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Ich saß in meinem Mustang in der Tiefgarage des Hauptquartiers und wartete darauf, dass Gibbs zu mir stoßen würde. Es war fast zehn Uhr, was bedeutete, wir hatten die 90 Minuten Grenze somit überschritten und auch wenn Direktor Shepard deswegen sauer sein würde, war es das allemal wert gewesen. Jethro und ich hatten uns bewusst Zeit gelassen, hatten es weidlich ausgenutzt, dass wir noch ein Weilchen ungestört hatten sein können und wenn ich daran dachte, welche Sachen er mit seinem Mund angestellt hatte, wurde mir jetzt noch ganz heiß. Er schaffte es spielend leicht, mich mit seinen Berührungen beinahe in den Wahnsinn zu treiben und ich konnte nicht genug von seinen Lippen auf meiner Haut bekommen. Es war unglaublich, dass er auch nach über sieben Monaten noch so eine Wirkung auf mich hatte, dass ich es nicht leid war, mit ihm das Bett zu teilen.
Bei meinen früheren Beziehungen war das Feuer ständig rasch verloschen, die Leidenschaft hatte sich schnell abgekühlt und die Zahl meiner Ex-Freundinnen war stetig gestiegen. Dabei waren die meisten Frauen ziemlich experimentierfreudig gewesen und selbst ich hatte etwas dazugelernt, aber keine dieser Partnerschaften war so wie die mit Gibbs. Sicher, damals hatte ich hin und wieder geglaubt, verliebt zu sein, hatte gedacht, den Menschen fürs Leben gefunden zu haben, bis auch dieses Gefühl rasch wieder verklungen war. Ich hatte nie gewusst, warum ich einen derart hohen Frauenverschleiß gehabt hatte, warum ich es nicht geschafft hatte, eine Beziehung länger als nur für höchstens drei Monate aufrecht zu erhalten – bis die Sache mit Jethro passiert war und mir Ducky gesagt hatte, dass wir beide einfach nicht für Frauen bestimmt waren, sondern füreinander. Seine Worte waren die pure Wahrheit gewesen und es war herrlich, dass ich weiterhin Hals über Kopf in Gibbs verliebt war, dass das Feuer zwischen uns nicht erloschen war und dass ich ihn in meinem Leben brauchte wie die Luft zum Atmen.
Tief in meinem Inneren wusste ich, dass unsere Beziehung für die Ewigkeit geschaffen war, das zeigte alleine schon, dass ich auch nach sieben Monaten nicht genug von ihm bekommen konnte und dass wir einfach perfekt miteinander harmonierten. Alleine die Tatsache, dass mir Jethro von seiner Familie erzählt hatte, zeugte davon, dass er mir blind vertraute und sich mir gegenüber bedenkenlos öffnete. In der letzten Nacht hatte ich mehr über ihn erfahren als in den vier Jahren, seit ich ihn kannte. Er ließ mich an seiner Vergangenheit teilhaben und zeigte mir damit, wie wichtig ich für ihn war und immer sein würde. Wenn eine Beziehung all die Strapazen des Lebens überstehen würde, dann war es unsere. Meine Liebe zu Gibbs war stetig gewachsen und sie würde eher noch stärker werden, als dass sie abkühlen würde.
Jethro war definitiv der Richtige und er erfüllte mein Leben in einer Weise, die ich nie für möglich gehalten hatte. Andererseits hatte ich auch nie geglaubt, mich irgendwann einmal so richtig zu verlieben, mein Herz an jemanden zu verschenken, den ich vorhin nie so betrachtet hatte, wie ich es in der Gegenwart machte. Wer hätte je gedacht, dass ich mich in meinen Boss verknallen würde, wo dieser doch keine Möglichkeit ausgelassen hatte, mich herumzuscheuchen, mich meine Berichte neu schreiben zu lassen, nur weil ich mich einmal vertippt hatte und mir Kopfnüsse zu verpassen, da ich zuerst redete und dann nachdachte. All das hatte sich zwar nicht wirklich geändert, aber es war irgendwie anders, seine Stimme war nicht mehr so schroff und seine Worte wurden von einem liebevollen Blick begleitet. Ganz zu schweigen davon, dass er seine Hand auf meiner ruhen ließ, wenn er sich über mich beugte und mir zuhörte, wenn ich ihm neue Informationen erzählte. Wir waren einfach das perfekte Paar, wie es Abby einmal ausgedrückt hatte.

Ich seufzte und blickte in den Rückspiegel, in dem ich die Einfahrt im Auge behalten konnte. Ich hatte mich extra auf diesen Platz gestellt, da ich alles beobachten konnte und sofort mitbekam, wenn jemand anderes in die Tiefgarage fuhr. Vor ein paar Minuten hatte ich Gibbs angerufen und ihm gesagt, dass die Luft rein war und dass Abby die Videokameras ein weiteres Mal überlistet hatte, wie ich kurz zuvor von ihr persönlich erfahren hatte. Natürlich hatte sie es sich nicht entgehen lassen, mich gleich mit Fragen zu löchern, wie meine Versöhnung mit Jethro abgelaufen war, aber ich hatte sie unterbrochen, indem ich einfach das Handy zugeklappt und ihren Redefluss gestoppt hatte.
Die Idee, getrennt zum Hauptquartier zu fahren, war von meinem Freund gekommen, der seinen Wagen unmittelbar nach unserem Besuch in der Forensik wieder brauchte. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, ihn alleine zu lassen, aber ich hatte eingesehen, dass es sicherer war, wenn ich ein paar Minuten Vorsprung hatte, um zu überprüfen, ob sich niemand in der Tiefgarage aufhielt, um somit die Gefahr, dass einer der anderen Agenten vorzeitig erfuhr, dass Gibbs noch am Leben war, zu verringern.
Aber nicht nur das war der Grund, warum wir zu spät waren. Die Hauptursache lag darin, dass wir, nachdem wir uns geliebt hatten, noch eine Dusche genommen hatten, gefolgt von einem ausgiebigen Frühstück. Es war herrlich gewesen, wieder einen Kaffeeduft in der Küche gehabt zu haben und meine Cornflakes hatten schon lange nicht mehr so gut geschmeckt wie an diesem späten Morgen. Es war so, als ob Gibbs nie weggewesen wäre und ich hatte es mir nicht entgehen lassen, ihn zu beobachten, wie er seine Tasse Kaffee getrunken und dabei die Zeitung schnell überflogen hatte. Ich konnte es gar nicht mehr abwarten, wenn endlich wieder der Alltag einkehrte und Jethro auch offiziell am Leben am Leben sein würde. Die ganze Geheimniskrämerei gegenüber den anderen Agenten war nicht gerade einfach, schon gar nicht, wenn jemand ins Labor platzen konnte und erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, wie schwer es wirklich gewesen wäre, den trauernden Freund zu spielen, so zu tun, als ob Gibbs tot wäre. Ich hatte keine Ahnung, ob ich es geschafft hätte, das Glück vollkommen aus meinem Gesichtausdruck zu verbannen, geschweige denn das freudige Funkeln in meinen Augen zu eliminieren.

Erneut seufzte ich, blickte in den Seitenspiegel und versuchte mit meinen Händen meine Haare, die heute mehr denn je in alle Richtungen abstanden, in Form zu bringen. Ich hatte nicht wirklich mitbekommen, dass ein derartiges Chaos auf meinem Kopf herrschte, was wohl an dem heißen Abschiedskuss liegen konnte, den mir Gibbs am Friedhofsparkplatz gegeben hatte. Seine Finger hatte er wie sooft in meinen Haaren vergraben und sie komplett zerzaust, was ich erst jetzt bemerkte. Wie konnte man auch an eine Frisur denken, wenn die Erinnerung an Jethros weiche Lippen viel besser war? Die ersten paar Meilen war ich total verträumt gefahren, war mit den Gedanken bei meinem Freund, dem leidenschaftlichen Kuss und unseren Morgenaktivitäten gewesen. Die ganze Zeit über hatte ich ein Lächeln im Gesicht gehabt und der Verkehr war mir diesmal gar nicht so auf den Keks gegangen.
Ich gab es auf, meine Haare in Ordnung bringen zu wollen, die sowieso das zu machen schienen was sie wollten und zog stattdessen mein Hemd ein wenig zurecht, damit der Kragen den Knutschfleck an meinem Hals verdeckte, den Gibbs gestern Abend hinterlassen hatte. Aber im Prinzip war es ein sinnloses Unterfangen. Abby würde ihn auch so entdecken, selbst wenn ich mit einem Rollkragenpullover herumlaufen würde. Dieser würde wahrscheinlich nur noch mehr ihren Argwohn erwecken, vor allem, weil ich selbst im Winter meistens ein Hemd trug. Nur gut, dass sie meine Hüfte nicht zu sehen bekam, dort gab es gleich zwei Stellen, wo mich Jethro markiert hatte, ganz zu schweigen von dem leichten Gebissabdruck an der Innenseite meines rechten Oberschenkels. Unser Morgensport hatte Spuren hinterlassen, genauso wie sein gestriges beständiges Saugen an meinem Hals. Wie ich Abby kannte, würde dieser Knutschfleck bereits ausreichen, um sie aus dem Häuschen zu bringen und ich wollte gar nicht daran denken, was sie machen würde, würde sie die anderen Abdrücke an meinem Körper entdecken.
Alleine der Gedanke daran, wie diese entstanden waren, brachte mein Blut in Wallung und ich war froh, als ich das Brummen eines Motors und quietschende Reifen hörte. Ich musste nicht in den Spiegel blicken, um zu erkennen, wer in die Tiefgarage kam – es gab nur einen Menschen, der selbst hier unten so raste. Mein Herz vollführte einen freudigen Hüpfer und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als Gibbs seinen Wagen neben meinem Mustang mit einem Ruck zum Stehen brachte und nur knapp die Betonmauer vor sich verfehlte.
Ich konnte nicht umhin, eine gewisse Erleichterung zu verspüren, dass er es unbeschadet zum Hauptquartier geschafft hatte. Auch wenn Darien nichts von diesem Auto wusste, wäre es immerhin möglich, dass Jethro von einem seiner Leute auf dem Weg vom Friedhof hierher gesehen worden war. Ich machte mir weiterhin Sorgen, dass seine Tarnung auffliegen könnte und dann würde es mehr als gefährlich werden. Ich würde wahrscheinlich erst so richtig durchatmen können, wenn dieser ganze Auftrag vorbei war und wir in unseren Alltag zurückkehren konnten.

Ich schnappte mir meinen Rucksack vom Beifahrersitz, zog den Schlüssel aus der Zündung und stieg aus, um zu Gibbs zu gehen, der neben seinem Wagen auf mich wartete und mir mit einem Lächeln entgegensah. „Nichts Verdächtiges?" fragte ich, hing mir den Rucksack über meine rechte Schulter und ließ die Schlüssel in meiner Hosentasche verschwinden. „Nein", antwortete er und nahm meine rechte Hand in seine linke. Seine Finger waren herrlich warm und ich drückte automatisch fester zu. „Es gab niemanden, der mich verfolgt hat. Jedenfalls habe ich nichts bemerkt und mich auch nicht beobachtet gefühlt." „Ah, dein berühmter Instinkt. Gut, dass der nicht versagt so wie deine Stimme, wenn ich mit dir Liebe mache", sagte ich grinsend und erhielt prompt einen Klaps auf meinen Hinterkopf. „Ist doch wahr", murrte ich, erhielt aber nur ein leises Lachen. „Muss ich dich etwa daran erinnern, dass du kein Wort mehr hervorgebracht hast, als ich vorhin…" „Sagt dir das Sprichwort: Ein Gentleman genießt und schweigt etwas?" unterbrach er mich, zog mich mit sanfter Gewalt zum Fahrstuhl und blickte mich mit erhobener Augenbraue an. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Gentleman bist", entgegnete ich amüsiert und grinste ihn an. „Wenn ich mich recht erinnere, kommen die aus England, haben ein riesiges Schloss und tragen einen Zylinder auf dem Kopf. Und keiner der drei Punkte trifft auf dich zu – soweit ich weiß." Gibbs' Lachen wurde lauter, als er auf den Knopf für den Fahrstuhl drückte. Ich wurde nie müde, ihn so lachen zu hören, voller Freude und mit funkelnden Augen.
„Du bist ein unglaublicher Frechdachs, Tony", meinte er in dem Moment wo sich die Türen öffneten und den Blick auf die kleine Kabine freigaben. „Ich weiß ja, warum ich mich in dich verliebt habe", fügte er hinzu und zog mich in den Aufzug. „Weil du mich unwiderstehlich findest?" fragte ich und drückte auf den Knopf für die Forensik. „Das und weil du mich mit Leichtigkeit zum Lachen bringst. Außerdem schmeckst du unheimlich gut, deine Lippen machen mich verrückt, ich kann nie genug von deinen Küssen bekommen, geschweige denn von deinem Körper und…" Jethro drängte mich gegen die Fahrstuhlwand, sodass sich mein Rucksack ein wenig unangenehm in meinen Rücken bohrte. „Und?" brachte ich ein wenig atemlos hervor, als er seine freie Hand zu meinem Nacken wandern ließ. Seine Worte hatten mir die Röte in die Wangen getrieben und ich musste all meine Willenskraft aufbringen, damit meine Jeans nicht zu eng wurde.
„Und weil du der einzige Mensch bist, in dessen Armen ich mich unbeschreiblich geborgen fühle und der mir gezeigt hat, wie es ist, wieder zu leben", sagte er, bevor er seine Lippen auf meine presste, während uns der Fahrstuhl nach oben brachte. Ich ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen und schlang meine Arme um seine Taille, zog ihn so nahe wie möglich an mich heran. Ich gab meinen Versuch zu verhindern, dass mein Blut nicht Richtung Süden rauschte, auf und erwiderte voller Verlangen den Kuss. Nur am Rande bekam ich mit, wie der Aufzug ein leises Pling von sich gab, das ankündigte, dass wir im gewünschten Stockwerk waren, dennoch ließen wir beide nicht voneinander ab.
„Du weißt aber schon, dass es Direktor Shepard nicht gerne sieht, wenn wir mitten im Hauptquartier herumknutschen?" fragte ich atemlos, als Gibbs meine Lippen wieder freigab. Er blickte mich mit erhobenen Augenbrauen an und ich zuckte die Schultern. „Egal", meinte ich, vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog ihn wieder an mich, um ihn erneut zu küssen. Mir war vollauf bewusst, dass wir mittlerweile eine halbe Stunde zu spät waren und dass Jen deswegen sicher sauer war, aber ich wollte die uns verbleibende Zeit nutzen, ehe wir vollkommen in die Realität zurückkehren mussten.
Die Fahrstuhltüren schlossen sich wieder, ich ließ es zu, dass mich Jethro erneut gegen die Wand drückte und mir das Hemd an meiner linken Seite aus der Hose zog, um es nach oben zu schieben. Seine Hand legte sich warm auf meine Haut, seine Finger streichelten mich zärtlich und ich verlor immer mehr das Zeitgefühl. Irgendwann hörte ich wie durch Watte hindurch die Fahrstuhltüren aufgehen und ein lautes Räuspern, das nicht wirklich nett klang, unterbrach unsere Zweisamkeit.
Gibbs löste seine Lippen von meinen, wir drehten unsere Köpfe und sahen uns einer kleinen Gruppe von Menschen gegenüber, die wir nur allzu gut kannten. Abby grinste von einem Ohr zum anderen und wippte leicht auf ihren Fußballen auf und ab. Ziva blickte uns zufrieden an, ansonsten war ihre Miene vollkommen reglos. McGee wirkte ein wenig verlegen – zweifelsohne wegen dem kurzen Telefonat, das wir geführt hatten – und schien seinen Schuhen mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem Geschehen in seiner Nähe. Ducky lächelte uns freudig an und war sichtlich glücklich, dass er es geschafft hatte, Jethro und mich wieder zusammenzubringen. Direktor Shepard hingegen hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und blickte uns eine Spur ärgerlich an. Von wem das Räuspern gekommen war, war ziemlich offensichtlich.
„Würdet ihr die Güte haben, endlich aus dem Fahrstuhl herauszukommen? Ihr seid ja schlimmer als pubertierende Teenager", sagte sie und verzog missbilligend ihre Lippen. „Gerade deswegen sind die beiden so süß", meinte Abby und ihre Stimme überschlug sich beinahe vor Freude. Ich blickte Gibbs an, der wegen dem Kommentar der Goth seine Augenbrauen hob. Seine Wangen waren von unserem leidenschaftlichen Kuss gerötet, seine Lippen leicht geschwollen und seine Haare ein einziges Chaos. „Ich schätze, unsere Zweisamkeit ist dahin", sagte er bedauernd und löste seine Hand von meiner Hüfte. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, mir noch einen kurzen Kuss zu geben, ehe er einen Schritt zurücktrat. Ich nahm meine Hände aus seinen Haaren und strich sie ein wenig glatt, damit er nicht mehr den Eindruck erweckte, in einen heftigen Sturm geraten zu sein. Anschließend zog ich mir das Hemd komplett aus der Jeans und verdeckte damit die verräterischen Spuren, die der Kuss hinterlassen hatte.

„Ich habe es ja gewusst!" rief Abby, stürmte auf uns zu und schloss Jethro in eine kurze heftige Umarmung, nur um mir gleich darauf um den Hals zu fallen. „Euch beide bringt so schnell nichts auseinander! McGee hat uns von dem Telefonat erzählt und ich schwöre, er ist noch nie so rot im Gesicht gewesen! Ich freu mich ja so für euch!" Sie ließ mich wieder los und schien sich nicht sonderlich daran zu stören, dass sich meine Erektion an ihren Oberschenkel gepresst hatte.
Stattdessen grinste sie mich wissend an und bevor ich es verhindern konnte, umfasste sie meinen Hemdkragen und zog ihn von meinem Hals weg. „Was für ein Prachtexemplar", sagte sie und grinste noch breiter. „Oh Mann, ich wünschte, ich wäre letzte Nacht eine Fliege an der Schlafzimmerwand gewesen." „Abby!" kam es erschrocken von McGee, dessen Wangen rosa angelaufen waren. Die Forensikerin ließ meinen Kragen wieder los und drehte sich um. „Was denn, Timmy?" wollte sie mit unschuldiger Stimme wissen, was mich zum Grinsen brachte. „Gibbsman, du hast wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Ich wette, eure Versöhnung war mehr als heiß." „Also wirklich", kam es entrüstet von Jen und ihre Worte ließen sogar Jethro grinsen. „Wo Abby recht hat, hat sie recht", sagte er, verließ den Fahrstuhl und warf der Direktorin einen vielsagenden Blick zu.
Ich bückte mich, hob meinen Rucksack auf und folgte ihm nach draußen, wo ich erneut seine Hand mit meiner umfasste. „Wisst ihr, das erinnert mich an eine Geschichte aus dem Jahre 1989", begann Ducky, während wir das Labor betraten, wo ich meinen Rucksack wieder auf den Boden fallen ließ, meine Jacke auszog und sie achtlos auf Abbys Stuhl warf. Gibbs entledigte sich seines Mantels und setzte sich mit mir auf einen freien Tisch, nur um gleich darauf seine Finger mit meinen zu verschränken. Unsere Oberschenkel berührten sich und am liebsten hätte ich Jethro gesagt, er sollte seinen Arm um meine Schulter legen, aber ich wusste, Jen würde uns dann wahrscheinlich in verschiedene Ecken des Raumes verbannen. Trotz der missbilligenden Miene, die sie aufgesetzt hatte, konnte ich erkennen, dass sie doch ein wenig erleichtert war, dass sich Gibbs und ich nicht mehr stritten. Vielleicht hatte sie sich wirklich damit abgefunden, dass sie ihn an mich verloren hatte.
„…und schließlich ist Boris nach Frankreich geflogen, um seinen Freund zu besuchen. Ich habe diesen leider nur einmal getroffen und ich kann euch sagen, die beiden waren noch schwerer auseinander zu bringen als unser Liebespaar hier", redete Ducky weiter, ohne darauf zu achten, dass ihm nicht wirklich jemand zuhörte. „Vielleicht sollte ich den guten Boris mal anrufen und fragen, wie es ihm geht. Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört und es wäre interessant…" „Können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren?" unterbrach ihn die Direktorin auf dieselbe nette Art und Weise, wie es Jethro sonst immer machte.
„Aber natürlich", sagte der Pathologe und bedeutete ihr mit einem Schlenker seiner Hand, dass sie an der Reihe war. „Während ihr beide euch entschieden habt, den gestrigen Tag im Bett zu verbringen…" „Nur die Nacht. Und den Morgen", korrigierte ich Jen, die nicht gerade erfreut wirkte, dass ich sie unterbrochen hatte. „Spart bloß nicht an den Details", meinte Abby und blickte von einem zum anderen. „Also bitte, wir sind doch nicht hier, um über das Liebesleben von Tony und Gibbs zu reden", mischte sich Ziva ein und erhielt ein bekräftigendes Nicken seitens McGee. Die Forensikerin verzog enttäuscht ihre Lippen und lehnte sich an ihren Tisch. „Inklusive heute Morgen dreimal", sagte ich zu Abby, deren Gesicht sich sofort aufhellte. Gibbs hob seine Augenbrauen und blickte mich amüsiert an. „Und was war mit der Dusche?" fragte er mich, in dem Bewusstsein, dass dort überhaupt nichts passiert war, aber er konnte sich eine kleine Rache an Jen nicht verkneifen, die unseren Kuss vorhin unterbrochen hatte.
„Dann waren es wohl viermal", ging ich auf sein Spiel ein und grinste. „Wow, an eurem Stehvermögen kann sich so mancher Mann eine Scheibe abschneiden", meinte Abby ehrfürchtig und ihr Blick wurde träumerisch. „Können wir uns jetzt wieder auf das Wesentliche konzentrieren?" lenkte Jen das Gespräch in die von ihr gewünschte Richtung, ohne zu registrieren, dass sie denselben Wortlaut vorher bereits einmal verwendet hatte. Sie war sichtlich genervt von den ständigen Abschweifungen und ihre Augen war ein gefährliches Funkeln getreten, das uns nahe legte, dass sie mit ihrer Geduld am Ende war.
„Können Sie das Hemd holen, Abby?" wandte sie sich an die Forensikerin, die nickte und in den anderen Raum hüpfte. „Also, während ihr gestern eure Versöhnung gefeiert habt, haben wir uns den Kopf darüber zerbrochen, wie wir heute am besten bei Darien vorgehen. Und Miss Sciuto ist die dabei die Idee gekommen, dass es von Vorteil ist, wenn wir eure Unterhaltung mitverfolgen und notfalls sofort einschreiten können." „Deswegen habe ich auch eine winzige Wanze als Knopf getarnt und diesen an dem Hemd befestigt", meinte Abby, als sie wieder zu uns zurückkam und dabei besagtes Kleidungsstück, das blau war, in Händen hielt. „Ich habe die anderen Knöpfe ausgetauscht, damit sie vom Aussehen her zu der Wanze passen. Hier", fügte sie hinzu und gab Gibbs das Hemd. „Ich habe extra blau für dich genommen. Das betont so schön deine Augenfarbe." Jethros Mundwinkel zuckten und ich gab der jungen Goth innerlich Recht.
„Während Gibbs bei Darien ist, werden Tony, Ziva und ich im Wagen etwa einen Block entfernt warten, um im Notfall eingreifen zu können, falls Darien doch den Braten riecht. Außerdem wird euer Gespräch hierher übertragen, wo Agenten bereitstehen, um sofort die Bombe zu suchen, wenn der Ort des Anschlags bekannt ist." „Wenn alles gut geht, bist du ab heute Abend wieder offiziell am Leben, Jethro", sagte Jen und lächelte das erste Mal, seit wir hier eingetroffen waren. „Und Darien wird im Knast verrotten und dafür büßen, was er deinem Neffen angetan hat", entgegnete Ziva und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Das wird für ihn eine viel schlimmere Strafe als der Tod sein. Immerhin ist er ein sehr freiheitsliebender Mensch", erwiderte Ducky und blickte zu Gibbs, der nickte. „Ja, das ist er. Er hasst es, irgendwo eingesperrt zu sein." „Dann müssen wir dafür sorgen, dass er eine extra kleine Zelle bekommt", meinte ich und drückte aufmunternd seine Hand.
„Und dann könnt ihr heute Abend ausgiebig feiern. Ich wünschte, ich wäre wirklich eine Fliege", sagte Abby und zwinkerte verschwörerisch. „Wohl eher eine Fledermaus. Au!" rief McGee, als er einen Boxhieb von der Goth auf seinen Oberarm kassierte. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, ließ Jethros Hand los und glitt vom Tisch herunter. „Ein Gentleman genießt und schweigt", wiederholte ich das Sprichwort, das vorhin mein Freund verwendet hatte. Dieser verpasste mir daraufhin einen Klaps auf meinen Hintern und stand ebenfalls auf.
„Ich schätze, es ist Zeit, dass ich mich auf den Weg mache", sagte er und blickte mich bedauernd an. „Ich weiß", erwiderte ich und ein Gewicht schien sich auf meine Brust zu legen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, konnte Darien dort bleiben wo der Pfeffer wuchs. Ich wollte Gibbs nicht aus meinen Augen lassen, wollte ihn nicht alleine lassen, wollte in seiner Nähe sein. Die Tatsache, dass wir immer hören konnten, was er mit seinem alten Freund redete, beruhigte mich etwas, genauso wie die Aussicht, heute Abend wieder in seinen Armen einschlafen zu können. Nicht mehr lange und diese ganze Sache wäre endlich ausgestanden. Ich nahm mir ganz fest vor, Jethro zur Feier des Tages später einen weiteren Striptease zu gönnen, diesmal aber mit Musik und um einiges länger. Und vielleicht würde ich dann den schwarzen Tanga tragen, den ich mir vor kurzem heimlich besorgt hatte.
Ich musste ein Grinsen bei der Vorstellung unterdrücken, wie Gibbs große Augen bekam, wenn er mich in der knappen Unterwäsche sah und wenn es nach mir ging, konnte der Abend nicht schnell genug kommen.

„Sei vorsichtig", sagte ich schließlich und umarmte ihn fest. „Dann bekommst du nachher auch eine Belohnung", fügte ich verführerisch hinzu, weshalb Jethro unwillkürlich scharf einatmete. „Welche Belohnung?" fragte er mit heiserer Stimme. „Das ist eine Überraschung." Er löste sich aus meinen Armen und in seine Augen war ein verlangendes Funkeln getreten. „Wird mir die Überraschung gefallen?" „Oh ja. Du wirst im Anschluss mit einem breiten Grinsen durch die Gegend laufen", flüsterte ich in sein Ohr, sodass es die anderen nicht mitbekamen, vor allem Abby, die uns erwartungsvoll musterte. Das Funkeln wurde noch intensiver und ich merkte deutlich, dass ihn meine Worte alles andere als kalt ließen.
„Ich liebe dich, Tony." „Ich liebe dich auch." Jethro umfasste sanft mein Gesicht und küsste mich hingebungsvoll, bevor wir uns schweren Herzens voneinander trennen mussten. „Bis später", verabschiedete ich mich und erhielt ein Nicken, in dem ein Versprechen war, das Versprechen, dass er wieder zu mir zurückkehren würde. Er zog sich seinen Mantel an, nahm das blaue Hemd und ich blickte ihm ein wenig betrübt nach, als er das Labor verließ und gleich darauf im Fahrstuhl verschwand.
„Es wird schon alles glatt laufen", sagte McGee aufmunternd und ich seufzte. „Ich hoffe es. Ihn ein zweites Mal zu verlieren, würde ich nicht überleben. Keine Sekunde lang." „Kopf hoch, Tony", meinte Abby, kam auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. „Gibbsman hat doch einen guten Grund, lebend aus dieser Sache herauszukommen. Immerhin weiß er, dass du auf ihn wartest. Was ist das eigentlich für eine Überraschung?" „Abby!" riefen wir allesamt im Chor. „Was denn?"

Fortsetzung folgt...
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