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Fast zwei Stunden nachdem wir das Haus von Mrs. Wilder verlassen hatten, betraten wir das Großraumbüro. Zu meiner Freude hatte Jethros rasanter Fahrstil nicht viel gebracht, da wir auf halbem Weg am Highway in einen kilometerlangen Stau geraten waren, nachdem sich irgendwo vor uns ein Auto überschlagen und sich schließlich quer zur Fahrbahn gestellt hatte. Da ich seine Drohung, mich einfach auszusetzen, noch immer nicht vergessen hatte, hatte ich es doch tatsächlich geschafft, mir einen Kommentar zu verkneifen, dass es wohl zu spät war, um auf eine seiner speziellen Abkürzungen auszuweichen. Zu unser beider Glück, wie ich gestehen musste, da Gibbs sicher nicht erfreut gewesen wäre, hätte ich den halbverdauten Hamburger im Wagen wieder von mir gegeben.
Wir hatten uns anfangs die Zeit damit vertrieben, uns um den Radiosender zu streiten und als ich schließlich nachgegeben hatte, war ich prompt mit einem langen heißen Kuss belohnt worden. Der drallen Blondine in dem Cabrio rechts von uns, die uns ständig unverhohlen gemustert hatte, war die Kinnlade heruntergefallen und sie hatte doch tatsächlich ihrem kleinen Schoßhündchen, das sie in den Armen gehalten und gestreichelt hatte, mit beiden Händen die Augen zugehalten. Dieser Anblick hatte mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert und um ihr ein kleines Schauspiel zu liefern, hatte ich Jethro erneut geküsst, der erst danach mitbekommen hatte, dass ich damit die Blondine neben uns ein wenig hatte ärgern wollen. Eine Sekunde später hatte er mir eine Kopfnuss verpasst, etwas von Kindergarten und dass er mich wohl dort anmelden sollte, gemurmelt und sich wieder auf seine Seite verzogen. Da ich gemerkt hatte, dass er ein wenig verspannt war, hatte ich unwillkürlich beschlossen, ihm heute Abend eine Massage zu verpassen â€" mit meinem Lieblingsöl, wo er danach herrlich nach Kokos riechen würde.
Diese Vorstellung hatte mein Bedürfnis, die Blondine mit ihrem Schoßhündchen zu ärgern, verpuffen lassen, stattdessen hatte ich bereits in Gedanken Gibbs’ Schultermuskeln geknetet, war mit meinen Händen weiter nach unten gewandert und um ihn ein wenig zu quälen, hatte ich seinen Hintern ausgelassen. Als ich seine Hüften ein wenig angehoben hatte, um ihn auch vorne massieren zu können, war ich unvermittelt in die Realität zurückgerissen worden, als sich die Autos vor uns in Bewegung gesetzt hatten und er das Gaspedal bis zum Boden durchgedrückt hatte.

Ich rieb mir den Bauch an der Stelle, in die sich der Sicherheitsgurt gebohrt hatte, nachdem Jethro in der Tiefgarage wieder einmal abrupt angehalten hatte â€" ich hatte es ihm angesehen, dass er nur auf einen entsprechenden Kommentar meinerseits gewartet hatte. Da ich aber nicht scharf darauf war, bis nächstes Jahr zu warten, bis ich mein Geschenk bekam, hatte ich schweren Herzens geschwiegen und beschränkte mich darauf, über die leicht pochende Stelle an meinem Körper zu fahren, um ihm zu signalisieren, was ich von seinen Haltemanövern hielt â€" was mir prompt einen belustigten Blick einbrachte. „Willst du mir etwas sagen, Tony?“ fragte er beinahe unschuldig, während wir zu unseren Plätzen gingen. „Nein“, brummte ich, ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen und setzte mich auf meinen Stuhl. „Hätte ich auch nicht gedacht“, erwiderte er mit einem leichten Grinsen, verstaute seine Waffe in der obersten Schublade und wandte sich an Ziva, die an ihrem Tisch saß und uns interessiert beobachtete â€" McGee war nirgends zu sehen.
„Wo ist denn Bambino?“ wollte ich wissen und lehnte mich gemütlich zurück. „Unten bei Abby. Er hilft ihr bei… einigen Beweisen“, sagte sie, wobei es mir nicht entging, dass sie vor den letzten beiden Wörtern ein wenig gezögert hatte. Außerdem sah sie so aus, als ob sie sich mit Mühe ein Grinsen verkneifen musste, jedenfalls zuckten ihre Mundwinkel verräterisch. „Habt ihr etwas von Darlene erfahren können?“ fragte Gibbs, der anscheinend ihre Gesichtsmimik nicht bemerkte oder sie einfach ignorierte.
„Nur, dass Nigel Wilder vor ungefähr zwei Wochen mit einem jungen Mann in dem Sexshop gewesen ist.“ „Das könnte der Freund sein, von dem uns seine Mutter erzählt hat“, meinte ich und verschränkte meine Hände hinter meinem Kopf. „Darlene weiß keinen Namen, aber dafür haben wir… eine wirklich genaue Beschreibung von ihm. Und er scheint auf SM zu stehen, jedenfalls hat er sich sehr für Lederfesseln interessiert. Er mag wohl keine Handschellen“, fügte sie hinzu und ich warf ihr daraufhin meinen bedrohlichsten Blick zu. „Sonst noch etwas, Officer David?“ knurrte Gibbs, der genauso wie ich erkannt hatte, worauf Zivas letzter Kommentar hinauslief. Diese schüttelte ihren Kopf. „Nein, außer dass…“ Sie wurde unterbrochen, als Jethros Handy klingelte. „Außer was?“ bohrte ich nach, bekam aber keine Antwort, da ein „Abby hat etwas für uns“ jeden Versuch der Israelin etwas zu sagen, im Keim erstickte. Mein Instinkt verriet mir jedoch, dass ich früh genug eine Erklärung erhalten würde.
Gibbs eilte an uns vorbei und hatte fast den Fahrstuhl erreicht, noch ehe Ziva und ich richtig aufgestanden waren. Diese warf mir einen Blick zu, den ich nicht wirklich deuten konnte und mich zu einem Stirnrunzeln verleitete. In ihren Augen lag ein gemeines Funkeln und sie machte auf mich den Eindruck, mich gleich höhnisch angrinsen zu wollen. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ rief Jethro ungeduldig von der kleinen Kabine aus und verhinderte somit, dass ich die Israelin fragen konnte, was mit ihr los war. Wir konnten uns gerade noch in den Aufzug quetschen, bevor sich die Türen schlossen.
Die wenigen Sekunden, die die Fahrt dauerte, hatte ich das Gefühl, dass Ziva nur mit Mühe den Drang unterdrücken konnte, aufgeregt von einem Fuß auf den anderen zu treten. Ich sah zu Gibbs, der dies ebenfalls zu bemerken schien und zuckte kaum merklich mit den Schultern. Was war nur passiert, dass sich meine Kollegin auf einmal verhielt, als ob sie einen großen Becher CafPow getrunken hätte? Dass sie ihre undurchdringliche Miene aufgesetzt hatte, war ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas im Busch war.
Ich schluckte unwillkürlich, als das leise Pling ankündigte, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Die Türen glitten beinahe lautlos auseinander und das erste, das mir auffiel, war, dass keine Musik spielte. Selbst wenn McGee der jungen Goth half, wurden die Lautsprecherboxen bis aufs Äußerste belastet und obwohl er nicht gerne diese Musik hörte, wagte er es nicht, in die Nähe der Stereoanlage zu kommen, wollte er nicht riskieren, seinen Kopf zu verlieren. Also weshalb hörte man diesmal keines der schrecklichen Lieder bereits am Flur? War Abby etwa krank?
„Keine Bange, ihr geht es gut“, sagte Ziva, so als ob sie meine Gedanken lesen konnte und verließ den Fahrstuhl, gefolgt von Jethro und mir als Schlusslicht. „Hat sie endlich eingesehen, dass es zum Wohle aller ist, wenn sie uns mit dem Krach verschont?“ fragte ich neugierig. „Du meinst wohl eher zu deinem Wohle“, kam die trockene Erwiderung von Gibbs und ich verzog prompt meinen Mund zu einer Schnute. „Ich weißt doch ganz genau, dass du genauso froh…“ Die restlichen Worte blieben mir im Hals stecken, als wir das Labor betraten und mein Blick automatisch durch die gläserne Tür in den anderen Teil der Forensik fiel â€" meine Augen weiteten sich unwillkürlich.
Bei Abbys Computer saß Darlene und neben ihr McGee, der so aussah, als ob er sich wünschte, ganz weit weg zu sein. Er wirkte verkrampft und seine Finger huschten nicht so flink wie sonst über die Tastatur. Außerdem schien er so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die junge Frau bringen zu wollen, die aber mit ihrem Stuhl sofort die fehlenden Zentimeter wieder aufholte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis McGee mit seinem Sessel so weit weggerutscht war, dass er nicht mehr vor dem PC sitzen würde.

Jethro war mit einem Ruck stehen geblieben, sodass ich in ihn hineinlief und er mir eine Sekunde später einen warnenden Blick zuwarf. „Tschuldigung“, murmelte ich und trat einen Schritt zurück, bemerkte jedoch, dass ihn die Anwesenheit von Darlene genauso überraschte wie mich. Und auf einmal machte Zivas seltsames Verhalten einen Sinn â€" sie hatte gewusst, was â€" oder besser gesagt wer â€" hier unten auf uns warten würde. Sie trug dasselbe Outfit wie gestern, nur kam mir das Oberteil noch enger vor, jedenfalls war ein beachtlicher Teil ihrer Brüste zu sehen. Ihre mit rotem Lippenstift geschminkten Lippen bewegten sich, aber wegen der geschlossenen Tür war es unmöglich etwas zu verstehen â€" es musste aber etwas sein, das McGee nicht wirklich gefiel. Seine Wangen färbten sich leicht rot, er schluckte heftig und konzentrierte sich übertrieben auf die Tastatur.
Ziva konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen und lehnte sich entspannt an den Tisch, an dem Abby stand, die einen kleinen Gegenstand in ihren behandschuhten Händen hielt. „Da seid ihr ja endlich!“ rief sie erfreut und wippte aufgeregt auf und ab, während die Israelin etwas in ihren nicht vorhandenen Bart murmelte, das wie „unbezahlbarer Gesichtsausdruck“ und „schade, dass ich keinen Fotoapparat dabei habe“ klang.
„Hättest du uns nicht vorwarnen können?“ fragte ich grollend und trat zur Seite, sodass ich nicht mehr im direkten Blickfeld zur Tür stand. „Wollte ich ja, aber es hat sich leider keine Möglichkeit ergeben“, antwortete sie und betonte das Wörtchen leider ein wenig hämisch. „Im Fahrstuhl hättest du hinreichend Möglichkeiten gehabt uns einzuweihen.“ „Ja, aber dann wäre dein Gesichtsausdruck nicht so köstlich gewesen. Ich habe gar nicht gewusst, dass du so große Augen machen kannst.“ „Ich habe keine großen Augen gemacht.“ „Da hatte ich aber einen anderen Eindruck gehabt, Tony.“ „Dann solltest du zum Augenarzt gehen. Du brauchst anscheinend eine Brille.“
„Schluss jetzt!“ fuhr Gibbs dazwischen und funkelte uns beide derart intensiv an, dass ich prompt den Kopf einzog und aus seiner Reichweite floh, sodass er mir keinen Klaps verpassen konnte. Dass es ihn in seinen Fingern juckte, war ihm förmlich anzusehen. „Noch ein Wort und ich werde dich wirklich im Kindergarten anmelden, Tony. Und dich gleich mit dazu“, fügte er an Ziva gewandt hinzu, der das Grinsen mittlerweile vergangen war. Abby hingegen blickte amüsiert von einem zum anderen, wobei ihre Rattenschwänze hin- und herschwangen. „Sei nicht so streng mit den beiden, Gibbsman. Kleine Kinder müssen sich hin und wieder austoben.“ „Kleine Kinder?“ entfuhr es mir unwillkürlich und ich verschränkte beleidigt meine Arme vor der Brust. „Ich bin kein kleines Kind.“ „Na ja“, kam es trocken von Jethro und ließ die beiden Wörter im Raum stehen. Obwohl mir eine passende Antwort auf der Zunge lag, entschied ich mich lieber zu schweigen, da ich nicht wollte, dass er mir doch noch eine Kopfnuss verpasste. Stattdessen riskierte ich einen Blick in den anderen Teil des Labors, wo McGee dazu übergegangen war, die Maus hektisch zu bearbeiten, während Darlene ohne Unterbrechung zu reden schien.
„Mit ihrer Hilfe fertigen wir ein Phantombild von Nigel Wilders Freund an“, beantwortete Ziva die unausgesprochene Frage und schlug einen versöhnlichen Tonfall an. „Wie ich vorhin bereits erwähnt habe, ist er mit einem jungen Mann im Sexshop aufgetaucht. Und McGee hatte die Idee mit dem Phantombild. Wir können es anschließend durch die Datenbanken jagen und vielleicht haben wir ja Glück.“ „Glück könnten wir in diesem Fall wirklich einmal gebrauchen“, murmelte ich und seufzte. Mittlerweile hatte die Belustigung über die Überraschung gesiegt und eventuell würde uns Darlene das nächste Mal ja einen Rabatt gewähren, wenn ich ihr schöne Augen machte.

„Also, was hast du für uns, Abbs?“ wollte Gibbs wissen und hob ungeduldig seine Augenbrauen. „Viele Informationen darüber, was man alles in Darlenes Laden kaufen kann. Ich habe gar nicht gewusst, dass ihr sooft dorthin geht. Kein Wunder, dass ihr zu ihren Lieblingskunden gehört, wenn ihr ständig so viel einkauft. Aber leider wollte sie nicht alles verraten, was ihr euch so zulegt. Hat irgendetwas von Kundengeheimnis dahergeredet. Jedenfalls…“ „Abbs!“ riefen Jethro und ich beinahe synchron â€" ich, weil es mir langsam zu bunt wurde und Gibbs, weil er endlich die Ergebnisse haben wollte. Es war nichts Neues, dass Abby ganz hibbelig wurde, wenn es um unser Liebesleben ging und sie ließ keine Gelegenheit aus, mehr darüber zu erfahren. Auch wenn Darlene gerne redete, so schien sie darauf bedacht zu sein, uns als Kunden nicht zu verlieren, indem sie ausplauderte, was wir uns alles kauften. Selbst die Forensikerin hatte anscheinend nicht viel aus ihr herausbekommen, weshalb sie sich lieber den Beweisen gewidmet und es McGee überlassen hatte, das Phantombild zu erstellen.
„Ich schweife wieder einmal ab, oder?“ fragte die junge Goth und wedelte gleich darauf mit dem kleinen Gegenstand in ihrer Hand herum â€" es war ein Streichholzbriefchen. „Das habe ich in einem benutzten Taschentuch gefunden. Keine Ahnung, warum jemand ein leeres Streichholzbriefchen darin einwickelt. Ich kann euch sagen, ihr wollt nicht wissen, was Nigel Wilder alles in seiner Nase hatte, als er sich geschnäuzt hat. Das war wirklich eklig, da sieht der Schleim einer Schnecke noch appetitlicher aus.“ Ich verzog angeekelt den Mund, Ziva rümpfte ihre Nase und Gibbs blickte Abby ungeduldig an, weshalb sie schnell fortfuhr. „Wo war ich? Ah ja, richtig. Das Streichholzbriefchen stammt von einem Swingerclub mit dem Namen Bondage & Gear. Ich habe im Internet ein wenig recherchiert und bin auf deren Homepage gelandet. Jeder, der auf Leder und Fesseln steht, ist dort bestens aufgehoben. Das Penthouse gehört einer Frau, jedenfalls nehme ich das an, da dieses unter dem Namen Lolita gekauft worden ist. Natürlich könnte es auch ein Mann sein, der einen Faible für Frauennamen hat. In der heutigen Zeit weiß man ja nie, auf welche Sachen die Leute so stehen. Hier ist die Adresse“, beendete Abby ihren Redefluss, riss einen kleinen Zettel von einem Block und drückte ihn Gibbs in die Hand.
„Ihr habt Glück, heute ist der Club geöffnet und zwar unter dem Motto Heißer Gruppensex mit Masken und Leder. Viel Spaß, wenn ihr dorthin geht. Die Pforten öffnen sich ab 17:30 Uhr.“ Ich schluckte und blickte zu Jethro, der sich die Adresse einprägte und den Zettel schließlich in seiner Hosentasche verschwinden ließ. „Willst du da hingehen?“ fragte ich eine Spur zögerlich. „Natürlich nicht, Tony. Ich habe mir nur zum Spaß die Adresse eingeprägt und mir alles angehört, was Abby herausgefunden hat.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus. Ich verschränkte erneut meine Arme vor der Brust und zog eine Schnute, die er mit einem Seufzen quittierte.
„Wir sind Ermittler, Tony, und wir können diese Spur nicht einfach ignorieren, nur weil jemand mit dem Namen Lolita heute Gruppensex mit Masken und Leder veranstaltet“, sagte er versöhnlich und ein entschuldigender Ausdruck trat in seine Augen. „Ihr müsst ja nicht mitmachen“, kam es von Ziva, die versuchte, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Wie wäre es, wenn du dorthin gehst?“ fragte ich sie und grinste herausfordernd. „Und du könntest McGee mitnehmen. Er war sicher noch nie in einem Swingerclub.“ „Du etwa?“ fragte Abby neugierig. Ich spürte, wie sich meine Wangen verräterisch röteten und steckte meine Hände in die Taschen meiner Jeans. „Nein“, erwiderte ich viel zu schnell, weshalb mich sofort drei Augenpaare musterten. „Einmal“, nuschelte ich verlegen und sah mit gesenkten Lidern zu Jethro. „Das war im College und meine Freunde haben mich an meinem Geburtstag dorthin geschleppt. Es sollte eine Überraschung werden. Sie haben mir sogar die Augen verbunden“, brabbelte ich so schnell, dass ich beinahe einen Knoten in meine Zunge brachte. „Ich habe noch nie so viele nackte Frauen auf einmal gesehen und… hört auf mich so anzusehen.“ Abby grinste von einem Ohr zum anderen, Ziva kicherte leise und selbst Jethros Mundwinkel zuckten amüsiert.
„Soso, du warst also schon einmal in einem Swingerclub? Dann ist es sicher von Vorteil, wenn ich dich mitnehme anstatt Ziva. Wo du doch mit der Etikette vertraut bist.“ „Jethro“, jammerte ich, aber er blieb stur. „Wer weiß, welche Angebote die uns dort machen. Denen wird es doch egal sein, dass wir Bundesagenten sind.“ „Ist es dir denn lieber, wenn Ziva und ich diese Angebote bekämen?“ „Nein“, murmelte ich und ließ die Schultern hängen. „Aber du hast mir versprochen, dass wir heute pünktlich Feierabend machen, egal ob wir einen schwierigen Fall haben oder nicht.“ „Hey“, sagte er sanft und schloss mich in seine Arme. „Wir werden auch pünktlich Feierabend machen. 30 Minuten werden sicher reichen, um uns dort ein wenig schlau zu machen. Nichts wird mich heute daran hindern, mit dir um 18 Uhr nach Hause zu fahren, Tony, okay?“ Ich nickte leicht und schmiegte mich an ihn. Er drückte mir einen sanften Kuss in meine Haare und ich hätte diesen Moment richtig genießen können â€" obwohl uns Abby und Ziva beobachteten â€" wäre nicht in derselben Sekunde ein schriller Schrei durch das Labor gehallt und hätte uns alle zusammenzucken lassen.

„Da sind sie ja!“ rief Darlene begeistert und zupfte McGee am Ärmel seines Hemdes. Dieser hielt in seiner linken Hand einen Ausdruck und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Ich löste mich aus Gibbs’ Armen, der sich umdrehte und wieder seine übliche Miene aufgesetzt hatte. „Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass die beiden süß sind, Schätzchen?“ wandte sie sich an Tim, der lediglich nickte und in dem Bestreben, sich aus den Fängen der Frau zu befreien, seinem Boss das Blatt Papier reichte. Dass er dafür ein paar Schritte gehen musste, brachte ihn aus der Reichweite von Darlenes Händen.
Der Ausdruck zeigte das Gesicht eines jungen Mannes um die dreißig Jahre. Er war attraktiv und die randlose Brille verlieh ihm ein leicht verruchtes Aussehen. Die Haare fielen ihm lässig in die Stirn und seine linke Augenbraue wurde von einer kleinen Narbe geteilt. „Der ist ja süß“, kam es von Abby und blickte Gibbs über die Schulter. „Kaum zu glauben, dass er auf harte Sachen steht.“ „Und deshalb ist die Chance, dass wir ihn in dem Club antreffen, ziemlich hoch“, erwiderte Jethro und schenkte Darlene ein kleines Lächeln, das ihr die Röte in die Wangen trieb.
„Sie haben uns wirklich sehr geholfen“, sagte er und sie strahlte uns regelrecht an. „Das habe ich doch gerne gemacht, Schätzchen. Es ist ja alles so aufregend. Ich war noch nie bei einer Bundesbehörde und ihr habt ein wirklich schönes Gebäude, ganz anders als man es ständig im Fernsehen sieht. Ich wollte schon immer einmal mithelfen, einen Verbrecher zu jagen. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass er ein Mörder sein soll“, sie deutete auf das Bild in Abbys Händen, „er wirkte so unglaublich nett. Nur ist es ja leider meistens so, dass sich hinter den nettesten Gesichtern die grausamsten Seelen verbergen.“ Ihre Stimme war immer höher geworden und ich konnte nur mit Mühe den Drang unterdrücken, mir die Finger in die Ohren zu stecken.

„Hätten Sie etwas dagegen, mich etwas herumzuführen?“ wechselte sie auf einmal das Thema und nahm McGees Arm wieder in Beschlag. „Ich würde zu gerne euer Büro sehen. Als Dank würde ich Ihnen sogar etwas schenken. Wie wäre es mit einem Lederhalsband? Das würde Ihnen hervorragend stehen.“ „Ja, Bambino und das musst du uns dann aber vorführen. Autsch!“ Anstatt mir einen Schlag auf den Hinterkopf zu geben, hatte mir Gibbs diesmal einen kräftigen Klaps auf den Hintern verpasste, was Darlene mit einem begeisterten Quietschen quittierte.
„Das erinnert mich daran“, sagte sie und kramte in ihrer riesigen Handtasche herum, „dass ich euch etwas mitgebracht habe. Als Geschenk zu eurem Hochzeitstag.“ Eine Sekunde später holte sie zwei große Tuben Gleitgel aus ihrer Tasche und drückte sie mir in die Finger. „Kokos und Kaffee“, meinte sie mit strahlenden Augen. „So wie ich euch beide kenne, halten die Tuben, die ihr euch gestern gekauft habt, nicht lange.“ „Gleitgel mit Geschmack?! Ich wusste ja gar nicht, dass ihr so etwas mögt. Wieso habt ihr nie etwas gesagt?“ kam es von Abby, die das Phantombild einer unverhohlen grinsenden Ziva reichte, mit wehendem Laborkittel auf mich zu eilte und mir die beiden Behälter entriss. Meine Ohren wurden unglaublich heiß, waren wahrscheinlich röter als McGees Wangen. Darlene hängte sich bei ihm ein. „Das wäre nicht nötig gewesen“, meinte Gibbs schließlich und stupste mich an. „Das ist wirklich nett von Ihnen“, fügte ich hinzu. „Das habe ich doch gerne gemacht. Und jetzt bin ich für einen kleinen Rundgang bereit. Wollen wir, Schätzchen?“ Sie zog an Tims Arm, der uns hilfesuchend anblickte.
Ziva löste sich von ihrem Platz an dem Tisch und ging auf die beiden zu. „Ich werde euch begleiten. Ich hätte da sowieso noch eine Frage bezüglich eines Gegenstandes, den ich in Ihrem Geschäft gesehen habe, Darlene.“ „Was für einen Gegenstand?“ fragte ich interessiert, erhielt aber keine Antwort, da die drei bereits aus dem Labor verschwunden waren. Zurück blieben Gibbs, ich und eine Abby, die die Tuben Gleitgel hochhielt als wären sie Siegestrophäen. Sie blickte zwischen uns hin und her und schien darauf zu warten, dass wir ihr jedes noch so kleine Detail erzählten.
Eine halbe Minute später verließen wir das Labor mit den beiden Tuben, die Jethro in seinen Jackettaschen verstaut hatte. Seine Drohung, dass er den CafPowautomaten abbauen lassen würde, hatte Abby davon überzeugt, dass unser Liebesleben doch nicht so interessant war und sie hatte sich schnell wieder ihrer Arbeit gewidmet.

Fortsetzung folgt...
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