von Tony erwähnen solltest, dann…“ „Bin ich eine tote Frau?“ „Nun, so krass wollte ich das nicht ausdrücken, aber ja, so in die Richtung habe ich mir das vorgestellt.“ „Keine Bange, McGee, dein Geheimnis ist bei mir sicher.“ Sie tätschelte ihm die rechte Wange und musste noch immer damit kämpfen, nicht zu grinsen. Sie nahm seine Drohung nicht im Geringsten ernst, wusste sie doch, dass er ihr nie etwas antun könnte. Allerdings wäre es möglich, dass er Abby in seine Rachepläne einbeziehen würde und die Forensikerin würde nicht so zimperlich sein.

„Kann ich euch vielleicht helfen?“ fragte Darlene, die sich ein wenig nach vorne beugte und deswegen Gefahr lief, einen tiefen Einblick in ihr Oberteil zu gestatten. „Sucht ihr etwas Bestimmtes? Wenn ihr die Vibratoren in einer anderen Größe sucht, kann ich auch ins Lager gehen und…“ „Nein danke“, unterbrach sie Ziva und McGee war ihr mehr als dankbar, da er fühlte, wie seine Wangen erneut warm wurden. Anscheinend nahm die junge Frau an, er und die Israelin wären ein Paar und würden sich für eine heiße Liebesnacht ausstatten wollen.
Wegen der rüden Unterbrechung verwirrt, runzelte Darlene die Stirn. Ziva kramte in ihrer Hosentasche und zog ihren Dienstausweis hervor. „Officer David“, stellte sie sich vor und hielt der anderen den Ausweis unter die gepuderten Nase, „NCIS. Das ist mein Kollege, Special Agent McGee. Wir hätten ein paar Fragen an Sie.“ Darlene überlegte einige Sekunden, bevor sich ihre Miene aufhellte und sich Begeisterung auf ihrem Gesicht abzeichnete. „NCIS?“ wiederholte sie überschwänglich und richtete sich auf, sodass sie nicht mehr mit ihrem Oberkörper auf der Theke lag. „Zwei meiner Lieblingskunden sind auch beim NCIS. Die beiden sind so süß und ich schwöre, ich habe nicht viele Kunden, die regelmäßig einmal im Monat vorbeikommen, um sich mit jeder Menge Gleitgel einzudecken.“
McGee stieß ein überraschtes Keuchen aus, das er mit einem Räuspern zu kaschieren versuchte, während Ziva ihren Ausweis wieder in ihrer Hosentasche verstaute und sich an die Theke lehnte. „Jetzt wissen wir wenigstens, wofür die beiden ihr Gehalt verwenden“, sagte sie und setzte ein übertrieben freundliches Lächeln auf. Das würde ein Spaß werden. Wenn sie Tony irgendwann einmal alleine erwischen sollte, würde sie ihn damit aufziehen…
„Was kaufen sie denn sonst noch?“ fragte sie aus einem Impuls heraus, was McGee ein empörtes „Ziva!“ entlockte. „Was denn? Ich bin halt von Natur aus ein neugieriger Mensch.“ „Seit wann bist du denn neugierig, wenn es um die beiden geht? Noch dazu um ihr Privatleben. Soll ich dich daran erinnern, dass du noch heute Vormittag…“ „Nicht nötig, ich kann mich noch sehr genau daran erinnern.“ „Seid ihr sicher, dass ihr kein Paar seid?“ mischte sich Darlene ein, die den kurzen Disput amüsiert mitverfolgt hatte. Es war eine nette Abwechslung zu der langweiligen Lektüre, die sie vorhin gelesen hatte.
Ihre Worte ließen Ziva und McGee synchron ihre Köpfe drehen und die rotblonde Frau ansehen. „Absolut“, kam es von der Ex-Mossad Agentin. „Wir sind nur gute Freunde“, meinte Tim und versuchte den Drang zu unterdrücken, mit den Füßen zu scharren. „Wenn ihr meint. Also, welche Fragen habt ihr, außer wissen zu wollen, was eure beiden Kollegen so einkaufen.“ „Wir wollen nicht…“ begann McGee, wurde aber von Ziva unterbrochen, die ihm auf die Zehen trat. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht holte er schließlich ein Foto von Nigel Wilder â€" dasselbe wie in seiner Akte - aus der Tasche seiner leichten Jacke.
„Kennen Sie diesen Mann?“ fragte er und zeigte Darlene das Bild, die sofort nickte. „Na klar kenn ich diesen süßen Kerl. Er war erst gestern hier, hat mit Tony geflirtet und ihn und Jethro gefragt, ob sie mit ihm in einen Swingerclub gehen wollen. Wieso? Hat er etwas angestellt?“ Sowohl Ziva als auch McGee hoben ihre Augenbrauen, als Darlene Gibbs wie selbstverständlich beim Vornamen nannte.
„Er ist tot“, kam die Israelin zum Punkt, wobei der anderen die Farbe aus dem Gesicht wich. Sie hörte auf, auf ihrem Kaugummi herumzukauen und blickte die Agenten mit geschockten Augen an. „Tot?“ fragte sie keuchend und griff sich unwillkürlich an die Kehle. „Aber…wie…?“ „Das tut nichts zur Sache“, antwortete Tim, der merkte, dass Darlene wohl umkippen würde, würde sie erfahren, dass Wilder brutal erstochen worden war. „Wir versuchen so viel wie möglich herauszufinden, was er gemacht hat, bevor er ermordet wurde. Haben Sie vielleicht gestern jemanden bemerkt, der Nigel Wilder mit großem Interesse beobachtet hat? Oder sich seltsam benommen hat?“ Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen und blickte die Ermittler mit noch immer glasigen Augen an.
„Nein, es war alles normal, bis auf die kleine Abwechslung, dass dieser Mann“, sie zeigte auf das Foto, „eure beiden Kollegen gefragt hat, ob sie in einen Swingerclub gehen möchten. Jethro scheint daraufhin ziemlich eifersüchtig geworden zu sein und hat ihm eine deutliche Absage erteilt.“ Um nicht grinsen zu müssen, fischte McGee seinen kleinen Notizblock hervor, gab Ziva das Foto, das er noch immer in der Hand hielt und machte sich Notizen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, dass sein Boss die Eifersucht in Person gewesen war, als Wilder gefragt hatte, ob sie mit ihm in einen Swingerclub gehen wollten.
„Wissen Sie zufällig, welcher Club gemeint war?“ wollte die Israelin wissen, erhielt aber nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Tut mir leid, aber das wurde nie erwähnt.“ „Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wer Nigel Wilders Freund war?“ hakte McGee nach, während er noch immer auf seinen Block kritzelte. „So weit ich mich erinnere, war er einmal in männlicher Begleitung hier“, antwortete Darlene, die sich wieder ein wenig von dem Schock erholt hatte. „Das war vor ungefähr zwei Wochen. Namen weiß ich keinen, aber er scheint auf harte Sachen zu stehen, jedenfalls war er sehr an unserem Sortiment an Lederfesseln und Peitschen interessiert.“ „Wie sah er denn aus?“ fragte McGee, der innerlich nur den Kopf schütteln konnte, dass es überhaupt jemanden gab, dem es Lust verschaffte, seinen Partner zu quälen.
„Groß, hellbraune Haare, graue Augen und ein niedliches Grübchen im Kinn. Und er ist Brillenträger, hatte so eine randlose Brille auf, die ihm ein unglaublich attraktives Aussehen verliehen hat. Man könnte gar nicht glauben, dass er SM bevorzugt.“ Tim hörte auf sich Notizen zu machen und blickte Darlene an. „Unsere Forensikerin hat ein hervorragendes Computerprogramm, mit dem man Phantombilder erstellen kann. Wenn Sie Zeit hätten…?“ „Würde ich eventuell auf Tony oder Jethro treffen, wenn ich ja sagen würde?“ wollte sie kokett wissen und strich sich verführerisch eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Schon möglich“, antwortete Ziva, die es kaum abwarten konnte, Anthonys Gesichtsausdruck zu sehen, wenn er Darlene bei Abby vorfand. Das könnte durchaus spaßig werden.
„In Ordnung, geben Sie mir eine Stunde Zeit, um alles zu regeln und Hannah dazu zu überreden, den Laden zu schmeißen, während ich weg bin. Wissen Sie, seit sie einen Freund hat, klebt sie wie eine Klette an ihm.“ Sie holte einen kleinen Zettel und einen Stift unter der Theke hervor und notierte sich die Adresse des Hauptquartiers, die ihr Ziva nannte. Diese gab ihr auch noch ihre Karte, damit sie sich melden konnte, falls etwas dazwischen kommen sollte. „Das wird nicht passieren“, versicherte ihr Darlene mit einem strahlenden Lächeln, „ich werde es mir doch nicht entgehen lassen, meinen Lieblingskunden bei ihrer Arbeit zusehen zu können.“
Dass die Möglichkeit, dass sie weder auf Tony oder Gibbs treffen würde, hoch war, verschwiegen die Agenten. Immerhin kam es nicht sooft vor, dass sie eine derart hohe Kooperationsbereitschaft erlebten. Mit der Aussicht, vielleicht endlich eine Spur zu haben â€" immerhin konnte Abby im Nachhinein das Phantombild durch die Datenbanken jagen und wenn sie Glück hatten, würden sie einen Treffer landen â€" verabschiedeten sie sich von Darlene, die ganz aufgeregt zu sein schien, dabei zu helfen, jemanden zu finden â€" jedenfalls behauptete sie das. In Wahrheit brannte sie nur darauf, Jethro und Anthony wieder zu sehen.
„Das wird sicher amüsant werden“, meinte Ziva, als sie sich erneut durch die Menschenmenge quetschten, die in den letzten Minuten größer geworden zu sein schien. „Oh ja, das kannst du laut sagen. Mich wundert es ja, dass sie nicht wieder von den Vibratoren angefangen hat“, sagte McGee und kramte nach dem Wagenschlüssel. „Der lilafarbene hätte mir richtig gut gefallen. Vielleicht werde ich mir den einmal zulegen“, erwiderte die Israelin und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als sie die roten Wangen ihres Kollegen bemerkte. „Das war ein Scherz, McGee“, beteuerte sie gleich darauf, aber dieser war sich nicht so sicher, ob ihre Worte auch wirklich ernst gemeint waren.

Fortsetzung folgt...
Chapter 11 by Michi
Mit einem harten Ruck, der mich in den Sicherheitsgurt warf, hielt Jethro den Wagen in einer ruhigen Wohnstraße an und schaltete den Motor ab. Sofort umfing uns Stille, die nur von drei kleinen Kindern unterbrochen wurde, die in einem Garten in der Nähe herumtollten. Es war keine wohlhabende Gegend aber auch nicht armselig. Die Einfamilienhäuser waren größtenteils sauber verputzt, die Rasen ordentlich gemäht und der Asphalt der Gehsteige und der Auffahrten wies nur kleine Risse auf, durch die Unkraut wuchs.
Das Haus, vor dem wir gehalten hatten, war bei weitem das Kleinste in dieser Umgebung, aber dafür merkte man, dass hier jemand wohnte, der sich liebevoll darum kümmerte. Die Fensterläden waren erst vor kurzem mit grüner Farbe frisch gestrichen worden, vor den Fenstern im ersten Stock waren in länglichen Töpfen bunte Blumen gepflanzt worden und die Rosensträucher, die das Grundstück vom Gehweg abtrennten, waren ebenmäßig geschnitten. Auf der Veranda, die die komplette Vorderseite des Gebäudes einnahm, standen eine Hollywoodschaukel und ein kleiner runder Tisch mit einer Vase frischer Blumen darauf. Von einem der oberen Holzbalken hingen vier Traumfänger, die sich in dem leichten Wind hin- und herbewegten.
„Wenn du willst, dass ich frühzeitig an inneren Blutungen sterbe, musst du nur weiterhin den Wagen so abrupt zum Stehen bringen, Jethro“, beschwerte ich mich und löste den Sicherheitsgurt, der mir kurzfristig die Luft abgeschnitten hatte. Die einzige Reaktion, die ich auf meine Worte erhielt, war ein amüsiertes Lachen. „Das ist nicht witzig. Stell dir vor, ich erleide deswegen einen Milzriss. Dann würdest du dein restliches Leben mit den Schuldgefühlen verbringen, dass mich dein waghalsiger Fahrstil umgebracht hat.“ Ich verzog meinen Mund zu einer Schnute und blickte zu Gibbs hinüber, der seine Augenbrauen erhoben hatte und seelenruhig den Zündschlüssel abzog. „Soll das ein Versuch werden, mir ein schlechtes Gewissen zu machen und mich dazu zu bringen, mich an die Verkehrsregeln zu halten?“ „Ha!“ rief ich triumphierend aus und bohrte ihm meinen Zeigefinger in den Oberarm. „Wenigstens gibst du zu, dass du dich nicht an die Verkehrsregeln hältst. Das ist immerhin ein Fortschritt.“
Um Jethros Mundwinkel zuckte es, allerdings trat gleich darauf ein heimtückisches Funkeln in seine Augen, das mir gar nicht gefiel. Ich widerstand dem Drang mich mit dem Rücken an die Tür zu pressen, als er sich zu mir herüberbeugte und mich viel zu freundlich musterte. „Tony?“ fragte er geduldig und kratzte sich kurz an der Nase. „Ja, Brummbär?“ erwiderte ich zögernd und wich jetzt doch ein paar Zentimeter vor ihm zurück, als er noch näher kam â€" nicht einmal der Kosename hielt ihn davon ab so auszusehen, als ob er mich am liebsten bei lebendigem Leib auffressen wollte.
„Wenn du dich weiterhin über meine Fahrweise aufregst, kann es passieren, dass ich dich irgendwo zwinge aus dem Wagen auszusteigen â€" ohne dein Handy natürlich - und dich zu Fuß nach Washington zurück gehen lasse. Und wir wissen beide, wie weit das ist. Auch wenn du mein Engel bist, so hast du keine Flügel und ich würde es mehr als schade finden, wenn du deswegen erst nach Mitternacht nach Hause kommen würdest, womit unser Hochzeitstag leider vorbei wäre. Folglich müsstest du bis nächstes Jahr warten, bis du mein Geschenk bekommst.“
Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Diesen Zustand ausnützend, beugte sich Jethro noch weiter vor und obwohl er noch immer den Sicherheitsgurt umgelegt hatte, erreichte er mich ohne Schwierigkeiten. Er küsste mich kurz aber äußerst leidenschaftlich und ich musste erst einmal blinzeln, nachdem er sich von mir gelöst hatte. „Schuft“, brachte ich eine Spur heiser heraus und sah dabei zu, wie er sich von dem Gurt befreite und die Tür öffnete. „Du bist ein hinterhältiger Schuft, Jethro. Das würdest du nicht wagen, mich irgendwo in der Einöde auszusetzen.“ „Noch ein Wort über meine Fahrweise und ich werde es dir beweisen“, erwiderte er und schaffte es einen Ton in seine Stimme zu legen, dass ich ihm sofort glaubte. Er blickte mich noch eine Sekunde lang an, bevor er ausstieg.
Ich folgte ihm eilends, noch immer nicht sicher, ob er gerade einen Scherz gemacht hatte â€" kam dieses Wort überhaupt in seinem Vokabular vor? â€" oder es doch bitterernst meinte. Normalerweise würde â€" Kindskopf wie ich war â€" es mich reizen zu sehen, wie weit er gehen, ob er mich wirklich irgendwo aussetzen würde. Allerdings war ich viel zu neugierig auf das Geschenk, das ich heute von ihm erhalten würde. In den letzten Wochen hatte ich immer wieder versucht aus Jethro herauszubekommen, was er sich für mich ausgedacht hatte, aber er hatte beharrlich geschwiegen. Dieser Mann konnte so etwas von stur sein und an solchen Tagen schaffte es nicht einmal mein Dackelblick ihn zu erweichen.

„Was hast du überhaupt…?“ machte ich einen weiteren Versuch, ihm vielleicht vorzeitig doch ein Detail wegen des Geschenkes zu entlocken, hielt aber mitten im Satz inne, als ich hinter ihm die Verandastufen hinaufging und gleich darauf mein Blick auf einen runden Hundekorb fiel, der neben der Hollywoodschaukel stand. Auf einer bunt karierten Decke lag ein kleiner Hund, der genauso aussah wie die kleinen Tölen, die Duckys Mutter bei sich Zuhause hatte. Das Tier hob seinen Kopf, kaum dass es uns gehört hatte und stieß ein bedrohliches Knurren aus, als ich nicht einmal einen halben Meter von ihm entfernt stehen blieb, um nicht in Jethro hineinzulaufen.
Dem Knurren folgte ein Bellen und obwohl es eher ein wenig armselig klang, sprang ich erschrocken einige Zentimeter auf die Seite, um mein Hosenbein aus der Reichweite der Minibestie zu bringen, die sich auf ihre Beine gestellt und gefährlich danach geschnappt hatte. Dabei hielt ich mich unwillkürlich an Gibbs’ Schultern fest, der daraufhin seinen Arm, den er in dem Bestreben zu klopfen, erhoben hatte, sinken ließ und sich drehte, sodass ich erst recht wieder in die Nähe des Hundes kam.
„Was machst du da, Tony?“ fragte er und wollte mich ansehen, was aber nicht wirklich funktionierte, da ich mich erneut hinter seinen Rücken verzog und der Töle von dort aus einen mörderischen Blick zuwarf, den diese mit einem weiteren lauten Kläffen zur Kenntnis nahm. „Ich verhindere, dass sich dieses Biest gleich auf mich stürzt“, antwortete ich und kam mir dabei wie ein Vollidiot vor. Allerdings sahen die spitzen Zähne des Hundes nicht gerade nett aus und ein Bild vor meinem inneren Auge entstand, wo die Beißerchen sich tief in meine Hand bohrten.
Jethro konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und schaffte es endlich, mir einen amüsierten Blick über die Schulter zuzuwerfen. „Du hast doch nicht etwa Angst?“ fragte er und grinste schief. „Ich und Angst? Nie und nimmer“, antwortete ich eine Spur zu schnell und der Hund quittierte meine Worte mit einem lauten Bellen. „Ah ja“, war Gibbs’ trockener Kommentar dazu und bückte sich, sodass ich wieder ungeschützt dastand. „Jethro, was tust du da? Du wirst doch nicht… der wird dir noch deine Finger abbeißen“, stieß ich hervor, wobei meine Stimme unnatürlich hoch klang. Er ignorierte mich jedoch, streckte seine Hand aus und streichelte dem kleinen Biest tatsächlich über den haarigen Kopf. Der Hund hörte sofort zu bellen auf, winselte kurz und fing schließlich zu hecheln an. Ich stand mit offenem Mund da und starrte auf die Szene vor mir.
„Du bist ja ein Braver“, murmelte Gibbs vor sich hin und ich verschränkte ein wenig beleidigt meine Arme vor der Brust. „Da kann man ja glatt eifersüchtig werden“, sagte ich und verzog meine Lippen zu dem besten Schmollmund, den ich je zu Stande gebracht hatte. „Hör auf eine Schnute zu ziehen, Tony“, sagte er und ich ließ überrascht meine Arme sinken. Woher wusste er, dass ich schmollte? Er hatte doch keine Augen im Hinterkopf. „Dein Gesicht spiegelt sich im Glas der Tür, deshalb kann ich es sehen“, antwortete er auf meine unausgesprochene Frage und tätschelte weiter den Kopf des Hundes. Das war doch nicht zu fassen… mich sah dieses Vieh so an, als ob es mich gleich auffressen wollte, während es Gibbs wahrscheinlich zahm aus der Hand gefressen hätte.
„Du kannst auch mich streicheln“, erwiderte ich und behielt meinen Schmollmund bei. „Und ich beiße auch garantiert nicht in einem unerwarteten Moment zu.“ „Na, wer weiß“, kam es belustigt von Gibbs, der den Hund noch kurz unter der Schnauze kraulte und sich endlich aufrichtete. „Muss ich dich an die Bisswunde erinnern, die fast zwei Wochen sichtbar gewesen ist, nachdem du praktisch im Bootskeller über mich hergefallen bist?“ Ich räusperte mich verlegen und kratzte mich kurz am Kopf. „Vielleicht beiße ich doch ein wenig“, gab ich zu und grinste ihn herausfordernd an. Aber gleich darauf wurde er ernst.
Als ich mich umdrehte, bemerkte ich eine ältere Frau, die uns misstrauisch durch das Glas der Haustüre musterte. Ihre Augen waren rot und geschwollen und sie hielt sich ein Taschentuch an ihre Nase. Ihre grauen Haare waren zu einem Knoten zusammengebunden, aus dem sich jedoch Strähnen gelöst hatten, die ihr von Falten durchzogenes Gesicht umrahmte. Von den Informationen, die wir vorhin herausgefunden hatten, war Nigel Wilders Mutter 59 Jahre, schien optisch aber um mindestens zehn Jahre älter zu sein. In ihren dunklen Augen zeichnete sich tiefe Trauer ab und ich war wirklich froh, dass nicht wir es waren, die ihr die schlechte Nachricht vom Tod ihres Sohnes überbringen mussten. Dessen Vorgesetzter hatte Ziva darüber informiert, dass er persönlich Cathy Wilder aufgesucht hatte.

Zaghaft öffnete sie die Tür und hielt sie sich wie ein Schutzschild vor den Körper. „Ja, was wollen Sie?“ fragte sie mit schwacher Stimme und schluckte sichtlich einen Schluchzer hinunter. „Special Agent Gibbs, Ma’am“, sagte Jethro, kramte seinen Ausweis aus seiner Hosentasche hervor und hielt ihn ihr hin. „NCIS. Das ist Special Agent DiNozzo. Wir müssten Ihnen ein paar Fragen stellen.“ „Wenn es hilft, den Tod meines Babys aufzuklären“, erwiderte sie und öffnete die Tür schließlich komplett, sodass wir in den kleinen Vorraum treten konnten, von dem rechts eine schmale Treppe in den ersten Stock führte. Der Boden war mit einem alten, aber sauberen, roten Teppich ausgelegt, der frische Spuren von einem Staubsauger aufwies. Es roch durchdringend nach Hund und zerkochtem Kohl.
So unauffällig wie möglich rümpfte ich die Nase, während ich Mrs. Wilder und Gibbs ins Wohnzimmer folgte, das mit alten Möbeln eingerichtet war, aber trotzdem gemütlich wirkte. Durch das breite Fenster schien die Sonne und warf helle Flecken auf den zerkratzten Parkettboden. Auf fast jeder Fläche standen Bilder von Nigel Wilder, seinem Vater und dem Hund, der draußen in dem Korb lag und wahrscheinlich darauf wartete, mir ins Bein zu beißen, wenn wir wieder von hier verschwanden.
„Ich hoffe doch, Fluffy hat Ihnen nichts getan“, sagte Cathy und bedeutete uns, dass wir auf dem leicht durchgesessenen Sofa Platz nehmen sollten. Ich rückte näher an Jethro als es schicklich war â€" unsere Oberschenkel trennten nur wenige Zentimeter. Aus meiner Hosentasche kramte ich einen kleinen Notizblock hervor und Gibbs reichte mir einen Kugelschreiber, den er in seinem Jackett ständig aufbewahrte. Nigels Mutter ließ sich auf einen Stuhl sinken, der mit zahlreichen selbstgehäkelten Deckchen übersät war und sie wirkte in dem wuchtigen Sessel noch kleiner und gramgebeugter.
„Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ fragte sie, aber man sah ihr an, dass es ihr lieber wäre, wenn wir diese Frage verneinen würden. Deshalb schüttelte ich sofort den Kopf, während Gibbs ein freundliches „Nein, danke“ von sich gab. „Wer hat das meinem armen Baby nur angetan?“ heulte sie los, noch ehe wir die erste Frage stellen konnten. Sie vergrub ihr Gesicht in dem Taschentuch und schniefte kurz. Ich rutschte hin und her und wünschte, ich hätte doch in den Sexshop fahren können, anstatt hier sitzen zu müssen.
„Mrs. Wilder“, begann Gibbs vorsichtig und beugte sich ein wenig nach vorne. „Wir gehen davon aus, dass Ihr Sohn aus Eifersucht ermordet worden ist.“ „Aus Eifersucht?“ fragte sie überrascht und ließ das Taschentuch sinken. „Aber… aber mein Baby war doch so ein lieber Mensch. Wer hätte auf ihn eifersüchtig sein sollen?“ „Jemand, der von ihm zurückgewiesen wurde und nicht damit klar kam“, erwiderte ich und zuckte innerlich zusammen, da ich die Worte nicht gerade feinfühlig ausgesprochen hatte. Gibbs warf mir einen strafenden Blick zu und ich beschränkte mich in der Folge darauf, auf meinem Notizblock zu kritzeln.
„Mrs. Wilder, wussten Sie, dass Ihr Sohn homosexuell war?“ wollte Jethro wissen und er milderte die Frage, indem er in seiner Stimme einen sanften Ton mitschwingen ließ. Cathy richtete sich kerzengerade auf und war mit einem Schlag gespannt wie ein Flitzebogen. In ihren Augen blitzte es auf und sie reckte kampflustig ihr Kinn. „Ja, das weiß ich“, fauchte sie beinahe und krampfte ihre Finger um das Taschentuch. „Und ich weiß auch, wie das Marine Corps mit Homosexuellen umgeht und ich kenne genug Menschen, die ihn verachtet haben, nur weil er Männer mag. Er ist trotzdem noch mein Sohn!“ rief sie aufgebracht und schien nicht einmal zu bemerken, dass sie von Nigel in der Gegenwartsform gesprochen hatte. Ich starrte betrübt auf den Block und ein kurzer Schmerz bohrte sich in mein Herz, als ich den Stolz in Mrs. Wilders Stimme hörte.
Seit ich meinen Eltern gesagt hatte, dass ich Gibbs heiraten würde, hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen und anfangs hatte es mir nichts ausgemacht, aber jetzt, nach einem Jahr, wünschte ich mir, sie würden endlich darüber hinwegsehen, dass ich nicht so perfekt war wie sie dachten. Mein Vater war wahrscheinlich sauer, dass ich keinen Erben zeugen würde und meine Mutter war betrübt, weil sie keinen Enkel zum Herumzeigen hatte. Und so wie ich die beiden kannte, würden sie auch in Zukunft keinen Kontakt zu mir herstellen. Die Einstellung meines Vaters zu Homosexuellen kannte ich schon, seit ich auf der Highschool gewesen war: inakzeptabel. Obwohl ich mehr als glücklich war und hervorragend ohne die beiden auskam, wünschte ich mir doch, sie würden irgendwann einmal so stolz auf mich sein können wie Cathy auf Nigel.

So als ob er meine Gedanken lesen würde, griff Jethro nach meiner rechten Hand und drückte aufmunternd zu, wobei sich der Kugelschreiber ein wenig unangenehm in meine Haut bohrte. „Glauben Sie mir, wir wären die Letzten, die jemanden wegen seiner sexuellen Orientierung verurteilen würden“, sagte Gibbs und ich blickte auf, blickte direkt zu Mrs. Wilder, auf deren Gesicht sich Verständnis ausbreitete. Die Spannung wich aus ihrem Körper und sie sackte gegen die Lehne des Stuhles. „Es tut mir leid“, erwiderte sie und musterte unsere miteinander verschränkten Finger. „Seit wann sind Sie denn verheiratet?“ fragte sie und trotz der Trauer in ihren Augen lächelte sie gütig â€" das Eis schien endgültig gebrochen. „Seit genau einem Jahr“, antwortete ich und diese Tatsache vertrieb die Betrübnis aus meinem Körper â€" meine Eltern konnten bleiben, wo der Pfeffer wuchs.
„Das ist schön“, sagte die ältere Frau und beugte sich wieder ein wenig nach vorne. „Ich hätte es schon früher erkennen müssen. Die Liebe zwischen Ihnen ist richtiggehend greifbar. Genauso wie bei Nigel“, fügte sie hinzu und erneut traten Tränen in ihre Augen. „Noch letzte Woche hat er mir erzählt, dass er vor etwa einem Monat einen netten jungen Mann kennen gelernt hat. Und ich habe sofort erkannt, dass er ihn wirklich liebt.“ Ich tauschte mit Gibbs einen kurzen Blick, bevor er meine Hand wieder losließ und ich erneut auf dem Block Notizen machte.
„Wissen Sie den Namen seines Freundes?“ fragte er und eine gespannte Stille erfüllte den Raum, die sich jedoch rasend schnell in eine enttäuschte Atmosphäre verwandelte, als ein ersticktes „Nein“ als Antwort kam. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn in diesem Fall endlich einmal etwas einfach wäre. „Mrs. Wilder, wussten Sie, dass Ihr Sohn einen Swingerclub besucht hat?“ wollte Gibbs wissen und neugierig über ihre Reaktion sah ich auf. Aber anstatt Empörung an Cathy wahrzunehmen, nickte sie und knetete das Taschentuch in ihren Händen. „Ja. Nigel hat es mir erzählt, dass er seinen Freund dort getroffen hat. Aber ich weiß nicht, wo dieser Club ist oder wie er heißt.“ Sie blickte zwischen uns hin und her und runzelte die Stirn. „Woher wissen Sie das überhaupt? Das steht sicher nicht in seiner Dienstakte und Nigel hatte keine Freunde, denen er das anvertraut hätte.“
Ich spürte, wie sich meine Wangen rot verfärbten und zog es vor, erneut auf den Block zu schreiben, auch wenn ich nicht wirklich wusste, was. Ich begann, das Wort Swingerclub mit Sternchen zu verzieren. „Ihr Sohn hat uns gestern angesprochen und hat uns gefragt, ob wir mit ihm in einen Swingerclub gehen wollen“, erwiderte Gibbs und im Gegensatz zu mir schien er die Ruhe in Person zu sein. „Sie haben Nigel getroffen?“ fragte Cathy erstaunt. „Aber nur ganz kurz“, sagte ich eine Spur zu schnell und die Röte breitete sich bis zu meinen Ohren aus. Jethro stieß mich mit seinem Knie an und um nicht ganz so verlegen auszusehen, blickte ich schließlich doch auf. „Es muss Ihnen nicht peinlich sein, Agent DiNozzo“, meinte Mrs. Wilder gütig. „Ich werde nicht fragen, wo Sie auf ihn getroffen sind.“ „Es ist mir nicht pe…“ Ein weiterer Stoß traf mich und ich schloss meinen Mund wieder.
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann“, sagte Cathy und seufzte. „Nigel hat nicht alles von seinem Leben erzählt. Meistens hat er nur von seiner Zeit beim Marine Corps gesprochen und dass er seine Lektion gelernt hat. Seit der Sache mit dem Einbruch in den Juwelierladen hat er nichts mehr angestellt. Er war ein guter Junge.“ Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie realisierte selbst, dass sie wohl zum ersten Mal in der Vergangenheit von ihrem Sohn gesprochen hatte. „Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an“, sagte Gibbs, zog eine Karte aus seiner Jacketttasche und legte sie auf den Tisch vor uns. Ich klappte meinen Notizblock zu, gab meinem Ehemann den Stift zurück und stand auf. Mrs. Wilder wollte sich ebenfalls erheben, aber Jethro schüttelte den Kopf. „Machen Sie sich keine Mühe, Ma’am. Wir finden alleine hinaus.“ Sie sackte wieder in sich zusammen und ein Schluchzen verhallte in der sonstigen Stille des Wohnzimmers.

Kaum hatten wir die Tür geschlossen, erklang ein freudiges Bellen, als der Hund Gibbs erblickte â€" gefolgt von einem wilden Knurren, als ich an der Töle vorbeiging. „Ich schwöre dir, der ist doch gemeingefährlich“, sagte ich und eilte schnell die Verandastufen hinunter. Jethro hingegen blieb noch einmal stehen, um der Bestie den Kopf zu streicheln â€" das Kläffen verstummte sofort. „Hunde wittern Angst, Tony“, sagte er und blickte mich amüsiert an. „Ich habe keine Angst“, meinte ich empört und wartete darauf, dass er endlich aufstand, zu mir herunterkam und den Wagen aufsperrte.
Er öffnete die Fahrertür, stieg aber nicht ein, sondern sah mich über das Wagendach hinweg an. „Wieso rufst du sie nicht einfach an?“ „Wen?“ fragte ich, obwohl ich genau wusste, von wem die Rede war. „Du weißt wen, Tony“, erwiderte Gibbs, so als ob er meine Gedanken lesen konnte. „Warum sollte ich sie anrufen?“ wollte ich wissen, ließ mich auf den Beifahrersitz fallen und schlug die Tür eine Spur zu laut zu. „Wenn sie mit mir reden wollen, können sie sich doch melden. Und auf die Drohung meines Vaters, dass er mich enterbt, wenn ich nicht wieder normal werde, kann ich wirklich gut verzichten. Dabei bin ich doch normal.“ Jethro stieg ein, beugte sich zu mir herüber und umfasste zärtlich mein Gesicht. „Natürlich bist du das, Tony“, erwiderte er sanft und gab mir einen kurzen liebevollen Kuss. „Aber meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, dass ihr euch aussprecht?“ Ich schnaubte, schmiegte aber meine rechte Wange gegen seine warme Hand. „Vielleicht hast du recht“, gab ich zu und seufzte. „Nur habe ich die Befürchtung, dass mir mein Vater die Tür vor der Nase zuknallt.“ „Wofür gibt es denn ein Telefon?“ Jethro lächelte mich an, küsste mich ein weiteres Mal, bevor er mein Gesicht losließ, den Schlüssel ins Zündschloss steckte und den Motor startete. „Dann wird er eben den Hörer mit voller Wucht auf die Gabel knallen, wenn er meine Stimme hört“, erwiderte ich, aber eher belustigt als betrübt. „Und könntest du vielleicht diesmal nicht so schn… Ah!“ schrie ich auf, als Gibbs mit quietschenden Reifen losfuhr und ich hart in den Sitz gepresst wurde.

Fortsetzung folgt...
Chapter 12 by Michi
Fast zwei Stunden nachdem wir das Haus von Mrs. Wilder verlassen hatten, betraten wir das Großraumbüro. Zu meiner Freude hatte Jethros rasanter Fahrstil nicht viel gebracht, da wir auf halbem Weg am Highway in einen kilometerlangen Stau geraten waren, nachdem sich irgendwo vor uns ein Auto überschlagen und sich schließlich quer zur Fahrbahn gestellt hatte. Da ich seine Drohung, mich einfach auszusetzen, noch immer nicht vergessen hatte, hatte ich es doch tatsächlich geschafft, mir einen Kommentar zu verkneifen, dass es wohl zu spät war, um auf eine seiner speziellen Abkürzungen auszuweichen. Zu unser beider Glück, wie ich gestehen musste, da Gibbs sicher nicht erfreut gewesen wäre, hätte ich den halbverdauten Hamburger im Wagen wieder von mir gegeben.
Wir hatten uns anfangs die Zeit damit vertrieben, uns um den Radiosender zu streiten und als ich schließlich nachgegeben hatte, war ich prompt mit einem langen heißen Kuss belohnt worden. Der drallen Blondine in dem Cabrio rechts von uns, die uns ständig unverhohlen gemustert hatte, war die Kinnlade heruntergefallen und sie hatte doch tatsächlich ihrem kleinen Schoßhündchen, das sie in den Armen gehalten und gestreichelt hatte, mit beiden Händen die Augen zugehalten. Dieser Anblick hatte mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert und um ihr ein kleines Schauspiel zu liefern, hatte ich Jethro erneut geküsst, der erst danach mitbekommen hatte, dass ich damit die Blondine neben uns ein wenig hatte ärgern wollen. Eine Sekunde später hatte er mir eine Kopfnuss verpasst, etwas von Kindergarten und dass er mich wohl dort anmelden sollte, gemurmelt und sich wieder auf seine Seite verzogen. Da ich gemerkt hatte, dass er ein wenig verspannt war, hatte ich unwillkürlich beschlossen, ihm heute Abend eine Massage zu verpassen â€" mit meinem Lieblingsöl, wo er danach herrlich nach Kokos riechen würde.
Diese Vorstellung hatte mein Bedürfnis, die Blondine mit ihrem Schoßhündchen zu ärgern, verpuffen lassen, stattdessen hatte ich bereits in Gedanken Gibbs’ Schultermuskeln geknetet, war mit meinen Händen weiter nach unten gewandert und um ihn ein wenig zu quälen, hatte ich seinen Hintern ausgelassen. Als ich seine Hüften ein wenig angehoben hatte, um ihn auch vorne massieren zu können, war ich unvermittelt in die Realität zurückgerissen worden, als sich die Autos vor uns in Bewegung gesetzt hatten und er das Gaspedal bis zum Boden durchgedrückt hatte.

Ich rieb mir den Bauch an der Stelle, in die sich der Sicherheitsgurt gebohrt hatte, nachdem Jethro in der Tiefgarage wieder einmal abrupt angehalten hatte â€" ich hatte es ihm angesehen, dass er nur auf einen entsprechenden Kommentar meinerseits gewartet hatte. Da ich aber nicht scharf darauf war, bis nächstes Jahr zu warten, bis ich mein Geschenk bekam, hatte ich schweren Herzens geschwiegen und beschränkte mich darauf, über die leicht pochende Stelle an meinem Körper zu fahren, um ihm zu signalisieren, was ich von seinen Haltemanövern hielt â€" was mir prompt einen belustigten Blick einbrachte. „Willst du mir etwas sagen, Tony?“ fragte er beinahe unschuldig, während wir zu unseren Plätzen gingen. „Nein“, brummte ich, ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen und setzte mich auf meinen Stuhl. „Hätte ich auch nicht gedacht“, erwiderte er mit einem leichten Grinsen, verstaute seine Waffe in der obersten Schublade und wandte sich an Ziva, die an ihrem Tisch saß und uns interessiert beobachtete â€" McGee war nirgends zu sehen.
„Wo ist denn Bambino?“ wollte ich wissen und lehnte mich gemütlich zurück. „Unten bei Abby. Er hilft ihr bei… einigen Beweisen“, sagte sie, wobei es mir nicht entging, dass sie vor den letzten beiden Wörtern ein wenig gezögert hatte. Außerdem sah sie so aus, als ob sie sich mit Mühe ein Grinsen verkneifen musste, jedenfalls zuckten ihre Mundwinkel verräterisch. „Habt ihr etwas von Darlene erfahren können?“ fragte Gibbs, der anscheinend ihre Gesichtsmimik nicht bemerkte oder sie einfach ignorierte.
„Nur, dass Nigel Wilder vor ungefähr zwei Wochen mit einem jungen Mann in dem Sexshop gewesen ist.“ „Das könnte der Freund sein, von dem uns seine Mutter erzählt hat“, meinte ich und verschränkte meine Hände hinter meinem Kopf. „Darlene weiß keinen Namen, aber dafür haben wir… eine wirklich genaue Beschreibung von ihm. Und er scheint auf SM zu stehen, jedenfalls hat er sich sehr für Lederfesseln interessiert. Er mag wohl keine Handschellen“, fügte sie hinzu und ich warf ihr daraufhin meinen bedrohlichsten Blick zu. „Sonst noch etwas, Officer David?“ knurrte Gibbs, der genauso wie ich erkannt hatte, worauf Zivas letzter Kommentar hinauslief. Diese schüttelte ihren Kopf. „Nein, außer dass…“ Sie wurde unterbrochen, als Jethros Handy klingelte. „Außer was?“ bohrte ich nach, bekam aber keine Antwort, da ein „Abby hat etwas für uns“ jeden Versuch der Israelin etwas zu sagen, im Keim erstickte. Mein Instinkt verriet mir jedoch, dass ich früh genug eine Erklärung erhalten würde.
Gibbs eilte an uns vorbei und hatte fast den Fahrstuhl erreicht, noch ehe Ziva und ich richtig aufgestanden waren. Diese warf mir einen Blick zu, den ich nicht wirklich deuten konnte und mich zu einem Stirnrunzeln verleitete. In ihren Augen lag ein gemeines Funkeln und sie machte auf mich den Eindruck, mich gleich höhnisch angrinsen zu wollen. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ rief Jethro ungeduldig von der kleinen Kabine aus und verhinderte somit, dass ich die Israelin fragen konnte, was mit ihr los war. Wir konnten uns gerade noch in den Aufzug quetschen, bevor sich die Türen schlossen.
Die wenigen Sekunden, die die Fahrt dauerte, hatte ich das Gefühl, dass Ziva nur mit Mühe den Drang unterdrücken konnte, aufgeregt von einem Fuß auf den anderen zu treten. Ich sah zu Gibbs, der dies ebenfalls zu bemerken schien und zuckte kaum merklich mit den Schultern. Was war nur passiert, dass sich meine Kollegin auf einmal verhielt, als ob sie einen großen Becher CafPow getrunken hätte? Dass sie ihre undurchdringliche Miene aufgesetzt hatte, war ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas im Busch war.
Ich schluckte unwillkürlich, als das leise Pling ankündigte, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Die Türen glitten beinahe lautlos auseinander und das erste, das mir auffiel, war, dass keine Musik spielte. Selbst wenn McGee der jungen Goth half, wurden die Lautsprecherboxen bis aufs Äußerste belastet und obwohl er nicht gerne diese Musik hörte, wagte er es nicht, in die Nähe der Stereoanlage zu kommen, wollte er nicht riskieren, seinen Kopf zu verlieren. Also weshalb hörte man diesmal keines der schrecklichen Lieder bereits am Flur? War Abby etwa krank?
„Keine Bange, ihr geht es gut“, sagte Ziva, so als ob sie meine Gedanken lesen konnte und verließ den Fahrstuhl, gefolgt von Jethro und mir als Schlusslicht. „Hat sie endlich eingesehen, dass es zum Wohle aller ist, wenn sie uns mit dem Krach verschont?“ fragte ich neugierig. „Du meinst wohl eher zu deinem Wohle“, kam die trockene Erwiderung von Gibbs und ich verzog prompt meinen Mund zu einer Schnute. „Ich weißt doch ganz genau, dass du genauso froh…“ Die restlichen Worte blieben mir im Hals stecken, als wir das Labor betraten und mein Blick automatisch durch die gläserne Tür in den anderen Teil der Forensik fiel â€" meine Augen weiteten sich unwillkürlich.
Bei Abbys Computer saß Darlene und neben ihr McGee, der so aussah, als ob er sich wünschte, ganz weit weg zu sein. Er wirkte verkrampft und seine Finger huschten nicht so flink wie sonst über die Tastatur. Außerdem schien er so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die junge Frau bringen zu wollen, die aber mit ihrem Stuhl sofort die fehlenden Zentimeter wieder aufholte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis McGee mit seinem Sessel so weit weggerutscht war, dass er nicht mehr vor dem PC sitzen würde.

Jethro war mit einem Ruck stehen geblieben, sodass ich in ihn hineinlief und er mir eine Sekunde später einen warnenden Blick zuwarf. „Tschuldigung“, murmelte ich und trat einen Schritt zurück, bemerkte jedoch, dass ihn die Anwesenheit von Darlene genauso überraschte wie mich. Und auf einmal machte Zivas seltsames Verhalten einen Sinn â€" sie hatte gewusst, was â€" oder besser gesagt wer â€" hier unten auf uns warten würde. Sie trug dasselbe Outfit wie gestern, nur kam mir das Oberteil noch enger vor, jedenfalls war ein beachtlicher Teil ihrer Brüste zu sehen. Ihre mit rotem Lippenstift geschminkten Lippen bewegten sich, aber wegen der geschlossenen Tür war es unmöglich etwas zu verstehen â€" es musste aber etwas sein, das McGee nicht wirklich gefiel. Seine Wangen färbten sich leicht rot, er schluckte heftig und konzentrierte sich übertrieben auf die Tastatur.
Ziva konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen und lehnte sich entspannt an den Tisch, an dem Abby stand, die einen kleinen Gegenstand in ihren behandschuhten Händen hielt. „Da seid ihr ja endlich!“ rief sie erfreut und wippte aufgeregt auf und ab, während die Israelin etwas in ihren nicht vorhandenen Bart murmelte, das wie „unbezahlbarer Gesichtsausdruck“ und „schade, dass ich keinen Fotoapparat dabei habe“ klang.
„Hättest du uns nicht vorwarnen können?“ fragte ich grollend und trat zur Seite, sodass ich nicht mehr im direkten Blickfeld zur Tür stand. „Wollte ich ja, aber es hat sich leider keine Möglichkeit ergeben“, antwortete sie und betonte das Wörtchen leider ein wenig hämisch. „Im Fahrstuhl hättest du hinreichend Möglichkeiten gehabt uns einzuweihen.“ „Ja, aber dann wäre dein Gesichtsausdruck nicht so köstlich gewesen. Ich habe gar nicht gewusst, dass du so große Augen machen kannst.“ „Ich habe keine großen Augen gemacht.“ „Da hatte ich aber einen anderen Eindruck gehabt, Tony.“ „Dann solltest du zum Augenarzt gehen. Du brauchst anscheinend eine Brille.“
„Schluss jetzt!“ fuhr Gibbs dazwischen und funkelte uns beide derart intensiv an, dass ich prompt den Kopf einzog und aus seiner Reichweite floh, sodass er mir keinen Klaps verpassen konnte. Dass es ihn in seinen Fingern juckte, war ihm förmlich anzusehen. „Noch ein Wort und ich werde dich wirklich im Kindergarten anmelden, Tony. Und dich gleich mit dazu“, fügte er an Ziva gewandt hinzu, der das Grinsen mittlerweile vergangen war. Abby hingegen blickte amüsiert von einem zum anderen, wobei ihre Rattenschwänze hin- und herschwangen. „Sei nicht so streng mit den beiden, Gibbsman. Kleine Kinder müssen sich hin und wieder austoben.“ „Kleine Kinder?“ entfuhr es mir unwillkürlich und ich verschränkte beleidigt meine Arme vor der Brust. „Ich bin kein kleines Kind.“ „Na ja“, kam es trocken von Jethro und ließ die beiden Wörter im Raum stehen. Obwohl mir eine passende Antwort auf der Zunge lag, entschied ich mich lieber zu schweigen, da ich nicht wollte, dass er mir doch noch eine Kopfnuss verpasste. Stattdessen riskierte ich einen Blick in den anderen Teil des Labors, wo McGee dazu übergegangen war, die Maus hektisch zu bearbeiten, während Darlene ohne Unterbrechung zu reden schien.
„Mit ihrer Hilfe fertigen wir ein Phantombild von Nigel Wilders Freund an“, beantwortete Ziva die unausgesprochene Frage und schlug einen versöhnlichen Tonfall an. „Wie ich vorhin bereits erwähnt habe, ist er mit einem jungen Mann im Sexshop aufgetaucht. Und McGee hatte die Idee mit dem Phantombild. Wir können es anschließend durch die Datenbanken jagen und vielleicht haben wir ja Glück.“ „Glück könnten wir in diesem Fall wirklich einmal gebrauchen“, murmelte ich und seufzte. Mittlerweile hatte die Belustigung über die Überraschung gesiegt und eventuell würde uns Darlene das nächste Mal ja einen Rabatt gewähren, wenn ich ihr schöne Augen machte.

„Also, was hast du für uns, Abbs?“ wollte Gibbs wissen und hob ungeduldig seine Augenbrauen. „Viele Informationen darüber, was man alles in Darlenes Laden kaufen kann. Ich habe gar nicht gewusst, dass ihr sooft dorthin geht. Kein Wunder, dass ihr zu ihren Lieblingskunden gehört, wenn ihr ständig so viel einkauft. Aber leider wollte sie nicht alles verraten, was ihr euch so zulegt. Hat irgendetwas von Kundengeheimnis dahergeredet. Jedenfalls…“ „Abbs!“ riefen Jethro und ich beinahe synchron â€" ich, weil es mir langsam zu bunt wurde und Gibbs, weil er endlich die Ergebnisse haben wollte. Es war nichts Neues, dass Abby ganz hibbelig wurde, wenn es um unser Liebesleben ging und sie ließ keine Gelegenheit aus, mehr darüber zu erfahren. Auch wenn Darlene gerne redete, so schien sie darauf bedacht zu sein, uns als Kunden nicht zu verlieren, indem sie ausplauderte, was wir uns alles kauften. Selbst die Forensikerin hatte anscheinend nicht viel aus ihr herausbekommen, weshalb sie sich lieber den Beweisen gewidmet und es McGee überlassen hatte, das Phantombild zu erstellen.
„Ich schweife wieder einmal ab, oder?“ fragte die junge Goth und wedelte gleich darauf mit dem kleinen Gegenstand in ihrer Hand herum â€" es war ein Streichholzbriefchen. „Das habe ich in einem benutzten Taschentuch gefunden. Keine Ahnung, warum jemand ein leeres Streichholzbriefchen darin einwickelt. Ich kann euch sagen, ihr wollt nicht wissen, was Nigel Wilder alles in seiner Nase hatte, als er sich geschnäuzt hat. Das war wirklich eklig, da sieht der Schleim einer Schnecke noch appetitlicher aus.“ Ich verzog angeekelt den Mund, Ziva rümpfte ihre Nase und Gibbs blickte Abby ungeduldig an, weshalb sie schnell fortfuhr. „Wo war ich? Ah ja, richtig. Das Streichholzbriefchen stammt von einem Swingerclub mit dem Namen Bondage & Gear. Ich habe im Internet ein wenig recherchiert und bin auf deren Homepage gelandet. Jeder, der auf Leder und Fesseln steht, ist dort bestens aufgehoben. Das Penthouse gehört einer Frau, jedenfalls nehme ich das an, da dieses unter dem Namen Lolita gekauft worden ist. Natürlich könnte es auch ein Mann sein, der einen Faible für Frauennamen hat. In der heutigen Zeit weiß man ja nie, auf welche Sachen die Leute so stehen. Hier ist die Adresse“, beendete Abby ihren Redefluss, riss einen kleinen Zettel von einem Block und drückte ihn Gibbs in die Hand.
„Ihr habt Glück, heute ist der Club geöffnet und zwar unter dem Motto Heißer Gruppensex mit Masken und Leder. Viel Spaß, wenn ihr dorthin geht. Die Pforten öffnen sich ab 17:30 Uhr.“ Ich schluckte und blickte zu Jethro, der sich die Adresse einprägte und den Zettel schließlich in seiner Hosentasche verschwinden ließ. „Willst du da hingehen?“ fragte ich eine Spur zögerlich. „Natürlich nicht, Tony. Ich habe mir nur zum Spaß die Adresse eingeprägt und mir alles angehört, was Abby herausgefunden hat.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus. Ich verschränkte erneut meine Arme vor der Brust und zog eine Schnute, die er mit einem Seufzen quittierte.
„Wir sind Ermittler, Tony, und wir können diese Spur nicht einfach ignorieren, nur weil jemand mit dem Namen Lolita heute Gruppensex mit Masken und Leder veranstaltet“, sagte er versöhnlich und ein entschuldigender Ausdruck trat in seine Augen. „Ihr müsst ja nicht mitmachen“, kam es von Ziva, die versuchte, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Wie wäre es, wenn du dorthin gehst?“ fragte ich sie und grinste herausfordernd. „Und du könntest McGee mitnehmen. Er war sicher noch nie in einem Swingerclub.“ „Du etwa?“ fragte Abby neugierig. Ich spürte, wie sich meine Wangen verräterisch röteten und steckte meine Hände in die Taschen meiner Jeans. „Nein“, erwiderte ich viel zu schnell, weshalb mich sofort drei Augenpaare musterten. „Einmal“, nuschelte ich verlegen und sah mit gesenkten Lidern zu Jethro. „Das war im College und meine Freunde haben mich an meinem Geburtstag dorthin geschleppt. Es sollte eine Überraschung werden. Sie haben mir sogar die Augen verbunden“, brabbelte ich so schnell, dass ich beinahe einen Knoten in meine Zunge brachte. „Ich habe noch nie so viele nackte Frauen auf einmal gesehen und… hört auf mich so anzusehen.“ Abby grinste von einem Ohr zum anderen, Ziva kicherte leise und selbst Jethros Mundwinkel zuckten amüsiert.
„Soso, du warst also schon einmal in einem Swingerclub? Dann ist es sicher von Vorteil, wenn ich dich mitnehme anstatt Ziva. Wo du doch mit der Etikette vertraut bist.“ „Jethro“, jammerte ich, aber er blieb stur. „Wer weiß, welche Angebote die uns dort machen. Denen wird es doch egal sein, dass wir Bundesagenten sind.“ „Ist es dir denn lieber, wenn Ziva und ich diese Angebote bekämen?“ „Nein“, murmelte ich und ließ die Schultern hängen. „Aber du hast mir versprochen, dass wir heute pünktlich Feierabend machen, egal ob wir einen schwierigen Fall haben oder nicht.“ „Hey“, sagte er sanft und schloss mich in seine Arme. „Wir werden auch pünktlich Feierabend machen. 30 Minuten werden sicher reichen, um uns dort ein wenig schlau zu machen. Nichts wird mich heute daran hindern, mit dir um 18 Uhr nach Hause zu fahren, Tony, okay?“ Ich nickte leicht und schmiegte mich an ihn. Er drückte mir einen sanften Kuss in meine Haare und ich hätte diesen Moment richtig genießen können â€" obwohl uns Abby und Ziva beobachteten â€" wäre nicht in derselben Sekunde ein schriller Schrei durch das Labor gehallt und hätte uns alle zusammenzucken lassen.

„Da sind sie ja!“ rief Darlene begeistert und zupfte McGee am Ärmel seines Hemdes. Dieser hielt in seiner linken Hand einen Ausdruck und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Ich löste mich aus Gibbs’ Armen, der sich umdrehte und wieder seine übliche Miene aufgesetzt hatte. „Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass die beiden süß sind, Schätzchen?“ wandte sie sich an Tim, der lediglich nickte und in dem Bestreben, sich aus den Fängen der Frau zu befreien, seinem Boss das Blatt Papier reichte. Dass er dafür ein paar Schritte gehen musste, brachte ihn aus der Reichweite von Darlenes Händen.
Der Ausdruck zeigte das Gesicht eines jungen Mannes um die dreißig Jahre. Er war attraktiv und die randlose Brille verlieh ihm ein leicht verruchtes Aussehen. Die Haare fielen ihm lässig in die Stirn und seine linke Augenbraue wurde von einer kleinen Narbe geteilt. „Der ist ja süß“, kam es von Abby und blickte Gibbs über die Schulter. „Kaum zu glauben, dass er auf harte Sachen steht.“ „Und deshalb ist die Chance, dass wir ihn in dem Club antreffen, ziemlich hoch“, erwiderte Jethro und schenkte Darlene ein kleines Lächeln, das ihr die Röte in die Wangen trieb.
„Sie haben uns wirklich sehr geholfen“, sagte er und sie strahlte uns regelrecht an. „Das habe ich doch gerne gemacht, Schätzchen. Es ist ja alles so aufregend. Ich war noch nie bei einer Bundesbehörde und ihr habt ein wirklich schönes Gebäude, ganz anders als man es ständig im Fernsehen sieht. Ich wollte schon immer einmal mithelfen, einen Verbrecher zu jagen. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass er ein Mörder sein soll“, sie deutete auf das Bild in Abbys Händen, „er wirkte so unglaublich nett. Nur ist es ja leider meistens so, dass sich hinter den nettesten Gesichtern die grausamsten Seelen verbergen.“ Ihre Stimme war immer höher geworden und ich konnte nur mit Mühe den Drang unterdrücken, mir die Finger in die Ohren zu stecken.

„Hätten Sie etwas dagegen, mich etwas herumzuführen?“ wechselte sie auf einmal das Thema und nahm McGees Arm wieder in Beschlag. „Ich würde zu gerne euer Büro sehen. Als Dank würde ich Ihnen sogar etwas schenken. Wie wäre es mit einem Lederhalsband? Das würde Ihnen hervorragend stehen.“ „Ja, Bambino und das musst du uns dann aber vorführen. Autsch!“ Anstatt mir einen Schlag auf den Hinterkopf zu geben, hatte mir Gibbs diesmal einen kräftigen Klaps auf den Hintern verpasste, was Darlene mit einem begeisterten Quietschen quittierte.
„Das erinnert mich daran“, sagte sie und kramte in ihrer riesigen Handtasche herum, „dass ich euch etwas mitgebracht habe. Als Geschenk zu eurem Hochzeitstag.“ Eine Sekunde später holte sie zwei große Tuben Gleitgel aus ihrer Tasche und drückte sie mir in die Finger. „Kokos und Kaffee“, meinte sie mit strahlenden Augen. „So wie ich euch beide kenne, halten die Tuben, die ihr euch gestern gekauft habt, nicht lange.“ „Gleitgel mit Geschmack?! Ich wusste ja gar nicht, dass ihr so etwas mögt. Wieso habt ihr nie etwas gesagt?“ kam es von Abby, die das Phantombild einer unverhohlen grinsenden Ziva reichte, mit wehendem Laborkittel auf mich zu eilte und mir die beiden Behälter entriss. Meine Ohren wurden unglaublich heiß, waren wahrscheinlich röter als McGees Wangen. Darlene hängte sich bei ihm ein. „Das wäre nicht nötig gewesen“, meinte Gibbs schließlich und stupste mich an. „Das ist wirklich nett von Ihnen“, fügte ich hinzu. „Das habe ich doch gerne gemacht. Und jetzt bin ich für einen kleinen Rundgang bereit. Wollen wir, Schätzchen?“ Sie zog an Tims Arm, der uns hilfesuchend anblickte.
Ziva löste sich von ihrem Platz an dem Tisch und ging auf die beiden zu. „Ich werde euch begleiten. Ich hätte da sowieso noch eine Frage bezüglich eines Gegenstandes, den ich in Ihrem Geschäft gesehen habe, Darlene.“ „Was für einen Gegenstand?“ fragte ich interessiert, erhielt aber keine Antwort, da die drei bereits aus dem Labor verschwunden waren. Zurück blieben Gibbs, ich und eine Abby, die die Tuben Gleitgel hochhielt als wären sie Siegestrophäen. Sie blickte zwischen uns hin und her und schien darauf zu warten, dass wir ihr jedes noch so kleine Detail erzählten.
Eine halbe Minute später verließen wir das Labor mit den beiden Tuben, die Jethro in seinen Jackettaschen verstaut hatte. Seine Drohung, dass er den CafPowautomaten abbauen lassen würde, hatte Abby davon überzeugt, dass unser Liebesleben doch nicht so interessant war und sie hatte sich schnell wieder ihrer Arbeit gewidmet.

Fortsetzung folgt...
Chapter 13 by Michi
Um kurz nach halb sechs verließen Gibbs und ich den mit schwarzem Marmor ausgelegten Fahrstuhl, der uns in den fünften Stock eines Wohnhauses gebracht hatte, in dessen beiden oberen Etagen das Penthouse lag, in dem der Swingerclub untergebracht war. Leise klassische Musik hatte uns auf dem Weg nach oben begleitet und hallte noch immer in meinen Ohren wider, als wir den kurzen Flur betraten, der mit einem goldenen Teppich ausgelegt war. Die Wände waren weiß gestrichen und die Nüchternheit, die diese Farbe normalerweise mit sich brachte, wurde von etwa einem halben Dutzend Bildern, die mich ein wenig an Picasso erinnerten, aufgelockert.
Die Apartmenttür bestand aus einem dunklen Holz, das sich hervorragend in die Umgebung einfügte und in Augenhöhe befand sich ein Türklopfer in der Form eines Dildos, was mich unwillkürlich zum Grinsen brachte ��" Jethro verleitete er zu einem Stirnrunzeln. Zu meiner Erleichterung gab es auch einen Klingelknopf, der mit dunkelrotem Plüsch überzogen war.
„Diese Lolita hat einen seltsamen Geschmack“, murrte Gibbs und drückte auf den Knopf ��" sofort erklang ein heller Glockenton. „Was erwartest du auch von einem Swingerclub?“ fragte ich und mein Grinsen wurde noch breiter. Meine anfängliche Niedergeschlagenheit, dass wir so kurz vor Feierabend noch hierher fahren mussten, war verflogen, da er mir auf der Fahrt zu dem Penthouse ein weiteres Mal versichert hatte, dass wir pünktlich um 18 Uhr dieses Gebäude wieder verlassen würden. Allerdings war ich weiterhin der Meinung, dass ich auf die Erfahrung verzichten konnte, auf Menschen zu treffen, die auf Leder und Fesseln standen. Nicht, dass ich etwas gegen Fesselspiele hätte ��" die Experimente mit Jethro zeugten eher vom Gegenteil ��" aber Leder war überhaupt nicht mein Ding, schon gar nicht, wenn es Richtung SM ging. Ich verstand nicht, was so toll daran sein sollte, jemanden zu unterdrücken und dabei Lust zu empfinden.
Als Darlene beiläufig mitbekommen hatte, wo wir heute noch hinfahren würden, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, uns ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben, während sie mit großen Augen das Großraumbüro gemustert hatte. McGee war richtig froh gewesen, dass sie ihn aus ihren Klauen entlassen hatte und hatte sich schleunigst hinter seinen PC verzogen, während sich Ziva anscheinend gerne mit ihr unterhalten hatte. Allerdings hatte sie mir noch immer nicht verraten, welcher Gegenstand ihr Interesse erregt hatte. Sie hatte nur gegrinst und auf meine etlichen Fragen geschwiegen. Meine Fragerei hatte mir lediglich eine Kopfnuss von Gibbs eingebracht, was wiederum von Darlene mit kugelrunden Augen quittiert worden war, die nicht hatte glauben können, dass er seinen Ehemann auf den Kopf schlug. Tim hatte ihr schnell erklärt, dass das ein ganz normales tägliches Ritual war und bevor sie ihre Aufmerksamkeit zu lange auf ihn hatte richten können, hatte er sich wieder hinter seinem Bildschirm versteckt.
Während Darlene im Großraumbüro gewesen war und uns immer wieder Tipps für die heutige Nacht gegeben hatte ��" „Es ist euer erster Hochzeitstag. Dieser gehört ordentlich gefeiert“, hatte sie ständig gesagt. ��" hatte Abby das Phantombild durch sämtliche Datenbanken gejagt und nebenbei die Rose untersucht, die am Tatort zurückgelassen worden war ��" bei beidem war kein positives Ergebnis herausgekommen. Nigel Wilders Freund war nicht bei den Marines und auch sonst nie verhaftet worden, jedenfalls tauchte sein Gesicht nirgendwo auf und die Rose war eine herkömmliche Züchtungsart, die man in jedem Blumenladen kaufen konnte. Somit war der Swingerclub die einzig wirkliche Spur, die wir hatten und die uns hoffentlich weiterbringen würde. Und sollte etwas Wichtiges dabei herauskommen, hatten sich Ziva und McGee bereit erklärt, am Abend weiterzuarbeiten, damit Gibbs und ich unseren Hochzeitstag genießen konnten.

Nicht einmal fünf Sekunden, nachdem Jethro geklingelt hatte, erklangen Schritte hinter der Tür, die gleich darauf geöffnet wurde und den Blick auf eine kleine, zierliche Frau freigab, die trotz der hohen Lackstiefel, die ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichten, mir gerade einmal bis zum Kinn ging. Ihre hellbraunen Haare waren kunstvoll gelockt und reichten ihr bis über die Schultern, ihre Augen waren von einem strahlenden Grau und wurden von dichten Wimpern eingerahmt. Der volle Mund passte hervorragend zu dem etwas rundlichen Gesicht, das um eine Spur zu viel mit Make-up geschminkt war. Ihr schmaler Körper wurde lediglich von einem ledernen BH und einem Lederminirock verhüllt.
„Willkommen“, sagte sie mit einer überraschend rauchigen Stimme, die überhaupt nicht zu ihr passte. „Ich bin Lolita und freue mich Sie hier begrüßen zu dürfen. Neue Gäste sind mir stets wichtig. Treten Sie nur ein.“ Ich hatte Mühe, dass meine Mundwinkel nicht zu zucken anfingen und warf einen kurzen amüsierten Blick zu Gibbs, der seine Augenbrauen hob. Genauso wie ich fand er die einstudiert klingende Begrüßungsrede komisch. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass sich hinter dem Namen Lolita eine derart zierliche Person verbergen würde. Ich hatte eher mit einer 1,80 Meter großen Schwarzhaarigen gerechnet, die eine Peitsche in der Hand hielt und mit dieser laut knallte, um uns in das Apartment zu drängen.
Sie öffnete die Tür komplett und bedeutete mit einem Schlenker ihrer Hand, dass wir eintreten sollten. Gleich hinter der Tür erstreckte sich ein riesiges Wohnzimmer, das etwa die Hälfte der Etage auszumachen schien. Durch die breiten Fenster hatte man einen hervorragenden Blick auf die Umgebung, den wolkenlosen Himmel und die Sonne, die sich langsam dem Horizont näherte und den Raum in ein helles Licht tauchte. Beinahe die gesamte linke Wand wurde von einer Bar eingenommen, auf deren Regale dutzende Flaschen mit alkoholischen Getränken standen, die von einem muskelbepackten Mann mit polierter Glatze professionell zu Cocktails gemixt wurden. Vor dem Tresen saßen zwei Frauen und ein Mann, alle bereits in ein enges Lederoutfit gezwängt und schlürften die bunten Getränke durch Strohhalme.
Auf der rechten Seite befanden sich jede Menge bequeme, mit schwarzem Samt bezogene Sessel, die einen geradezu einluden, sich ein wenig auszuruhen. Auch hier saßen ein halbes dutzend Personen, die sich angeregt unterhielten, Cocktails tranken und sich bei dem Knabbergebäck bedienten, das in Schalen auf runden Tischen platziert war.
An den gelb gestrichenen Wänden hingen vorwiegend Aufnahmen von Männern und Frauen, die allesamt in Leder gekleidet waren und deren Handgelenke teilweise Lederfesseln zierten. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es sich dabei um Mitglieder des Clubs handelte. Rechts von der Tür führte ein Gang zu weiteren Zimmern, deren Türen jedoch geschlossen waren. Genauso wie im Fahrstuhl spielte leise Musik und lullte die Gäste des Clubs förmlich ein.

„Oben gibt es sechs Spielzimmer und zwei Bäder“, riss mich Lolita aus der Betrachtung des Raumes und deutete auf eine mit rotem Teppich ausgelegte Wendeltreppe, die sich in der Mitte des Raumes befand und sich nach oben wand wie eine Schlange. „Hier unten gibt es Umkleidekabinen. Die Lederoutfits und Masken werden von uns zur Verfügung gestellt. Larry wird euch die richtige Größe heraussuchen. An ihn könnt ihr euch immer wenden, wenn ihr Fragen habt. Er ist sozusagen das Mädchen für alles.“ Sie zeigte auf den Barkeeper, der gerade einen giftgrünen Cocktail in ein Glas leerte und dieses mit jeder Menge Früchten dekorierte. Seine mächtige Brust sprengte bei der Bewegung beinahe das Lederoberteil, das er trug.
Ich wechselte erneut einen amüsierten Blick mit Gibbs, der sich überraschend geduldig den kleinen Vortrag angehört hatte, jetzt aber seinen Dienstausweis auf seiner Hosentasche fischte. Es wurde Zeit, dass wir Lolita klarmachten, dass wir nicht zum Vergnügen hier waren. Allerdings musste ich zugeben, dass mir das Ambiente des Clubs durchaus gefiel, sah man von den ganzen in Leder gekleideten Personen ab, die sich hier aufhielten. Und es juckte mich in den Fingern, einen der farbenprächtigen Cocktails zu kosten.
„Wir sind bedauerlicherweise…“ bei diesem Wort konnte ich mir ein kurzes Hüsteln nicht verkneifen, „…nicht zu unserem Vergnügen hier“, sagte Gibbs, klappte seinen Ausweis auf und hielt ihn Lolita unter die stark gepuderte Nase. Sie kniff ihre Augen zusammen, musterte eingehend das Foto vor ihr, bevor sie ihren Kopf hob und zwischen uns hin und her blickte. „Und ich hätte schwören können, dass ihr beide ein Paar seid. Da ist etwas zwischen euch, so wie ein starkes Band, das euch verbindet. Ich habe es sofort gespürt, kaum dass ich euch gesehen habe.“ „Nun, eigentlich sind wir ja…“ begann ich, hielt aber inne, als mich Jethro kurz anrempelte, als er seinen Ausweis wieder in seiner Tasche verschwinden ließ. Er schüttelte kaum wahrnehmbar seinen Kopf und ich seufzte leise. Wahrscheinlich war es besser den Mund zu halten, denn plötzlich hatte ich das Gefühl, wenn die junge Frau vor uns erfahren würde, dass wir verheiratet waren, würden wir nicht pünktlich um 18 Uhr von hier wegkommen, da sie uns sicherlich einen Vortrag über ihr Liebesradar halten würde ��" gepaart mit dem Versuch uns zu überreden, dass wir uns doch noch ins Vergnügen stürzen sollten.
„Also, was kann ich für den NCIS tun, Agent…“ „Special Agent Gibbs. Und das ist Special Agent DiNozzo. Es geht um zwei Ihrer Mitglieder.“ „Haben sie denn etwas angestellt? Ich kann Ihnen versichern, wir haben hier keine Leute, die Probleme machen. Wir achten sehr darauf, wen wir als Mitglied aufnehmen und wen nicht. Sollte jemand Ärger machen, wird dieser ohne zu zögern hinausgeschmissen.“
Jethro ignorierte ihren Einwurf und rempelte mich ein weiteres Mal an, weshalb ich ganz schnell zwei Fotos aus meiner Jackentasche holte. „Das ist Nigel Wilder“, sagte ich und hielt ihr das Bild des Marine hin, das Ducky während der Autopsie gemacht hatte und das lediglich sein Gesicht zeigte. Lolita wurde unter ihrem Make-up blass und ihre Augen weiteten sich. „Ist er etwa… etwa tot?“ fragte sie und ihre Stimme war auf einmal gar nicht mehr rauchig, sondern ziemlich hoch. Sie griff sich an die Kehle und von dieser Geste alarmiert, blickte Larry zu uns herüber, mit einem derart besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob da mehr zwischen ihm und seiner Chefin war.
„Er wurde letzte Nacht ermordet“, antwortete ich schließlich und steckte das Bild wieder weg, nicht, dass sie noch in Ohnmacht fiel. „Das ist ja schrecklich“, meinte sie geschockt und atmete tief durch. „Nigel ist… war noch nicht lange bei uns, erst seit etwa einem Monat. Er war ein richtig netter Kerl, spaßig und hat sich mit jedem hervorragend verstanden. Sowohl die Männer als auch die Frauen waren von ihm begeistert, jedoch nehme ich an, dass Sie bereits wissen, dass er schwul war. Aber ich hatte keine Ahnung, dass er bei den Marines war.“ Es wunderte mich ein wenig, dass sie wusste, was der NCIS überhaupt war, ich verkniff mir aber dennoch einen entsprechenden Kommentar.

„Kennen Sie diesen Mann?“ wollte Gibbs wissen, als ich ihr das Phantombild zeigte, das McGee mit der Hilfe von Darlene angefertigt hatte. Lolita holte zitternd Luft und nickte. „Das ist Oliver. Er und Nigel haben sich hier kennen gelernt und waren sofort ein Herz und eine Seele. Es war Liebe auf den ersten Blick und seitdem sind sie meistens zusammen hierher gekommen. Hat er etwa…?“ „Das versuchen wir herauszufinden. Wir gehen jeder Spur nach, die wir haben. Kennen Sie auch seinen Nachnamen?“ fragte Jethro und die junge Frau nickte erneut. „Farraday. Er ist heute hier, wenn Sie mit ihm reden wollen.“ Sie deutete auf eine der Personen, die in den bequemen Stühlen saßen und ich erkannte ihn sofort als den Mann auf dem Phantombild. „Oliver ist heute so fröhlich wie immer. Anscheinend weiß er das mit Nigel noch gar nicht. Gott, es wird ihm das Herz brechen“, fügte sie hinzu und schluckte sichtlich. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, aber ich brauche jetzt einen starken Drink.“ Sie ließ uns einfach stehen und ging zu Larry, der sofort auf sie einredete.
„Bedauerlicherweise?“ konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen und grinste Gibbs an. „Willst du damit etwa andeuten, dass du auf Leder stehst?“ „Nein“, knurrte er und blickte in den Gang, wo gerade eine Tür geschlossen worden war und ein riesiger Kerl in unsere Richtung kam, der lediglich eine Maske, die seine obere Gesichtshälfte verdeckte, und einen Ledertanga trug, der nicht sonderlich viel verhüllte.
„Ich wollte nur nicht unfreundlich klingen“, fügte er hinzu und funkelte den anderen Mann gefährlich an, als dieser sich über die Lippen leckte und mich im Gehen von oben bis unten musterte. „Seit wann bist du denn freiwillig freundlich?“ fragte ich und hob amüsiert meine Augenbrauen, da er mich gerade vor dem Riesen wie eine Herde Schafe vor dem bösen Wolf beschützte ��" es fehlte nur noch, dass er sich schützend vor mich stellte.
„Zu manchen Menschen kann ich durchaus nett sein“, meinte er und kniff seine Augen zusammen, als der Mann vor uns stehen blieb und mich lüstern angrinste. Er war größer als ich, überragte mich um einen halben Kopf und ich kam mir auf einmal winzig klein vor. Ich schluckte und konnte nur mit Mühe dem Drang widerstehen, mich hinter Gibbs’ Rücken zu verstecken. Genauso wie bei Edwards heute Morgen kam sofort sein Beschützerinstinkt an die Oberfläche, gepaart mit Eifersucht, die er einfach nicht unterdrücken konnte, obwohl er genau wusste, dass ich ihm nie untreu werden würde. Außerdem war er mir viel lieber als irgendein muskelbepackter Kerl, der so aussah, als ob er nicht viel Grips hätte und lieber seine Muskeln sprechen ließ als seinen Mund.
Erneut leckte er sich über die Lippen und taxierte mich mit beinahe schwarzen Augen. „Habt ihr Lust auf einen heißen Dreier? Wenn ihr einmal erlebt habt, wie gut ich bin, wollt ihr den ganzen Abend sicher nicht mehr wechseln“, sagte er mit tiefer Stimme und mit einer derartigen Überzeugtheit von sich selbst, dass ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte ��" zu meinem Pech schien er das als ein Ja zu verstehen. Er streckte seinen Arm aus und wollte nach meiner Hand greifen, um mich wahrscheinlich zu den Umkleidekabinen zu führen, aber innerhalb des Bruchteils einer Sekunde stand Jethro vor mir und die Finger das anderen stießen gegen seine Brust. Der Mann blinzelte dümmlich und sein Grinsen verschwand von seinen Lippen.
„Sehen wir vielleicht so aus, als ob wir Lust auf einen Dreier hätten?“ grollte er gefährlich ruhig und zu meiner Überraschung konnte ich eine Spur Angst und Unsicherheit in den dunklen Augen des Fremden erkennen. „Aber… aber das ist doch das heutige Thema“, sagte der Mann zögernd. „Was mein Ehemann damit sagen wollte“, meinte ich und konnte nicht umhin, das Wort zu betonen, „ist, dass wir bereits ein anderes Angebot angenommen haben. Aber Sie werden sicher noch ein anderes Paar finden.“ Ich packte Gibbs am Arm und zog ihn Richtung Oliver Farraday, der einen orangefarbenen Cocktail trank und über irgendetwas lachte, das einer seiner Gesprächspartner gesagt hatte. Er wirkte so unbeschwert und glücklich, dass es mir einen kleinen Stich ins Herz versetzte, weil wir seine Welt wohl in Kürze durcheinander bringen würden. Einen Menschen zu verlieren, den man über alles liebte, war eine wahre Schreckensnachricht ��" davon konnte ich ein Lied singen, nur hatte ich das Glück gehabt, Gibbs wiederzubekommen. Hin und wieder dachte ich noch an die Ereignisse, die beinahe unsere Beziehung ruiniert hätten, die mir aber Gott sei Dank wie ein schlechter Traum vorkamen.

„Was für ein arroganter Kerl“, knurrte er und warf diesem noch einen gefährlichen Blick zu. „Was hast du auch erwartet, Jethro? Wir sind immerhin in einem Swingerclub. Da ist es doch normal, wenn man angesprochen wird. Deshalb kommen die Leute auch hierher.“ „Aber wir nicht.“ „Dann hättest du dir Bundesagent auf die Stirn tätowieren sollen. Abby hätte das sicher gerne für dich erledigt.“ Er sah mich belustigt mit erhobenen Augenbrauen an. „Ich lasse mich lieber tätowieren, als dass ich dich mit irgendjemandem teile, Tony. Du gehörst nur mir.“ Die letzten Worte hatte er sanft ausgesprochen und schlang einen Arm um meine Taille. „Ich liebe dich auch“, erwiderte ich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und zwinkerte Lolita zu, die uns mit großen Augen beobachtete. Vor ihr stand ein leeres Glas und sie war nicht mehr ganz so blass. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie ihr Liebesradar nicht im Stich gelassen hatte und nicht am Alkohol. Larry schenkte ihr nach und musterte uns eingehend. Ihm schien es nicht sonderlich zu gefallen, Bundesagenten hier zu haben.
Jeder der sechs Männer, die beieinander saßen, hatten ein anderes Outfits an, manche mit Masken, manche ohne. Oliver gehörte zu denen ohne Maske und er schien zu spüren, dass wir wegen ihm hier waren, jedenfalls hob er den Kopf und blickte uns an. Er war attraktiver als auf dem Phantombild, das ich wieder zusammenfaltete und in meine Jackentasche zurücksteckte. Mit einem leisen Geräusch stellte er das halbleere Glas auf den Tisch, stand auf und richtete sich seinen Tanga, der noch enger war als jener von dem anderen Kerl.
Jethro holte erneut seinen Ausweis hervor und stellte uns vor. „Ist es wegen Nigel?“ fragte er sofort und Panik trat in seine grauen Augen. „Ist… ist ihm etwas passiert? Ist das der Grund, warum er noch nicht hier ist? Wir wollten uns um halb sechs hier treffen und…“ Er brach ab und blickte uns flehend an. Da uns die anderen Fünf interessiert musterten, ruckte Gibbs mit seinem Kopf in Richtung Bar. Ich nahm Oliver sanft am Oberarm und führte ihn zum Tresen, wo er sich wie mechanisch auf einen der Hocker setzte. Lolita sah ihn mitleidig an und Larry stellte ihm sofort ein Glas mit einer klaren Flüssigkeit hin. Alkoholgeruch stieg mir in die Nase und mir wurde schon schwummrig, wenn ich nur stark Luft holte.
Jethro und ich setzten uns links und rechts von Oliver an die Bar. „Mister Farraday“, begann er leise, obwohl uns niemand außer der jungen Frau und dem muskelbepackten Mann zuhören konnte ��" die anderen drei, die vorhin hier gewesen waren, waren nach oben verschwunden. „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Nigel Wilder heute Morgen in seiner Wohnung ermordet aufgefunden wurde.“ Zuerst kam keine Reaktion, Oliver starrte auf die vielen Flaschen direkt vor ihm, aber dann vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und seine breiten Schultern fingen zu beben an.
„Mister Farraday“, sagte Gibbs und ihm schien es nichts auszumachen, dass vor ihm ein Mann in Tränen ausgebrochen war, während ich nicht wirklich wusste, was ich tun sollte. Bei Frauen war das irgendwie leichter, ihnen konnte man Taschentücher anbieten, aber ich hatte keine Ahnung, ob das Oliver überhaupt wollte. Vielleicht war er eher der Typ, der sich die Nase lieber am Hemdsärmel abwischte oder in diesem Fall am nackten Unterarm.
„Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Dieser machte eine Bewegung mit dem Kopf, die wie ein Nicken aussah. „Wann haben Sie Nigel das letzte Mal gesehen?“ „Gestern Abend“, kam prompt die Antwort, gefolgt von einem leisen Schluchzen. Gleich darauf ließ er die Hände sinken und blickte uns an. „Wir haben… wir haben… Sie wissen schon.“ „Miteinander geschlafen?“ half ich ihm weiter und er nickte erneut. Er wischte sich mit einer Hand über die tränennassen Wangen und holte tief Luft. „Nigel ist gegen 20 Uhr bei mir aufgetaucht und hat mir von einem anscheinend heißen Typen erzählt, den er in seinem Lieblingssexshop getroffen hat. Aber dessen Freund war ziemlich eifersüchtig und hat ihn rüde abgewiesen. Vielleicht hat der ja etwas damit zu tun“, fügte er hinzu und ich grinste Gibbs hinter Olivers Rücken an. Dieser hatte ihn gerade unwissentlich des Mordes bezichtigt, aber ihn schien das ebenfalls eher zu amüsieren als zu ärgern. „Wir werden dem nachgehen“, meinte er und schien es nicht für nötig zu halten, den jungen Mann aufzuklären, dass dieser „heißer Typ und sein eifersüchtiger Freund“ gerade neben ihm saßen. Ich biss mir auf die Zunge, damit mir kein Kommentar entkam.
„Wann ist Nigel wieder gegangen?“ fragte Jethro, während Farraday dazu übergegangen war, auf seine Hände zu starren. Die Tränen waren versiegt und er hatte sich wieder besser in der Gewalt ��" jedenfalls äußerlich. „Gegen zehn nach zehn. Ich habe ihm gesagt, er soll sich ein Taxi rufen. Er braucht zwar zu Fuß nur 15 Minuten bis zu seiner Wohnung, aber die liegt in keiner sicheren Gegend. Mir wäre wohler gewesen, wenn er sich ein Taxi genommen hätte. Wäre er doch nur bei mir geblieben. Aber er hat gesagt, er wolle mich nicht stören, weil er früh raus musste, um zur Arbeit zu fahren. Wäre ich doch nur hartnäckiger gewesen, wäre er noch am Leben“, fügte er hinzu, schluchzte, nahm schließlich das Glas und leerte es in einem Zug bis zur Hälfte. Der Alkohol raubte ihm für ein paar Sekunden den Atem und trieb ihm Tränen in die Augen.

„Wissen Sie, ob Nigel irgendwann einmal jemanden zurückgewiesen hat? Vielleicht hier im Club?“ fragte ich, in der Hoffnung auf eine Antwort, die uns weiterbrachte. Oliver starrte ins Glas und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, er hat nie ein Angebot abgelehnt, das er bekommen hat. Und er hat mir nie erzählt, dass er jemanden zurückgewiesen hat. Aber ich weiß nicht alles von seiner Vergangenheit. Wir kannten uns doch erst seit einem Monat und dachten, wir hätten noch genug Zeit, um das Leben des jeweils anderen zu erkunden. Ich weiß nur, dass seine Mutter noch lebt und er eine wirklich gute Beziehung zu ihr hat. Sein Vater war bei den Marines, so wie Nigel. Wir… wir haben eher die Stunden genutzt, um uns zu amüsieren, als über die Vergangenheit zu reden.“
Oliver trank den Rest aus, stellte das Glas aber noch immer nicht zurück, sondern drehte es in seinen Fingern hin und her. „Was haben Sie gemacht, als Nigel weg war?“ wollte ich wissen, da ich nicht direkt nach seinem Alibi fragen wollte. Ich glaubte sowieso nicht, dass er Wilder ermordet hatte, außerdem hätte er gar kein Motiv, da er ja nicht zurückgewiesen worden war. „Ich habe mich vor den Fernseher gelegt und mir Schlaflos in Seattle angesehen.“ „Klasse Film“, rutschte es mir heraus und erhielt prompt einen strafenden Blick von Jethro. „Ich habe nicht sonderlich viel davon mitbekommen“, erwiderte Oliver und drehte das Glas immer schneller. „Ich war zu sehr in den Erinnerungen versunken, was Nigel und ich… also, was wir getan haben. Und wenn ich mir jetzt vorstelle, dass er nie wieder zurückkommt… tut mir leid“, murmelte er, als erneut Tränen auf seine Wangen tropften. Larry kam sofort herbeigeeilt und schenkte ihm nach. Gibbs stand auf und bedeutete mir, es ihm gleichzutun.
„Wenn Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, egal was, rufen Sie mich an“, sagte er und legte eine Karte auf den Tresen neben den schluchzenden Oliver. Dieser nickte leicht und ertränkte seine Trauer gleich darauf in Alkohol. Es war zwar kein Bourbon, aber es erinnerte mich erneut an die Ereignisse vor eineinhalb Jahren, als ich ebenfalls versucht hatte, meinen Kummer mit Alkohol zu dämpfen ��" erfolglos. Dadurch war alles nur noch schlimmer geworden, gefolgt von einem Kater, wie ich ihn seit dem College nicht mehr gehabt hatte.
Gibbs, der zu ahnen schien, wohin meine Gedanken abgeschweift waren, ergriff meine rechte Hand und drückte aufmunternd zu. Ich lächelte ihn an, zum Zeichen, dass es mir gut ging und gemeinsam strebten wir auf die Tür zu. Mittlerweile hatten sich auch die anderen nach oben verzogen und wir waren alleine, bis auf Larry, Oliver und Lolita, die sich uns in den Weg stellte. Sie blickte wissend auf unsere miteinander verschränkten Finger. „Ich habe ja gewusst, dass ihr ein Paar seid. Mich kann man nicht so leicht täuschen. Es ist sicher nicht einfach, zusammen zu leben und zusammen zu arbeiten.“ „Wir bekommen es ganz gut auf die Reihe“, erwiderte Gibbs und ich nickte zustimmend. „Und ihr seid sicher, dass ihr nicht doch bleiben wollt? George hat ja großes Interesse an euch gezeigt.“ „Ähm nein, wir bleiben lieber unter uns. Außerdem teilt Jethro nicht gerne“, meinte ich augenzwinkernd. „Wie wahr“, brummte er und verleitete Lolita zu einem herzlichen Lachen.
„Nun, dann wünsche ich euch noch einen schönen Abend. Ich werde mich um Oliver kümmern. Er kann jetzt sicher ein wenig Aufmunterung gebrauchen.“ „Aber passen Sie auf, dass er sich nicht betrinkt. Alkohol hilft nicht gegen Trauer“, sagte ich, worauf sie ihren Kopf schief legte und mich intensiv musterte. „Sie sprechen aus Erfahrung, oder?“ fragte sie und ich nickte. „Ja, aber das ist eine längere Geschichte, die schließlich mit einer Hochzeit geendet hat.“ Lolita blickte mit großen Augen zwischen Jethro und mir hin und her, ehe ihr Mund zu einem perfekten „O“ wurde. „Aber im Gegensatz zu mir wird Oliver den Menschen, den er liebt, nicht wieder zurückbekommen“, fügte ich hinzu und sah noch einmal zu dem jungen Mann, der gebeugt dasaß, so als ob er die gesamte Last der Menschheit auf seinen Schultern tragen würde. „Ich passe auf ihn auf“, sagte sie schließlich und schüttelte unsere Hände, bevor sie sich verabschiedete und uns alleine ließ.

Es war kurz nach 18 Uhr, als wir wieder auf den kurzen Flur hinaustraten und die Tür hinter uns leise ins Schloss fiel. „Farraday ist sicher nicht unser Täter“, ergriff ich das Wort, während wir zum Fahrstuhl gingen. „Er hat Nigel wirklich geliebt und hatte einfach kein Motiv.“ „Ich gebe dir Recht, Tony. Und das heißt wohl, wir stehen wieder am Anfang“, erwiderte Gibbs und drückte den Abwärtsknopf. „Ja, aber darüber machen wir uns erst morgen Gedanken“, meinte ich und grinste breit ��" einerseits, weil wir pünktlich nach Hause fahren würden, andererseits, weil er mir Recht gegeben hatte. „Jetzt werden wir erst einmal den Feierabend genießen.“ „Und ich werde uns etwas Köstliches kochen“, sagte Jethro und zog mich in den Fahrstuhl. „Danach habe ich richtig Lust, ein kleines Picknick mit dir und leckeren Erdbeeren im Garten abzuhalten und dabei die Sterne zu beobachten.“ „Die Sterne?“ fragte ich interessiert, erhielt aber keine Antwort darauf, sondern lediglich ein geheimnisvolles Lächeln. Und auf einmal hatte ich das Gefühl, dass es das erste Mal war ��" seit ich angefangen hatte, ihn mit meiner Neugierde zu nerven - dass er etwas von dem Hochzeitstagsgeschenk verraten hatte, das ich bald von ihm erhalten würde.

Fortsetzung folgt...
Chapter 14 by Michi
Mit einer großen Picknickdecke und einer Schale Erdbeeren ausgestattet, gingen Gibbs und ich über die Terrasse, vorbei an den gemütlichen Liegestühlen und betraten gleich darauf den Rasen, der leicht unter meinen Füßen federte. Ein sanfter Lichtschimmer fiel vom Wohnzimmer ins Freie und vermischte sich mit dem blauen Leuchten des von kleinen Unterwasserscheinwerfen erhellten Swimmingpools. Am Himmel funkelten Tausende von Sternen und rahmten einen fast vollen Mond ein. Es war ein wenig kühl, aber ich hatte mir einen extra warmen Kapuzensweater angezogen, um die Kälte fernzuhalten. Gibbs hingegen schien diese nichts auszumachen, da er seine Hose, sein Jackett und Poloshirt gegen eine Jeans und ein weißes Hemd getauscht hatte, die ein wenig luftig waren.
Mir war es wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis die Sonne endlich untergegangen war, da ich seit Jethros Bemerkung über die Sterne unbeschreiblich neugierig gewesen war und gar nicht mehr hatte abwarten können, dass er mir endlich verriet, was er damit gemeint hatte. Entgegen meiner Natur hatte ich ihn jedoch nicht wieder mit meiner Fragerei genervt, wusste ich doch, dass ich aus ihm nichts herausbringen würde, wenn er es nicht wollte. Stattdessen hatte ich brav mitgeholfen, das Abendessen vorzubereiten und während Gibbs die Soße für die Spaghetti gekocht hatte, hatte ich den Tisch gedeckt.
Allerdings war der Grund eher der, dass er nicht wollte, dass ich herausfand, welche Zutaten in der Soße enthalten waren, die er nach einem Rezept von Shannon zubereitete â€" deshalb hatte er mich auch umgehend aus der Küche verbannt. Er hatte mir einmal verraten, dass es das Lieblingsessen von Kelly gewesen war und dass es dieses mindestens einmal im Monat gegeben hatte. Als ich das erste Mal die Spaghetti probiert hatte, hatte ich sofort verstanden, warum seine Tochter sie so gemocht hatte. Die Soße war einfach köstlich, schmeckte ein wenig nach Paprika, Knoblauch und Olivenöl. Aber ich wusste, dass das nicht die einzigen Zutaten waren, aber er hatte mir sie nie verraten. Kurzerhand hatte ich die Nudeln Spaghetti a là Leroy Jethro Gibbs getauft und als ich ihm das mitgeteilt hatte, hatte ich einen liebevollen Kuss bekommen. Er war nicht leicht von etwas gerührt, aber in diesem Moment war er es auf alle Fälle gewesen â€" und das hatte er mir in der folgenden Nacht oft bewiesen.
Das Essen war so lecker wie immer gewesen, hatte im sanften Schein jener Kerzen stattgefunden, die ich auf dem Tisch platziert hatte und im Hintergrund war leise Musik gelaufen. Normalerweise aßen wir in der Küche, aber da heute ein ganz besonderer Tag war, hatten wir das Esszimmer benutzt und die romantische Atmosphäre genossen, die die Kerzen und die Lieder geschaffen hatten. Und während draußen die Sonne immer tiefer gesunken war, hatten wir das letzte Jahr Revue passieren lassen, hatten in Erinnerungen geschwelgt und über witzige Sachen gelacht, die wir erlebt hatten. Es war erstaunlich, wie schnell die Zeit verging, dabei kam es mir wie gestern vor, als wir uns das Ja-Wort gegeben hatten und ein paar Stunden später endgültig in dieses Haus eingezogen waren. Und jetzt waren wir dabei, unseren ersten Hochzeitstag zu feiern und im Prinzip war es nicht wichtig, was mir Gibbs schenken würde, es zählte nur, dass wir zusammen und glücklich waren.

Jethro blieb etwa vier Meter vom Pool entfernt stehen, hob den Kopf und betrachtete kurz den Himmel, ehe er leicht nickte und die Decke auf dem Rasen ausbreitete. Ich stand hinter ihm, hielt die Schale mit den Erdbeeren umklammert, die nur darauf warteten, von uns gegessen zu werden, und runzelte leicht die Stirn. Ich fragte mich, warum er sich ausgerechnet diese Stelle ausgesucht hatte, wo wir doch von überall im Garten einen wunderbaren Blick auf den Himmel hatten. Aber auch diesmal hielt ich brav den Mund, da ich den Grund wahrscheinlich in ein paar Minuten erfahren würde und trat neben Gibbs, der sich umdrehte und mich anlächelte.
„Das Wetter hätte nicht besser sein können“, sagte er und zog mich an ihn heran. „Gut, dass die Wolken verschwunden sind.“ „Aber ein wenig wärmer könnte es sein“, erwiderte ich und presste mich an seinen herrlich warmen Körper. „Ist dir kalt?“ „Nein, nicht wirklich. In deiner Nähe habe ich immer das Gefühl, eine kuschelige Decke würde mich umwickeln und selbst mein Inneres wärmen.“ „Und ich werde heute noch dafür sorgen, dass dir unglaublich heiß werden wird“, meinte er mit seiner Schlafzimmerstimme, sodass meinen Körper prompt ein Schauder durchfuhr, der ihn leise zum Lachen brachte. Er küsste mich kurz am Hals, ehe er mich wieder losließ und sich schließlich im Schneidersitz auf der Decke niederließ.
Ich blickte auf ihn hinab und konnte mir nur schwer ein Grinsen verkneifen. Wenn Gibbs nur wüsste… Ich hatte nämlich vor, ihn richtiggehend zum Glühen zu bringen. Er war jedes Mal wie Butter in meinen Händen, wenn ich ihn massierte, so entspannt und sensibel, dass er im Nachhinein auf jede meiner Berührungen mit unbeschreiblicher Intensität reagierte. In dieser Nacht würde wohl uns beiden mehr als heiß werden…
„Willst du da den ganzen Abend stehen bleiben, Tony?“ riss er mich aus meinen Gedanken und ich musste ein paar Mal blinzeln, um einen von Massageöl glänzenden Jethro aus meinem Gehirn zu verbannen. „Ähm, nein“, antwortete ich ganz schnell und ließ mich neben ihm auf der Decke nieder, nur um mich gleich darauf auf den Rücken zu legen und meinen Kopf in seinen Schoß zu betten. Ich seufzte behaglich und stellte die Schale mit den Früchten auf meine Brust. Gibbs mochte es genauso wie ich, wenn ich so dalag â€" er hatte dann eine wunderschöne Aussicht, wenn er nach unten blickte, wie er es einmal ausgedrückt hatte, und konnte problemlos durch meine Haare streichen, was er so gerne machte. Und ich fühlte mich einfach nur pudelwohl und sicher geborgen, genoss es richtig, wenn er mich mit den Streicheleinheiten verwöhnte.
Ich blickte nach oben und betrachtete den von abertausend Sternen übersäten Himmel. Es war richtig friedlich, kein lästiger Großstadtverkehr war zu hören, sondern nur das Zirpen der Grillen, die Geräusche der nachtaktiven Tiere, das Rascheln der Blätter und das Wasser des Pools, das durch die leichte Brise kleine Wellen und sachte gegen den Rand des Beckens schlug. Ich spürte, wie ich mich entspannte und die Strapazen des Tages abschüttelte. Der Fall verschwand endgültig in einen hinteren Winkel meines Gehirns, wo er bis zum Morgen eingesperrt bleiben würde.
„Mund auf“, riss mich Gibbs das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit aus meinen Gedanken und erst jetzt bemerkte ich die Erdbeere, die nur wenige Zentimeter über meinem Gesicht schwebte. Die untere Hälfte war voller Schlagsahne, die sich in einem Teil der Schale befand und blieb an meinen Lippen haften, als ich diese öffnete und von der Frucht abbiss. Herrlicher Erdbeergeschmack überflutete meine Sinne und ich beobachtete Jethro, der den Rest des Obstes aß, während ich mir die Sahne mit der Zunge von den Lippen leckte.
„Wir könnten eigentlich jeden Tag in dieser Art ausklingen lassen“, sagte ich und schnappte mir eine weitere Erdbeere, die ich ihm hinhielt. Er beugte sich ein wenig nach unten und nahm sie in seinen Mund. „Uns gegenseitig füttern, die Sterne beobachten, einfach die Ruhe genießen“, fügte ich hinzu und steckte mir selbst eine Frucht zwischen die Lippen, kaute langsam und schluckte. „Das könnten wir durchaus“, erwiderte er und beugte sich noch weiter zu mir nach unten, sodass sich sein Gesicht in meinem Blickfeld befand. „Aber da gibt es jemanden, der normalerweise jeden Abend vor dem Fernseher sitzt und sich irgendeine Serie oder einen Film ansieht, während er jede Menge Popcorn isst.“ Ich lachte leise und ließ es zu, dass er mich mit einer weiteren Erdbeere mit jeder Menge Sahne darauf fütterte. „Als wenn es da nicht jemanden geben würde, der nicht umhin kommt, mindestens eine Stunde am Tag an seinem Boot zu basteln“, meinte ich belustigt und schleckte die Schlagsahne von seinem Daumen, die er von meinen Lippen gewischt hatte.
Jethro kniff kurz seine Augen zusammen, da ich seinen Finger mit meiner Zunge entlanggefahren war â€" etwas, auf das er immer sensibel reagierte. Schließlich schüttelte er jedoch seinen Kopf, lachte leise und lehnte sich ein wenig zurück, aber nicht bevor er sich eine weitere Erdbeere genommen hatte, um sie genüsslich zu essen. Uns war beiden klar, dass wir hin und wieder jeder Zeit für uns selbst brauchten, in der wir einfach nicht aufeinander hockten, in der wir das machen konnten, wozu der einzelne gerade Lust hatte. Freitags ging ich meistens am Abend ins Fitnessstudio, während Gibbs stundenlang an seinem Boot baute, am Haus herumwerkelte oder in einem nahe gelegenen kleinen Park eine Runde joggte. Außerdem traf ich mich am Wochenende gerne mit ein paar Freunden, um ein Bier mit ihnen trinken zu gehen. Allerdings konnten sie nicht darauf verzichten, mich noch immer manchmal damit aufzuziehen, dass ich mit einem Mann verheiratet war, während sie jeder hübschen Frau mit großen Augen hinterher sahen und ich diese ignorierte. Auch wenn ich nicht gerne von Gibbs getrennt war, konnte ich nicht umhin, die Zeit alleine zu genießen, vor allem, weil ich mich danach umso mehr darauf freute, wieder bei ihm zu sein.

Wir verfielen in ein angenehmes Schweigen, während wir die restlichen Früchte aufaßen, uns die Sahne gegenseitig von den Fingern leckten und die Nähe zueinander genossen. Manchmal fragte ich mich, womit ich dieses Glück überhaupt verdient hatte und vor allem wunderte ich mich, dass es bereits so lange anhielt. Ich war es von meiner Kindheit und Jugend gewöhnt, dass dieses Gefühl nicht lange andauerte, dass nach jedem Hoch sofort ein Tief folgte. Aber diesmal schien es wirklich anders zu sein. Es gab also doch irgendwo einen Gott, der mit mir ein Einsehen und dafür gesorgt hatte, dass auch mir endlich Glück widerfahren war.
Jethro war dazu übergegangen, mir sachte durch die Haare zu streicheln, der Wind frischte ein wenig auf, aber mir schien die Kälte auf einmal nichts mehr auszumachen. Dafür war ich viel zu sehr in diesem Moment versunken, der meiner Meinung nach ewig andauern konnte. Ich seufzte behaglich und fragte mich mittlerweile, wann wohl der richtige Augenblick gekommen war, ihm mein Geschenk zu geben, aber ich wollte irgendwie nicht dieses angenehme Schweigen brechen oder die Stimmung zerstören, die sich ausgebreitet hatte.
„Siehst du den Stern dort oben?“ fragte Gibbs schließlich leise, so als ob er genauso wie ich die Befürchtung hatte, diese besondere Atmosphäre zu zerstören. Ich hob ein wenig meinen Kopf und folgte seiner ausgestreckten Hand, mit deren Zeigefinger er auf eine Stelle am Himmel deutete. Ich kniff meine Augen zusammen und sah auf Tausende von Sternen. Aber schließlich bemerkte ich ihn, den Punkt, auf den er zeigte und ich lächelte leicht. „Meinst du den, der so hell leuchtet?“ wollte ich wissen und schmiegte mich noch ein wenig näher an ihn. „Der, der sich im Sternzeichen des Löwen befindet?“ „Genau der“, erwiderte er und ließ seinen Arm wieder sinken. Er blickte zu mir nach unten und ich hatte den Eindruck, dass seine Augen mehr als sonst funkelten und in ihnen lag eine Zärtlichkeit, die mein Herz schneller schlagen ließ. Seine Hand, die bis jetzt in meinen Haaren gewesen war, wanderte zu meiner Wange und liebkoste meine Haut.
„Du bist mein Engel, Tony“, sagte er mit sanfter Stimme, „und ich finde, jeder Engel sollte seinen eigenen Stern haben.“ Meine Augen weiteten sich überrascht und mein Herzschlag erhöhte sich ein weiteres Mal, pochte heftig gegen meine Rippen. „Jethro…“ erwiderte ich atemlos, nahm die Schale von meiner Brust, stellte sie neben mir auf die Decke und setzte mich auf, sodass er meine Wange loslassen musste. Stattdessen umfasste er meine linke Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Sein Blick war voller Liebe und ich verlor mich in den Tiefen seiner Augen, konnte nicht glauben, was er dabei war, mir gerade zu schenken.
„Der Stern Anthony wird von nun an über uns wachen“, sagte er gefühlvoll, „wird für immer über unsere Liebe wachen und noch immer da sein, wenn wir schon lange weg sind. Er wird dort oben leuchten, der Beweis, dass ich dich über alles liebe, Tony, und für dich die Sterne vom Himmel holen würde, wenn ich könnte.“ Ich war normalerweise nicht der Typ, der bei jeder kleinen Gelegenheit losheulte, aber Gibbs’ Worte und die Tatsache, dass er tatsächlich einen Stern nach mir hatte taufen lassen, trieb mir die Tränen in die Augen. Ich war dermaßen gerührt, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte, war buchstäblich sprachlos.
Jethro lächelte mich an, hob meine linke Hand an seinen Mund und drückte einen zärtlichen Kuss auf den goldenen Ehering. „Alles Gute zum Hochzeitstag, Tony“, sagte er und ich konnte ein kurzes Schniefen nicht unterdrücken. Er beugte sich nach vorne und gab mir einen zärtlichen Kuss, bevor er sich wieder ein wenig zurücklehnte, in seiner Hosentasche kramte und eine etwa 15 mal 15 Zentimeter große schwarze Box hervorholte. Diese reichte er mir und ich nahm sie mit leicht zitternden Fingern entgegen, wusste noch immer nicht, was ich sagen sollte. Langsam öffnete ich die Schachtel und zum Vorschein kam ein Kristall in Form eines fünfzackigen Sternes, der das Licht, das aus dem Wohnzimmer in den Garten fiel, einfing und in allen möglichen Farben glitzerte.
Vorsichtig, so als ob er gleich zerbrechen würde, fuhr ich mit einem Finger über die glatte Oberfläche des Gegenstandes, wollte mir jedes Detail einprägen. Mit leicht offenem Mund blickte ich schließlich zu Gibbs, der mich weiterhin anlächelte. „Ist… ist das ein Swarovskykristall?“ brachte ich schließlich hervor. „Ja, das ist es. Da man Sterne leider nicht kaufen kann, habe ich mir gedacht, ich schenke dir diesen Kristall, als Zeichen unserer Liebe.“ „Er ist wunderschön“, sagte ich ergriffen. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir jemals dafür danken soll. Noch nie hat jemand so etwas für mich getan. Einen Stern nach meinem Namen zu benennen… das bedeutet mir so viel.“ Ohne lange zu zögern, beugte ich mich nach vorne und schloss ihn in eine enge Umarmung, schmiegte mich an ihn. „Ich liebe dich“, sagte ich immer wieder und drückte ihn an mich, konnte noch immer nicht glauben, dass es jetzt einen Stern gab, der meinen Namen trug.
Gibbs streichelte kurz meinen Hinterkopf, ehe er sich aus meinen Armen löste, zärtlich mein Gesicht umfasste und mich schließlich küsste. Das letzte Mal, als ich derart gerührt gewesen war, war, als er bei unserer Hochzeit sein selbstverfasstes Ehegelübde aufgesagt hatte und ich dabei beinahe angefangen hätte, vor Glück zu weinen. Und auch jetzt musste ich gegen die Tränen ankämpfen, die meine Augen verlassen wollten und das hätten sie wahrscheinlich auch getan, wäre ich nicht in diesem Kuss versunken.

Nach einer kleinen Ewigkeit lösten wir uns wieder voneinander und ich blickte noch einmal zum Himmel empor, fand den Stern mit meinem Namen sofort und eine Welle des Glücks überrollte mich. Ich schloss die Box mit dem Kristall, legte diese neben mich auf die Decke und holte stattdessen ein Foto aus der hinteren Tasche meiner Jeans hervor. „Ich weiß gar nicht, ob mein Geschenk da überhaupt mithalten kann“, meinte ich eine Spur nervös und reichte ihm das Bild, das eine 15 Meter lange, dreimastige Segeljacht zeigte. Gibbs starrte auf das Foto und ich hatte noch nie einen derart überraschten und sprachlosen Gesichtsausdruck bei ihm gesehen.
„Du baust schon so lange an dem Boot im Keller und ich habe keine Ahnung, wie du das dort überhaupt herausbringen willst und ob wir je damit eine Runde auf einem See oder auf dem Meer drehen werden. Dieses Segelboot hat einem ehemaligen Freund aus dem College gehört und er hat es mir zu einem Spottpreis überlassen. Und die hübsche Lady heißt Kelly, wie deine Tochter, Jethro.“
Er blickte von dem Foto auf und direkt in meine Augen, in denen ein perplexer Ausdruck lag und er schien gar nicht zu realisieren, dass er auf einmal Besitzer eines eigenen Segelbootes war. „Tony…“ brachte er atemlos hervor und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Blau in seinen Augen auf einmal wässrig war. „Der einzige Haken ist, dass das Boot in Miami ist. Der dortige Liegeplatz ist noch für zwei Jahre gemietet und mpfh…“ Ohne dass ich es wirklich mitbekommen hatte, hatte sich Jethro blitzschnell nach vorne gebeugt und seine Lippen auf meine gepresst, küsste mich derart leidenschaftlich, dass mir ganz schwummrig wurde ich froh war, zu sitzen und ich innerhalb von wenigen Sekunden das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen.
„Es ist nicht wichtig, ob das Boot in Miami liegt“, sagte Jethro, als er mich wieder losgelassen hatte. Seine Augen spiegelten das reinste Glück wider und auf seinen Lippen hatte sich ein strahlendes Lächeln ausgebreitet. „Jetzt habe ich wenigstens einen Grund, einmal dorthin zu fliegen. Tony, ich weiß nicht… ich kann nicht fassen… ein eigenes Segelboot, noch dazu mit dem Namen Kelly. Ich schwöre dir, dass wir damit in die Karibik segeln werden.“ Er umarmte mich ganz fest, schmiegte seine Stirn gegen meinen Hals. „Ich liebe die Karibik“, flüsterte ich, „lange weiße Sandstrände, türkisblaues Meer, jede Menge Palmen, einsame Buchten, die sich dazu eignen, heißen Sex zu haben.“ Gibbs lachte leise und drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er mich wieder losließ und einen weiteren Blick auf das Foto warf.
„Wie hast du es nur geschafft, dass dir jemand so ein Boot zu einem Spottpreis überlassen hat?“ fragte er und sah mich neugierig an. „Ich habe einem ehemaligen Freund endlich verziehen“, antwortete ich und grinste, als er verwirrt die Augenbrauen hob. „Andy und ich waren gemeinsam auf der Ohio State. Sein Vater war ein richtig reicher Kerl mit jeder Menge Ferienhäuser und Boote auf der ganzen Welt. Obwohl Andy es nicht gewollt hat, ist er in die Fußstapfen seines alten Herrn getreten, als dieser gestorben ist und hat die Firma mit Sitz in Miami übernommen. Dieses Boot ist schon ewig in seinem Besitz und es hatte von Anfang an den Namen Kelly. Und ich dachte mir, das wäre das perfekte Geschenk für dich.“ „Und was hat das mit einem Streit zu tun?“ fragte er und legte das Bild neben die Schachtel mit dem Kristall.
„Im College hatte ich eine Freundin, eine der wenigen Frauen, von denen ich wirklich gedacht habe, dass ich sie liebe. Sie hieß Annabelle und ich war richtig vernarrt in sie, musste aber feststellen, dass sich Andy genauso für sie interessiert und sich hinterrücks an sie herangemacht hat. Ich habe die beiden in seinem Zimmer erwischt, als sie miteinander geschlafen haben. Andy hat an diesem Abend ein hübsches Veilchen davongetragen“, fügte ich hinzu. „Und du hast wegen mir diesen Streit zwischen euch nach so vielen Jahren beendet?“ „Ja, das habe ich, Jethro. Für dich würde ich alles machen.“ Ich nahm seine Hand und verschränkte unsere Finger. „Was ist aus Annabelle geworden?“ fragte er interessiert und ich lachte.
„Nun, sie hat Andy geheiratet und die beiden haben mittlerweile drei Kinder, das Vierte ist unterwegs, wie er mir verraten hat. Und der Grund, dass er mir das Boot zu einem billigen Preis überlassen hat, war, dass er unendlich froh war, dass ich endlich bereit war, ihm zu verzeihen. Er hat uns eingeladen, ihn zu besuchen, wenn wir nach Miami kommen.“ Gibbs zog mich zu sich heran, sodass ich mich links und rechts seiner Oberschenkel hinknien konnte und setzte mich auf seinen Schoß. „Wenn wir die beiden besuchen, muss ich Andy wohl danken, dass er dir Annabelle ausgespannt hat.“ „Warum denn das?“ wollte ich wissen und hob eine Augenbraue. „Nun“, begann er langsam und legte eine Hand auf meinen Nacken. „Wer weiß, was aus euch geworden wäre, hätte er es nicht getan. Vielleicht würdest du derjenige sein, der jetzt mit ihr verheiratet wäre und Kinder hätte. Wir wären uns eventuell nie begegnet und würden nicht hier sitzen und unseren ersten Hochzeitstag feiern.“ „Welch ein schrecklicher Gedanke“, erwiderte ich und verzog das Gesicht, weswegen Gibbs amüsiert lachte. „Ja, ein überaus schrecklicher Gedanke, Tony.“
Er wurde wieder ernst und streichelte sanft durch meine Haare. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll.“ „Dass du dich so über das Boot freust, ist mir Dank genug, Jethro“, meinte ich und lächelte liebevoll. „Und ich habe ja auch etwas davon. Ich wollte schon immer einmal eine Kreuzfahrt in der Karibik machen, dabei Frauen in knappen Bikinis beobachten, Cocktails trinken, Strandspaziergänge machen und jede Menge Sex haben. Das mit den Frauen streiche ich aber von meiner Liste“, fügte ich ganz schnell hinzu, als er gefährlich seine Augen zusammenkniff. „Das will ich dir auch geraten haben“, sagte er, aber der sanfte Ton in seiner Stimme milderte die leicht schroffen Worte. Ich grinste und umschlang seinen Nacken mit meinen Armen. „Ich brauche keine Frauen, Jethro. Ich habe dich und das ist alles, was ich will“, erwiderte ich, beugte mich nach vorne und küsste ihn liebevoll, legte das Versprechen hinein, dass wir auch in dieser Nacht nicht viel Schlaf finden würden…

Fortsetzung folgt...
Chapter 15 by Michi
Die Kerzen warfen sanft flackernde Schatten an die Wände, schufen im Schlafzimmer eine romantische Atmosphäre und verströmten einen leichten Duft nach Honig. Durch die einen Spalt breit geöffnete Balkontür war das leise Zirpen der Grillen zu hören, in der Ferne schrie eine Eule und von irgendwoher kamen vereinzelte Strophen eines langsamen Liedes â€" einer von unseren Nachbarn hatte wohl die Musik ein wenig laut aufgedreht. Aber ich beschwerte mich deswegen nicht, trug sie doch zu dieser besonderen Stimmung bei, die mich ergriffen hatte, seit wir nach Hause gekommen waren. Der sternförmige Kristall, den mir Gibbs geschenkt hatte, lag in der quadratischen Schachtel â€" die ich geöffnet hatte â€" auf dem Nachttisch auf meiner Seite des Bettes und fing das Licht der Kerzen ein, glitzerte deswegen wunderschön und warf bunte Farbreflexe auf die Wände.
Ich wusste nicht, wie lange wir im Garten gesessen waren, die Sterne beobachtet und die Nähe zueinander genossen hatten. Es kam mir noch immer ein wenig wie ein Traum vor, dass Jethro wirklich einen Stern nach meinem Namen hatte taufen lassen â€" ein Zeichen unserer Liebe, wie er es ausgedrückt hatte. Jetzt gab es etwas, das uns überdauern, das für immer da sein und zeigen würde, dass ich das Wichtigste im Leben meines Ehemannes war. Ab dem heutigen Tag war der Himmel nicht einfach mehr ein Himmel, sondern etwas Besonderes, gab es immerhin dort oben einen winzigen Teil, der symbolisch mir gehörte und nach mir benannt worden war.
Irgendwann hatten wir dann doch beschlossen, ins Haus zu gehen, vor allem deswegen, weil mir trotz Gibbs’ Nähe kalt geworden war und ich angefangen hatte zu zittern. Und da weder er noch ich scharf darauf waren, dass ich mir eine Erkältung holte, hatten wir beschlossen, drinnen weiterzufeiern. Aber anstatt nach oben ins Schlafzimmer zu gehen, so wie ich es vorgehabt hatte, hatte er vorher die Picknickdecke und die leere Schale verstaut und mir anschließend eine Urkunde überreicht, die er für die Sternentaufe erhalten hatte. Er hatte sie rahmen lassen und wir hatten sie noch gemeinsam an die Wand im Wohnzimmer gehängt, wobei es Jethro übernommen hatte, den Nagel in die Mauer zu schlagen, da er nicht gewollt hatte, dass ich mit dem Werkzeug meinen Daumen traf. Für seine freche Aussage hatte ich ihm unwillkürlich einen Klaps auf den Hintern verpasst, was mir einen gefährlich funkelnden Blick â€" höchst erotisch, wie ich gefunden hatte â€" und eine Kopfnuss eingebracht hatte. Aber wie immer war nach dem Schlag ein Kuss gefolgt, der mir den Atem geraubt hatte und der der Grund war, warum ich manchmal absichtlich eine Kopfnuss provozierte. Irgendwann hatten wir es doch noch geschafft, nach oben ins Schlafzimmer zu gelangen…

Gibbs lag auf dem Bauch unter mir auf dem großen Bett, hatte seinen Kopf auf seine Arme gebettet und die Augen geschlossen, während ich mit geübten Bewegungen langsam das nach Kokos riechende Öl in seine Haut einmassierte. Wir waren beide splitterfasernackt und ich saß auf seinen Oberschenkeln, sodass sich mein Glied gegen seinen Hintern drückte. Allerdings pulsierte keine Lust durch meine Adern â€" noch nicht â€" sondern ich war herrlich entspannt, mindestens genauso wie Jethro, dem ich sämtliche Knoten aus den Schultern wegmassierte und vom dem endlich sämtliche Spannungen der letzten Tage abfielen. Momentan glänzte nur sein oberer Rückenbereich von dem Öl, aber das wollte ich so bald wie möglich ändern.
Wir hatten uns diesmal jede Menge Zeit mit dem Ausziehen gelassen, hatten uns nur langsam der Kleidung entledigt und genauso wie bei der Massage war es uns beiden nicht um Leidenschaft gegangen, sondern darum, einfach die Nähe zueinander zu genießen und uns mit kurzen Zärtlichkeiten zu zeigen, wie glücklich wir waren, einander zu haben. Hin und wieder ging es uns beiden um viel mehr als nur Lust und Sex und heute war definitiv so ein Tag.
Ich beugte mich nach unten, ließ meine Hände gleichzeitig zu seinen Oberarmen wandern und nahm sein rechtes Ohrläppchen zwischen meine Zähne, knabberte leicht daran. Jethro stieß unwillkürlich seinen Atem aus, ich spürte ganz deutlich den Schauer, der seinen Körper überrollte und ich konnte nicht anders als leise zu lachen, wobei ich es schaffte, irgendwie an dem Ohrläppchen weiterzusaugen. „Schuft“, keuchte er und rückte auf der Matratze ein wenig hin und her. „Du weißt genau, dass ich da empfindlich bin.“ „Und das ist auch der Grund, warum ich es mache“, murmelte ich und drückte ihm einen kurzen Kuss an die Schläfe. „Immerhin sollst du mir nicht einschlafen.“ „Du sitzt splitterfasernackt auf mir und massierst mich, glaub mir, einschlafen wäre das Letzte, was ich tun würde“, erwiderte er mit seiner Schlafzimmerstimme und jetzt war es an mir, dass mich ein Schauer durchfuhr. Bevor ich meine Meinung, ihn heute zu verwöhnen, ändern konnte und mich stattdessen in seiner engen Hitze vergraben würde, setzte ich mich wieder auf, griff nach der Flasche mit dem Öl, verteilte etwas davon auf meinen Händen und fing an, seine untere Rückenpartie zu massieren.
Gibbs seufzte behaglich und hob ein wenig seine Hüften, als ich mich seinem Hintern näherte. „Erinnerst du dich noch an unseren allerersten Kuss?“ fragte ich schließlich, während ich sanft seine Haut knetete. Er hob seinen Kopf und blickte mich über die Schulter an, seine Augen waren noch nie so blau gewesen â€" vielleicht lag es auch an dem sanften Kerzenlicht â€" und auf seinen Lippen bildete sich ein zärtliches Lächeln. „Diesen Kuss könnte ich nie vergessen, Tony“, antwortete er und erfüllte damit mein Inneres mit einer herrlichen Wärme. „Ich weiß davon noch jede einzelne Sekunde, weiß, dass wir uns beide dagegen gewehrt haben, dass du zurückzucken wolltest, als sich unsere Lippen berührt haben und vor allem erinnere ich mich an das berauschende Gefühl, als ich dich zum ersten Mal geschmeckt habe und bis heute kann ich davon nicht genug bekommen.“
Ich hielt in der Massage inne und sah Jethro mit großen Augen an, während mein Herz unglaublich schnell klopfte. Er hatte die Worte mit so viel Zärtlichkeit ausgesprochen, dass ich für einen kurzen Moment tatsächlich sprachlos war. „Für mich wird dieser Kuss immer etwas Besonderes sein“, sagte ich schließlich ergriffen und beugte mich erneut nach unten, sodass unsere Gesichter nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren. „Dieser Kuss hat uns zusammengebracht, uns dorthin geführt, wo wir jetzt sind und hat mir die Augen geöffnet, wer das Wichtigste in meinem Leben ist.“ Ich schloss die Lücke zwischen uns und legte sanft meine Lippen auf seine, schenkte ihm einen Kuss voller Liebe, der nur wenige Sekunden dauerte, aber mehr als tausend Worte sagte.

Wir blickten uns kurz tief an, bevor ich mich wieder aufsetzte und Gibbs weitermassierte. „Ich frage mich, ob wir jetzt hier wären, hätten wir uns damals in diesem Club entschieden, nicht so weit zu gehen“, meinte ich und beobachtete, wie er mich erneut über die Schulter ansah, bevor er seinen Kopf auf seine Arme zurücklegte. „Ducky hat mir kurz nachdem wir beide ein Paar geworden sind etwas gesagt“, erwiderte er leise und räkelte sich ein wenig, als ich ihn seitlich massierte, an einer Stelle, an der er â€" obwohl er es nie zugeben würde â€" leicht kitzlig war.
„Er hat mir gesagt, dass wir auch ohne diesen Kuss zusammengekommen wären, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen wäre und dass es der damalige Auftrag beschleunigt hat. Ich weiß nicht, ob wir jetzt hier wären, hätten wir das Ganze damals abgebrochen, aber eines weiß ich sicher, ich bin froh, dass wir es nicht getan haben. Die letzten zweieinhalb Jahre waren einige der schönsten in meinem Leben und die würde ich auf keinen Fall missen wollen.“ Er blickte mich erneut über die Schulter an, mit einem Funkeln in den Augen, dass ich nicht anders konnte, als mich vorzubeugen und ihm einen weiteren Kuss zu geben. Dieser war jedoch bei weitem nicht so zärtlich wie der vorherige, sondern wurde innerhalb von Sekunden leidenschaftlich, unsere Zungen fochten ein kleines Duell aus und ich ließ mich auf seinen Rücken sinken, um so viel Haut wie möglich an meiner zu spüren.
„Und weißt du, woran ich mich noch erinnere?“ fragte er keuchend, als ich ihn freigegeben hatte. „Woran?“ flüsterte ich und drückte kleine Küsse auf seinen Nacken. „An unsere erste gemeinsame Nacht und daran, wie du mich das erste Mal mit deinem Mund verwöhnt hast, es sich einfach richtig angefühlt hat und ich nie wieder etwas anderes wollte als dich in meinem Bett zu haben. Trotzdem habe ich es zugelassen, dass wir uns gestritten haben“, fügte er hinzu und ich lachte leise. „Oh ja, ich kann mich an all das erinnern“, erwiderte ich und rieb sachte mein Glied an seinem Hintern, was mir ein leises Keuchen entlockte. „Damals habe ich mich immer gefragt, ob wir je wieder normal miteinander umgehen können und hätte nie im Traum daran gedacht, dass wir einmal heiraten würden. Ich bereue keine Sekunde von den letzten zweieinhalb Jahren und ich bin unglaublich glücklich, damals den Auftrag angenommen zu haben, obwohl sich jede Faser meines Körpers dagegen gesträubt hat. Aber wie gesagt, er hat mir die Augen geöffnet und mir das Beste beschert, was mir je hätte passieren können.“
Gibbs stöhnte leise auf, als ich mich schneller an ihm rieb und mit jeder Bewegung härter wurde. Ich nahm ihm die Möglichkeit, etwas auf meine Worte zu erwidern, indem ich ihn ein weiteres Mal voller Verlangen küsste. Er hob ein wenig seine Hüften, presste sich gegen meine wachsende Erektion und fiel in den Rhythmus mit ein, den ich gesetzt hatte. Da sein Körper somit nicht mehr komplett auf der Matratze lag, ergriff ich die Chance, löste eine Hand von seiner Seite und fuhr seinen Bauch entlang, immer tiefer, bis ich mein Ziel erreicht hatte und meine Finger um sein Glied legte. Zu meiner Ãœberraschung war es bereits vollkommen erigiert â€" obwohl er so entspannt gewesen war, hatte die Massage anscheinend doch ihre Spuren hinterlassen, genauso wie meine Absicht, mich an seinem Hintern zu erregen. Anscheinend reagierte er auf meine Berührungen noch sensibler als ich gedacht hatte, oder aber es lag an seiner Erinnerung, wie ich ihn zum ersten Mal mit meinem Mund verwöhnt hatte.
Ich löste meinen Mund von seinem und grinste ihn lüstern an, während meine Finger sachte seine Erektion streichelten. Jethro kniff seine Augen zusammen und sog scharf seine Luft ein. Ich hörte auf, mich an ihm zu reiben und knabberte erneut an seinem Ohrläppchen, eine Liebkosung, die ihn prompt härter werden ließ. „Der Gedanke an unsere erste Nacht scheint dich ziemlich anzuturnen“, flüsterte ich erregt und schloss meine Hand fester um sein Glied. Gibbs stöhnte leise, was ich als ein Ja deutete und mir meinerseits einen Schauer der Lust durch meine Blutbahn jagte. Wir hatten damals beide unsere Unschuld, was Sex zwischen Männern betraf, verloren und ich wusste, dass er das noch immer vor Augen hatte und ihn zusätzlich zu meinen Fingern erregte.
„Wenn das so ist“, murmelte ich verführerisch an seinem Ohr, ließ von ihm ab, was mir ein frustriertes Knurren einbrachte, und richtete mich auf. Nicht einmal drei Sekunden später lag Jethro auf seinem Rücken und blickte zu mir auf. Seine Wangen waren gerötet, seine Lippen ein wenig geschwollen und seine Haare zerzaust. Er war in diesem Moment unglaublich attraktiv, sodass mein Herz einen Schlag aussetzte, nur um gleich darauf mit doppelter Geschwindigkeit weiterzurasen. Gibbs spreizte seine Beine, lud mich dazu ein, mich dazwischen zu legen, was ich ohne zu zögern auch machte.
Ich beugte mich zu ihm nach unten, schenkte ihm einen weiteren kurzen aber leidenschaftlichen Kuss und zog anschließend eine feuchte Spur mit meiner Zunge von seinem Mund zu seinem Hals, wo ich am Übergang zu seiner Schulter an der Haut knabberte, sie zwischen meine Lippen saugte und einen wunderbar roten Fleck hinterließ, der am Morgen ein prachtvoller Knutschfleck sein würde. Kurz liebkoste ich die Stelle, ehe ich weiter nach unten wanderte und mich seiner rechten Brustwarze widmete, was ihn jedes Mal unglaublich scharf machte.
Gibbs stieß ein weiteres Stöhnen aus und rieb sich beinahe ungestüm an meiner Erektion, was mir ein ersticktes Keuchen entlockte, das von seiner Brust gedämpft wurde. Ich wurde ein wenig ungeduldig und musste meine gesamte Willenskraft aufbringen, um mich nicht einfach in ihn hineinzustoßen. Aber ich wusste, dass vor seinen Augen unsere erste Nacht wie ein Film ablief und ich wollte ihn zurück in das Hotelzimmer führen, ihm die Illusion schenken, wir wären dort auf dem gemütlichen Doppelbett, um Stunden voller Leidenschaft zu erleben.

Ich ließ seine Brustwarze los und wanderte nach unten, überhäufte dabei seinen Oberkörper mit kleinen Küssen, bis ich bei seinem Nabel angekommen war, den ich mit meiner Zunge umkreiste und sie schließlich hineintauchte. Gibbs hob unwillkürlich seine Hüften, drängte sich mir entgegen, bedeutete mir damit, dass ich noch weiter hinuntergehen sollte. Ich grinste wegen seiner Ungeduld und liebkoste extra lange seinen Nabel. Seine Erektion drückte sich gegen meine Brust und ich spürte die Lusttropfen auf meiner Haut, die er darauf verteilte, als er sich erneut an mir rieb.
Ein kurzer Blick nach oben bestätigte mir, dass Jethro seine Augen geschlossen hatte und seinen Kopf tief in das Kissen hatte sinken lassen. Feine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und sein Mund, durch den sein keuchender Atem entwich, war leicht geöffnet. Ich ließ von seinem Nabel ab, richtete mich ein wenig auf und rutschte auf der Matratze nach unten. Aber anstatt sein Glied mit meinen Lippen zu umschließen, was er die ganze Zeit wollte, nahm ich sein linkes Bein und knabberte leicht an seiner Wade, genauso wie ich es damals gemacht hatte.
Erneut kam meine Zunge zum Einsatz, ich zog eine feuchte Spur bis zu seinem Knie, wo ich die empfindliche Haut sachte in meinen Mund saugte. Jethros Keuchen verwandelte sich in ein leises Stöhnen, als ich an der Innenseite seines Oberschenkels nach oben wanderte und an einer Stelle genauso wie an seiner Schulter einen Knutschfleck hinterließ. „Hör auf mich zu quälen, Tony“, sagte er heiser, als ich seinem anderen Oberschenkel die gleiche Behandlung zuteil werden ließ. Seine Worte jedoch ließen mich meinen Kopf heben und ich begegnete einem Blick aus Augen, die dunkel vor Lust waren. Gibbs hatte sie nicht mehr geschlossen, war mit seinen Gedanken wieder in der Gegenwart und seine Ungeduld zauberte mir ein breites Grinsen auf meine Lippen „Und was machst du, wenn ich es nicht tue?“ fragte ich kokett und biss ihn zärtlich in den Oberschenkel. „Mir den Hintern versohlen?“ „So etwas in die Richtung ist mir durchaus in den Sinn gekommen“, erwiderte er atemlos und der Ausdruck in seinen Augen verriet mir, dass er es durchaus ernst meinte. Ich schluckte und die Aussicht, dass er mich über sein Knie legte, ließ mich jedoch erregt aufkeuchen, anstatt vor Angst zittern.
Mein Grinsen wurde breiter und ich legte mich wieder zwischen seine Beine. „Wenn das so ist, muss ich wohl ein schlimmer Junge sein“, sagte ich und blies absichtlich meinen warmen Atem auf seine Erektion, wodurch ich ihm die Möglichkeit nahm, eine Antwort zu geben. Er keuchte lustvoll und ich beobachtete, wie sich noch mehr Lusttropfen bildeten. Ich leckte mir unwillkürlich über die Lippen und pustete erneut, was mir ein Stöhnen einbrachte. Gibbs hob mir seine Hüften entgegen, aber ich drückte ihn auf das Bett zurück, spreizte seine Beine noch weiter, während ich die Haut auf seinem Bauch erneut liebkoste.
Zärtlich strich ich mit meinem Zeigefinger um seine Körperöffnung, spürte die Hitze, die daraus hervorströmte und mich förmlich einlud, mich darin zu versenken. Ich hinterließ einen vierten Knutschfleck auf seinem Körper, bevor ich nach der Flasche mit dem Massageöl griff und meinen Finger damit benetzte, da ich keine Zeit damit vergeuden wollte, aus dem Nachttisch das Gleitgel hervorzuholen.
Mit meiner Zunge schleckte ich über die Eichel, Jethros ureigener Geschmack überflutete mich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde und gleichzeitig ließ ich meinen Finger in ihn hineingleiten. Er keuchte erstickt auf und vergrub seine Hände in meinen Haaren, drängte meinen Kopf weiter nach unten. Ich nahm schließlich seine Erektion komplett in meinen Mund auf, umfasste den Teil, den ich nicht mit meinen Lippen umschloss, mit meiner freien Hand, während ich mich mit meiner Zunge auf die Stelle knapp unterhalb der Eichel konzentrierte, die bei ihm bei weitem die Empfindlichste war.
Jethros Stöhnen verwandelte sich in einen kurzen lustvollen Schrei und er schob sich noch tiefer in meinen Mund hinein. Seine Hände krallten sich in meine Haare, trotzdem schaffte ich es, meinen Kopf zu heben, im selben Rhythmus wie ich meinen Finger aus ihm herausgleiten ließ. Meine Zähne schabten dabei über die sensible Haut und ersetzten für kurze Zeit meine Zunge an seiner Eichel. Langsam senkte ich den Kopf wieder, meine Zähne fuhren erneut über seinen harten Schaft, während ich weiterhin mit meiner Zunge die empfindliche Spitze liebkoste. Hinauf, hinunter, hinauf, hinunter und hinauf und als ich ihn ganz zärtlich in die Eichel biss, überraschte Gibbs wohl uns beide, als sich sein Körper versteifte, er seine Hüften hob und ein lautes Stöhnen ausstieß, das in meinem Inneren zu vibrieren schien. Ich hatte gerade noch genug Zeit, meine Lippen fest um seine Erektion zu schließen, ehe er sich den Bruchteil einer Sekunde später heiß in meinen Mund entlud. Seine Muskeln waren wie ein Bogen angespannt, er zog sich fest um meinen Finger zusammen und ich hatte Mühe, alles zu schlucken.
Nach einer schieren Ewigkeit entspannte er sich wieder, seine Hüften sanken auf das Bett zurück und sein keuchender Atem erfüllte das Schlafzimmer. Ich ließ sein Glied los, holte meinen Finger hervor und richtete mich auf. Jethros Geschmack war derart intensiv, dass mir leicht schwummrig wurde und ich mindestens so heftig wie er atmete. Seine Wangen waren noch röter und er blinzelte ein paar Mal, so als ob er es selbst nicht glauben konnte, dass er derart die Kontrolle über sich verloren hatte.

Ich beugte mich nach unten, stützte mich neben seinem Oberkörper ab und grinste ihn schief an. „Wow“, brachte er hervor und blickte mich eine Spur perplex an. „Und da soll noch einmal jemand sagen, ich bin nicht für Überraschungen gut.“ Ich lachte leise und küsste ihn, ließ ihn sich selbst schmecken. Seine Zunge erforschte meinen Mund und ich legte mich auf Gibbs, sodass sich meine Erektion gegen sein nun nicht mehr hartes Glied presste. Aber ich wusste aus Erfahrung, dass dieser Zustand nicht lange anhalten würde, dass er mehr Stehvermögen hatte als so mancher heißer Jungspund.
„Und da soll Ducky noch einmal sagen, ich würde nicht genügend Proteine und Eiweiß zu mir nehmen“, meinte ich schließlich, als ich mich von ihm gelöst hatte. Gibbs blickte mich mit erhobenen Augenbrauen an, bevor er zu lachen anfing und seine Arme um meinen Nacken schlang. „Ich denke, Duck hat nicht an diese Form von Proteinen und Eiweiß gedacht.“ „Aber das ist mindestens genauso nahrhaft wie irgendwelche Müsliriegel. Außerdem muss ich dafür nichts bezahlen“, fügte ich hinzu und entlockte ihm ein weiteres Lachen. „Gott, Tony, wie kannst du nur jetzt von Essen reden?“ fragte er amüsiert und zog mich zu sich hinunter. Ich grinste breit und murmelte: „Sex macht mich immer hungrig“, bevor ich ihn ausgiebig küsste.
Während unsere Zungen ein weiteres Duell ausfochten, griff Jethro blind zum Nachttisch, zog die Schublade auf und drückte mir die Tube Gleitgel mit Kokosgeschmack in die Hand, kaum dass wir uns voneinander gelöst hatten. Ich kniete mich erneut auf die Matratze, Gibbs drehte sich auf seinen Bauch und spreizte einladend seine Beine. Ich biss mir auf die Unterlippe, um ein Stöhnen im Keim zu ersticken, als ich das Bild in mir aufnahm, das sich mir bot. Jethro hatte sich mir innerhalb kürzester Zeit vollkommen geöffnet, hatte sich in eine Position begeben, in denen sich viele Menschen wohl verletzlich fühlen würden.
Er hob ein wenig seine Hüften, gab sich mir mit dieser Geste uneingeschränkt hin und es war sogar noch erregender als gestern, wo ich ihn ans Bett gefesselt hatte. Mein Atem beschleunigte sich und anstatt die Tube in meiner Hand zu öffnen, beugte ich mich über Jethro und küsste ihn auf den Nacken und sog den Kokosduft ein, den das Massageöl hinterlassen hatte, das zum größten Teil von seiner Haut verschwunden war. Mit meiner Zunge zog ich eine feuchte Spur seine Wirbelsäule entlang nach unten, genau dorthin, wo vorher mein Finger gewesen war. Rimming war etwas, das wir beide nicht oft machten, aber die Tatsache, dass er sich mir derart öffnete und leicht seinen Hintern nach oben streckte, lud mich förmlich dazu ein, es zu tun. Außerdem war es der sicherste Weg, ihn innerhalb von ein paar Sekunden unglaublich scharf zu machen.
Es war ein etwas eigentümliches Gefühl, der Geschmack anders und doch wie eine Droge, die mich in einen wahren Rausch versetzte. Ich drückte meine Zunge leicht in seine enge Hitze, entlockte ihm ein lautes Stöhnen und er rieb sich förmlich auf der Matratze, während ich ihm mit meinem Mund unbeschreibliche Lust verschaffte. Sein Stöhnen schien in jeder Faser meines Körpers zu vibrieren, mein Blut rauschte in meinen Ohren und ich wurde noch härter. Ich fasste nach unten, umschloss meine Erektion mit einer Hand und massierte mich selbst im Rhythmus meiner Zunge, die ich aus ihm hinaus- und hineingleiten ließ.

Nach einer schieren Ewigkeit â€" jedenfalls kam es mir so vor â€" biss ich Jethro ein wenig fest in den Hintern, hinterließ damit einen leichten Gebissabdruck, markierte ihn somit, dass er mir alleine gehörte. Er schrie leise auf und seine Finger krallen sich in das Kissen, auf dem er lag.
Mit zitternden Händen öffnete ich schließlich die Tube und verteilte etwas von dem Gel auf meiner Erektion. Ich wollte mich endlich in ihm vergraben und keine Zeit damit verschwenden, ihn weiter vorzubereiten. Gibbs würde mich auch so in sich aufnehmen können und ich wusste, dass er genauso ungeduldig war, dass er mich spüren wollte. Ich griff nach unten, hob seine Hüften ein wenig an und legte meine Unterarme um seinen Bauch. Jethro verstand sofort, löste seine Finger vom Kissen und ließ sich von mir in eine aufrechte Position ziehen. Erneut spreizte er seine Beine und ich kniete mich hinter ihn. Trotz meiner vorherigen Ungeduld ließ ich mir jetzt Zeit, da ich ihm nicht wehtun wollte.
Ich umfasste meine Erektion und drang schließlich langsam in ihn ein, glitt Zentimeter für Zentimeter in diese enge Hitze, von der ich nie genug bekommen konnte und die mir jedes Mal beinahe den Verstand raubte. Gibbs’ Keuchen vermischte sich mit meinem Stöhnen, als wir endlich eins wurden, die Verbindung eingingen, die so einzigartig war. Als er mich vollkommen in sich aufgenommen hatte, umschlang ich seinen Bauch erneut mit meinen Armen und legte meine Stirn auf seine Schulter, versuchte wieder halbwegs zu Atem zu kommen.
Jethro legte seinen Kopf in den Nacken, drehte ihn ein wenig und drückte mir einen Kuss an die Schläfe. „Ich liebe dich“, flüsterte er heiser und ich blickte auf, blickte in blaue Augen, die mich voller Liebe, Begehren und Leidenschaft anfunkelten. Ich schloss die letzten Zentimeter zwischen uns und küsste ihn zuerst zärtlich. Aber als er sich absichtlich um mich kontrahierte, verlor ich ein weiteres Stück meiner Zurückhaltung und drängte mit meiner Zunge in seinen Mund, während ich mich aus ihm zurückzog und gleich darauf wieder in ihn hineinstieß. Schiere Lust überrollte mich und mein Stöhnen wurde durch Jethros Lippen gedämpft, der meinen Kuss leidenschaftlich erwiderte.
Ich löste einen Arm von seinem Bauch und ließ meine Hand nach unten wandern, umfasste gleich darauf sein Glied, das mir noch härter als vor seinem Höhepunkt vorkam. Jethro unterbrach schließlich unseren Kuss und stieß keuchend seinen Atem aus, als ich die empfindliche Eichel mit meinem Daumen liebkoste. Gleich darauf ließ ich ihn erneut selbst schmecken, als ich ihm den Finger zwischen die Lippen schob. Er saugte kräftig daran, im selben Rhythmus, mit dem ich beständig aus ihm heraus- und wieder hineinglitt.
Wie durch einen Schleier der Lust bekam ich mit, wie Gibbs nach dem Gleitgel griff, das ich vorher auf den Nachttisch zurückgelegt hatte, die Tube öffnete und großzügig etwas davon auf den Fingern seiner rechten Hand verteilte. Gleich darauf ließ er das Behältnis auf das Bett fallen und fasste nach hinten. Er legte erneut seinen Kopf in den Nacken, sodass mein Daumen aus seinem Mund rutschte und zog eine feuchte Spur mit seiner Zunge über meine Wange. Gleichzeitig spürte ich seine Hände an meinem Hintern, spürte seine Finger, die sich beinahe ungeduldig einen Weg in meinen Körper suchten. In dem Moment, indem ich ein weiteres Mal in ihn hineinstieß, drang er mit zwei Fingern in mich ein und entlockte mir einen lustvollen Schrei. Ich kam aus dem Rhythmus und schloss meine Augen, als sich auf einmal das Schlafzimmer anfing, um mich zu drehen.
Mein Griff um seinen Bauch wurde fester, ich umfasste erneut seine Erektion und begann, härter in ihn hineinzustoßen, passte mich automatisch dem Rhythmus seiner Finger an, mit denen er mich hilflos vor Lust werden ließ. Irgendwann â€" ob es Sekunden oder Minuten waren, konnte ich nicht sagen - nahm er einen dritten zur Hilfe und ich vergrub mich so tief wie möglich in ihm, als er den empfindlichen Punkt in meinem Inneren gefunden hatte, sorgte dafür, dass ich mit meinem harten Stoß seinen eigenen berührte. Gibbs’ Hüften ruckten nach vorne, er stöhnte laut auf und presste seine Stirn gegen meine Wange, sein Atem strich heiß über meine Haut.
Wir kamen erneut vollkommen aus dem Rhythmus und ich stieß mittlerweile beinahe wie in einen Rausch in ihn hinein, massierte sein Glied fester und schneller und schaffte es, jedes Mal seinen empfindlichen Punkt zu treffen, während mich seine Finger verrückt machten, die er in einem schnellen Rhythmus bewegte.

Es dauerte nicht mehr lange und tief in meinem Inneren spürte ich ein intensives Kribbeln, das in rasender Geschwindigkeit meinen Körper überzog. Gleichzeitig begann sich Jethro fest um mich zu kontrahieren und ich vergrub mich ein letztes Mal tief in ihm, entlud mich mit einem lustvollen Schrei in ihm, spürte in meinem Rausch der Leidenschaft nur am Rande, wie Jethros warmer Samen auf meiner Hand landete, während er im selben Moment wie ich kam. Der Höhepunkt überrollte uns beide mit Wucht und ich dämpfte meinen Schrei, indem ich mich in seiner Schulter verbiss. Gibbs ließ seine Finger aus mir herausgleiten und krallte sich stattdessen an meinem Hintern fest, zog mich somit noch enger an sich.
Nur langsam ebbten die Wellen der Lust ab und würde ich nicht so nahe an Jethro knien und meinen Arm noch immer um seinen Bauch haben, hätten meine Knie längst unter mir nachgegeben. Ich ließ sein Glied los, löste meinen Mund von seiner Schulter und hob träge meinen Kopf, begegnete einem Blick aus funkelnden blauen Augen. Sein Atem ging mindestens so schnell wie meiner und wir beiden waren mit Schweiß überzogen, dennoch fühlte ich mich pudelwohl.
Gibbs verschloss meine Lippen mit seinen, küsste mich zärtlich, lockerte seinen Griff um meinen Hintern, um ihn anschließend zu liebkosen. Ich versank in dem Kuss, während die restliche Lust aus meinem Körper verschwand und ich mich entspannte. Ein behaglicher Seufzer löste sich aus meiner Kehle und ich strich sanft über Jethros Bauch. Aber gleich darauf war ein lautes Klatschen zu hören, mein Kopf ruckte nach oben und ich stieß einen lauten Schrei aus, mehr aus Überraschung als aus Schmerz. Seine Hand war gerade ein wenig unsanft auf meinem Hintern gelandet.
„Ich habe dir ja gesagt, dass ich dich übers Knie legen werde, wenn du mich quälst“, meinte er mit noch immer leicht heiserer Stimme, während ich mir über die Stelle rieb, die er getroffen hatte. „Dir hat es aber doch gefallen, als ich… Au!“ Diesmal hatte er mir einen Klaps auf der anderen Seite meines Hinterns verpasst. Jethro lachte leise, rutschte ein wenig nach vorne, sodass ich aus ihm herausglitt und noch ehe ich reagieren konnte, drehte er sich um, schlug mir meine Beine unter dem Körper weg und ich landete in seinen Armen. Allerdings nicht für lange, da er sich hinkniete und mich auf seine Oberschenkel legte. Das Ganze hatte nur etwa drei Sekunden gedauert und ich hatte keine Chance mich zu wehren, da er mich festhielt. Ich strampelte mit meinen Beinen, erreichte damit aber keinen Erfolg. „Jethro!“ rief ich, war jedoch mehr belustigt als verängstigt. „Niemand quält mich ungestraft“, sagte er mit seiner Schlafzimmerstimme und streichelte sachte über meinen Rücken, ohne Zweifel, damit ich mich in Sicherheit wiegen sollte. „Du wirst mir doch nicht wirklich den Hintern versohlen. Das würdest du nicht übers Herz bringen. Dafür liebst du mich viel zu sehr“, sagte ich, wobei ich mir ein wenig dämlich vorkam, zur Bettdecke zu reden. „Bist du dir da sicher, Tony?“ fragte er leise. „Ganz sicher. Du würdest doch niemals… Au!“ Und schon war seine Hand erneut auf meinem Hintern gelandet. In meinem Hinterkopf formte sich bereits eine Ausrede, die ich vorbringen konnte, falls mich Ziva fragen sollte, warum ich auf einmal Probleme mit dem Sitzen hatte…

Fortsetzung folgt...
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