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02:37 Uhr

Melinda fuhr mir mit ihren langen Fingernägeln über meinen entblößten Oberkörper, immer weiter hinunter, bis sie fast mein Glied erreicht hatte, welches viel zu wenig Platz in der Hose hatte. Aber die Hoffnung, dass sie den Reißverschluss öffnete, erfüllte sich nicht – im Gegenteil. Sie ließ ihre Finger quälend langsam wieder hoch gleiten, umrundete die linke Brustwarze und vergrub ihre Hand anschließend in meinen Haaren. Ihr Mund fand meinen und wir teilten einen leidenschaftlichen Kuss, der die sommerliche Hitze, die in dem dämmrig erleuchteten Raum herrschte, noch mehr verstärkte. Ihre Zunge spielte mit meiner und entlockte mir ein gedämpftes Stöhnen. Ihre Finger gingen erneut auf Wanderschaft und diesmal überlegte sie es sich kurz vor dem Ziel nicht anders. Mit langsamen Bewegungen brachte sie mich beinahe dazu sie anzuflehen, endlich meine Hose zu öffnen. Ihre Lippen bedeckten meinen Hals mit winzigen Küssen, die mir fast den Verstand raubten.
Mit einem Ruck riss ich ihr den seidenen Morgenmantel von den Schultern, unter dem sie nichts weiter anhatte. Ihr Körper schimmerte in dem weichen Licht und ich begann mit meiner Zunge eine feuchte Spür über ihre Brüste zu ziehen. Unwillkürlich zog sie meinen Kopf fester zu sich heran und stöhnte meinen Namen. Ihre Haut war seidig weich und schmeckte ein wenig nach Vanille. Sie presste ihre Hüften eng an mich und reizte mich mit einem betörenden Rhythmus.
Wir rollten über das Bett, gaben uns ganz der Leidenschaft hin, die uns beide überfiel und als sie endlich anfing, meine Hose aufzuknöpfen, traf mich ein harter Stoß in meine Rippen. Melindas Gesicht löste sich vor mir auf, genauso wie das spärlich erhellte Zimmer…


Blinzelnd öffnete ich meine Augen und anstatt Licht zu sehen, starrte ich in fast undurchdringliche Dunkelheit. Verwirrt drehte ich meinen Kopf und fragte mich, wo ich war. Erst nach ein paar Sekunden realisierte ich, dass ich geträumt hatte – ein mehr als realistischer Traum, wie mir das Kribbeln meines Körpers verriet. Die Bettdecke hing halb über den Rand hinaus und halb bedeckte sie meine Beine.
„Bist du endlich wach?" fragte eine mürrische Stimme links von mir. Mein vom Schlaf vernebeltes Gehirn brauchte einen Moment, um sie einzuordnen. Der Schreck, der mich kurz darauf durchfuhr, ließ mich beinahe aufspringen. „Gibbs?" fragte ich atemlos und versuchte mich zu erinnern, weshalb mein Boss im selben Bett wie ich lag und nicht Melinda. „Wer sonst?" kam die rüde Gegenfrage. Mit einem Mal waren die vergangen Stunden wieder da und der Undercoverauftrag kam mir in den Sinn. Jethro, der mir einen Arm um die Taille gelegt hatte, der mich unglaublich liebevoll angesehen hatte und sanft meine Hand mit der seinen umschlossen hatte. Diese Tatsache brachte mich in die Realität zurück und vertrieb meine Freundin aus meinem Gedächtnis.
„Wieso hast du mich geweckt?" Ich blickte auf meine Armbanduhr mit den Leuchtziffern. „Es ist nicht mal drei. Dabei hatte ich gerade einen unglaublichen Traum und…" „Mir ist egal was du gerade geträumt hast." „Und weshalb versetzt du mir einen derart harten Stoß in meine Rippen, dass ich das Gefühl habe, sie wären jetzt angeknackst?" „Weil du schnarchst, als ob du sämtliche Wälder auf diesem Planeten abholzen wolltest und es die einzige Möglichkeit war, dich wach zu kriegen. Und sei nicht so wehleidig", fügte er nach kurzem Zögern grantig hinzu. „Bei dir darf man auch gar nichts machen", erwiderte ich eingeschnappt und drehte mich möglichst weit weg von ihm. „Ich darf nicht auf der linken Seite schlafen und du hast dich aufgeregt, als ich mir die Boxershorts ausziehen wollte. Dabei schlafe ich immer nackt." „Aber nicht wenn du mit mir im selben Bett liegst, DiNozzo." „Dir kann man es auch nie recht machen", murmelte ich leise und schloss verärgert meine Augen. „Hast du was gesagt?" „Nein." Ich zog die Decke bis über meine Schultern, obwohl mir ziemlich warm war, vor allem da die Nachwirkungen des Traumes noch nicht verblasst waren. „Und wenn du noch einmal zu schnarchen anfängst, setz ich dich vor die Tür." „Ich wünsche dir auch eine gute Nacht, Boss", meinte ich, wobei meine Stimme von dem Polster gedämpft wurde, was wahrscheinlich auch gut war, denn sonst wäre ich wohl zu laut geworden.
Dieser Mann raubte mir noch den letzten Nerv und dabei war das erst die erste Nacht. Wenn seine miese Stimmung weiter anhielt, würde ich wirklich auf das Sofa übersiedeln. Dann könnte ich wenigstens wieder nackt schlafen, was mir ja in seiner Gegenwart verwehrt blieb. Ich spürte, wie sich Gibbs auf die andere Seite drehte und nach ein paar Minuten war nur mehr regelmäßiges Atmen zu hören. Pah, von wegen ich würde schnarchen, dabei atmete er selbst nicht gerade leise. Vielleicht sollte er sich mal seine Polypen untersuchen lassen.
Verärgert versuchte ich an der Stelle des Traumes anzuknüpfen, an der mich Gibbs' Stoß in die Rippen getroffen hatte – scheiterte jedoch kläglich. ‚Na super', dachte ich und versuchte mit einer altbewährten und sehr bekannten Methode wieder einzuschlafen – Schäfchen zählen.


Washington D.C.
Mittwoch, 18. Mai
08:00 Uhr


„DiNozzo!" rief eine wütende Stimme in mein linkes Ohr und riss mich aus meinen traumlosen Schlaf, den ich doch noch gefunden hatte. Ich hatte jedoch absolut keine Lust, meine Augen aufzumachen, geschweige dieses äußerst gemütliche Bett zu verlassen und so grummelte ich etwas Unverständliches und drehte mich auf die andere Seite. Gibbs sollte seine schlechte Laune an jemand anderem auslassen, die seit dem Bezug unseres Hotelzimmers von ihm Besitz ergriffen hatte. „Wenn du nicht sofort aufstehst, werde ich andere Seiten aufziehen, DiNozzo!" sagte Jethro, diesmal in mein anderes Ohr. „Meinetwegen", nuschelte ich in den Kopfpolster und hoffte, er würde mich endlich in Ruhe lassen. Ich hatte ihm immer noch nicht ganz verziehen, dass er mich mitten in der Nacht geweckt und aus meinen schönen Traum gerissen hatte, also würde ich es ihm jetzt sicher nicht leicht machen, mich aus dem Bett zu schmeißen. „Du bist ja schlimmer als alle meine 3 Ex-Frauen zusammen, die auf ihre Unterhaltszahlungen warten", drang erneut seine wütende Stimme an mein Gehör und ich wusste, wenn er von seinen Ehen anfing, war er mit seiner Geduld definitiv am Ende. „Du hättest es eben mal mit Frauen anderer Haarfarbe versuchen sollen", meinte ich dazu und zog mir sicherheitshalber die Decke über den Kopf, sodass er keine Möglichkeit hatte, mich zu schlagen. „Na schön", meinte Gibbs beherrscht. „Wenn du nicht aufstehen willst, muss ich das Frühstück alleine essen. Bleibt mir der Kaffee eben alleine." „Es gibt Frühstück?" fragte ich und setzte mich abrupt auf. „Wieso hast du das nicht gleich gesagt?" Mein Boss schenkte mir einen funkelnden Blick aus blauen Augen, der mir einen nicht unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Verlegenheit stieg in mir auf, die ich dadurch kaschierte, indem ich die Decke schwungvoll zur Seite schmiss und meine Beine über den Bettrand schwang. Gibbs brauchte ja nicht unbedingt mitzubekommen, was in mir vorging. Diese Nacht zusammen mit ihm in einem Bett hatte mich anscheinend ein wenig durcheinander gebracht. Vielleicht sollte ich das nächste Mal wirklich auf dem Sofa schlafen.
Ich stand auf, zog meine Boxershorts zurecht, die im Verlaufe der Nacht ein wenig nach unten gerutscht war und ging durch die offen stehende Tür ins Wohnzimmer, in der Erwartung, etwas Essbares vorzufinden – nur war nirgendwo auch nur ein Krümel zu sehen. Auf einmal wurde mir klar, dass Gibbs mich reingelegt hatte. Mit einem Ruck drehte ich mich um und blickte ihn wütend an. „Das ist nicht witzig, Boss", sagte ich. „Nein? Aber es hat immerhin funktioniert, oder?" Er betrat das Wohnzimmer, um sich auf das Sofa zu setzen. „Und ich habe mich schon so sehr auf einen Muffin gefreut." „Dann musst du dir eben etwas bestellen. Ach ja, wenn du bereits dabei bist, kannst du dem Zimmerservice sagen, dass ich meinen Kaffee extra stark möchte." Er sah mich fast unschuldig an – und war das etwa ein humorvolles Funkeln in seinen Augen? Nein, entschied ich. Gibbs war ein Mann, der keine Witze machte und Spaß verstand er schon gar nicht. Wie konnte ich nur auf den Trick mit dem Frühstück reinfallen? Der Gedanke, dass er sich darum gekümmert hatte, hatte mir irgendwie gefallen, wie ich beschämt feststellte.
Mühselig schluckte ich meinen Ärger hinunter und nahm das Telefon, um uns etwas zu bestellen. „Und was machen wir jetzt?" fragte ich, als ich aufgelegt hatte. „Jetzt werden wir warten." „Auf was?" „Darauf, dass uns jemand von den Leuten kontaktiert, die wir schlussendlich festnehmen werden." „Und was ist, wenn sie sich erst am Abend melden?" „Das wissen wir eben nicht, deshalb müssen wir auch warten." „Heißt das, wir verbringen den ganzen Tag in diesem Zimmer?" „Genau das heißt es." Grummelnd setzte ich mich auf einen Sessel. „Dir ist schon klar, was die Leute dann von uns denken? Ich meine, wenn wir uns kein einziges Mal blicken lassen." „Sie werden denken, dass wir Spaß haben." Mir entfuhr ein Schnauben, vor allem, weil ich gar nicht gewusst hatte, dass dieses Wort in Jethros Wortschatz vorkam. Und allein der Gedanke, dass sich Gibbs und ich im Bett austoben würden, bereitete mir Magenschmerzen. „Womit habe ich das nur verdient?" murmelte ich leise. „Keine Ahnung", kam prompt die Antwort. „Und würdest du dich endlich anziehen?" Ich sah auf und erwiderte: „Was regst du dich auf? Ich dachte, wir spielen ein Paar, also kann ich hier herumrennen, wie ich will." Gibbs hob eine Augenbraue. „Wenn du das Bedürfnis verspürst, im nächsten Monat Schreibtischarbeit verrichten zu wollen, dann tu dir keinen Zwang an." Er beugte sich vor und alleine die Tatsache, dass er auf der Couch und ich auf einem Stuhl saß, verhinderte, dass er sein Gesicht dem meinem gefährlich näher brachte. „Ich bin in fünf Minuten zurück", sagte ich und stand auf. Wenn er glücklicher war, wenn ich nicht halbnackt vor seiner Nase herumlief, dann sollte er eben seinen Willen bekommen. Ich würde auf gar keinen Fall deswegen einen Monat Akten bearbeiten. Wie sehr ich es hasste, dass er mich ständig dazu brachte, das zu tun, was er wollte.

Die Zeit verging genauso zäh wie geschmolzener Gummi zerrann. Das Frühstück war das Beste in den Stunden, die ich praktisch in diesem Zimmer festsaß. Der Kaffee war äußerst lecker und würde sogar den erschöpftesten Menschen wach bekommen, der Toast war goldgelb gebraten und die Eier waren genau so wie ich sie am liebsten mochte. Nachdem der Mann vom Zimmerservice das Geschirr wieder abgeholt hatte, hatte Gibbs dieses äußerst nette ‚Bitte nicht stören' Schild an die Tür gehängt. Alleine bei dem Gedanken, was alle Leute dachten, was wir hier trieben, hatte ich das Bedürfnis, mich aus dem Fenster zu stürzen. Meine Versuche, meinen Boss zu überreden, wenigstens kurz das Fitnessstudio oder den hauseigenen Pool zu benützen, scheiterten kläglich. Während ich immer mehr das Gefühl hatte, mich in einem luxuriösen Gefängnis zu befinden, saß er gemütlich auf dem Sofa, las eine mehr als langweilige Zeitschrift über Bootsbau und sah sich in regelmäßigen Abständen die Nachrichten an. Nur um dieser Langeweile zu entfliehen würde ich es sogar bevorzugen, mit ihm Händchen haltend durch die Straßen von Washington zu bummeln.
Um 14 Uhr reichte es mir allerdings ganz gewaltig und als ich gerade beschloss, gegen Gibbs' Willen einen Ausflug ins Fitnessstudio zu unternehmen, klingelte das Telefon. Mein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen und ich hoffte, dass es endlich etwas zu tun gab. Jethro stand auf, ging auf den Apparat zu und legte das Gespräch auf den Lautsprecher, sodass ich ebenfalls mithören konnte. „Ja", meldete er sich knapp, so wie er es immer tat. „Rafe Cooper?" tönte uns eine tiefe, eiskalte Stimme entgegen, bei der sich mir unwillkürlich die Nackenhaare aufstellten. „Ja." „Kommen Sie mit Ihrem Freund heute um 22 Uhr ins Blue In. Unter dem Tisch mit der Nummer 27 wird ein Kuvert kleben. Dort befinden sich weitere Anweisungen." Bevor einer von uns auch nur die Möglichkeit hatte, etwas zu erwidern, hatte der mysteriöse Anrufer wieder aufgelegt. „Wirklich nett", meinte ich dazu. Er drückte auf den Knopf, damit das regelmäßige Tuten verstummte und drehte sich mir zu. „Na los, auf was wartest du noch? Ruf Abby an."
Ich kramte das Handy aus meiner Hosentasche und da ich wusste, dass Gibbs dem Gespräch lauschen wollte, aktivierte ich den Lautsprecher. „Sie haben die Auskunft gewählt", meldete sich die junge Frau prompt und ihre Stimme klang gewohnt fröhlich. „Ich bin es." „Hey, Tony. Na, alles klar? Wie gefällt es dir im Hotel? Ich habe gehört, es soll äußerst schön sein und die Aussicht…" „Abbs!" unterbrach sie Jethro. „Hast du den Anruf zurückverfolgen können?" „Tut mir Leid, mein silberhaariger Fuchs, dafür war er viel zu kurz. Also, ich muss schon sagen, das war wirklich clever von dem Typen. Und habt ihr den Ton in seiner Stimme gehört? Der war ja gruselig. Stellt euch vor, ihr würdet dem mitten in der Nacht alleine auf der Straße begegnen." Während ich mir ein Lächeln schwer verkneifen konnte, rang der Chefermittler sichtlich um Fassung und ich hoffte für mein Wohl, er würde nicht explodieren. „Abby, kannst du herausfinden, was dieses Blue In ist?" fragte ich deshalb schnell, um die Situation ein wenig zu entspannen. „Aber sicher. Dauert nur ne Minute." „Tisch 27?" wandte ich mich an Gibbs. „Klingt für mich wie ein Restaurant." „Oder eine Bar", erwiderte er. „Ähm… sorry, Leute, aber es ist keines von beidem", meldete sich die Forensikerin kurz darauf. „Was dann?" fragte ich vorsichtig, da ich auf einmal das Gefühl hatte, mir würde die Antwort nicht gefallen. „Es ist ein Club, Tony." „Klasse, das ist viel besser." Auf meinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und ich sah bereits eine überfüllte Tanzfläche vor mir, wo sich viele Frauen rhythmisch zur Musik bewegten. „Freu dich nicht zu früh", meinte sie und an ihrer Stimme konnte man hören, dass sie keine guten Nachrichten hatte. „Könntest du bitte auf den Punkt kommen, Abbs?" fragte Gibbs mit gewohnt schroffem Ton. „Sicher, Big Boss. Also, das Blue In ist ein Club, wie ich bereits erwähnt habe, vor nicht einmal einer halben Minute. Jedenfalls… es ist ein Lokal ausschließlich für männliche homosexuelle Paare." Ich spürte, wie mir die Gesichtzüge entglitten und sich der Boden unter meinen Füßen auftat. Entsetzen machte sich in mir breit und ich blickte zu Jethro, der sich ebenfalls nicht sehr wohl zu fühlen schien. Ich konnte es nicht glauben – mein Boss und ich würden einen Schwulenclub besuchen.

Fortsetzung folgt...
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