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Story Notes:
Das ist meine erste Tibbs und von daher sicher nicht so perfekt, wie ich es gerne hätte. Aber ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem. Die Story ist aus der Sicht von Tony geschrieben, aber Gibbs' Gedanken kammen auch nicht zu kurz. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
Author's Chapter Notes:
Zwei homosexuelle Waffenschmuggler sterben bei einem Autounfall. Um die Hintermänner zu finden, schlüpfen Gibbs und Tony in ihre Rollen, was für beide nicht gerade einfach werden wird.
In der Nähe von Washington D.C.
Dienstag, 17. Mai
01:47 Uhr


Es war eine wunderschöne Nacht mitten im Frühling. Der dunkle Himmel mit den abertausenden funkelnden Sternen überzog die ländliche Landschaft etwas außerhalb von Washington. Hier wurde das Bild von saftigen grünen Wiesen und Weiden bestimmt, nicht von Beton und Hochhäusern. Die Natur war noch unberührt und untertags konnte man die unterschiedlichsten Tiere bewundern.
Das Reh am Rand der zweispurigen Straße rupfte gerade Gras, um seinen Hunger zu stillen, als ein lautes Geräusch es aufblicken ließ. Scheinwerfer näherten sich mit einer rasenden Geschwindigkeit und tauchten die Umgebung in ein helles Licht. Ein Motor heulte auf und durchbrach die angenehme Stille mit einem Röhren. Kurz darauf schoss ein Sportwagen nur ein paar Zentimeter an dem Tier vorbei, das sich erschreckt in die Wiese flüchtete.
Im Inneren des Autos schallte Musik aus den Lautsprechern, sodass eine normale Unterhaltung kaum möglich war. Die einzige Beleuchtung kam von den Anzeigen am Armaturenbrett und tauchte den Fahrer in ein gespenstisches Licht. Es war ein Mann Mitte 40, dessen Haare bereits ergraut waren, aber nichtsdestotrotz war er attraktiv. Seine Augen hatten die Farbe guten Whiskeys und sein langer, durchtrainierter Körper steckte in einem teuren Anzug. Konzentriert blickte er auf die Straße und pfiff leise den Song mit, der aus dem Radio plärrte. Dass er fast mit einem Reh zusammengestoßen wäre, schien ihn nicht zu beeindrucken oder gar aus dem Konzept zu bringen.
Der Beifahrer hingegen klammerte sich entsetzt an dem Ledersitz fest und hatte das Gefühl, sein Herz würde jeden Moment aus seiner Brust springen. Er war jünger als der Fahrer, hatte braune zurückgegelte Haare, die in der schwachen Innenbeleuchtung schimmerten und seine grünen Augen blickten angstvoll auf die Straße. Im Gegensatz zu seinem Kumpel trug er eine normale Jeans und ein kariertes Hemd, deren obere Knöpfe offen standen und eine muskulöse Brust entblößten. Ein silberner Ring im rechten Ohrläppchen vervollständigte das Bild.
„Mann, James, musst du immer so rasen!" brüllte er über das Lied hinweg und schloss die Augen, als der Wagen in eine Kurve kam und kurz schlingerte. Der Angesprochene grinste breit und drehte die Lautstärke etwas herunter, damit er sich mit seinem Freund besser unterhalten konnte. „Mach dir nicht gleich in die Hosen, Many", sagte er und legte ihm liebevoll eine Hand auf den Oberschenkel. „Außerdem dachte ich, du willst genauso schnell in das Hotel wie ich." Für eine Sekunde löste er seinen Blick von der Straße und sah dem anderen in die Augen, der es gewagt hatte, sie wieder zu öffnen. Ein verheißungsvolles Funkeln lag in ihnen und dem Jüngeren rann ein wohliger Schauer über den Rücken. Die federleichte Berührung an seinem Bein führte dazu, dass ihm sämtliches Blut in seine Lenden schoss und er genießerisch seufzte. Die Finger wanderten weiter hoch und legten sich auf sein Prachtstück. „Wenn du so weiter machst, halte ich es nicht länger als ein paar Minuten aus." James grinste und nahm seine Hand wieder weg, um sie auf das Lenkrad zu legen. Wenn er ehrlich war, konnte er es ebenfalls nicht mehr lange warten, aber er wollte nicht in diesem Wagen über seinen Freund herfallen. Alleine die Enge in dem Auto hinderte ihn daran und außerdem bevorzugte er ein weiches Bett, wo sie sich so richtig austoben konnten.
Um sich von seinen erotischen Gedanken abzubringen, fragte Many: „Wann will uns dieser Typ kontaktieren?" „Irgendwann Mittwochnachmittag", kam die prompte Antwort. „Ich kann schon das ganze Geld riechen, das wir für diesen Auftrag bekommen und dann können wir uns dieses schöne Häuschen in der Toskana leisten." Beiden glitt ein Lächeln über das Gesicht bei dem Gedanken an die Villa, die sie vor einem Jahr entdeckt hatten, als sie Urlaub in Italien gemacht hatten.
Voller Vorfreude über die erfreulichen Zukunftsaussichten beugte sich der jüngere Mann auf die Fahrerseite und zog mit seiner Zunge eine feuchte Spur über James Hals. Aus einem Impuls heraus schloss dieser für einen Moment genießerisch die Augen – ein schwerer Fehler, wie sich kurz darauf herausstellte. Als er wieder freie Sicht hatte, tauchte erneut ein Reh im Scheinwerferlicht auf, nur diesmal nicht am Straßenrand, sondern in der Mitte der Fahrbahn. „Scheiße!" brüllte er und lenkte nach links. Da der Wagen mit einer hohen Geschwindigkeit dahinbrauste, verloren die Reifen den Bodenkontakt und das Fahrzeugheck brach aus. Many wurde gegen seinen Freund geworfen, der daraufhin komplett die Kontrolle verlor. Bevor die beiden überhaupt merkten, was los war, prallte das Auto mit voller Wucht gegen einen Baum. Glas splitterte und Metallteile flogen meterweit davon. Kurz darauf kehrte wieder Ruhe ein. Das Reh hatte bei dem lauten Knall die Flucht ergriffen und ließ ein komplett zerstörtes Wrack und zwei blutüberströmte Leichen zurück.


Washington D.C.
Dienstag, 17. Mai
14:56 Uhr


„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Jen!" brüllte Gibbs so laut, dass beinahe die Fensterscheiben des Büros klirrten. Sein Gesicht spiegelte eher Entsetzen als Wut wider und er versuchte die Worte zu verdauen, die vor ein paar Sekunden sein Ohr erreicht hatten. Seine Laune sank auf den tiefsten Tiefpunkt, den es nur geben könnte, und die bereits heute Morgen unter dem Gefrierpunkt gelegen hatte, da er beim Aufwachen bemerkt hatte, dass es der Hochzeitstag mit Ex-Frau Nummer zwei war. Und der Auftrag, den ihm Madam Direktor soeben erteilt hatte, hatte ihm den Rest gegeben.
„Beruhige dich, Jethro", sagte sie mit sanfter Stimme. „Ich soll mich beruhigen?!" Der Chefermittler beugte sich vor und stützte sich mit beiden Armen auf dem Schreibtisch ab, um sein Gesicht nahe an jenes von seiner ehemaligen Geliebten zu bringen. Sie blickte ihm unerschrocken entgegen, auch wenn sie sich innerlich nicht so fühlte. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und sie musste heftig schlucken, um ihn wieder loszuwerden.
„Du verlangst, dass sich zwei meiner Teammitglieder für diese Männer ausgeben?!" Nur mit Mühe zügelte er die Lautstärke und tippte mit dem Zeigefinger zuerst auf das eine, dann auf das andere Bild. „Nun, ich habe eher daran gedacht, dass du einer davon sein wirst und deinen Partner kannst du…" „Vergiss es, Jen! Such dir ein anderes Team dafür!" Sie seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch ihre kurzen Haare, die ihr ein wenig das Aussehen eines gerupften Huhnes verliehen.
Als ihr mitgeteilt wurde, wer die beiden Toten waren, die man zu Ducky in die Pathologie gebracht hatte, hatte sie gewusst, dass es kein einfacher Fall werden würde. Die Idee mit dem Undercoverauftrag war auf ihrem Mist gewachsen, aber sie wusste, es war die einzige Möglichkeit, die Hintermänner zu finden und sie festzunehmen. Jen hatte geahnt, dass Gibbs nicht gerade begeistert sein würde, aber das er so aus der Haut fahren würde, damit hatte sie nicht gerechnet.
„Das geht nicht", erwiderte sie und stand auf, um zu der Bar zu gehen, die gegenüber ihrem Schreibtisch stand. Jetzt brauchte sie einen starken Drink, sonst würde sie diese Auseinandersetzung nicht überleben. Wieso musste sich der Mann immer gleich so aufregen? Obwohl, ein wenig verstand sie ihn auch. Es war nicht gerade leicht, was sie von ihm verlangte.
„Und wieso nicht?" fragte Gibbs und lehnte sich an die Kante des Tisches, auf dem die Akten der beiden Toten lagen, die heute morgen in einem komplett zerstörten Sportwagen gefunden worden waren. „Weil dein Team nun mal das Beste ist, was der NCIS zurzeit hat und das weißt du genauso gut wie ich." Sie nahm das Glas Whiskey und trank einen extra großen Schluck. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle und Wärme breitete sich in ihrem Magen aus. „Und ihr habt eine gewisse Erfahrung, wenn es um Undercovereinsätze geht."
Der Ermittler drückte sich ab und kam auf die rothaarige Frau zu. „Ja, aber wir haben keine Erfahrung damit, sich als homosexuelle Waffenschmuggler auszugeben." Seine Stimme troff vor Sarkasmus. Für einen kurzen Augenblick schloss er seine Augen und hatte das Bild des einen toten Mannes vor sich, der eine erschreckende Ähnlichkeit mit ihm hatte, obwohl man bei näherem Hinsehen deutliche Unterschiede feststellen konnte. Es schüttelte ihn, wenn er auch nur daran dachte, so zu tun, als ob er auf Männer stehen würde. Und vor allem, wer aus seinem Team würde da mitmachen? Tony stand definitiv auf Frauen und McGee war noch ein Frischling und fing schon zu stottern an, wenn er ihm einen bösen Blick zuwarf. Aber dann rief er sich den zweiten toten Mann ins Gedächtnis, der ein wenig aussah wie DiNozzo, jedenfalls von der Größe, Statur und Augenfarbe her. Schon alleine die Vorstellung mit seinem Agent Händchen haltend durch die Straßen zu gehen, bereitete ihm Übelkeit.
„Das ist unsere einzige Chance, endlich die Hintermänner zu finden. Und denk daran, was diese Waffen anrichten können, wenn sie erstmal verkauft sind. Die sind für Terroristen bestimmt, die damit unschuldige Menschen ermorden. Und jetzt frage ich dich, kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?" Jen blickte ihn scharf an und setzte sich dann wieder in ihren Stuhl. Gibbs rührte sich nicht vom Fleck. Seine Vorgesetzte hatte Recht, das wusste er. Aber würde er es schaffen, so zu tun, als ob er auf Männer stehen würde? Vielleicht Küsse austauschen? Dann dachte er an all die Kinder, die durch diese Waffen umkommen könnten, oder deren Eltern, so das die Kleinen dann Vollwaisen waren.
Seufzend traf er eine Entscheidung und drehte sich zu der Direktorin um. „Ich…" begann er, wurde aber unterbrochen. „Jetzt fang nicht wieder an, dich herauszureden, Jethro. Wenn du es nicht freiwillig machst, dann sieh es als einen Befehl deiner Vorgesetzten an. Und du weißt, was passiert, wenn du einen Befehl missachtest." „Ich kann mir einen neuen Job suchen", erwiderte er zynisch. „Aber diese ganzen Worte hättest du dir sparen können, indem du mich ausreden lassen hättest." Jen kniff misstrauisch ihre Augen zusammen. „Ich wollte vorher sagen, dass ich den Undercoverauftrag übernehme." Überrascht zog sie ihre Brauen in die Höhe. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Es ist eine Erleichterung, das zu hören", meinte sie und verschränkte ihre Hände auf der Tischplatte. Innerlich hatte sie gewusst, dass Gibbs schließlich zustimmen würde, aber dass es so schnell gehen würde?
„Aber ich werde meine Methoden anwenden, Jen, dass das klar ist. Und ich werde bestimmen, mit wem ich mich als… homosexueller Waffenschmuggler ausgebe." „Ich hätte auch nichts anderes erwartet. Auf wen ist deine Wahl gefallen?" Jethro schloss kurz die Augen. Dafür würde er sich später sicher hassen. „Agent DiNozzo. Er hat noch am meisten Ähnlichkeit mit einem der Toten. Aber ich muss vorher noch mit ihm reden. Und glaub mir, es wird nicht leicht sein, ihn zu überzeugen, zumal er sehr vom weiblichen Geschlecht angetan ist." Zufrieden lehnte sich Jen in ihrem Stuhl zurück und lächelte. „Du wirst das schon hinkriegen." Der Chefermittler erwiderte nichts mehr darauf, sondern schnappte sich die beiden Akten, stopfte die Fotos hinein und verließ eilig das Büro. Mit einem Knall schloss er die Tür hinter sich.
Er hatte gewusst, dass dieser Tag noch schlimm werden würde. Im Vergleich zu dem Auftrag war der Hochzeitstag mit Ex-Frau Nummer zwei ein Kinderspiel. Mit großen Schritten ging er an Jens Sekretärin vorbei und lief fast zu den Stufen, die ihn ins Großraumbüro hinunterbringen würden. Auf dem oberen Treppenabsatz blieb er stehen und blickte auf Tony, der seine Füße auf den Schreibtisch gelegt hatte und telefonierte. „Auf was habe ich mich da nur eingelassen?", murmelte er und setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Auf einmal hatte er es gar nicht mehr eilig, zu seinem Team zu kommen und bevor er mit DiNozzo reden konnte, brauchte er eine Dosis Koffein, aber eine Doppelte. Die kleine Kaffeepause würde er nützen, um sich zurechtzulegen, was er sagen sollte, um seinen Agent dazuzubewegen, mit ihm ein Pärchen zu spielen. ‚Womit habe ich das nur verdient?' dachte er und entschied sich, die Schuld auf seinen Hochzeitstag zu schieben.

Fortsetzung folgt...
Chapter End Notes:
Das ist meine erste Tibbs und von daher sicher nicht so perfekt, wie ich es gerne hätte. Aber ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem.
Die Story ist aus der Sicht von Tony geschrieben, aber Gibbs' Gedanken kammen auch nicht zu kurz.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
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