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Washington D.C.
Freitag, 14. Februar
19:17 Uhr


Valentinstag – für mich normalerweise ein Tag wie jeder andere. Früher, wenn ich zu diesem Zeitpunkt eine Freundin gehabt hatte, hatte ich ihr entweder einen Blumenstrauß oder eine Schachtel Pralinen geschenkt, damit sie mir nicht vorwerfen hatten können, ich würde mich nicht um sie kümmern. Ich hatte nie das Bedürfnis nach einem Candlelight Dinner, einem romantischen Abendessen oder einem ausgedehnten Bad zu zweit verspürt. Manchmal war es mir sogar lästig erschienen, unbedingt etwas kaufen zu müssen, damit die Frauen zufrieden gestimmt worden waren. Keine meiner unzähligen Freundinnen hatte mir soviel bedeutet, dass ich meine romantische Ader für diesen Tag ausgegraben hätte – wahrscheinlich lag es auch daran, dass ich in keine von ihnen so richtig verliebt gewesen war.
Allerdings hatte sich meine Einstellung mittlerweile geändert und ich hatte es überhaupt nicht erwarten können, diesen 14. Februar mit Gibbs zu verbringen und mit ihm zu feiern, war es doch unser allererster Valentinstag, seit wir ein Paar waren. Auf einmal fand ich es nicht mehr lästig, all die herzförmigen Sachen und den damit verbundenen Kitsch in den Geschäften zu sehen, geschweige denn, dass hohe Gekicher von jungen Frauen, die zusammen überlegten, was sie ihrem Liebsten schenken sollten. Selbst ich hatte mir überlegt, ob und was ich Jethro kaufen sollte. Ich war vor ein paar Tagen vor den Regalen in einem Supermarkt standen und hatte mir alles genau angesehen, hatte überlegt, was meinem Freund gefallen würde.
Vor allem bei den herzförmigen Pralinen hatte ich lange überlegt, ob ich sie nehmen sollte und mir dabei vorgestellt, wie sie Gibbs von meinen Körper aß. Er liebte es, Lebensmittel auf meiner Haut zu verteilen und sie dann genüsslich zu essen, wobei er mich damit jedes Mal halbwegs in den Wahnsinn trieb. Er hatte vor allem eine Vorliebe für Schokosoße und Schlagsahne und das waren die Abende, wo ich meistens ganze zwei Stunden brauchte, um zum Höhepunkt zu gelangen, da sich Jethro immer jede Menge Zeit ließ. Er wusste genau, dass er mich auf diese Weise am meisten quälen konnte und wenn er an einem Tag seine gemeine Seite hervorkramte, ließ er mich so lange zappeln, bis ich alles gemacht hätte, um die Erfüllung zu erlangen. Aber ich beschwerte mich keineswegs darüber, sondern genoss es in vollen Zügen, dass er mir solche Aufmerksamkeit schenkte und ich fühlte mich im Nachhinein herrlich entspannt und schlief immer wie ein Baby – sicher geborgen in den Armen meines Freundes.
Aber ich liebte es genauso, ihn um den Verstand zu bringen, vor allem mit Honeydust. Er war wie Wachs in meinen Händen, wenn ich das Pulver mit einer Feder auf seiner Haut verteilte und dafür sorgte, dass es für kurze Zeit den Geruch von Sägespänen überlagerte. Und genau dasselbe hatte ich mir für diesen 14. Februar ausgedacht, nachdem ich zu der Erkenntnis gekommen war, dass Gibbs sicher kein rotes Plüschherz haben wollte – allerdings hatte ich mir rote Plüschhandschellen zugelegt, mit denen ich ihn ans Bett ketten wollte, um ihn anschließend vollkommen mit Honeydust zu bedecken, in dem Bewusstsein, dass er sich nicht wehren und vollkommen meiner Willkür ausgeliefert war. Diesen Valentinstag würde er auf keine Fälle vergessen, egal wie viele noch folgen würden. Aber keiner würde mehr so wie der heutige werden, war es doch unser erster und der sollte immerhin perfekt werden.

Fast zwei Wochen war es her, seit Jethro und ich wieder in unser normales Leben zurückgekehrt waren und ich hätte nie gedacht, dass ich es derart vermisst hatte, einen Tatort zu untersuchen und gleich darauf eine Kopfnuss zu kassieren, weil ich vergessen hatte, meinen Skizzenblock einzupacken. Nicht, dass es mich stören würde, wusste ich doch, dass ich abends immer für jeden Klaps, den er mir untertags verpasst hatte, einen heißen Kuss als Entschädigung bekam.
Es war einfach herrlich, Gibbs wieder im Großraumbüro zu haben und nicht zu einem leeren Schreibtisch sehen zu müssen, wenn ich den Kopf hob. Als wir am Montag nach dem ereignisreichen Wochenende gemeinsam und Hand in Hand den Fahrstuhl in der dritten Etage verlassen hatten, hätte man eine Stecknadel fallen hören, so ruhig war es in unserer Nähe auf einmal geworden. Sämtliche Agenten hatten Jethro angeblickt, als ob sie ein Gespenst vor sich hätten und bei den vielen fassungslosen Mienen hätte ich am liebsten mehr als einmal losgelacht, hätte mir mein Freund nicht einen warnenden Blick zugeworfen.
Innerhalb von einer Stunde hatte sich die Nachricht des Undercovereinsatzes herumgesprochen, genauso wie die Neuigkeit, dass dadurch eine gefährliche Verbrecherorganisation zerschlagen worden war. Keiner schien sich wirklich daran zu stören, dass Gibbs seinen Tod vorgetäuscht hatte. Sie schienen eher viel zu froh zu sein, dass sich meine gedrückte Stimmung mit einem Schlag verflüchtigt hatte und ich wieder der allseits fröhliche DiNozzo war. Nichtsdestotrotz machten sie einen Bogen um meinen Freund, wenn er wieder einmal seine griesgrämige Miene aufgesetzt hatte und jedem einen bösen Blick zuwarf, der es wagte, ihn zu stören.
Es war, als ob er nie weggewesen wäre und ich hatte sogar mit Freuden den Truck aufgetankt, als wir noch am Montag einen neuen Fall bekommen hatten. Dass es noch vor kurzem anders gewesen war, fühlte ich mittlerweile wie ein schlechter Traum an, der nach und nach verblasste, aber wohl für immer im hinteren Winkel meines Bewusstseins verankert bleiben würde.
Die Tatsache, dass Gibbs beinahe erschossen worden war, hatte mir vor Augen geführt, wie schnell das Leben zu Ende sein konnte und dass man jede Minute genießen sollte, die einem auf dieser Erde blieb. Noch am Samstag hatte mir Jethro erzählt, dass ihn Jen noch einmal angerufen und ihn genötigt hatte, eine schusssichere Weste zu tragen. Wir alle hatten nichts davon gewusst, dass ihm die Direktorin heimlich, als sie ihm den Zweitwagen besorgt hatte, dort eine solche Weste im Kofferraum platziert hatte. Ich war ihr derart dankbar dafür gewesen, dass sie ihn dazu überredet hatte, eine anzuziehen, dass ich gleich am Montag zur ihr ins Büro hinaufgegangen war und mich bedankt hatte – und mich auch noch für meinen Wutausbruch entschuldigt hatte, wo ich ihr vorgeworfen hatte, Gibbs und mich auseinanderbringen zu wollen, in der Hoffnung, er würde zu ihr zurückkehren.
Jen hatte alles mit einem Kopfnicken zur Kenntnis genommen, meine Entschuldigung angenommen und mir nahe gelegt, Jethro nicht mehr gehen zu lassen, egal welcher Sturkopf er manchmal sein konnte. Sie hatte mir offen gesagt, dass sie es wunderbar fand, dass ihr ehemaliger Partner so glücklich war und endlich den Menschen, der mit ihm den Rest seines Lebens verbringen würde, gefunden hatte. Die Direktorin war mit schuld, dass ich so viel leiden hatte müssen, aber gleichzeitig hatte sie Gibbs das Leben gerettet und dafür war ich ihr immens dankbar. Wir hatten mit einem Handschlag besiegelt, das Vergangene ruhen zu lassen und einen Neustart zu versuchen. Seit dem war Jen viel freundlicher zu mir und ich hatte auch nichts dagegen, wenn sie Gibbs hin und wieder zu nahe an den Pelz rückte, wenn sie sich anhörte, wie die Ermittlungen in einem Fall standen. Ich musste nicht mehr auf sie eifersüchtig sein und sie hatte akzeptiert, dass sie Jethro an mich verloren hatte.

Der heutige Tag hatte sich ein wenig in die Länge gezogen, schon alleine deswegen, weil ich es nicht erwarten hatte können, dass es endlich Abend geworden war. Noch dazu war uns kein neuer Fall ins Haus geflattert und mir war nichts anderes übrig geblieben, als Berichte zu überarbeiten und mir alte Akten zu Gemüte zu führen. Außerdem hatte ich meinen Schreibtisch auf Vordermann gebracht und es endlich geschafft, ihn ein wenig von dem Chaos zu befreien, das ich so gerne hinterließ.
Aber das Beste war gewesen, dass ich Ziva und McGee nach meinem Willen hin- und herscheuchen hatte können, da Gibbs überraschend kurz nach Mittag erklärt hatte, er müsse noch etwas Dringendes erledigen und hatte mir kurzerhand die Leitung des Teams übertragen – mit dem Nachsatz, dass ich das nicht ausnützen und meine beiden Kollegen in Ruhe lassen sollte, was ich nicht wirklich getan hatte. Es hatte mir viel zu sehr Spaß gemacht, den beiden zu sagen, was sie tun sollten.
Ich hätte es sicher noch mehr genossen, hätte ich gewusst, was Gibbs so Wichtiges machen musste. Er hatte beinhart geschwiegen, als ich ihn gelöchert hatte und nicht einmal mein Dackelblick hatte geholfen, wo ihn dieser doch normalerweise weich wie Butter werden ließ. Stattdessen hatte er mir einen kurzen Abschiedskuss gegeben und mir gesagt, ich sollte am Abend bei ihm vorbeikommen und dabei meine enge schwarze Jeans und das schwarze Hemd tragen – die Sachen, von denen ich wusste, dass er mir sie jedes Mal am liebsten sofort vom Körper reißen wollte, wenn er mich darin sah. Es war ein sicheres Zeichen dafür, dass eine mehr als heiße Nacht vor mir liegen würde und gerade das hatte es mir so schwer gemacht, mich am Nachmittag auf die alten Akten zu konzentrieren.
Trotzdem wurmte es mich noch immer, dass ich nicht wusste, was Jethro zu tun hatte und warum er es mir nicht erzählte. Oder aber es war eine Überraschung – wobei er normalerweise Überraschungen hasste, bis aus wenige Ausnahmen. Vielleicht hatte ihm auch Jen aufgetragen, etwas zu erledigen, bevor wir in unser wohlverdientes Wochenende starten würden. Was immer es auch war, ich würde es herausfinden und musste ich noch so viel nachbohren.
Allerdings war Gibbs nicht der Einzige, der sich an diesem Tag ein wenig seltsam benahm. Abby war am Nachmittag ganze fünf Mal vom Labor heraufgekommen und hatte mich ständig neugierig, mit einem breiten Lächeln und einem Glitzern in den Augen angesehen, das mir irgendwie gar nicht behagt hatte. Sie hatte auf mich den Eindruck erweckt, irgendetwas erzählen zu wollen und würde deshalb gleich platzen. Aber statt den Mund aufzumachen und es mir zu sagen, hatte sie sich jedes Mal zu McGee gewandt und die beiden hatten eine Diskussion über Computer angefangen, wobei ich bereits nach dem ersten Satz den Faden verloren hatte.
Abbys seltsames Verhalten hatte ich schließlich auf den Valentinstag geschoben und vielleicht hatte sie ja einen neuen Freund, von dem sie hoffte, dass er ihr ein riesiges Geschenk machte. Trotzdem… ständig hatte ich das Gefühl gehabt, dass ihr Blick auf mir geruht hatte, wenn ich mich wieder mit den Akten beschäftigt hatte, aber weder Ziva noch Tim hatten eine Antwort darauf gehabt, warum die Forensikerin so aus dem Häuschen war, wobei sie sonst immer gleich herumerzählte, warum sie so hibbelig war. Ihr Schweigen darüber machte mich noch misstrauischer als Jethros plötzlicher Abgang kurz nach Mittag. Irgendetwas ging hier vor sich und ich würde nicht eher ruhen, bis ich wusste, was. Wüsste ich nicht, dass Gibbs nicht auf Geheimniskrämerei stehen würde, würde ich glatt annehmen, dass er und Abby unter einer Decke steckten.
Ich war wirklich versucht gewesen, die junge Goth so lange zu bereden, dass sie endlich mit der Sprache herausrückte, dass sie mir endlich verriet, warum sie sich so seltsam benahm, aber ich hatte erkannt, dass es sinnlos gewesen war, da sie sich nicht einmal durch einen CafPow weichklopfen hatte lassen. Sie hatte ihn nur genommen, sich meine Fragen bezüglich ihres Verhaltens angehört und nur gemeint, sie wäre einfach nur glücklich. Über das Warum hatte sie kein Wort verloren und mich aus ihrem Labor gescheucht, so als ob sie an etwas Geheimen arbeiten würde.
Hatte ich nichts aus Abby herausbringen können, so war ich mir sicher, dass ich bei Gibbs mehr Erfolg haben würde. Die Plüschhandschellen und das Honeydust hatte ich bereits vor ein paar Tagen unter ein paar meiner Shirts versteckt und somit würde ich die beiden Sachen schnell in Griffweite haben, um sie heute einsetzen zu können. Es ging doch nichts um ein wenig lustvolle Folter, um meinen Freund zum Reden zu bringen und ich würde es schamlos ausnutzen, dass er von Honeydust jedes Mal so unglaublich angeturnt war.

Mit einem sanften Ruck brachte ich meinen Mustang hinter Jethros Wagen in der Auffahrt seines Hauses zum Stehen, schaltete den Motor ab und blickte in den Rückspiegel, um meine Frisur zu überprüfen. Ich hatte es so hinbekommen, dass meine Haare lässig verwuschelt waren und hatte extra ein wenig von dem Parfüm, das nur für besondere Anlässe war, aufgetragen – immerhin war heute so ein besonderer Anlass. Unser allererster gemeinsamer Valentinstag, den wir wohl bis in die Morgenstunden feiern würden. Nicht, dass es mich stören würde, immerhin war morgen Samstag und wir hatten keinen Dienst, von daher konnten wir anschließend so lange schlafen wie wir wollten.
Ich grinste bei der Vorstellung, dass wir beide nicht viel Schlaf finden würden und riss mich von meinem Anblick im Spiegel los. Die Sonne war bereits untergegangen und hatte einem weiteren eisigen Abend Platz gemacht. Der Schnee war untertags ein wenig geschmolzen, aber er lag trotzdem noch zentimeterdick am Boden. Es war ruhig in dieser Wohngegend und ich liebte es, hier zu sein, in diesem Haus, in dem ich mich einfach pudelwohl fühlte.
Allerdings brannte heute hinter fast keinem der Fenster, die zur Straße hinausgingen, ein Licht, was ein wenig seltsam war. Nur unter der Eingangstür drang ein heller Schimmer nach draußen, das einzige Zeichen, dass jemand zu Hause war. Nicht einmal der Keller war beleuchtet und mein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Irgendetwas hatte Gibbs für mich vorbereitet, das erkannte ich sofort. Ich war wohl nicht der Einzige, der sich Gedanken über unseren ersten gemeinsamen Valentinstag gemacht hatte und grenzenlose Neugierde überrollte mich, ließ mich blitzschnell aus dem Mustang aussteigen und zur Tür eilen.
Ich lauschte mit gespitzten Ohren, aber ich konnte nichts im Inneren hören, kein Geräusch, das mir eventuell verraten hätte, was auf mich warten würde. Vorsichtig, so als ob sie sonst explodieren würde, öffnete ich die Tür und herrliche Wärme empfing mich, als ich über die Schwelle trat. Die kleine Lampe, die auf einem Tisch neben der Tür stand, beleuchtete sanft den Vorraum und ich hielt mitten in der Bewegung, die Eingangstür mit dem Fuß zu schließen inne, als mein Blick auf die Treppe, die in den ersten Stock führte, fiel.
Meine Augen weiteten sich überrascht und ich blinzelte ein paar Mal, aus Angst, ich würde mich im falschen Haus befinden. Aber alles blieb gleich und eine Welle der Zärtlichkeit überrollte mich, als ich schließlich realisierte, dass Jethro wirklich etwas für mich vorbereitet hatte. Ein liebevolles Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und von meinem Magen strömte ein Schwarm Schmetterlinge aus, der meinen Körper mit einem Prickeln überzog.
Ich entledigte mich in Rekordzeit meiner Jacke und ließ sie achtlos auf den Boden fallen, wollte mich nicht umdrehen, um sie an einen der Haken neben der Tür, die ich schließlich mit einem Fußtritt schloss, hängen – viel zu sehr hatte ich die Befürchtung, es wäre nur ein Traum und ich würde an meinem Schreibtisch im Hauptquartier aufwachen.
Ich sah erneut wie gebannt auf die Spur aus roten Rosenblüten, die die Treppe nach oben führte und schließlich aus meinem Blickfeld verschwand. Die Fährte begann genau dort, wo ich in diesem Moment stand – kurz hinter der Tür. Der süße Duft der Blumen hatte sich schwach ausgebreitet und in diesem Moment empfand ich so viel Liebe für Jethro, dass meine Knie butterweich wurden. Mein Vorhaben, ihn mit Honeydust zu quälen, verpuffte in einer Rauchwolke – stattdessen wollte ich ihn in dieser Nacht langsam lieben, ihm dafür danken, dass er sich solche Mühe für mich gemacht hatte.
Es war das erste Mal, dass er eine solche Spur aus Rosenblüten gelegt hatte und ich hatte nicht einmal gewusst, dass er etwas derart Romantisches in petto hatte. Obwohl ich dachte, ihn mittlerweile zu kennen, überraschte er mich immer wieder und ich brannte darauf zu erfahren, was mich oben erwarten würde. Ich war mir sicher, dass Gibbs dort auf mich warten würde, sonst wäre er schon längst oben an der Treppe erschienen - ich hatte laut genug die Tür ins Schloss geworfen, um auf mich aufmerksam zu machen.
Vorsichtig, um die Spur nicht zu zerstören, trat ich über die Rosenblüten und ging auf die Treppe zu, stieg Stufe für Stufe hinauf, folgte der Fährte, die Jethro für mich gelegt hatte. Auch im Flur der ersten Etage brannte kein Licht und nur aus dem Schlafzimmer drang ein Flackern – hell genug, um die Blüten zu erkennen, die mich zu diesem Raum führten. Mein Herz schlug noch um einen Tick schneller, setzte aber gleich darauf für einen Schlag aus - und mir stockte buchstäblich der Atem, als ich das Schlafzimmer betrat.
Auf jeder erdenklichen Fläche der Einrichtung standen langstielige weiße Kerzen, die einen zarten Duft verströmten und eine unglaublich romantische Atmosphäre schufen. Die Vorhänge waren zugezogen und sperrten somit das helle Mondlicht aus. Das Bett war mit einer roten Seidenbettwäsche bezogen und auf dem Nachttisch standen eine noch geschlossene Flasche Champagner in einem Kühler und zwei dazupassende Gläser.
Die vielen Kerzen und die Bettwäsche erinnerten mich unwillkürlich an Gibbs' Geburtstag, nur dass ich damals keinen Champagner und Rosenblüten verwendet hatte – außerdem lag keine Ringschachtel mitten auf dem Bett.
Ich blickte schließlich zu Jethro, der neben dem Bett stand und mich liebevoll anblickte – und mir stockte erneut der Atem. Er trug das dunkelblaue Hemd, das ich so sehr an ihm mochte, das seine blauen Augen vorteilhaft betonte und dieselbe Wirkung auf mich hatte, wie meine schwarze Kleidung auf ihn. Er war so unglaublich attraktiv und ich konnte mich nur mit Mühe daran hindern, auf ihn zuzustürmen, ihn auf das Bett zu schubsen und ihm die ganzen Klamotten vom Leib zu reißen. Stattdessen ging ich langsam auf ihn zu und lächelte ihn meinerseits liebevoll an.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich war sprachlos und unglaublich ergriffen, dass es jemanden gab, der für mich etwas derartig Romantisches gemacht, mir gezeigt hatte, dass ich das Wichtigste für ihn war und er mich unbeschreiblich liebte. Da ich nicht mit Worten ausdrücken konnte, was es mir bedeutete, dass Jethro das alles für mich getan hatte, schlang ich, als ich ihn erreicht hatte, meine Arme um seine Taille und gab ihm den zärtlichsten Kuss, den er je von mir erhalten hatte – und dieser sagte mehr als tausend Worte.
Gibbs legte eine Hand auf meine rechte Wange, als ich mich wieder von ihm gelöst hatte und streichelte sanft meine Haut. Seine Augen funkelten mich mit so viel Liebe an, dass meine Knie butterweich wurden und ich ihn unwillkürlich noch näher an mich zog. „Ich hatte gehofft, dass du ein wenig von deinem Parfüm für besondere Anlässe verwendest", sagte er schließlich leise, beugte sich leicht nach vorne und schnupperte an meinem Hals. „Du riechst unglaublich gut", fuhr er fort und drückte mir einen zärtlichen Kuss, der mich erschauern ließ, an die Stelle knapp unter meinem rechten Ohrläppchen. „Du bist einfach wunderschön", flüsterte er und drückte einen weiteren kleinen Kuss unterhalb meines linken Ohrläppchens an meinen Hals. „Manchmal frage ich mich, warum du dich ausgerechnet in mich verliebt hast, in einen schlecht gelaunten, alten Bastard wie mich."
Jethro hob seinen Kopf und blickte mir direkt in meine Augen, lächelte leicht, als er meine roten Wangen bemerkte, die sich bei seinen Worten verfärbt hatten. Ich nahm einen Arm von seiner Taille und umschloss mit meiner Hand seine Finger, die weiterhin auf meiner Haut ruhten. „Du bist nicht alt, Jethro", erwiderte ich, drehte meinen Kopf und drückte einen Kuss auf seine Handfläche. „Du bist auch kein Bastard und ich habe mich in dich verliebt, weil du der Einzige bist, der mich vollkommen macht, mit dem ich lachen aber auch weinen kann", ich hielt inne und verzog meinen Mund zu einem schiefen Lächeln, „allerdings kann ich nicht abstreiten, dass du öfters schlecht gelaunt bist." Gibbs lachte leise, beugte sich nach vorne und gab mir einen Kuss, der in Windeseile leidenschaftlich wurde.
Ich ließ seine Hand los, legte sie auf seine Hüfte und ließ mich einfach fallen, ließ es zu, dass er die Führung über diesen Kuss hatte. Er vergrub seine Finger in meine Haare und zog meinen Kopf so nahe wie möglich zu sich heran.
„Herzlichen Glückwünsch zu unserem ersten gemeinsamen Valentinstag", sagte er schließlich etwas außer Atem, als er mich wieder freigegeben hatte. „Und du hast eindeutig dafür gesorgt, dass ich ihn nie vergessen werde", erwiderte ich und blickte zu all den Kerzen, die im Schlafzimmer verstreut waren. „Das ist einfach… ich weiß noch immer nicht, was ich sagen soll." „Dann kann ich nur hoffen, dass du deine Sprache bald wiederfinden wirst", meinte Jethro, ließ meinen Kopf los, löste meine linke Hand von seiner Hüfte und verschränkte unsere Finger miteinander.
„Denn diese wirst du gleich brauchen", fügte er hinzu und lächelte schief, als er meinen verwirrten Gesichtausdruck bemerkte – der noch verwirrter wurde, als ich bemerkte, wie plötzlich Nervosität in seine Augen trag. Er schluckte kräftig, räusperte sich und umschloss meine Hand noch fester. Ich wollte etwas sagen, erkannte aber, dass es klüger war, zu schweigen, abzuwarten, was Gibbs los werden wollte.
„Ich bin nicht gut in Reden halten, aber ich versuche es einfach", begann er und räusperte sich ein weiteres Mal. „Mir ist am Sonntag, also kurz nach dem Darien verhaftet worden ist, wieder einmal bewusst geworden, dass du das Wichtigste in meinem Leben bist, Tony und dass ich für immer mit dir zusammen sein will. Ich weiß, ich bin nicht der einfachste Mann und ich habe dich absichtlich verletzt, als ich vorgegeben habe, tot zu sein. Aber wie du bereits am Friedhof gesagt hast, war unsere Liebe stark genug, um alles zu überstehen und sie wird auch weiterhin stark genug sein, um durchzustehen, was die Zukunft für uns bereithält. Für mich war die Sache mit Darien und dass du mir verziehen hast, der Beweis, dass unsere Beziehung für die Dauer geschaffen ist und wie ich es versprochen habe, werde ich dich nie wieder alleine lassen. Ich liebe dich, Tony, mit meinem Herzen und mit meiner Seele und bei Gott, diese Liebe wird von Tag zu Tag immer tiefer. Du bist mein Leben und ich brauche dich wie die Luft zum Atmen."
Jethro hielt inne und mir klopfte mittlerweile das Herz bis zum Hals. Er blickte mich weiterhin liebevoll an, aber die Nervosität in seinen Augen war stärker geworden – und sie hatte sich auf mich übertragen. Mein Atem hatte sich beschleunigt und mit jedem Wort, das Gibbs gesagt hatte, war ich innerlich unruhiger geworden. Mein Herz hatte schon längst erkannt, worauf seine kurze Rede hinauslaufen würde, mein Verstand hingegen realisierte es noch nicht vollkommen, konnte nicht glauben, was sich gerade abspielte.

Jethro ließ meine Hand los, trat einen Schritt zurück und meine Augen weiteten sich ungläubig, als er langsam auf ein Knie herabsank. Ohne unseren Blickkontakt zu unterbrechen, ließ er seine Hand in seine Hosentasche gleiten und holte gleich darauf eine schwarze, kleine, quadratische Schachtel hervor. Er drehte sie und öffnete sie schließlich, brachte damit einen silbernen Ring zum Vorschein, der demjenigen, den ich ihm zu seinem Geburtstag geschenkt hatte, vollkommen glich. Er steckte in schwarzem Samt und glänzte leicht in dem Schein der vielen Kerzen.
Mein Atem ging mittlerweile ein wenig keuchend und ich sah zu Gibbs hinunter, aus dessen Augen jede Spur von Nervosität verschwunden war. „Anthony DiNozzo, willst du mich heiraten?" stellte er die Frage aller Fragen und von der ich in den letzten Monaten oft geträumt hatte. Nur war da ich derjenige gewesen, der auf ein Knie herabgesunken war, um die Worte zu sagen, die ich seit Jethros Geburtstag von mir geben hatte wollen.
Mein Herz klopfte wie verrückt und für einen Moment hatte ich das Gefühl, ich würde meine Sprache überhaupt nicht mehr finden. Mein Hals war staubtrocken und ich starrte für ein paar Sekunden auf meinen Freund hinunter, der vor mir kniete und um meine Hand anhielt, mir einen Heiratsantrag machte. Und auf einmal wurde auch meinem Verstand bewusst, dass es kein Traum war, dass es wirklich passierte, dass Jethro hier war, einen Ring in der Hand hielt und mich bat, ihn zu heiraten.
Auf meinen Lippen bildete sich das breiteste Lächeln, das ich je zu Stande gebracht hatte und mein Körper wurde von einer Welle des reinsten Glücks überrollt. Ich brauchte nicht einmal über die Antwort nachzudenken, folgte einfach meinem Herzen. „Ja", brachte ich schließlich hervor – zwei Buchstaben, die unser Leben für immer verändern würden. „Ja, ich will dich heiraten", wiederholte ich und meine Stimme überschlug sich beinahe vor Freude.
Gibbs' Gesicht schien auf einmal vor Glück nur so zu strahlen und jetzt war es an ihm, breit zu lächeln. Seine Augen funkelten mich voller Liebe an, er stand überraschend geschmeidig auf und nahm den silbernen Ring aus der Box, schloss die Schachtel und steckte sie in seine Hosentasche zurück. Er hielt das Kleinod so, dass ich problemlos die Innschrift erkennen konnte, die in das Metall eingraviert worden war. „In Liebe, Jethro?" fragte ich und sah ihn mit erhobener Augenbraue an. „Damit du das niemals vergisst", erwiderte er und ich musste unwillkürlich leise lachen, als er denselben Wortlaut verwendete wie ich an seinem Geburtstag. „Das würde ich auch so nie vergessen", meinte ich schließlich und mein Herz machte einen freudigen Hüpfer, als er meine linke Hand nahm und den Ring an meinen Ringfinger steckte – er passte einfach perfekt.
Mein Innerstes war noch immer mit Unglauben erfüllt, dass mir Gibbs tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht hatte und ich wusste, ich brauchte sicher ein wenig, um alles zu realisieren. Voller Freude betrachtete ich den Ring an meinem Finger und ich konnte mich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein. „Ich liebe dich, Jethro", sagte ich schließlich und schlang meine Arme um seinen Nacken, zog ihn ganz nahe an mich heran. „Ich liebe dich auch, Tony", erwiderte er, beugte sich nach vorne und verschloss meine Lippen mit seinen. Mit diesem Kuss besiegelten wir unsere Verlobung und ich hatte das Gefühl, auf Wolke sieben zu schweben.
Und mit einem Mal war mir auch klar, warum Gibbs heute kurz nach Mittag aus dem Büro verschwunden war, warum er geschwiegen hatte, als ich ihn mit Fragen gelöchert hatte – er hatte die Stunden dazu genutzt, um alles perfekt zu machen, und das war es. Diesen Abend würde ich nie vergessen, würde mich immer daran erinnern, wie sein Gesicht gestrahlt hatte, als ich seinen Antrag angenommen hatte. Dieser Valentinstag war wirklich der Beste, den ich je erlebt hatte und jeder darauffolgende würde etwas Besonderes sein – jetzt gab es noch einen Grund mehr, den 14. Februar zu feiern.

„Wir werden heiraten", sagte ich voller Freude, als wir uns gelöst hatten und ich strahlte meinen Freund regelrecht an. ‚Deinen Verlobten', korrigierte ich in Gedanken. Es klang noch immer ein wenig ungewohnt, aber es war einfach unbeschreiblich schön. „Wir werden tatsächlich heiraten", wiederholte ich, so als ob ich meinen Verstand weiterhin davon überzeugen musste, dass ich nicht träumte.
„Ja, wir werden heiraten", erwiderte Jethro und streichelte mir liebevoll durch meine Haare. „Und damit du es weißt: ich habe nicht vor, dich in die Reihen meiner Ex-Frauen aufzunehmen." Ich lachte leise bei seinen Worten und berührte zärtlich seine Nasenspitze mit meiner. „Das ist aus zwei Gründen gar nicht möglich", meinte ich und grinste. „Und welche wären das?" wollte er wissen und ließ seine Hände zu meinen Hüften wandern, wo er mein Hemd nach oben schob und seine Finger auf meine bloße Haut legte. Ich schluckte mühsam und musste aufpassen, nicht mit den Gedanken abzuschweifen.
„Erstens: ich bin keine Frau", antwortete ich schließlich und keuchte leise, als Gibbs anfing, meinen Rücken zu liebkosen. „Und zweitens?" „Zweitens werde ich dich nie wieder gehen lassen. Du gehörst jetzt mir", fügte ich zärtlich hinzu und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Er seufzte glücklich und schmiegte sich an mich. „Das klingt doch perfekt", sagte er und drückte mich an sich. „Und du gehörst mir, Tony. Für immer und ewig."
Ich schloss kurz meine Augen, sog seinen Duft förmlich in mich ein, bevor ich mich aus seiner Umarmung löste und mit dem Kopf in Richtung Champagner nickte. „Ich glaube, es wird Zeit, dass wir anstoßen, oder?" Jethro nahm als Antwort meine Hand und zog mich zum Nachttisch, wo er die Flasche aus dem Kühler holte und sich geschickt am Korken zu schaffen machte. Ich schnappte mir die Gläser und zuckte gleich darauf kurz zusammen, als ein lauter Knall erklang und der Korken irgendwo im Schlafzimmer auf dem Boden landete.
Gibbs füllte die Flöten mit der goldenen Flüssigkeit, stellte die Flasche in den Kühler zurück und nahm eines der Gläser, das ich ihm reichte. „Auf uns", sagte ich und blickte ihm direkt in die Augen. „Auf unsere gemeinsame Zukunft", erwiderte Jethro, stieß sein Glas gegen meines und wir beobachteten uns gegenseitig, als jeder einen großen Schluck vom Champagner nahm. Dieser prickelte auf meiner Zunge und schmeckte einfach herrlich, sodass ich wahrscheinlich das ganze Glas in einem Zug geleert hätte, würde es mir Gibbs nicht aus den Fingern nehmen.
„Jetzt", meinte er und stellte die beiden Flöten auf den Nachttisch zurück. „Jetzt?" wollte ich wissen und grinste, als er mich an sich zog und voller Begehren anblickte. „Jetzt werden wir unsere Verlobung feiern. Und ich fürchte, wir werden in dieser Nacht nicht schlafen." Seine Worte schickten eine Welle der Lust durch meinen Körper und ich spürte, wie meine enge Jeans auf einmal noch enger wurde. „Wer braucht denn Schlaf?" brachte ich heiser hervor und ließ es widerstandslos zu, dass er mich zum Bett drängte, wo er mich sachte auf den Rücken legte und sich auf seinen Händen abstützte, um mich nicht zu zerquetschen.
Als Antwort auf meine vorherige Frage, presste er seine Lippen auf meine und küsste mich voller Liebe, Zärtlichkeit aber auch Leidenschaft. Dieser Kuss war einfach perfekt, genauso wie der Mann in meinen Armen – mein Freund, mein Verlobter und künftiger Ehemann.

Fortsetzung folgt...
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