- Text Size +
Der Geruch des Essens hing noch immer in der Luft, obwohl die Teller seit mehr als 10 Minuten abgeräumt worden waren. Gibbs hatte keinen Appetit verspürt, alleine der Gedanke an Nahrung hatte dazu geführt, dass sich seine Eingeweide schmerzhaft verkrampft hatten, aber er hatte tapfer das Steak, das ihm Darien vorgesetzt hatte, verzehrt. Es war ein spätes Mittag- oder ein frühes Abendessen - je nachdem, wie man es bezeichnen wollte – gewesen und Jethro hatte festgestellt, dass sein alter Freund das Kochen nicht verlernt hatte. Dieser hatte sich schon immer gerne selbst hinter den Herd gestellt und hatte eine Köstlichkeit nach der anderen gezaubert. Ungeachtet dessen, dass er keinen Hunger gehabt hatte, konnte er nicht leugnen, dass das Steak ausgezeichnet gewesen war, genau so wie er es am liebsten mochte.
Die ganze Zeit über hatten sie über frühere Zeiten geredet, über gemeinsame Einsätze bei den Marines und es wäre beinahe wie damals gewesen, eine unbeschwerte Unterhaltung bei einem guten Essen. Darien redete noch immer wahnsinnig gerne und wenn er einmal in Fahrt kam, war es schwer, ihn zu unterbrechen oder selbst etwas einzuwerfen. Gibbs war das nur Recht, so konnte er vorgeben, einfach zuzuhören, während er mit den Gedanken ganz wo anders war.
Während Coolidge über irgendwelche Heldentaten gefaselt hatte, hatte sich Jethro überlegt, wie er endlich herausfinden konnte. wo der nächste Anschlag erfolgen sollte. Zu seinem Leidwesen waren sie erneut in dem Raum, in dem er bereits bei seinem ersten Besuch untergebracht worden war. An der spärlichen Einrichtung hatte sich nichts geändert und auch sonst lag erneut nichts herum, weder Pläne, Notizen oder sonst irgendetwas, was ihm weiterhelfen hätte können.
Jen erwartete bald die ersten Ergebnisse, das hatte sie ihm klar gemacht, als sie ihn kurz nach Mittag noch einmal angerufen hatte, um ihm zu sagen, wo er seinen zweiten Wagen abholen konnte. Aber so einfach, wie es sich die Direktorin vorstellte, war es nicht, vor allem, da in der gesamten Fabrik Dariens Männer herumliefen und ihm dieser bis jetzt nichts anderes gezeigt hatte, als diesen spärlich möblierten Raum. In der ersten Etage gab es jede Menge ehemalige Büros, aber als er den Flur entlang gegangen war, hatte er feststellen müssen, dass sämtliche Türen geschlossen waren. Da Coolidge bei ihm gewesen war, hatte er nicht einen Blick in die anderen Zimmer werfen können, aber das würde sich ändern.

Seit gut 10 Minuten war Gibbs jetzt alleine und er lauschte bereits die ganze Zeit über, ob Darien zurückkommen würde. Dieser hatte die Teller abgeräumt und gesagt, dass er kurz etwas mit seinen Männern besprechen musste, ehe sie sich weiter unterhalten konnten. Wenn es nach Jethro ging, könnte sein alter Freund Stunden wegbleiben. Die Einsamkeit und Stille war ihm lieber als die Geschichten, die er sich anhören und so tun musste, ob er sie toll finden würde. Mittlerweile verstand er überhaupt nicht mehr, was er damals an Coolidge gefunden hatte, warum er sich mit ihm angefreundet hatte.
Sein gesamtes Wesen hatte sich verändert, nichts war mehr von der Gutmütigkeit, die ihn vor Jahren ausgezeichnet hatte, vorhanden und selbst die blauen Augen hatten sich in Glasmurmeln verwandelt. Äußerlich mochte er noch derselbe sein, aber innerlich hatte er sich komplett verändert und Jethro konnte sich vorstellen, woran es lag. Geld konnte die schlimmsten Seiten in Menschen zum Vorschein bringen und seit Darien damals das Vermögen seines Vaters, als dieser gestorben war, geerbt hatte, war er immer gieriger geworden und hatte das Geld nur noch vermehren wollen, egal wie.
Damals hatte er die kleinen Veränderungen nicht mitbekommen und als er Kelly und Shannon verloren hatte, hatte er anderes im Sinn gehabt als Dariens Veränderungen. Dieser hatte ihm damals zwar helfen wollen, aber es war Gibbs gewesen, der sich zurückgezogen hatte, bis er seine Rache bekommen und den Mörder seiner Familie eigenhändig erschossen hatte.
Seine Entscheidung, zum NCIS zu gehen, hatte Coolidge mit gedämpfter Freude zur Kenntnis genommen und das war der Zeitpunkt gewesen, wo er sich entfernt und angefangen hatte, sein eigenes Ding durchzuziehen. Ihre gemeinsamen abendlichen Streifzüge durch die Bars von Washington waren seltener geworden, bis sie ganz aufgehört hatten.
Und dann, etwa ein Jahr später, der Anruf von Darien und sein Geständnis, dass er etwas Großes vorhatte. Er hatte Jethro ohne zu zögern gefragt, ob er nicht Lust hätte, in seine Geschäfte einzusteigen, aber dieser hatte nichts davon wissen wollen – zwei Tage später hatte ihn die Nachricht erreicht, dass Hayden mit seinem Wagen in den Potomac River gefahren war, wobei seine Leiche nie gefunden worden war. Mittlerweile wusste Gibbs auch, warum. Wie hatte er damals nur glauben können, sein alter Freund wäre wirklich gestorben? Hätte er damals die einzelnen Puzzleteilchen zusammengesetzt, wäre die Sache mit dem Einkaufszentrum nie geschehen, hätte er nie ein Versprechen abgeben müssen und er würde jetzt auch nicht hier sitzen, anstatt an seinem üblichen Arbeitsplatz, um seine Kollegen herumzuscheuchen.
Was würde er jetzt für einen Fall geben, der alles von ihm abverlangte. Alles wäre besser als hier zu sitzen und nicht bei Tony sein zu können. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass er seinen jungen Freund jemals so vermissen würde und dabei waren sie nicht einmal 48 Stunden voneinander getrennt – ihm kam es jedoch wie eine Ewigkeit vor.

Jethro schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um an Anthony zu denken, nicht, da er vorhatte, endlich etwas zu unternehmen. Für ein paar Sekunden hielt er die Luft an, lauschte auf irgendwelche Geräusche, aber das Einzige, das er hörte, war das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Keine Schritte, die sich dem Raum näherten oder Stimmen, die vor der Tür miteinander redeten.
Langsam erhob sich Gibbs aus dem Sessel und ging zur Tür, die er einen Spaltbreit aufmachte, um auf den Flur hinauszuspähen. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass Darien einen seiner Wachhunde – wie sie der Ermittler heimlich getauft hatte – vor dem Zimmer postiert hatte, um seinen Besucher im Auge zu behalten, damit dieser nichts Dummes anstellte.
Aber der Gang lag leer vor ihm, eine Tatsache, von der er sich mit einem raschen Blick nach links und rechts überzeugte. Von unten kamen gedämpft die Geräusche einer Sitcom, gefolgt von dem künstlichen Lachen, das an den Stellen eingespielt wurde, die lustig sein sollten, in Wirklichkeit aber eher peinlich waren.
Jethro trat auf den Flut hinaus und überlegte kurz, in welche Richtung er gehen sollte, bis er sich für links entschied, wo sich die meisten Räume befanden. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um auf dem Metallboden, der von einem dünnen, dunkelgrünen Teppich teilweise verdeckt wurde, kein Geräusch zu machen. Dieser machte den Eindruck, auf einem Flohmarkt erstanden worden zu sein, jedenfalls hatte er genug abgenutzte Stellen und verströmte einen leicht muffigen Geruch.
Die Türen, die sich auf beiden Seiten des Flures befanden, waren zu Gibbs' Überraschung nicht abgeschlossen, sodass er in jedes Zimmer einen Blick werfen konnte, allerdings wurde seine Enttäuschung größer, je mehr Räume er passierte. Keiner sah wie ein Büro aus, die meisten waren leer, die einzigen Einrichtungsgegenstände waren alte Regale, auf denen Kartons standen, die so aussahen, als ob sie von Feuchtigkeit durchweicht waren und jede Menge Staub an ihnen klebte. Was in den Boxen enthalten war, konnte er nicht erkennen und im Moment interessierte es ihn auch nicht. Wenn er nachher noch Zeit hatte, würde er vielleicht einen Blick hineinwerfen.
Nach zahlreichen Fehlschlägen erreichte der Ermittler die letzte Tür am Ende des Ganges und sich innerlich darauf vorbereitend, dass es sich um einen weiteren Lagerraum handelte, öffnete er die Tür und Erleichterung durchflutete ihn, als er den modernen Computerbildschirm auf einem großen, polierten Schreibtisch stehen sah. Dieses Zimmer war im Gegensatz zu den anderen beinahe riesig, die Wände in einem hellen Gelb gestrichen und das Fenster war sauber geputzt, allerdings wurde es von einer Jalousie, die heruntergelassen worden war, verdeckt. Das Sonnenlicht drang nur spärlich herein und schaffte eine dämmrige Atmosphäre.
An den Wänden befanden sich Regale voller Bücher und Zeitschriften, wofür er mindestens einen Tag brauche würde, um alle durchzublättern. Auf dem Schreibtisch standen neben dem Bildschirm ein Schnurlostelefon, das in der Aufladestation steckte, ein Notizblock und einige Kugelschreiber in einer Kaffeetasse, die das Bild der Freiheitsstatue zeigte. Alles war säuberlich aufgeräumt, nur vereinzelte Staubflocken wirbelten in den wenigen Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Jalousie fanden, herum.

Adrenalin strömte durch Gibbs' Adern, als er erkannte, dass er vielleicht endlich einen Schritt weitergekommen war, Darien hinter Gitter zu bringen. Wenn es nach ihm ginge, würde er längst in einer Zelle verrotten, aber nein, er musste ja unbedingt erneut mit einem Bombenanschlag drohen. Es kostete ihn immens viel Überwindung, seinen alten Freund nicht einfach beim Hals zu packen und ihn so lange zu schütteln, bis er endlich ausspuckte, wo er das Attentat plante. Wie er sich danach sehnte, endlich wieder in sein normales Leben zurückkehren zu können…
Mit einem kurzen Blick über seine Schulter betrat Jethro schließlich den Raum und schloss leise die Tür. Ihm war bewusst, wenn er beim Herumschnüffeln erwischt werden würde, würde er die Fabrik wohl nicht mehr lebend verlassen. Den beiden Wachhunden, die ihn gestern in Empfang genommen hatten, würde es sicher eine Freude sein, ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Die Zwei schienen überhaupt misstrauisch zu sein und machten nicht einmal einen Versuch, dies zu verstecken. Auf sie musste er in Zukunft aufpassen, wollte er verhindern, dass er diesen Einsatz nicht überlebte.

Ohne zu zögern ging er auf den Schreibtisch zu und starrte den Computer, der darunter stand, wie einen Fremdkörper an. Gott, wie er dieses neumodische Zeugs hasste. Früher war doch auch jeder mit Papier, Bleistift und einer unkomplizierten Schreibmaschine ausgekommen, wieso nicht heute? Gibbs gab es nicht gerne zu, aber er hatte keinen Schimmer, was er jetzt machen sollte. Er wusste, wie man dieses Ding einschaltete, wusste, wie man E-Mail abrief und verfasste, aber er hatte keine Ahnung, wie er nach versteckten Informationen suchen sollte, falls welche vorhanden waren. Das war wie in einem schlimmen Albtraum, er stand hier in diesem Raum, alleine, ohne PC-Kenntnisse und die Chance, dass er beim Herumschnüffeln erwischt wurde, befand sich im 90 Prozent-Bereich.
Wäre es ein normaler Fall, würde er McGee anweisen, den Computer einzupacken, um ihn anschließend zu Abby zu bringen, die diesen innerhalb von wenigen Stunden durchforstet hätte. Mittlerweile wünschte er sich, dass er ihren Ausführungen, wie man einen Blechtrottel – wie er diese Dinger insgeheim nannte – professionell bediente, gelauscht hätte. Ständig hatte er sie unterbrochen, wenn sie in die Welt der Bits und Bytes abgetaucht war, um sie wieder auf das aktuelle Thema zurückzubringen und jetzt hatte er den Schlamassel.
„Klasse, wirklich klasse", murmelte Gibbs vor sich hin, beugte sich hinunter und bevor er es sich anders überlegen konnte, drückte er auf den Knopf, der den Computer zum Leben erweckte. Dieser fing leise zu summen an und innerhalb einer Sekunde flackerte der Bildschirm und das Microsoft Logo erschien auf dem sonst schwarzen Hintergrund.
Während der Rechner hochfuhr, behielt Jethro die Tür immer im Auge, lauschte auf Schritte, die von dem abgetretenen Teppich ein wenig gedämpft werden würden. Der Computer piepste leise und riss ihn damit aus der Betrachtung des grauen Metalls mit den vielen Kratzern. Eine Sekunde später hätte er am liebsten seinen Kopf frustriert in den Nacken gelegt und einen Verzweiflungsschrei ausgestoßen. Das konnte doch nicht wahr sein. Wieso konnte er in dieser Sache nicht einmal Glück haben? Reichte es nicht bereits, dass er Tony wissentlich verletzte, dass er vorgeben musste, sich zu freuen, mit Darien zusammen zu sein? Musste dieser verdammte Computer jetzt auch noch mit einem Passwort geschützt sein? Womit hatte er das nur verdient?
Die Erkenntnis, dass er heute keinen Schritt weiterkommen würde, überrollte ihn und er konnte nur mit Mühe dem Drang widerstehen, seine Faust auf den Tisch knallen zu lassen. Allerdings hätte es Gibbs gewundert, wenn Darien einen Computer einfach so ungesichert herumstehen lassen würde. Ein paar Sekunden lang überlegte er hin und her, bis er sich schließlich entschloss, dass ein paar Versuche nicht schaden konnten. Vielleicht hatte er Glück und er knackte das Passwort. Immerhin war er schon einmal hier und vor der Tür war es weiterhin ruhig.
Mit schneller klopfendem Herzen zog er die Tastatur zu sich heran und tippte das erste Wort, das ihm einfiel: den Namen von Dariens Vater, der ihm zu Reichtum verholfen hatte. Aber anstatt eines Desktophintergrundes erschien eine Fehlermeldung und die Aufforderung, für die Eingabe des richtigen Passwortes oder die nochmalige Kontrolle der Groß- und Kleinschreibung – es wäre auch zu schön gewesen, wenn es gleich beim ersten Anlauf geklappt hätte.
Gibbs probierte alle möglichen Varianten, die mit Geld zu tun hatten und als dies nichts half, verlagerte er sich auf die Orte, wo vergangene Anschläge stattgefunden hatten. Aber das Ergebnis blieb immer dasselbe. Würde Abby in diesem Moment hier bei ihm sein, würde sie wahrscheinlich bereits Zugang zu dem Computer haben
Jethro stieß einen Knurrlaut aus, der aber nur zur Hälfte seinen Mund verließ, als er draußen auf dem Gang eine Tür zugehen hörte. Unwillkürlich erhöhte sich sein Herzschlag und er lauschte auf Schritte, aber es blieb ruhig. War Darien zurückgekommen? Wenn ja, war er in den Raum, in dem sie sich vorhin aufgehalten hatten, gegangen oder in einen anderen? Oder war einer seiner Männer dort draußen?
Der Chefermittler sah noch einmal auf den Bildschirm und seine Fehlversuche, das Passwort zu knacken. So wie es derzeit aussah, würde er es auch nicht in den nächsten Minuten hinbekommen, sich Zugang zu verschaffen und die Gefahr, dass er erwischt wurde, war größer geworden, vor allem, da sich jemand in derselben Etage befand. Vielleicht ergab sich ja in Zukunft noch einmal eine Möglichkeit, diesen Raum aufzusuchen.
Erneut beugte sich Gibbs ganz nach unten und in Ermangelung technischen Wissens drückte er auf den Knopf an dem Gehäuse des PC, bis der Bildschirm schwarz wurde und das leise Summen sich in Stille verwandelte. Langsam ging er zur Tür, lauschte für ein paar Sekunden, indem er sein linkes Ohr an das kühle Metall legte und als er nichts hörte, öffnete er sie vorsichtig und spähte auf den Flur hinaus, der verlassen vor ihm lag.
Erleichtert atmete er auf, trat vollends in den Gang hinaus und schloss beinahe lautlos die Tür hinter sich. Ein paar Meter trennten ihn von dem Ort, wo er sich mit Darien unterhalten hatte, als er hinter sich ein Geräusch wahrnahm und sich reflexartig umdrehte. Aus einem der Räume, wo sich die Kartons nur so stapelten, kam einer der Wachhunde, deren Namen er bis jetzt noch immer nicht wusste. Coolidge hatte ihm nur ein paar seiner Männer vorgestellt, aber nicht die beiden Kerle, die so aussahen, als ob sie mit der Maschinenpistole unter dem Kopfkissen schlafen würden.

Für ein paar Sekunden starrten sie sich an, bis sein Gegenüber ruhig die Tür schloss und auf Gibbs zukam, dem unwillkürlich ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Der misstrauische Ausdruck in den Augen des Mannes wurde intensiver. „Was tun Sie hier?" herrschte ihn der Riese an und baute sich bedrohlich vor ihm auf – er überragte den Chefermittler um fast eine Haupteslänge.
„Ich wollte auf die Toilette", antwortete Gibbs – es war die einzige Ausrede, die ihm spontan eingefallen war. Und da er auch nur ein Mensch war und hin und wieder körperliche Bedürfnisse hatte, konnte er nur hoffen, dass ihm der andere glaubte. Dieser zog jedoch seine Augenbrauen zusammen, sodass auf der Mitte seiner Stirn eine tiefe Falte entstand. „Die befindet sich aber auf der anderen Seite des Ganges", erwiderte er mit gefährlich ruhiger Stimme und deutete mit einem Daumen in besagte Richtung. „Lee", fügte er hinzu und grinste, wobei seine Augen weiterhin kalt funkelten. Gibbs wusste sofort, dass ihm dieser Wachhund nicht glaubte, dass er wirklich auf die Toilette musste, aber er machte gute Miene zum bösen Spiel.
„Ihr solltet hier Wegweiser aufstellen", meinte er und drehte sich um. „Wenn man hier neu ist, ist es schwierig, den richtigen Raum zu finden." Damit ließ Jethro den Riesen stehen. „Dritte Tür, rechts!" rief ihm dieser hinterher, was der Ermittler mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis nahm. Um den Mann nicht noch misstrauischer zu machen, betrat er kurz darauf die Toilette, sah aber, bevor er die Tür wieder schloss, noch einmal auf den Flur hinaus, sodass er mitbekam, wie der andere in den Raum ging, den Gibbs vor kurzem verlassen hatte.
„Verdammt", murmelte er und lehnte sich gegen die Betonwand, ohne seine Umgebung wahrzunehmen. Er konnte nur hoffen, dass er keine Spuren hinterlassen hatte, ansonsten würde es ziemlich brenzlig werden.
Tief atmete er durch, wartete eine Minute, ehe er in das Zimmer zurückkehrte, in dem weiterhin der Essensgeruch hing und sich an das schmutzige Fenster stellte. Minuten vergingen, aber niemand platzte herein, um ihn kaltblütig zu erschießen. Langsam entspannte er sich ein wenig und als Coolidge zu ihm zurückkam, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, wusste Gibbs, dass er für den Moment sicher war. Die Frage war nur, wie viel hatte der Wachhund seinem Boss erzählt.
Mit jeder Sekunde, die verging, verstärkte sich das Gefühl, das er einen Fehler begangen hatte, der den gesamten Einsatz – und sein Leben – gefährden könnte.

Fortsetzung folgt...
You must login (register) to review.